13. Oktober 2014
Andere Retail Banking Institute,
Ein kürzlicher Beitrag auf dem Retail Banking Blog beschrieb den Boom des isländischen Finanzsektors, den Kollaps 2008, und die nachfolgende Erholung. Island ist nicht die Schweiz. Zyklen von Boom, Krise und Bereinigung finden aber auch hier statt. Politiker und Regulierer wissen, dass sie diese nicht verhindern, aber doch mildern können. Wie? Dieser Beitrag fasst mögliche ex ante und ex post Massnahmen zusammen und formuliert Empfehlungen.
Das Beispiel Island
Von der Jahrtausendwende bis im Herbst 2008 erlebte Island einen beispiellosen Boom, beflügelt von der Deregulierung des Finanzsektors und der ausländischen Expansion der isländischen Banken. Auf dem Höhepunkt vor der Krise überstieg die aggregierte Bilanz isländischer Banken das Bruttoinlandprodukt (BIP) um den Faktor 10. Die kumulierte Privatverschuldung betrug das 6-fache des BIPs. Die Finanzkrise war dann eine Geschichte von Vertrauensverlust, Rückzug der Gelder, Zusammenbruch der Bilanzen und Abschreibungen. Nach erfolgreicher Restrukturierung übersteigen die heutigen Bankbilanzen das BIP nur noch um den Faktor 2.
Die 3 Komponenten des Wirtschaftswachstums
Die Verhältnisse von Bankbilanzen, Privatverschuldung und BIP sind wichtig, denn sie haben Einfluss auf das Wirtschaftswachstum. Zum Beispiel schrumpfte die deutsche Wirtschaft im 2. Quartal um 0.2%. Dies kann drei Ursachen haben: die Konjunktur, eine schwächere Produktivität, oder der sogenannte Kreditzyklus. Diese Treiber unterscheiden sich:
Schweizer Kredit-Boom
Der Schweizer Wirtschaft sagt das SECO für 2014 ein Wachstum von 2% voraus. Interessant: Während das BIP 2% wächst, wachsen die inländischen Kredite 4%. Wenn Kredite schneller wachsen als das BIP, und sich die Kreditvergabe vom BIP abkoppelt, ist das ein Zeichen eines Kredit-Booms und der Gefahr, dass Ungleichgewichte und Blasen entstehen.
Zwar erreicht die Schweizer Privatverschuldung nicht ein Ausmass wie in Island vor der Krise. Zu denken geben sollte aber folgendes: Während sich Island wieder normalisierte, geschah in der Schweiz das Gegenteil: Das Kreditvolumen wächst seit 2009 absolut und relativ zum BIP stark an. Seit einiger Zeit warnt die SNB vor dieser Entwicklung. „Credit – Is the sky the limit?“, fragte Direktionsmitglied Jean-Pierre Danthine 2013 rhetorisch, und unterlegte die Frage mit folgenden Grafiken:
Gemäss der linken Grafik wachsen die inländischen Kredite seit 2007 jährlich – mit Schwankungen – im Durchschnitt um die 4%. Die rechte Grafik zeigt: Lag das Verhältnis der Kredite zum BIP früher traditionell bei 150%, so stieg es in kurzer Zeit auf 170% an. Übrigens sind 145% dieser 170% Hypotheken. Damit stehen Retail-Banking Aktivitäten im Zentrum des Geschehens.
Natürlich wissen wir: Die Kreditnachfrage in der Schweiz ist eine Folge der seit 2008 (zu) tiefen Zinsen. Es waren auch die tiefen Zinsen, die den inlandorientierten Banken viel Kundengeld bescherten, womit sich das Kreditwachstum problemlos refinanzieren liess. Was aber, wenn die Zinsen steigen?
Das Problem wird verschärft, indem heute auch die grossen inlandorientierten Banken systemrelevant sind. Damit ist nahezu das gesamte inländische Kreditgeschäft staatlich garantiert. Damit sind die Behörden herausgefordert.
Was können die Behörden tun?
NACH der Finanzkrise 2008 sahen wir vier Arten behördlicher Massnahmen:
Mögliche Massnahmen VOR einer Finanzkrise wären:
Die Schweizer Behörden tun das Richtige. Sie bremsen den Kredit-Boom dort, wo sie können, also mittels 1. bis 3. Während der letzten Rezession hiess es einmal: „Der Aufschwung beginnt im Kopf“. Nun wird auch für die Stabilisierung an den Kopf appelliert. Neu ist das nicht, denn Mythologie und Religion sind reich an Mahnungen zur Mässigung.
Und die Schweizer Retail-Bank?
Natürlich tragen auch die Banken Verantwortung. Ihre Kreditstrategie sollte sich nicht an der Konjunktur, sondern am Kreditzyklus orientieren. Mögliche Leitsätze könnten sein:
Kommentare
0 Kommentare
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.