Artificial Intelligence & Machine Learning,
In einer Zeit, in der täglich neue KI-Tools entstehen, bietet Literatur den nötigen Raum, um diese Entwicklungen durchzudenken und kritisch zu hinterfragen. Lass dich von den in diesem Beitrag vorgestellten Büchern inspirieren und entdecke, wie Autorinnen und Autoren schon lange die Zukunft mit KI gestalten und diskutieren. Ob technische Fragen, ethische Dilemmata oder gesellschaftliche Auswirkungen – die Bücher, von Mitarbeitenden unseres Departements empfohlen, geben Einblicke und Denkanstösse.
Ich, der Roboter (1950) von Isaac Asimov hat die Diskussionen über KI und Robotik stark beeinflusst. Das Buch ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die Roboter und ihre zunehmende Bedeutung für die Menschheit beschreiben – von Robotern, die Kinder betreuen, bis zu komplexen intelligenten Systemen. Dabei wird gezeigt, wie die Beziehung zwischen Mensch und Maschine immer komplexer wird. Die Rahmenhandlung, welche die Erzählungen verbindet, besteht im Gespräch des Erzählers mit einer fiktiven Roboterpsychologin und beleuchtet die Herausforderungen der KI.
Im Zentrum stehen Asimovs berühmte Robotergesetze:
• Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit Schaden zulassen.
• Ein Roboter muss den Befehlen von Menschen gehorchen, es sei denn, diese widersprechen dem ersten Gesetz.
• Ein Roboter muss seine Existenz schützen, solange dies nicht gegen die ersten beiden Gesetze verstösst.
Diese Gesetze sind die Grundlage für viele ethische Dilemmata in den Geschichten.
Ich, der Roboter hat viele Wissenschaftlerinnen, Künstler sowie die Macher von Filmen und Serien wie Star Wars und Raumschiff Enterprise inspiriert. Abilash Nayak, der bis vor kurzem in unserem AI Robotic Labs forschte, empfiehlt das Buch.
Leben 3.0 des MIT-Physikers Max Tegmark wurde 2017 veröffentlicht. Es verbindet wissenschaftliche Fakten und mögliche Zukünfte der KI mit philosophischen Fragen.
Die Geschichte handelt von einer fiktiven Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die eine sogenannte «Superintelligenz» erschaffen. Diese KI übernimmt die Welt auf kluge und fürsorgliche Weise. Der Autor führt das Konzept des «Leben 3.0» ein. Damit meint er eine neue Lebensform, die ihre eigene «Hardware» (den Körper) und «Software» (den Geist) verändern kann.
Das Buch skizziert Szenarien, in denen das Leben 3.0 Fähigkeiten erreicht, die heute unvorstellbar erscheinen: Leben 3.0 könnte zum Beispiel Millionen Jahre überdauern, riesige Mengen Wissen speichern, alle Wissenschaften beherrschen und ohne Raumfahrzeuge ins Weltall reisen.
Im letzten Teil des Buches stellt Tegmark Fragen zur Zukunft von KI: Welche Chancen und Risiken entstehen? Was geschieht, wenn Maschinen eines Tages intelligenter sind als Menschen? Wie können wir sicherstellen, dass fortgeschrittene KI der Menschheit nützt?
Dieses Buch ist eine Empfehlung unseres Co-Heads des AI Robotic Labs, Björn Jensen. Er fand es gleichermassen beeindruckend wie beängstigend.
Ein Favorit unserer AI-Dozierenden! Donnacha Daly und Catherine Hayden verweisen oft auf Artificial Intelligence: A Guide for Thinking Humans (2021) von Melanie Mitchell. Die Informatikerin und Expertin für Komplexitätstheorie erklärt darin zentrale KI-Konzepte.
Mitchell gibt einen nüchternen Überblick, was die Technologie kann. Sie spricht über Probleme, die sie mit sich bringt und die andere übergehen. Besonders wertvoll ist ihre klare Korrektur gängiger Missverständnisse und die Abgrenzung von Science-Fiction.
Auch wenn seit der Veröffentlichung neue Entwicklungen wie ChatGPT hinzugekommen sind, bleibt das Buch eine solide Quelle. Es richtet sich an Lesende, die ein realistisches Bild Künstlicher Intelligenz gewinnen möchten und sich für deren ethische und gesellschaftliche Auswirkungen interessieren.
Der chilenische Autor Benjamin Labatut ist bekannt für seine Werke, die historische Fakten mit fiktionalen Elementen verknüpfen. Damit macht er komplexe wissenschaftliche Themen zugänglich. The Maniac (2023) ist ein Buch über die Ursprünge der KI und ihren möglichen Einfluss auf die Zukunft.
Im Zentrum steht der berühmte Wissenschaftler John von Neumann. Er entwickelte den ersten programmierbaren Computer und die Spieltheorie. Er legte die Grundlagen für KI (siehe auch Buch 7 auf der Liste) und digitale Technologien. Ausserdem war er an der Entwicklung der Atombombe beteiligt.
Labatut verwebt seine Lebensgeschichte mit der von Paul Ehrenfest. Ehrenfest war ein Physiker, der im Deutschland der 1930er-Jahre lebte. Er sah die gefährlichen Entwicklungen der Wissenschaft voraus. Neben von Neumann treten auch andere grosse Denker der Zeit auf, etwa Alan Turing. Der Roman thematisiert den Drang der Forschenden, die Wissenschaft immer weiter voranzubringen – oft ungeachtet der Folgen.
Am Ende des Buches springt die Geschichte fast ein Jahrhundert in die Zukunft und beschreibt das berühmte Duell zwischen dem Go-Meister Lee Sedol und der KI AlphaGo. Es endet mit dem Hinweis auf den Forscher Demis Hassabis, der 2024 den Nobelpreis für die Nutzung von KI in der Biochemie und -physik erhielt.
Das Buch ist eine Empfehlung von Alessandro Motta, der bis vor kurzem im Applied AI Research Lab forschte.
Der Superstar der Literatur Ian McEwan setzt sich in seinem Roman Maschinen wie ich (2019) mit den Themen Menschlichkeit und KI auseinander. Der Roman spielt im England der 1980er-Jahre, jedoch in einer alternativen Realität, in der die technologische Entwicklung weit fortgeschritten ist.
Der Roman handelt von Charlie, der sich einen täuschend echt wirkenden humanoiden Roboter namens Adam anschafft. Die Geschichte dreht sich um das komplizierte Dreiecksverhältnis zwischen Charlie, seiner Nachbarin Miranda und Adam. Adam wird bald mehr als nur ein Roboter: Er ist gleichzeitig untergeben und Charlie moralisch überlegen, was die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verwischt. Diese Beziehungen werfen die Frage auf, was es bedeutet, menschlich zu sein. Kann Adam tatsächlich denken, fühlen oder sogar lieben?
Das Buch ist der Favorit von Ben Haymond, Englisch-Dozent und selbst Buchautor.
Ein weiterer Autor, der sich mit der Frage beschäftigt, wo die Maschine aufhört und wo der Mensch beginnt, ist der Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro.
In diesem Buch ist die Protagonistin – Klara – eine künstliche Freundin. Gedacht ist sie als Spielzeug und Begleiterin in einer leicht dystopischen Welt der Zukunft, in der Kinder ohne soziale Kontakte zu Gleichaltrigen aufwachsen. Als Klara von der kränklichen Josie aufgenommen wird, beginnen wir und auch Klara selbst diese Welt der Menschen zu verstehen.
Der Schreibstil in Klara und die Sonne (2021) ist eigenwillig, doch für unsere Dozentin Catherine Hayden stellt das Buch grossartige Fragen zum Thema Anthropomorphismus, also dass wir Objekten menschliche Eigenschaften zuschreiben. Auch in unserem Bachelor in Artificial Intelligence & Machine Learning im Modul «Philosophie, KI und Kunst» referenziert sie auf dieses Buch sowie auf Ich, der Roboter.
Am Ende unserer Liste kehren wir zurück zu den Wurzeln und theoretischen Grundlagen der KI. Der Vater des modernen Computers John von Neumann verfasste diese Notizen 1958 kurz vor seinem Tod und legte damit den Grundstein für spätere Diskussionen über die Verbindung von Biologie und Informatik.
In diesem Werk untersucht er die Parallelen und Unterschiede zwischen dem menschlichen Gehirn und der Funktionsweise von Computern.
Von Neumanns Werk ist ein Klassiker, der die theoretischen Überlegungen in den Fokus rückt und zeigt, wie frühe Ideen die späteren Fortschritte in der Neurobiologie und der Informatik beeinflusst haben.
Obwohl das Buch keine aktuellen Entwicklungen der KI behandelt, ist es heute noch relevant. Dies schreibt auch der Futurist Ray Kurzweil im Vorwort. Kurzweil ist unter anderem für seine eigenen Überlegungen zur Beziehung zwischen Technologie und Intelligenz bekannt. Erfahre mehr zu ihm in unserem Beitrag: Zehn Bücher, die du kennen solltest.
Das Buch ist eine Empfehlung von Alessandro Motta, der bis vor kurzem im Applied AI Research Lab forschte.
Diese sieben Bücher zeigen, dass KI weit mehr ist als nur eine technische Entwicklung. Sie fordert unsere Vorstellungen von Menschlichkeit, Ethik und Zukunft heraus. Sie eröffnet Chancen, wirft aber auch Fragen auf. Was macht uns menschlich? Wie können wir sicherstellen, dass fortschrittliche KI der Menschheit dient und nicht schadet? Die Quintessenz ist, dass der Umgang mit KI nicht nur technisches Wissen, sondern auch philosophische und moralische Überlegungen erfordert.
Und jetzt sind unsere Leserinnen und Leser gefragt: Welche KI-Bücher haben euch beeindruckt? Hinterlasst uns eure Empfehlungen in den Kommentaren.
Veröffentlicht am 7. November 2024
Von: Yasmin Billeter
Lesetipp: Weitere Buch-Tipps gefällig? Siehe dazu unsere Sieben Bücher aus der Welt der Informatik, die du gelesen haben musst sowie unsere Fortsetzung Zehn Bücher, die du kennen solltest.
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Kommentare
2 Kommentare
Annika
Atlas of A.I. (Kate Crawford) https://rzs.swisscovery.org/discovery/fulldisplay?docid=alma9914304586605505&context=L&vid=41SLSP_RZS:VU06&lang=de&search_scope=MyInst_and_CI&adaptor=Local%20Search%20Engine&tab=41SLSP_RZS_MyInst_and_CI&query=any,contains,Atlas%20ai&offset=0
Martin Schmid
Dies sind zwei Bücher die ich sehr gut finde: - The coming wave (Mustafa Suleyman) - 2030 Wie viel Mensch verträgt die Zukunft (Sven Gabor Janszkey / 2bAHEAD)
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.