Gesellschaft & Ethik

Sieben IT-Frauen, die du kennen musst

Sieben IT-Frauen, die du kennen musst
Ihr Code brachte Menschen zum Mond. Margaret Hamilton leitete das Software-Team der Apollo-11-Mission, während ihr Kind unter dem Schreibtisch spielte. Und ganz nebenbei etabliert sie Prinzipien des Programmierens, die bis heute gelten. (Bild: Wikimedia)

Ohne sie sähe unsere Welt anders aus: Frauen, die trotz vieler Hindernisse in der Technologie Grosses geleistet haben. Sie entwickelten Algorithmen, programmierten für die Mondlandung, schufen Netzwerke und trieben die künstliche Intelligenz voran. Diese Errungenschaften zeigen, dass Frauen in der IT unverzichtbar sind – auch wenn ihr Beitrag oft zu wenig gewürdigt wurde.

Heute könnte man den Eindruck gewinnen, dass die IT von Männern dominiert wird. Tatsächlich sind in der Informatik männliche Studierende weiterhin in der Überzahl. Auch an der HSLU – Informatik ist lediglich etwa jede fünfte Studierende eine Frau: Frauen machen 16 Prozent der Bachelor- und 20 Prozent der Masterstudierenden aus.

Doch diese Zahlen spiegeln den tatsächlichen Einfluss von Frauen in der IT nicht wider. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Frauen haben die IT revolutioniert. Ihre visionäre Arbeit und ihr Mut sind bis heute prägend. «Oft wurden bemerkenswerte Frauen nicht in gleichem Masse gefeiert wie ihre männlichen Kollegen», sagt Ben Haymond, Wirtschaftsenglisch-Dozent an der HSLU. Er hat diese Liste von IT-Pionierinnen zusammengestellt, die uns daran erinnern, wie wichtig Vielfalt und Gleichberechtigung in Wissenschaft und Technologie sind.

Ada Lovelace (1815–1852): Die erste Programmiererin der Welt

Ada Lovelace gilt als die erste Computerprogrammiererin der Welt. Sie war die erste Person, die einen Algorithmus für eine Maschine entwickelte – einen Vorläufer moderner Computerprogramme. Geboren in London als Tochter des berühmten Dichters Lord Byron, zeigte sie früh Interesse an Mathematik. Mit 17 Jahren lernte sie den Mathematiker Charles Babbage kennen, mit dem sie an der «Analytical Engine» arbeitete, einem frühen mechanischen Computer.

Lovelace erkannte, dass solche Maschinen mehr könnten, als nur Zahlen berechnen. Diese visionären Ideen legten den Grundstein für die Programmierung, wie wir sie heute kennen. Zu Lebzeiten wurde ihr Beitrag kaum gewürdigt. Heute jedoch tragen Programmiersprachen, Strassen und wissenschaftliche Preise ihren Namen.

Die mathematische Wissenschaft zeigt, was ist. Sie ist die Sprache der unsichtbaren Beziehungen zwischen Dingen. Aber um diese Sprache zu nutzen und anzuwenden, müssen wir in der Lage sein, das Unsichtbare, das Unbewusste vollständig zu erfassen, zu fühlen und zu begreifen.

Ada Lovelace

Grace Hopper (1906–1992): Die Mutter der Programmiersprachen

Grace Hopper wurde in New York City geboren und war eine berühmte Informatikerin und Offizierin der US Navy. Während des Zweiten Weltkriegs schloss sie sich der Marine an, um ihrem Land zu dienen. Sie war eine der ersten Programmiererinnen des Harvard-Mark-I-Computers. Hopper entwickelte den ersten Compiler, ein Programm, das menschliche Sprache in Computersprache übersetzt. Diese Arbeit legte den Grundstein für COBOL, eine Programmiersprache, die auch heute noch genutzt wird.

Grace Hopper ist die wohl bekannteste US-amerikanische Computerpionierin. Sie gilt als Erfinderin des Compilers, Entdeckerin der Computer-Bugs, und sie war Admiralin der US-Navy.

Es ist leichter, um Vergebung zu bitten, als eine Genehmigung zu bekommen.

Grace Hopper

Der Begriff «Bug» für einen Fehler im Computer stammt ebenfalls von Hopper. Sie entdeckte eine echte Motte in einem Relais des Harvard-Mark-II-Computers, die einen Fehler verursachte. Grace Hopper zeigte ausserdem, wie wichtig standardisierte und leicht verständliche Software ist. Sie spielte eine zentrale Rolle in der Entwicklung moderner Informatik und der weltweiten Digitalisierung.

Margaret Hamilton (1936 – heute): Software-Pionierin für die Mondlandung

Margaret Hamiltons Arbeit war entscheidend für die erfolgreiche Mondlandung von Apollo 11. Hamilton begann ihre Karriere am MIT. Dort arbeitete sie zunächst an Software für Wettervorhersagen und am SAGE-Projekt, einem Luftverteidigungssystem. Im Rahmen des Apollo-Programms der NASA übernahm sie als Direktorin am Instrumentation Laboratory des MIT die Leitung des Software-Teams. Sie und ihr Team entwickelten die Flugsoftware, die Apollo 11 sicher zur Mondlandung und zurückbrachte.

Hamilton prägte den Begriff «Software Engineering», um die Bedeutung der Softwareentwicklung hervorzuheben. Sie schuf Standards, die bis heute bei kritischen Anwendungen, vor allem in der Luft- und Raumfahrt, verwendet werden.

Rückblickend betrachtet waren wir die glücklichsten Menschen der Welt. Es gab keine andere Wahl, als Pioniere zu sein; keine Zeit, Anfänger zu sein.

Margaret Hamilton

Margaret Hamiltons Arbeit hat die Entwicklung der Softwaretechnik revolutioniert. Sie bewies, wie wichtig präzise, fehlerfreie Software für komplexe Systeme ist.

Radia Perlman (1951 – heute): Die Mutter des Internets

Radia Perlman ist eine amerikanische Informatikerin und Netzwerktechnikerin. Ihre Erfindung bildet die Grundlage des modernen Internets. Perlman entwickelte das Spanning Tree Protocol (STP). Dieses Protokoll ermöglicht es, Netzwerke effizient zu organisieren, indem es Schleifen verhindert. Ohne STP wären grosse Netzwerke wie das Internet nicht stabil oder zuverlässig nutzbar.

Mit über 100 Patenten zählt Perlman zu den einflussreichsten Pionierinnen in der Netzwerkarchitektur. Ihre Arbeit hat die Art und Weise revolutioniert, wie Menschen Daten austauschen und weltweit kommunizieren.

Es gibt dieses Klischee über Ingenieure, dass sie immer Dinge auseinandernehmen. Ich habe nie etwas auseinandergebaut. Es ist mir nie eingefallen, das zu tun. Ich hätte angenommen, dass ich es kaputt mache oder einen Stromschlag bekomme.

Radia Perlman

Frances Allen (1932–2020): Wegbereiterin der Hochleistungsrechner

Frances Allen war eine amerikanische Informatikerin, die die Entwicklung von Hochleistungsrechnern und Compilern revolutionierte. Sie begann ihre Karriere bei IBM, wo sie 45 Jahre lang arbeitete. Dort entwickelte sie Technologien, die die Geschwindigkeit und Effizienz von Computern erheblich verbesserten.

Allen spezialisierte sich auf die Optimierung von Compilern und die Parallelisierung von Programmen. Diese Technologien ermöglichen es, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu verarbeiten, was die Leistung moderner Computer erheblich steigert. Ihre Innovationen sind essenziell für Supercomputer und Anwendungen wie das maschinelle Lernen.

2006 wurde Frances Allen als erste Frau mit dem Turing Award ausgezeichnet – einer der höchsten Ehrungen in der Informatik. Dies würdigt ihre herausragenden Beiträge zur Computertechnologie.

Katherine Johnson (1918-2020): Mathematikerin der Raumfahrt

Katherine G. Johnson.

Katherine Johnson war eine herausragende Mathematikerin, deren Berechnungen die Grundlage für die Erfolge der bemannten Raumfahrt der USA legten. Johnson zeigte schon früh aussergewöhnliche mathematische Fähigkeiten und begann mit nur 15 Jahren ihr Studium. Später spezialisierte sie sich auf Mathematik. Sie wurde eine der ersten schwarzen Frauen, die bei der NASA arbeitete.

Alles war so neu – die ganze Idee, ins All zu fliegen, war neu und mutig. Es gab keine Lehrbücher, also mussten wir sie schreiben.

Katherine Johnson

Ihre präzisen Berechnungen der Orbitalmechanik waren entscheidend für die ersten bemannten Raumflüge der USA, einschliesslich John Glenns Erdumrundung im Jahr 1962, sowie für die Apollo-Mondmissionen. Da es damals keine Lehrbücher für die Raumfahrt gab, musste Johnson mit ihrem Team die Grundlagen selbst entwickeln.

Der Film Hidden Figures stellt drei afroamerikanische Frauen in den Mittelpunkt, die für den Erfolg der frühen Raumfahrt entscheidend waren. Die bekannteste davon war Katherine Johnson.

Als schwarze Frau in einer Zeit starker Diskriminierung durchbrach Johnson rassistische und geschlechtsspezifische Barrieren. Sie inspirierte andere, indem sie zeigte, dass Talent und Entschlossenheit keine Grenzen kennen.

Katherine Johnson schrieb Geschichte in Wissenschaft und Raumfahrt. Sie legte nicht nur die mathematische Grundlage für den Weg ins All, sondern auch für mehr Gleichberechtigung.

Fei-Fei Li (1975 – heute): Pionierin der Künstlichen Intelligenz

Fei-Fei Li ist eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Ihre Arbeit hat die Bildverarbeitung und das Deep Learning revolutioniert und prägt die ethische Nutzung von KI.

Fei-Fei Li zählt zu den führenden Forschern bei der künstlichen Intelligenz weltweit.

Fei-Fei Li wurde in China, geboren. Mit 15 Jahren zog sie in die USA und studierte später Physik an der Princeton University.

Li ist vor allem bekannt für die Entwicklung von ImageNet, einem umfangreichen Datensatz, der die Grundlagen der modernen Bildverarbeitung schuf. ImageNet ermöglichte enorme Fortschritte im Deep Learning, insbesondere bei der Erkennung und Analyse von Bildern durch Computer. Diese Technologie wird heute in vielen Bereichen eingesetzt, von selbstfahrenden Autos bis zur Medizin.

KI ist nicht das beängstigende Ding der Zukunft. Sie ist schon jetzt Teil unseres Lebens.

Fei-Fei Li

Als Mitbegründerin des Stanford Human-Centered AI Institute (HAI) fördert Fei-Fei Li eine KI, die ethisch, nachhaltig und auf den Menschen ausgerichtet ist. Sie setzt sich dafür ein, dass KI-Anwendungen das Leben verbessern, beispielsweise in der Medizin, Bildung und Robotik.

Fei-Fei Li hat nicht nur die technische Entwicklung der KI vorangetrieben, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur ethischen Diskussion geleistet.

Und jetzt sind unsere Leserinnen und Leser gefragt: Welche IT-Frauen haben euch beeindruckt? Hinterlasst uns eure Empfehlungen in den Kommentaren.

Ben Haymond

Unser Wirtschaftsenglisch-Dozent Ben Haymond hat diese Liste von IT-Pionierinnen zusammengestellt. Neben seinem Unterricht schreibt Haymond auch Romane und ist Vorsitzender des Dozierendenverbandes.

Veröffentlicht: 22. November 2024
Autor: Ben Haymond (redaktionelle Bearbeitung: Yasmin Billeter)

Lesetipp: Weitere Tipps gefällig? Siehe dazu unsere Sieben VR-Games, die du gespielt haben musst oder die Sieben Bücher aus der Welt der Informatik, die du gelesen haben musst.

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