28. Mai 2018
Der Schweizer Crowdfunding-Markt verzeichnet Rekordwerte: 374.5 Mio. Franken wurden 2017 über Crowdfunding-Plattformen vermittelt, fast dreimal so viel wie im Vorjahr. Dies zeigt das neuste Crowdfunding Monitoring der Hochschule Luzern. Besonders die Finanzierung von KMU sowie Investitionen in Immobilien tragen zum starken Wachstum bei. Für das laufende Jahr erwarten die Studienautoren nochmals eine markante Steigerung sowie neue Möglichkeiten mittels Blockchain.
Bereits zum fünften Mal veröffentlicht die Hochschule Luzern – Wirtschaft das jährliche Crowdfunding Monitoring. Die aktuelle Studie weist Rekordwerte aus: 374.5 Millionen Franken wurden im Jahr 2017 über Schweizer Crowdfunding-Plattformen vermittelt, fast dreimal so viel wie im Vorjahr (100 Millionen Franken, +192%). Innerhalb der vergangenen acht Jahre wurde über eine halbe Milliarde Franken über die schwarm-basierte Finanzierungsart vermittelt.
Grösste Wachstumstreiber der Volumina waren in den letzten Jahren die Finanzierung von KMU mittels Crowdlending sowie Investitionen in Immobilien über Crowdinvesting. «Professionelle Investoren nehmen Crowdfunding zunehmend als interessante Anlage wahr», sagt Studienautor Andreas Dietrich. «Wir erwarten, dass der Schweizer Crowdfunding-Markt Ende Jahr erstmals die Milliarden-Grenze knackt».
Hohes Wachstum in allen Bereichen
Etwa 160`000 Personen haben im Jahr 2017 in der Schweiz ein Crowdfunding-Projekt unterstützt. Dabei lässt sich Crowdfunding in der Schweiz in vier Bereiche unterteilen: Crowdsupporting/Crowddonating, Crowdinvesting, Invoice Trading und Crowdlending (Details siehe Box). Das grösste Volumen verzeichnet Crowdlending mit 186.7 Millionen Franken (+239% gegenüber Vorjahr), gefolgt von Crowdinvesting mit 135.2 Millionen Franken (+245%). Über Invoice Trading wurden 23.5 Millionen Franken abgewickelt (+38%), Crowdsupporting/Crowddonating erzielte ein Volumen von 29.1 Millionen Franken (+72%) (siehe Abb. 1).
Über 1500 kulturelle und kreative Projekte erfolgreich finanziert
«Die tieferen Volumen bei Crowdsupporting/Crowddonating dürfen aber nicht den Eindruck erwecken, dass dieser Bereich unwichtig ist», sagt Studienautor Andreas Dietrich. Da es dabei vor allem um kreative und kulturelle Projekte geht, sind die Volumen der Kampagnen im Vergleich etwa zu Immobilienprojekten eher klein. Aber mit über 1500 erfolgreich finanzierten Kampagnen im Jahr 2017 (+15% zum Vorjahr) hat Crowdsupporting/Crowddonating als relevante Finanzierungsquelle weiter zugelegt. Die wohl bekannteste Kampagne in diesem Bereich war letztes Jahr das Magazin Republik (CHF 3,5 Mio).
Schweiz liegt zwei bis drei Jahre zurück – holt aber auf
Im Vergleich zu den Nachbarländern ist der Schweizer Crowdfunding-Markt seit 2015 deutlich stärker gewachsen (siehe Abb. 2 und 3). Mit einem Pro Kopf investierten Volumen von 45 Franken (2016: CHF 15) liegt die Schweiz im Vergleich zu führenden Crowdfunding-Märkten wie den USA (2016: CHF 78) oder Grossbritannien (2016: CHF 90) noch zwei bis drei Jahre zurück, holt aber stark auf: «Dies hohe Dynamik durch neue Plattformen und alternative Geschäftsmodelle lässt darauf schliessen, dass die Schweiz gegenüber stark entwickelten Crowdfunding Ländern wie die USA oder Grossbritannien aufholt», sagt Andreas Dietrich.
Versteckte Konzentration im Crowdfunding Markt
Ende April 2018 gab es 43 Crowdfunding-Plattformen mit physischer Präsenz in der Schweiz. Dazu kommen noch zahlreiche weitere, international ausgerichtete Plattformen ohne Niederlassung in der Schweiz. Trotz der hohen Anzahl gibt es in allen Crowdfunding-Sektoren jeweils einige wenige grosse Plattformen, welche den Markt dominieren. So verfügen beispielsweise im Crowdlending und Crowdsupporting/Crowddonating die jeweils grössten sechs Plattformen über einen Marktanteil von 96 Prozent, respektive 97 Prozent. Es wird erwartet, dass sich die Konzentration weiter fortsetzt: «Aber insbesondere kleine, innovative Nischen-Player können auch künftig am Markt bestehen», so Andreas Dietrich.
Unternehmen und institutionelle Investoren entdecken Crowdfunding
Der Einbezug von grösseren Unternehmen und institutionellen Investoren wird in allen Bereichen von Crowdfunding wichtiger. Im Crowdsupporting/Crowddonating werden zum Beispiel immer häufiger Projekte mit Unterstützung von Unternehmen lanciert. In den für Investoren interessanten Bereichen Crowdlending, Crowdinvesting und Invoice Trading wird der Anteil institutioneller Investoren künftig markant steigen. Diese werden auch massgeblich zu einem weiterhin schnellen Volumen-Wachstum beitragen.
Crowdfunding goes Blockchain
Im Jahr 2018 wurden von Schweizer Plattformen bereits zwei innovative Projekte angekündigt, die auf der Blockchain-Technologie aufbauen. Swisspeers beabsichtigt, ab Frühjahr 2018 erste Kredite zwischen Unternehmen und Investoren als «Smart Contracts» in der Ethereum-Blockchain zu bewirtschaften und Gläubigeransprüche mittels Token abzubilden. Wemakeit plant die Lancierung einer neuen Crowdfunding Plattform, welche komplett Blockchain-basiert funktionieren wird. Die Studienautoren erwarten, dass die Blockchain-Technologie in den nächsten Jahren im Crowdfunding-Markt weitere Anwendungsgebiete finden wird.
Das «Crowdfunding Monitoring Schweiz» wird vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern mit Unterstützung der Schweizer Crowdfunding Plattformen jährlich durchgeführt. Folgende Plattformen haben die Studie in Form von Daten unterstützt: 100-days, 3Circlefunding, acredius, Advanon, Beedoo, Cashare, Conda, Creditfolio, CreditGate24, creditworld, Crowd4Cash, Crowdhouse, crowdli, Foxstone, Funders, GivenGain, Hyposcout, I believe in you, I care for you, ideenkicker.ch, Immoyou, investiere, Lend, Lendico, Lendora, Lokalhelden, Progettiamo, ProjektStarter, Splendit, Swisslending, Swisspeers, und wemakeit.
Hier finden Sie die gesamte Pressemitteilung (inkl. Statistiken und Definitionen der Crowdfunding-Bereiche) als PDF.
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