21. Juni 2021
Der Zugang zu Bargeld soll für die Bevölkerung trotz dessen abnehmender Bedeutung als Zahlungsmittel auch weiterhin gewährleistet bleiben. Derzeit sind Bancomaten für den Bezug von Bargeld zentral. Deren effizienter Betrieb wird aber zunehmend zu einer Herausforderung für die Banken. Geringere Transaktionsvolumina führen aufgrund der hohen Fixkosten einer Bargeld-Infrastruktur zu steigenden operativen Kosten pro Transaktion. Im heutigen Blog zeige ich daher auf, wie sich die Bargeldversorgung in der Schweiz in den kommenden Jahren entwickeln könnte und welche Rolle Banken dabei spielen werden.
Bargeld ist noch immer sehr wichtig in der Schweiz. Gemäss der im Jahr 2017 von der SNB durchgeführten Zahlungsmittelumfrage ist Bargeld das meistgenutzte Zahlungsmittel von Privathaushalten in der Schweiz. Gleichzeitig kann man anhand von verschiedenen Statistiken feststellen, dass die Relevanz von Bargeld – zumindest als Zahlungsmittel – im Alltag abnimmt. Wie ich im Rahmen eines anderen Blog-Artikels einmal aufgezeigt habe, schwindet der Vorsprung von Bargeld auf andere Zahlungsmittel zunehmend. In den nächsten zwei Jahren wird die Debitkarte in Bezug auf das Volumen das wichtigste Zahlungsmittel der Schweiz. Zudem werden die Mobile Payment-Anbieter die Relevanz von Bargeld weiter reduzieren. Obwohl Bargeld in Zukunft an Bedeutung verlieren wird, werden wir auch mittel- bis langfristig nicht in einer völlig bargeldlosen Schweiz leben. Zudem hat sich auch in der Pandemie gezeigt, dass die Bedeutung von Bargeld für die Gesellschaft gerade in Krisenzeiten unbestritten hoch ist. So konnte man beispielsweise beobachten, dass Bargeld als Wertaufbewahrungsmittel wieder an Bedeutung gewonnen hat. Bargeld ist in der Schweiz auch ein wichtiger Vertrauensanker für die Bevölkerung.
Der Zugang zu Bargeld soll entsprechend trotz der abnehmenden Bedeutung von Bargeld als Zahlungsmittel auch weiterhin gewährleistet bleiben.
Die Bancomaten bleiben die beliebteste Bezugsquelle für Bargeld in Europa, wie auch die EZB in ihrer Studie «Space» vom Dezember 2020 bestätigt. Als Betreiber der Bancomaten stehen Banken aber angesichts von geringeren Bargeld-Transaktionen vor der Herausforderung, ihre Bancomaten auch künftig wirtschaftlich betreiben zu können.
Die jährlichen Kosten für die Bargeldversorgung werden in einem Whitepaper von SIX («The Future of Money») auf rund CHF 900 Millionen für den Bankensektor und auf rund CHF 1.3 Milliarden für den Detailhandel beziffert. Als einer der Kostentreiber aus Bankensicht wurde dabei die Anzahl an Bancomaten identifiziert. Die Zahl der Bancomaten hat sich gemäss SNB-Statistik zwischen 2005 und 2019 stetig erhöht. Seit 2020 nimmt die Zahl hingegen wieder etwas ab. Per März 2021 gibt es hierzulande 6’881 Geldautomaten (vgl. Abbildung 1). Dieser Trend hat wohl nicht zuletzt gedreht, weil Investitionskosten und Betrieb eines Automaten teuer sind.
Ein Gerät dieser Art kostet einmalig und abhängig von den Funktionalitäten (z.B. Einzahlungsmöglichkeiten) und inklusive dem Einbau ca. CHF 40’000 bis CHF 90’000.Danach fallen wiederkehrend (abhängig von der Standortmiete und der Videoüberwachung) rund CHF 15’000 bis CHF 40’000 Unterhalt pro Jahr an.
Auch die Zahl der Bargeldabhebungen an Bancomaten hat sich gemäss Statistiken in den vergangenen Jahren stark reduziert.
Banken müssen reagieren
Die Retailbanken werden in Anbetracht der sinkenden Margen auch künftig gezwungen sein, ihre Betriebskosten weiter zu optimieren. Entsprechend müssen sie auf das veränderte Kundenverhalten in Bezug auf die Bancomaten-Transaktionen eine Antwort haben. Dabei muss einerseits die Anzahl der Bancomaten als auch die (Effizienz der) Bewirtschaftung kritisch hinterfragt werden. Geringere Transaktionsvolumina führen aufgrund der hohen Fixkosten einer Bargeld-Infrastruktur zu steigenden operativen Kosten pro Transaktion.
Schweizer Banken sind bisher nicht untätig geblieben in Bezug auf die Effizienzsteigerungen in der Bargeldversorgung. Die folgenden Massnahmen konnten beobachtet werden (nicht abschliessend)
Optionen für die Bargeldversorgung der Zukunft
Wie wird in Zukunft die Bargeldversorgung in der Schweiz sichergestellt werden? Nachfolgend versuche ich einige Optionen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – aufzuzeigen und einzuordnen.
Die obigen Möglichkeiten schliessen sich gegenseitig natürlich nicht aus. Vielmehr kann es sein, dass mehrere der oben vorgestellten, sich teilweise auch ergänzenden Optionen (und möglicherweise auch noch weitere) zur Anwendung kommen.
Fazit und Ausblick
Der Zugang zu Bargeld soll für die Bevölkerung trotz der abnehmenden Bedeutung von Bargeld als Zahlungsmittel auch weiterhin gewährleistet bleiben. Derzeit sind die Bancomaten die beliebteste Bezugsquelle für Bargeld. Zukünftig müssen Banken sich aber überlegen, wie sie die Bancomaten einigermassen effizient betreiben können. Geringere Transaktionsvolumina führen aufgrund der hohen Fixkosten einer Bargeld-Infrastruktur zu steigenden operativen Kosten pro Transaktion. Die Effizienzgedanken sollten aber auch noch mit Überlegungen zum Thema «Branding» verbunden werden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass künftig und in einem ersten Schritt der Bargeldversorgungsprozess weiter verschlankt und optimiert wird. Viele Banken sind derzeit noch nicht bereit, ihre «Logo-Präsenz» an Bancomaten aufzugeben, möchten und müssen aber ihre Kosten weiter reduzieren. In einem zweiten Schritt erwarte ich, dass das ATM-Netzwerk in der Schweiz ausgedünnt wird und möglicherweise verstärkt Kooperationen zwischen Instituten geschaffen werden. Schliesslich könnte es sein, dass die Bargeldversorgung nicht mehr nur von Banken, sondern verstärkt auch über den Einzelhandel sichergestellt wird. Die entsprechenden Schritte können sich durchaus auch parallel entwickeln.
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