11. März 2013
Andere Retail Banking Institute,
Seit einiger Zeit wird die Frage diskutiert, mit welchen Bezahltechnologien zukünftig an den Ladenkassen bezahlt wird. Dazu gibt es immer mehr Anzeichen, dass in Zukunft Zahlungen – auf Kosten der Banken – vermehrt auch über Internet-Giganten wie Google oder Technologiekonzerne wie Apple abgewickelt werden. Interessante Studien der Deutschen Bank oder von Life Sreda beleuchten verschiedene mögliche Entwicklungen im Bereich dieser mobilen Bezahlsysteme.
Apple und Google bald im Markt?
Die rasante technologische Entwicklung stellt die klassischen (Retail) Banken in verschiedenen Bereichen vor grössere Herausforderungen. Inbesondere Entwicklungen im Bereich der Zahlungsdienstleistungen – derzeit eine wichtige und zentrale Quelle stabiler Erträge in Form von Transaktions- und/oder Kontoführungsgebühren – ist in jüngster Vergangenheit vermehrt in den Fokus der Banken gerückt.
Der Markt für digitale (mobile) Bezahlsysteme steckt derzeit zwar noch in den Kinderschuhen. Digitale Bezahlmobilität mit internetfähigen Endgeräten ist aber die nächste logische Evolutionsstufe. Smartphones oder Tablets werden nicht nur den Retailhandel, sondern auch Finanzdienstleistungen, insbesondere die (mobilen) Bezahlsysteme in den nächsten Jahren fundamental verändern.
Die Strategien und Investitionen im Bereich des Marktes für mobile Bezahlsysteme von neuen Wettbewerbern wie Apple („Apple Passbook“), Google („Google Wallet“) oder auch PayPal sollte die (Retail) Banken entsprechend warnen. Reagieren Retail Banken nicht rechtzeitig oder gar nicht auf diese Veränderungen, könnten sie einen beträchtlichen Marktanteil im Zahlungsverkehr an die „Bank Google“ oder die „Apple Bank“ verlieren. Derzeit bieten zwar weder Apple noch Google einen eigenen Bezahldienst an. Es ist aber nicht auszuschliessen, dass diese ihr bisheriges Dienstleistungsangebot ausweiten und in den Markt für standardisierte Finanzdienstleistungen eintreten werden. Ihr entscheidender Vorteil: Ein loyaler Kundenstamm in dreistelliger Millionenhöhe (Apple beispielsweise besitzt rund 400 Millionen Kunden mit einem Apple-Konto).
Banken sind daher gut beraten, den digitalen Strukturwandel in ihren Geschäftsmodellen und -strategien zu berücksichtigen. Nur so können sie dem Kunden auch in Zukunft die gewünschte, sichere und bequeme mobile Finanzdienstleistung anbieten.
Was können Retail Banken machen?
Ob traditionelle Finanzinstitute in den Markt für innovative (mobile) Bezahlsysteme einsteigen oder gar in erheblichem Umfang Marktanteile erringen können, hängt u.a. davon ab, ob es ihnen gelingt, ihre eigenen webbasierten (mobilen) Lösungen – unter der Betrachtung und Berücksichtigung von Kosten und Nutzen – rechtzeitig anzubieten. Wie immer in Phasen, die von hohem Innovationstempo geprägt sind, mag es für die Retail Banken sinnvoll sein, eine Multitechnologie zu verfolgen. Da die künftige Marktentwicklung noch sehr ungewiss ist, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, in Zukunft der „richtigen“ Allianz anzugehören. Ebenso ist wichtig, dass es den Banken gelingt, ihre primären Wettbewerbsvorteile in Bezug auf ihre langjährige Erfahrung im Bereich der Datensicherheit und Betrugsabwehr aufzuzeigen. Klassische Finanzinstitute haben aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung im Umgang mit Sicherheits- und Datenschutzaspekten derzeit noch einen komparativen Vorteil gegenüber den möglichen neuen Wettbewerbern. Kunden wie Händler vertrauen diesen Systemen, was insgesamt die Akzeptanz erhöht und ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist.
Quo vadis?
Die Banken stehen im Bereich des mobilen Zahlungsverkehr vor ernstzunehmenden Herausforderungen, die aber gleichzeitig lukrative Chancen und Wachstumspotenziale bieten. Ein passives Verhalten der Banken im Zeitalter des digitalen Strukturwandels und vermehrter webbasierter (mobiler) Technologien wird mittelfristig zu sinkenden Marktanteilen sowie Kundenzahlen im Bereich mobiler Finanzdienstleistungen und/oder (digitaler) Bezahlverfahren führen. Der spürbare Verdrängungswettbewerb wird in diesem Falle zu einer Entkoppelung des Zahlungsprozesses vom Konto führen sowie einer zunehmenden Lockerung der Kunde-Bank-Beziehung. Zudem werden möglicherweise vor allem Erträge aus Transaktionen mit Beträgen in geringer bis mittlerer Höhe sinken. Sollte es den Banken aber gelingen, dem onlineaffinen Kunden attraktive Finanzlösungen anzubieten, die den steigenden Konsumentenansprüchen entsprechen, wird der drohende Verdrängungswettbewerb eher moderat ausfallen. Das entscheidende: Noch ist es nicht zu spät, die Weichen zu stellen.
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