4. Februar 2019
Die Hypothekenvermittler erlangen auch hierzulande eine zunehmende Bedeutung. Die relevanten Vermittler wie MoneyPark, Hypoguide oder HypoPlus fokussieren bislang aber vor allem auf die Vermittlung von Hypotheken für selbstgenutztes Wohneigentum. Den Hypothekarmarkt für die komplexere Finanzierung von Renditeliegenschaften in der Schweiz haben diese Marktteilnehmer nicht im Fokus, obwohl dieser rund 30 Prozent des gesamten Hypothekarvolumens ausmacht. Die seit Beginn von 2017 aktive Plattform UBS Atrium verbindet Kreditnehmer und Kreditgeber für Finanzierungen von Renditeliegenschaften. Zentral am Modell ist, dass UBS Atrium zwar als Vermittler für Finanzierungen agiert, dabei aber auch die gesamte Administration der Hypotheken übernimmt und dadurch einen Teil der Marge erhält. Bisher wurden mehr als CHF 800 Millionen Hypothekarkredite über UBS Atrium vermittelt. Im heutigen Blog zeige ich das Modell und die bisherige Entwicklung auf.
Finanzierungsentscheidungen im Bereich der Renditeliegenschaften lassen sich nur schwer standardisiert nachbilden. Die Bestimmung des Verkehrswerts ist die Basis für die Finanzierung und hängt stark von der Einschätzung des nachhaltigen Mietzinsniveaus ab, der in der Bewertung zur Anwendung kam. Hinzu kommt, dass sich Renditeliegenschaften häufig im Besitz von juristischen Personen befinden. Auch die Bonität von juristischen Personen ist aufwendiger zu beurteilen. Dementsprechend funktioniert auch das Modell von UBS Atrium etwas anders als dasjenige für selbstgenutztes Wohneigentum.
So funktioniert UBS Atrium im Detail
Konkret läuft der Prozess bei UBS Atrium wie folgt ab:
Für die Kreditnehmer ändert sich durch dieses Vorgehen wenig, da die UBS für die angeschlossenen Kreditgeber die Betreuung der Finanzierungen während der gesamten Kreditlaufzeit übernimmt und sie auch nach Abschluss der Finanzierung weiterhin betreut.
Vorteile für Hypothekarnehmer und Investoren
Aus Sicht der Investoren bieten sich dank UBS Atrium Investitionsmöglichkeiten in der ganzen Schweiz. Die UBS kann durch ihre schweizweite Präsenz und der Finanzierung von Objekten in allen Regionen den angeschlossenen Pensionskassen oder Sammelstiftungen zu einer besseren Hypothekenportfolio-Diversifikation verhelfen. Die Investmentdossiers sind einheitlich aufgebaut und dadurch gut vergleichbar. UBS gibt eine Einschätzung zum Belehnungswert der zu finanzierenden Liegenschaft ab (Objektbewertung). Der Investor ist danach für die Kreditprüfung und den Kreditentscheid aber natürlich selbst verantwortlich. Des Weiteren wickelt UBS den ganzen Prozess ab. Die Investoren müssen dadurch ihre Hypotheken nicht selber bewirtschaften oder eine eigene Kreditverwaltung aufbauen. Kosten fallen für Investoren und Kreditnehmer zudem nur dann an, wenn eine erfolgreiche Vermittlung zustande kommt.
Aus Sicht der Hypothekarnehmer ist es sicherlich positiv, dass man – wie bei Vermittlern üblich – oftmals für eine Anfrage mehrere Offerten erhält und danach selber entscheiden kann, für welche Offerte man sich entscheidet.
Kannibalisiert sich die UBS nicht selber?
Bei solchen Modellen stellt sich natürlich unweigerlich das Thema der Kannibalisierung. Aus Sicht von Matteo Bernardoni, verantwortlich für Lending-Plattformen bei UBS, ist es nicht zuletzt eine Frage der weiteren Entwicklungen von Plattformen und von frühzeitigen strategischen Antworten. Er ist persönlich davon überzeugt, dass entsprechende Vergleichs- und Vermittlungs-Plattformen immer mehr an Bedeutung gewinnen werden.
Generell kann man in einem Modell wie UBS Atrium vor allem drei Vorteile erkennen:
Karin Oertli, COO von UBS Schweiz, hat mir im Gespräch erläutert, dass sie mehrere verschiedene Vertriebskanäle nutzen möchte. Atrium ist vor dem Hintergrund dieser Perspektive einfach ein interessanter Vertriebskanal. Sie ist zudem überzeugt davon, dass Plattformen immer wichtiger werden und man durch solche Angebote neue Kunden gewinnen kann. Des Weiteren ist es aus ihrer Sicht zentral, dass UBS im Bereich der Digitalisierung ihre Innovationskraft weiterhin hoch halten kann.
Gemäss Markus Kuster, UBS Atrium Plattform-Koordinator, haben auch die Kundenberater die Vorteile des neuen Offering insgesamt begrüsst. Zentral für die Kundenberater sei es vor allem, die Kundenschnittstelle zu behalten und ein attraktives Angebot unterbreiten zu können. Beides ist mit UBS Atrium gegeben.
Bisherige Entwicklungen
Ich habe von UBS Atrium einige interessante Fakten in Bezug auf die bisherige Entwicklung erhalten, die ich nachfolgend gerne präsentiere:
Fazit
Mit UBS Atrium ist UBS in das Geschäft der Hypothekenvermittlung eingetreten und hat dadurch auch einen Paradigmen-Wechsel eingeleitet. Interessant am UBS Atrium-Geschäftsmodell ist sicherlich, dass im Gegensatz zu anderen Vermittler-Modellen nicht das selbstbewohnte Wohneigentum, sondern Renditeliegenschaften im Fokus stehen. Ein weiteres Differenzierungskriterium ist, dass nicht nur die Vermittlung durch die UBS stattfindet, sondern auch das Servicing bei der UBS bleibt. Die UBS betreut die Kreditnehmer und Investoren während der Laufzeit und stellt die Bewirtschaftung des Kredites sicher. Dadurch kann ein nicht unerheblicher Teil der Hypothekar-Marge gesichert werden – auch für Laufzeiten, welche von UBS nicht aktiv angeboten werden. Interessant ist auch, dass dank UBS Atrium institutionelle Investoren direkt in Hypotheken investieren können, ohne dafür eigene, teure Vertriebsstrukturen und eine eigene Hypotheken-Bewirtschaftung aufbauen zu müssen.
Das grosse Thema bei solchen Geschäftsmodellen ist sicherlich auch die potenzielle Kannibalisierung. Die bisher vermittelten CHF 800 Millionen wären teilweise direkt in den Büchern der UBS gewesen – mit einer höheren Marge. Die entscheidende Frage ist aber natürlich, wie viele dieser Geschäfte die Bank tatsächlich abgeschlossen hätte. Des Weiteren ist zentral, dass die Bank die Kundenschnittstelle dank UBS Atrium halten kann.
Das Modell der Plattform ist aus meiner Sicht sehr gut durchdacht, strategisch gut eingebettet und auch gut umgesetzt. Es zeigt exemplarisch, wie „Plattform-Banking“ in ein bestehendes Banken-Geschäftsmodell eingebettet werden kann. Erstaunlich ist nur, dass UBS Atrium bisher nur wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhalten hat. Auch für andere Banken könnte ein solches Modell nämlich durchaus interessant sein.
PS: Atrium und weitere 8 spannende Fälle werden auch anlässlich der Konferenz vom 18.6. „Innovationen im Banking“ ausführlich vorgestellt und diskutiert. Der Anlass findet in Zug statt.
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