29. Juni 2015

Allgemein,

Bankstrategie,

Crowdfunding,

Digitalisierung

Rückblick auf die Konferenz „Innovative Angebote im Retail Banking“

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Zum zweiten Mal hat das IFZ am 25. Juni 2015 die Konferenz „Innovative Angebote im Retail Banking“ veranstaltet. Nachfolgend möchte ich die interessantesten Aussagen der verschiedenen Referenten kurz zusammenfassen und einige Impressionen der Konferenz weitergeben. Mit 135 Teilnehmenden war die Konferenz erneut ausverkauft.

Einführung
Prof. Dr. Andreas Dietrich, Hochschule Luzern-Wirtschaft

  • Die Digitalisierung findet aktuell in allen wichtigen Dienstleistungsbereichen statt. In den für Banken zentralen Bereichen „Finanzieren“, „Sparen“, „Anlegen“ und „Bezahlen“ – sind bereits verschiedene innovative und digitalisierte Angebote zu finden. Diese standen dann auch an im Zentrum dieser Konferenz.
  • Banken sind sich den Chancen und Gefahren durch das Aufkommen von neuen Technologien und Produkten teilweise bewusst.
    a) Beispielsweise gehen gemäss einer IFZ Studie Entscheidungsträger von Schweizer Retail Banken davon aus, dass in fünf Jahren jährlich Hypotheken in der Höhe von rund CHF 12 Milliarden online verlängert werden.
    b) Etwas mehr als die Hälfte rechnet damit, dass sich Mobile Payment in den nächsten 5 Jahren durchsetzen wird. Die andere Hälfte zweifelt am Erfolg dieser neuen Bezahlmethode.

Crowdfunding – nun auch bei Banken
Prof. Dr. Andreas Dietrich (IFZ); Andreas Pages (Swisscom); Christoph Loeb (BLKB)

  • Basierend auf dem Crowdfunding Monitoring des IFZ habe ich den Schweizerischen Markt vorgestellt (Studie, siehe www.hslu.ch/crowdfunding)
  • Die Volumen des Schweizerischen Crowdfunding Markt sind immer noch gering. Im letzten Jahre wurden in der Schweiz 1‘078 Projekte finanziert mit einem Gesamtvolumen von CHF 15.8 Mio.
  • Die Basellandschaftliche Kantonalbank hat in Zusammenarbeit mit der Swisscom als erste Bank eine Crowdsupporting Plattform lanciert (http://www.miteinander-erfolgreich.ch/).
  • Gemäss Christoph Loeb von der BLKB ist das erste Halbjahr von miteinander-erfolgreich.ch gut verlaufen. Es wurden 15 Projekte mit einem Finanzierungsvolumen von etwas mehr als CHF 100‘000 erfolgreich finanziert. Jedoch hat sich auch gezeigt, dass sowohl das erfolgreiche Aufbauen wie auch das Führen einer solchen Plattform viel personalintensiver ist als erwartet.
  • Einige weitere Fakten
    a) 83% der Projekte wurden erfolgreich finanziert.
    b) Pro Tag werden etwas weniger als CHF 700 für Projekte auf der Plattform überwiesen.
    c) 2‘700 registrierte User sind auf der Plattform.
  • Noch vor den Herbstferien will die BLKB die schweizweit erste Crowdlending Plattform für KMU’s lancieren. Auf der Plattform sollen Kredite bis CHF 100‘000 vermittelt werden, wobei die Zinsfestsetzung im Auktionsverfahren ablaufen wird. Die BLKB wird bewusst selber kein Kreditrating festlegen. Der Mindest-Investitionsbetrag beträgt CHF 5‘000.

Mobile Payment – Entwicklungen und Angebote
René Hägeli (ZKB); Thierry Kneissler (CEO TWINT)

  • René Hägeli berichtete über den erfolgreichen Start von Paymit. Unter der Federführung von SIX Payment Services haben ZKB und UBS als erste Banken das Mobile Payment System am 26. Mai eingeführt.
  • Bei der ZKB ist Paymit in der Mobile Banking App integriert und wurde in den ersten 20 Tagen bereits 3‘000 Mal aktiviert. Insgesamt wurde Paymit gegen 50‘000 Mal heruntergeladen.
  • Es ist geplant, dass bei Paymit im kommenden Jahr der Bereich eCommerce ergänzt wird. Ebenso kann Paymit möglicherweise bald darauf auch im Handel eingesetzt werden.
  • In den nächsten Wochen live gehen wird TWINT (Geplant: August). Im Gegensatz zu Paymit wird TWINT von Beginn weg auch im e-Commerce und im Handel (Point-of-sale) eingesetzt werden können. (u.a. bei Coop, Interdiscount, SBB, SV Restaurants).
  • Das Modell von TWINT umgeht bewusst die Kreditkartenindustrie. Um unabhängig vom Endgerät (Android vs. iPhone) zu sein, wird auf eine Zahlungs-Technologie über Bluetooth gesetzt. Damit verbunden sind aber natürlich zusätzliche Kosten für neue Geräte am POS.

Digitales Anlegen – Anlegen der Zukunft? Zwei unterschiedliche Geschäftsmodelle
Andreas Kubli (UBS Schweiz); Andreas Kern (CEO Wikifolio)

  • Andreas Kubli stellte UBS Advice, das digitale Wealth Management Modell der UBS vor. Die Bank stützt sich dabei traditionell auf die Optimierung von Risiko und Rendite. Automatisiert werden jede Nacht 650‘000 Portfolios analysiert.
  • Nur 13% aller Investoren mit UBS Depots schlagen die UBS Investment Mandate aus einer Risk/Return-Perspektive. 17% aller Portfolios haben ein etwa ähnliches Risk/Return-Profil. Insofern ist die UBS überzeugt, dass sie mit ihrem Ansatz für die meisten Investoren einen echten Mehrwert generieren kann. Mehr zum UBS Advice finden Sie hier.
  • Eine alternative Variante des „Digitalen Anlegen“ bietet das Social Trading Unternehmen wikifolio. Gemäss dem Referat des Gründers und CEO, Andreas Kern, wurden seit dem Start im 2012 bereits mehr als EUR 400 Mio. via Strategien auf Wikifolio investiert. Eine Hürde in der Schweiz ist derzeit noch das fehlende Angebot von Zertifikaten in CHF. Zudem ist man derzeit daran, ähnlich wie in Deutschland, auch unabhängige Vermögensverwalter zu „akquirieren“. Ich habe bereits im März ausführlich über dieses Angebot berichtet.

Digitalisierung bei Kantonalbanken
Hanspeter Rhyner (CEO Glarner Kantonalbank), Lukas Camenzind (Schwyzer Kantonalbank)

  • Hanspeter Rhyner hat die 4 „–omat“ Produkte der GLKB vorgestellt. Neben dem hypomat, der bereits seit längerer Zeit sehr erfolgreich ist, war auch der Start des investomat sehr erfreulich. Etwas schwieriger scheint es, Kunden durch einen höheren Zins auf dem Spargeld zu einem Wechsel zu bewegen. Entsprechend ist die Entwicklung des Kontomat bisher unter den Erwartungen geblieben.
  • Mit e-hypo.ch hat die SZKB ebenfalls eine Online-Hypothek im Angebot. Lukas Camenzind ist mit der bisherigen Entwicklung zufrieden. Verbesserungspotenzial sieht er vor allem im Backoffice-Bereich, wo die derzeitigen Prozesse noch immer manuell erfolgen.
  • Sowohl die SZKB als auch die GLKB geben an, dass durch ihre Online Hypotheken nur etwa 10% der eigenen Hypotheken kannibalisiert werden.
  • Die Schwyzer Kantonalbank arbeitet derzeit an verschiedenen Projekten im Bereich der Digitalisierung. Neben einem stark ausgebauten Kunden-Webportal, wird sich auch der Beraterarbeitsplatz verändern. Sehr zufrieden ist man mit dem Einsatz der interaktiven Bankberatung eVoja.

Einige Impressionen:

Konferenz Collage

Ausblick
Am Nachmittag des 19. November 2015 findet wieder die IFZ Retail Banking Konferenz 2015 in Zug statt. Auch in diesem Jahr werden sich hochkarätige Referenten aus der Retail Banking-Branche praxisnah zu den derzeit grössten Herausforderungen äussern und Sie herzlich zur Diskussion einladen. Ebenso werden die Resultate der diesjährigen IFZ Retail Banking Studie veröffentlicht.
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