8. April 2021
Die private Vorsorge ist ein Wachstumsmarkt, dessen Entwicklung mit Hilfe von digitalen Lösungen noch weiter an Fahrt gewinnen dürfte. Eine hoch standardisierte, digitalisierte und gleichzeitig auch individualisierbare Lösung scheint in diesem (durchschnittlich) kleinvolumigen Markt der wertpapiergebundenen Säule 3a der richtige Weg in die Zukunft zu sein. Angebote wie Viac, Sparbatze, Selma, Descartes Vorsorge, finpension, Volt 3a oder frankly von der Zürcher Kantonalbank halte ich entsprechend für attraktiv. Ein Jahr nach der Lancierung habe ich von der Zürcher Kantonalbank zu frankly verschiedene spannende Informationen und Fakten erhalten, wie sich die Nutzerzahlen entwickelt haben und wie das Nutzerprofil aussieht. Des Weiteren zeige ich auf, welche neue Funktionen dazukommen und – in einem kurzen Interview – welche Erwartungen der CEO der ZKB, Martin Scholl, an die Zukunft in Bezug auf frankly hat.
Bereits vor mehr als einem Jahr hatte ich frankly erstmals getestet und in einem Blog-Artikel ausführlich darüber berichtet. Dabei hatte ich vor allem die tiefen Gebühren, den einfachen und kostenlosen Transfer bestehender Gelder zu frankly, die Flexibilität und den Community Rabatt als interessante und innovative Bestandteile der Lösung hervorgehoben. Hingegen hatte ich damals erwartet, dass die Lösung künftig auch ins E-Banking integriert und Desktop- oder Tablet-Lösungen angeboten werden (was bis heute noch nicht geschehen ist). Nach einem Jahr habe ich von der Zürcher Kantonalbank verschiedene Angaben zur Entwicklung der Nutzerzahlen und dem Nutzerprofil erhalten. Daneben wurden mir auch Einblicke in neue Entwicklungen gewährt.
Wie wird frankly derzeit genutzt?
Nachfolgend werde ich anhand der mir von frankly zur Verfügung gestellten Informationen zuerst auf das Nutzerprofil und die Nutzung des Angebots eingehen.
Nutzung
Nutzerprofil
Neue Funktionen von frankly
Mit dem App Release von Ende März hat frankly die folgenden Aspekte ergänzt:
So beurteilt Martin Scholl die Situation – das Interview
Wenn man den speziellen und infolge der Pandemie sicherlich nicht nur vorteilhaften Lancierungs-Zeitpunkt betrachtet, dann sind wir mit dem bisherigen Ergebnis zufrieden. Erfreulich ist vor allem, dass derzeit rund CHF 80-100 Mio. pro Monat dazukommen.
Wir haben damit sicherlich keinen Paradigmen-Wechsel eingeleitet und werden auch künftig nur sehr selten einzelne Produkte in den Vordergrund stellen. Bei frankly haben wir das gemacht, weil wir das Produkt pushen und schnell auch schweizweit bekannt machen wollen. In der Vergangenheit hatten wir ähnliche Marketing-Mittel in Homegate investiert – mit dem Resultat, dass Homegate heute das bekannteste Immobilienportal der Schweiz ist.
Zuerst einmal räumen wir damit mit alten Paradigmen auf: Ein höherer Aktienanteil ist nicht mehr teurer als ein tiefer Aktienanteil. Zudem sind aktive und passive Strategien nun gleich teuer. Auf der anderen Seite: Ja, es gibt eine gewisse Kannibalisierung. Es gibt tatsächlich bestehende ZKB-Kunden, welche ihr Säule 3a-Konto zu frankly transferiert haben. Bei vielen dieser Kunden ist das aber sogar eine «positive Kannibalisierung»: Diese Kunden haben bei frankly nämlich oftmals den höheren Wertschriften-Anteil als noch zuvor. Aus finanzieller Sicht ist das für uns also nicht negativ.
Wenn man ein solches Produkt lanciert und auch bewusst ein aggressives Pricing wählt, hat man das klare Ziel, einer der relevantesten Marktteilnehmer in der Schweiz zu werden in diesem Segment. Damit das passiert, müssen wir mindestens CHF 10 Milliarden Volumen haben. Ob das in fünf oder acht Jahren der Fall sein wird, werden wir sehen.
Natürlich ist der Gesamtumsatz – auch wenn CHF 10 Milliarden in frankly investiert sind – für eine Bank in der Grössenordnung der ZKB nicht signifikant spürbar auf der «Top Line». Gleichzeitig sind diese Erträge auch ein weiterer wichtiger Puzzle-Stein in unserer Diversifikationsstrategie
Fazit
Wie unsere gemeinsam mit Raiffeisen und der Bank Vontobel publizierte Studie zum Thema «Digitales Anlegen» aufgezeigt hat, können sich 22 Prozent der befragten Personen vorstellen, bereits in den nächsten 12 Monaten einen gewissen Prozentsatz des Säule-3a-Geldes digital anzulegen. Dabei sind vor allem Männer, überdurchschnittlich gutverdienende Menschen, Personen, die in der Deutschschweiz leben und jüngere Personen offen und interessiert an Online-Lösungen. Dieses Profil passt ziemlich gut auch in das typische «frankly-Profil», wie ich es oben vorgestellt habe.
Das in der Studie eruierte Potenzial und Interesse auf Kundenseite zeigt auf, dass die entsprechenden Angebote auch in Zukunft stark wachsen werden – und vor allem «traditionelle» Säule 3a Produkte von Banken unter Druck bringen wird.
Kommentare
2 Kommentare
Roy
8. April 2021
Ist die Annahme wirklich realistisch, dass die Bank davon ausgehen kann, dass neue Kunden im Durchschnitt noch ca 25 Jahre Geld einzahlen werden? Wir leben in einer Zeit in der sich alles viel schneller verändert als noch vor 20 Jahren. Als Beispiel müssen wir nur die digitalen 3a Lösungen anschauen, welche innerhalb von den letzten 5 Jahren auf den Markt gekommen sind. Wer weiß schon welche attraktiven Angebote es in 5, 10 oder 25 Jahren auf dem Markt geben wird? Ob diese dann von Frankly sind oder von anderen Anbietern wird sich zeigen. Daher würde ich vorsichtig sein mit der Annahme, dass Kunden noch 25 Jahre Geld auf ihre 3a Lösung einzahlen wird.
Patrick Huber
8. April 2021
Wäre natürlich zu Beginn spannend zu sehen, in wie weit Frankly «im eigenen ZKB-Revier» wildert – Absatzkanal Filialbank/Produktgebühren. So oder so: es ist eine hohe Dynamik im Sparen 3a-Markt. – die hohen Kosten in der Säule 3a sind am Sinken – Digitalisierung des Retailbankings voranbringen / digital hilft hiesigen «wechselfaulen» Sparern Starke Leistung von VIAC. Und mit ZKB, GKB (Gioia) und Co. gibt es für den Konsumenten eine breite und verständliche Auswahlmöglichkeit.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.