3. September 2018

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Asset Management in der Schweiz – Hohe Relevanz und gute Rahmenbedingungen.

Von Prof. Dr. Thomas Ankenbrand und Dr. Jürg Fausch

Asset Management ist ein wichtiges Standbein des Schweizer Finanzplatzes und gesamtwirtschaftlich von grosser Bedeutung. So etwa in der Altersvorsorge: Die Erträge, welche durch die Renditen aus der Vermögensanlage generiert wurden, waren in den letzten 10 Jahren für rund ein Drittel des gesamten Vermögenszuwachses der Schweizer Pensionskassen verantwortlich. Asset Management nimmt auch eine immer wichtigere Rolle bei der Finanzierung von Unternehmen ein, da die Banken immer weniger bereit sind, Kredite zu vergeben. Damit schafft das Asset Management Wohlstand und Arbeitsplätze weit über die eigene Branche hinaus. In diesem Kontext hat das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit der Asset Management Plattform Schweiz die erste umfassende Studie zum Asset Management in der Schweiz erarbeitet. Die wesentlichen Erkenntnisse der Studie werden im folgenden Beitrag dargestellt.

Mit einem Anteil von rund zehn Prozent am nationalen BIP ist der Finanzsektor ein wichtiger Teil der Schweizer Wirtschaft. Während die Schweiz als weltweit führender Standort für Private Banking und Wealth Management bekannt ist, ist die Bedeutung des Asset Managements weniger präsent.
Die Asset Management Studie 2018 des Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und der Asset Management Plattform Schweiz gibt einen ganzheitlichen Überblick über die Grösse und die Vielfalt der Asset Management Branche in der Schweiz, basierend auf einer Umfrage unter Schweizer Asset Managern, welche die Zahlen und Fakten, die aktuelle Dynamik der Branche sowie die wichtigsten Herausforderungen erfasst. Darüber hinaus beschreibt die PEST-Analyse das politische, wirtschaftliche, soziale und technologische Umfeld der Branche und zeigt auf, welche Auswirkungen die Entwicklungen in der Schweizer Finanzindustrie auf den Asset Management Standort Schweiz hatten und in Zukunft erwartet werden. Das ebenfalls in der Studie vorgenommene Hub-Ranking vergleicht die Rahmenbedingungen in der Schweiz mit anderen Asset-Management Standorten weltweit.

Hier eine Zusammenfassung der fünf wichtigen Erkenntnisse der Studie:

  1. Asset Management ist für die Schweiz relevant

Die Studie zeigt, dass rund 9’600 Personen direkt bei Asset Management Firmen in der Schweiz und zusätzlich rund 44’500 Personen indirekt in der ganzen Asset Management Branche beschäftigt sind. Das Gesamtvolumen der von Banken, Fondsleitungen, Effektenhändlern und von der FINMA beaufsichtigten Asset Managern in der Schweiz verwalteten Vermögen belief sich per Ende 2017 auf CHF 2’208 Milliarden, was ungefähr dem Dreifachen des Schweizer BIP entspricht.

Abbildung 1: In der Schweiz verwaltete Vermögen im Asset Management, in CHF Mrd.
  1. Die Schweiz bietet gute Rahmenbedingungen für die Asset Management Branche und hält eine starke Position als Asset Management Hub

Die Schweiz hat sich nach der Finanzkrise als stabiler und widerstandsfähiger Finanzplatz erwiesen, begleitet durch eine lockere Geldpolitik. Faktoren wie positive Wachstumsprognosen, die niedrige Staatsverschuldung, eine solide Haushaltslage und tiefe Inflationserwartungen verstärken die guten Bedingungen für die Asset Management Branche.
Einerseits sorgen die hohen Einkommen, die traditionell hohen Sparquoten, die niedrige Arbeitslosigkeit sowie das etablierte Vorsorgesystem für eine stabile Nachfrage nach Asset Management Produkten und Dienstleistungen. Andererseits verändern sich die Kundenbedürfnisse mit steigender Lebenserwartung und mit der «Millenials Generation» als zunehmend wichtige Kundengruppe. Entwicklungen im technologischen Umfeld wie Cloud Computing, Künstliche Intelligenz, Distributed-Ledger-Technologie, Quantum Computing und Robotik eröffnen der Schweizer Asset Management Branche interessante Chancen.
Ein quantitatives Hub-Ranking auf Basis von politisch-rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Indikatoren bewertet die weltweit führenden Asset Management Standorte. Die beiden in diese Analyse einbezogenen Schweizer Städte Zürich und Genf liegen auf Platz 4 bzw. 8. An der Spitze der Rangliste steht Singapur, gefolgt von einer Gruppe von Städten (Rang 2 bis 12), die sehr ähnlich abschneiden und sich nur geringfügig in ihrer Wettbewerbsfähigkeit unterscheiden.

Abbildung 2: Asset Management Hub Ranking: Vergleich von 35 Städten hinsichtlich Rahmenbedingungen für Asset Management Unternehmen.

Die Schweiz bietet gute Voraussetzungen, insbesondere im Hinblick auf ein stabiles und verlässliches politisch-rechtliches Umfeld sowie ein soziales Umfeld mit einem starken Bildungssystem und einer erstklassigen Infrastruktur. Im technologischen Umfeld liegen die beiden Schweizer Städte hinter den führenden Standorten zurück. Dies ist jedoch vor allem darauf zurückzuführen, dass das Angebot an Online-Dienstleistungen der Behörden und des Staates besonders schwach ist. Ein wichtiger positiver Aspekt in der technologischen Dimension ist jedoch der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die Forschungszusammenarbeit zwischen Hochschulen und der Industrie, bei der die Schweiz eine führende Position einnimmt. Aus Sicht des Asset Managements ist dies sehr ermutigend und zeigt das Potenzial der Schweiz eine führende Rolle in der Digitalisierung der Asset Management Branche einzunehmen.

  1. Die Regulierung stellt die wichtigste Herausforderung für die Asset Management Industrie dar
Abbildung 3 – Herausforderungen der Schweizer Asset Management Branche
  1. Schweizer Asset Manager setzen auf aktives Management

81 Prozent der an dieser Umfrage teilnehmenden Asset Manager bieten aktiv verwaltete Anlagelösungen an, während 16 Prozent sowohl aktives als auch passives Portfoliomanagement anbieten. Die Tatsache, dass die Mehrheit der befragten Asset Manager primär aktive Anlagestrategien verfolgen, steht im Einklang mit der Beobachtung, dass Asset Manager in der Schweiz eine starke Stellung im Bereich der alternativen Anlageklassen haben, die typischerweise auf aktiven Anlagestrategien basieren. Diese Beobachtung unterstützt die These, dass die meisten Schweizer Asset Manager versuchen, über aktives Management eine Überrendite (Alpha) für ihre Kunden zu generieren.

Abbildung 4: Anteil Asset Manager nach Investitionsstrategie 
  1. Innovation als Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche Zukunft

Der Erfolg der Schweiz als innovative Volkswirtschaft ist bestens bekannt. Als international anerkannter Anziehungspunkt für Experten aus der Forschung verfügt die Schweiz über starke Branchencluster, insbesondere in den Bereichen Life Sciences, der Informationstechnologie oder der Maschinenindustrie (MEM-Industrie). Darüber hinaus bietet die Schweiz mit einem grossen „Talent Pool“ an Experten aus den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften sowie einem bedeutenden internationalen Finanzplatz gute Voraussetzungen für ein innovationsgetriebenes Wachstum in der Asset Management Branche. Dies bedeutet, dass die Asset Manager in der Schweiz über gute Voraussetzungen verfügen, sich den zukünftigen Herausforderungen zu stellen und die Digitalisierung der Asset Management Branche voranzutreiben.

PS: Vielleicht auch interessant für Sie: IFZ FinTech Forum am 14.11: Cyber Security – Macht FinTech Banken sicherer? Der Anlass ist kostenlos. 

Kommentare

2 Kommentare

Walter GRIMM

4. September 2018

Würde es begrüssen, wenn auch Auswertungen/Studien/Analysen erstellt würden, was denn die wahren Anliegen der Leute/Institutionen sind an die Asset Manager. Da die CH hierzu noch Aufholpotential hat, wäre das allenfalls praxisbezogen noch was - Lessons learned.

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Urs Peter Fischer

3. September 2018

Vielen Dank für diese interessante Studie, welche ich als langjähriger Chairman und heutiger Berater der Pensionskasse Alcan Schweiz gern im Detail durchlesen werde. Interessant wäre auch einmal eine Umfrage bei den Kunden, was deren Bedürfnisse sind. So sind z.B. die mir bekannten Systeme der Custodians noch sehr beschränkt aus der Sicht der Kunden (kein Vergleich unterschiedlicher Strategien, keine Simulationsmöglichkeiten). Ich würde dem heutigen Kostenwettbewerb einen echten Qualitätswettbewerb der Dienstleistungen vorziehen. Vielleicht müssen die Banken da zusammenarbeiten, auf jeden Fall müssen sie sich aber von den heutigen, mit den Transaktionen verknüpften Lösungen trennen um flexibler zu werden für Kundenbedürfnisse.

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