Bei der diesjährigen Konferenz „Innovationen im Banking“ am IFZ haben wir mit zehn Referentinnen und Referenten spannende Entwicklungen im Schweizer, Deutschen und Britischen Bankenmarkt diskutiert. Die Konferenz konzentrierte sich auf die Themen Banking Infastructure, Data driven Banking und Touchpoints. Dazu wurde die digitalste Retailbank im Privatkundengeschäft ausgezeichnet. In unserem heutigen Blog fassen wir die wichtigsten Aussagen zusammen.
Abbildung 1: Impressionen der Konferenz
Begrüssung und Vorstellung der Studie «Die digitalsten Retailbanken der Schweiz»
Prof. Dr. Andreas Dietrich, IFZ der Hochschule Luzern
Andreas Dietrich stellt die Studie «Die digitalsten Retailbanken der Schweiz» vor, welche die Hochschule Luzern in Kooperation mit e.foresight erstellt hat. Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie hier.
Building an award-winning bank – the perfect marriage of culture and technology
Nida Sattar, Head of Product – Payments, Allica Bank und
Paul Payne, CTO of SaaScada
Allica ist eine sehr schnell wachsende Challenger-Bank aus England und fokussiert sich auf etablierte KMU mit 5 bis 250 Mitarbeitern.
Der Aufbau eines Kernbankensystems auf der grünen Wiese war für die erst fünf Jahre junge Bank eine immense Herausforderung. Gleichzeitig ermöglichte dies die Entwicklung schlanker und „altlastenfreier“ Prozesse. Ältere Kernbankensysteme sind oft noch auf „offline“ Prozesse ausgelegt. Die Cloud-native Architektur von Allica ist im Gegensatz zu herkömmlichen Lösungen besser skalierbar und flexibler. Für diese Umsetzung hat sich die Bank für eine Zusammenarbeit mit SaaScada entschieden.
SaaScada ist auch in der Schweiz aktiv und hat beispielsweise für Yapeal und Relio Kernbanklösungen bereitgestellt. Aus Sicht von Allica und SaaScada ist es wichtig, dass der Übergang zu einer neuen Kernbanklösung „Schritt für Schritt“ erfolgt.
Data-driven empowerment – breaking the cycle of consumer vulnerability
Savannah Price, CEO Serene
Serene ist eine „Vulnerability Management Platform“, die es ermöglicht, gefährdete Personen in Echtzeit zu erkennen. Die Idee entstand aus den persönlichen Erfahrungen der Gründerin mit ihrer Familie. Sie stellte fest, dass beispielsweise Bank- und Kreditkartenauszüge gute und schnelle Indikatoren für (einen sich verändernden) psychischen Gesundheitszustand sind. Beispiele hierfür sind impulsives Einkaufen oder das «Nicht mehr bezahlen» von regelmässig wiederkehrenden Rechnungen. Gemäss Analysen aus Grossbritannien (FCA, 2023) gelten 52 Prozent der Bevölkerung als «vulnerabel».
Ein veranschaulichendes Beispiel: Eine 40-jährige alleinerziehende Mutter, die gleichzeitig ihren an Demenz erkrankten Vater pflegt. Eine überfällige Telefonrechnung könnte entweder ein Versehen sein oder auf einen sogenannten „Vulnerability Event“ hinweisen.
Savannah Price hat im Referat aufgezeigt, wie dieses in Grossbritannien auch regulatorisch vorangetriebenes Geschäft einen Business Case mit gesellschaftlich verantwortlichem Handeln kombiniert. Je früher Signale von auffälligem Verhalten wahrgenommen werden, desto besser kann man negativen Effekten entgegenwirken und möglicherweise bei frühzeitigem aktiven Eingreifen auch Zahlungsrückständen und -ausfällen vorbeugen.
Die Plattform bezieht Transaktions- und Kartendaten aus verschiedenen Quellen (v.a. Open-Banking-Schnittstellen) und kombiniert diese mit persönlichen Daten, um mittels Deep-Learning-Algorithmen die Vulnerabilität der Personen im Laufe der Zeit in einem sogenannten „Vulnerability Cockpit“ darzustellen.
Sustainable data driven Banking: Wie lege ich das Datenfundament für meine Klimaziele?
Die grössten Chancen und Risiken zur Verbesserung der Nachhaltigkeit für die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) liegen in den finanzierten Emissionen, da nur 0.1% des (auch finanzierten) CO2-Ausstosses aus dem eigenen Betrieb stammen. Ein grosses Potenzial sieht man im Bereich der Hypotheken. Die BLKB hat sich hierfür ehrgeizige Ziele zur Reduktion der Reduktion der Emissionsintensität ihres Hypothekarportfolios bei selbstbewohntem Wohneigentum gesetzt.
Derzeit sind zwei Drittel der von der BLKB finanzierten Immobilien noch mit fossilen Brennstoffen beheizt. Ein wichtiger Hebel zur Dekarbonisierung des Hypothekarbestands besteht nun darin, Anreize für die Kundschaft zu schaffen, ihre (fossilen) Heizsysteme zu ersetzen und die Liegenschaften energetisch zu sanieren.
Im Neugeschäft sollen Klimaparameter in den Kreditvergabeprozess integriert werden. Für das Bestandsgeschäft versucht die BLKB mit Hilfe eines von künstlicher Intelligenz erstellten „Likeliness-Scores“ jene Kundinnen und Kunden zu identifizieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bereit sind, ihre Immobilien hinsichtlich des CO2-Ausstosses zu verbessern. Der Anwendungsfall hat gemäss BLKB diverse Change-Prozesse angestossen, die über den Bereich des Use Cases hinausgehen.
Data Driven Banking und die personalisierte Finanzwelt bei UBS key4 insights
Vero Baumann, Head of Digital Banking, UBS
Vor etwa zehn Jahren war die UBS einer der Vorreiter auf dem Schweizer Markt im Bereich des Personal Finance Managements (PFM). Mit der Einführung von UBS key4 insights präsentiert die UBS nun eine neue Generation von Lösungen für das PFM. Das Herzstück dieser neuen Lösung besteht aus individuell zugeschnittenen Informationen, die den Kundinnen und Kunden nicht nur tiefere Einblicke in ihre Finanzen ermöglichen, sondern ihnen auch konkrete Empfehlungen zur Optimierung ihrer finanziellen Situation bieten (vgl. auch der ausführliche Blog-Artikel vom vergangenen September).
Die Idee ist, sich von der einen Beschreibung des Zustands («Was ist passiert?») hin zu tiefergehenden Insights und Empfehlungen («Was ist wichtig?», zum Beispiel «unerwartete Zahlungen») sowie Beratung («Was soll ich tun?») zu entwickeln und so einen Mehrwert für die Kundschaft zu generieren. Mit diesen Ratschlägen sollen aber auch gezielte Upselling-Möglichkeiten geschaffen werden (z. B. bei hohen Sparquoten können UBS key4 smart investing Lösungen vorgeschlagen werden).
Die ersten Erfahrungen mit der Lösung sind sehr positiv. So verbringen UBS-Kunden seit der Einführung von key4 insights inzwischen mehr als zwei Minuten auf dem Home-Screen der App. Auch die Conversion-Rate in der Testgruppe ist sehr hoch.
Touchpoints reloaded – Touchpoint im Retail Banking in der DACH Region
Prof. Dr. Nils Hafner, IFZ der Hochschule Luzern – Wirtschaft
Die gesamte Studie sowie eine Zusammenfassung davon finden Sie hier.
Fallabschliessende Kundenkommunikation durch den smarten Einsatz von KI
Sabine Schweikert, Organisationsentwicklung bei Volksbank in der Region
Dr. Michel Becker, Geschäftsführer bei Mittelstand.ai GmbH & Co. KG
Lothar Baldus, VRP Finares
Wie viele Retailbanken mit langer Tradition und einer Geschichte von Fusionen legt die „Volksbank in der Region“ grossen Wert auf die Vereinfachung von Prozessen. Ein zentraler Punkt dabei sind physische Dokumente. Mit der Einführung der „e-Poststelle“ wird nun die gesamte Korrespondenz digitalisiert (einschliesslich physisch eingehender Briefe) und mithilfe von KI-Modellen mit Stichwörtern angereichert. Dadurch sind alle Dokumente auch per Stichwortsuche von überall auffindbar. Ein Beispiel ist eine Pfändungsverfügung, die als Brief eingegangen und nun digital abrufbar ist. Wenn ein Mitarbeiter im System nach dem Namen des Gläubigers sucht, kann er dieses Dokument digital finden.
Sobald die Post in der richtigen Abteilung eingegangen ist, unterstützt die „künstliche Intelligenz“ die Prozessbearbeitung, indem sie die Zuweisung an die richtige Stelle vornimmt, den korrekten Workflow anstösst oder sogar bestimmte Prozesse automatisiert durchführt.
Durch die Automatisierung dieser Aufgaben wird insgesamt weniger Personal benötigt. Dies wurde im Referat vor allem im Zusammenhang mit dem bei der „Volksbank in der Region“ wichtigen Thema des Fachkräftemangels als bedeutend hervorgehoben.
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