8. Mai 2019
Das IFZ publiziert heute erstmalig die IFZ Sourcing Studie. Dabei zeigt sich, dass der Sourcing-Markt in der Schweiz eine beachtliche Grösse erreicht. Allein bei Retailbanken wird das Volumen auf 2.2 Milliarden Franken geschätzt. Neun von zehn Banken lagern Services und Dienstleistungen aus und praktisch alle würden sich wieder für ein Outsourcing mit denselben Partnern entscheiden. Allerdings ist das Verhältnis zwischen Banken und Anbietern derzeit wenig dynamisch. In diesem Blogbeitrag werden die wichtigsten Erkenntnisse der Studie zusammengefasst.
Hier geht es direkt zum Download der Studie
Welche Services lagern die Schweizer Banken aus, wie funktioniert der Sourcing-Markt und wie wird er sich entwickeln? Wo liegt noch Potential, wo sind die Probleme? Diese Fragen beantwortet das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern – Wirtschaft mit der IFZ Sourcing Studie 2019. Die Studie beinhaltet die Resultate einer Online-Umfrage bei 49 Schweizer Banken und fasst Experteninterviews mit verantwortlichen Vertretern von Sourcing-Anbietern und Banken zusammen.
Der Sourcing-Markt erreicht eine beachtliche Grösse
Die Umfrageresultate zeigen, lediglich acht Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Banken lagern keinerlei Services oder Dienstleistungen aus (Vgl. Abb. 1). In den Bereichen IT und Versand lagern fast vier von fünf Banken Services an Dritte aus. Ebenfalls stark verbreitet ist das Outsourcing in den Bereichen der Zahlungsverkehrs- und in der Wertschriftenverarbeitung (63% bzw. 59%). Am wenigsten lagern Banken zurzeit Services in den Bereichen Rechnungswesen (22%), Compliance (16%) und in der Kreditverarbeitung (6%) aus. Insgesamt beläuft sich das Marktvolumen hochgerechnet auf rund 2.2 Milliarden Franken. Davon entfallen schätzungsweise rund 1.75 Milliarden Franken (80 %) auf Dienstleistungen im IT-Bereich. Rund 350 Millionen Franken (16 %) werden für Verarbeitungsleistungen, insbesondere für Wertschriften und Zahlungsverkehr ausgegeben.
Bei der Wahl des Sourcing-Partners achten die Banken primär auf das Preis-/ Leistungsverhältnis der konkurrierenden Anbieter. Weiter ist die Know-how Sicherstellung respektive die Know-how Ergänzung bei der Evaluation des Partners von grosser Bedeutung. Im partnerschaftlichen Verhältnis legen die Banken zudem auch Wert auf zusätzliche Dienstleistungs-Elemente, welche ihnen einen Mehrwert bieten. Als besonders relevant beurteilen sie beispielsweise das Vorhandensein von ausführlichen und präzisen Service-Level-Agreements (SLA’s) mit einer genügenden Anzahl von Messpunkten und den direkten Zugang zu Sachbearbeitern und Spezialisten des Sourcing-Partners.
Prognose: Der Markt wird wachsen, das Angebot sich verbessern
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass der Markt weiterwachsen und sich die Leistungen der Sourcing-Anbieter verbessern wird. Abbildung 2 zeigt, dass die Mehrheit der Banken bezüglich des Anteils der Outsourcing-Kosten am Gesamtaufwand eine Zunahme in den nächsten 5 Jahren erwarten. Insbesondere in den Bereichen IT, Wertschriften- und Kreditverarbeitung rechnen die Banken mit einem zusätzlichen Outsourcing von weiteren Funktionen. Weiter wurde aus den Umfrageresultaten ersichtlich, dass nahezu alle Banken, welche bereits Services und Dienstleistungen ausgelagert haben, sich wieder für ein Outsourcing mit dem bisherigen Partner entscheiden würden.
Die Mehrheit der Banken, welche an der Umfrage teilgenommen haben ist mit den erhaltenen Dienstleistungen in den ausgelagerten Bereichen zufrieden oder sehr zufrieden. Die Zufriedenheit bezieht sich dabei primär auf den täglichen operativen Betrieb. Bezüglich Agilität und Innovation geben jedoch viele Banken ihren Sourcing-Anbietern ungenügende Noten. Aufgrund des Konkurrenzdruckes wird sich das in Zukunft ändern: Die Beziehungen zwischen Banken und Anbietern werden sich mehr hin zu einer Partnerschaft und zu mehr Agilität entwickeln, prognostizieren die Studienautoren.
Mehr Outsourcing bedeutet nicht zwingend eine bessere Kosteneffizienz
Die Studie zeigt, dass keine Aussage darüber gemacht werden kann, ob Banken mit einem höheren Outsourcing-Grad effizienter agieren als Institute mit wenig ausgelagerten Services. Die Kosteneffizienz einer Bank wird offensichtlich von anderen Faktoren geprägt. Damit dürfte das bisher vorherrschende Interesse, mittels Outsourcing Kosten zu minimieren, tendenziell an Bedeutung verlieren. Nichtsdestotrotz kann sich Sourcing zu einer strategischen Chance entwickeln, weil die Banken dadurch an Flexibilität gewinnen können. Derzeit sind aber die Sourcing-Beziehungen viel zu statisch. Es mangelt insbesondere beim raschen Erkennen von Bedürfnissen und der entsprechenden Realisierung von neuen Lösungen an Dynamik.
Die Studie enthält auch eine Marktübersicht, welche nützliche Informationen zu den einzelnen Sourcing-Anbietern im Markt und deren Angebote enthält. Zudem begnügen sich die Autoren nicht nur mit dem Feststellen der aktuellen Stärken und Schwächen im Sourcing, sie geben auch Empfehlungen ab, wie Sourcing-Beziehungen verbessert werden können und zeigen insbesondere auch auf, wie Banken und Sourcing-Anbieter gemeinsam agiler werden können.
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