14. April 2025

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Kryptowährungen bei der ZKB: Ein erster Blick hinter die Kulissen

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Seit September 2024 ermöglicht die Zürcher Kantonalbank ihrer Kundschaft den Handel mit Kryptowährungen. Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, mit den verantwortlichen Personen bei der ZKB über das Projekt zu sprechen und Einblick in erste Nutzungszahlen zu erhalten. In diesem Blogbeitrag stelle ich die zentralen Erkenntnisse und wichtigsten Aspekte vor.

Warum engagiert sich die ZKB im Bereich Digital Assets?

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist überzeugt davon, dass digitale Vermögenswerte («Digital Assets») eine zentrale Rolle in der zukünftigen Finanzmarktinfrastruktur spielen werden. Die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) wird dabei eine Schlüsselrolle einnehmen. Die Bank hat bereits früh das Potenzial dieser Entwicklung erkannt und in mehreren Projekten mitgewirkt: Sie ist Mitglied der SDX (SIX Digital Exchange), war bereits an der Emission digitaler Bonds beteiligt und hat unter anderem beim Helvetia-Projekt der Schweizerischen Nationalbank sowie beim «Deposit Token»-Projekt der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBA) mitgewirkt.

Aus Sicht der ZKB sind Kryptowährungen der erste Bereich im Kontext Digital Assets, der sich zur Umsetzung im realen Betreib eignet. Die ZKB nutzt das Angebot von Kryptowährungen auch, um Erfahrungen zu sammeln und das Potenzial in Bezug auf Crypto Custody und Trading sowie den Ausbau der eigenen Infrastruktur zu nutzen. Ziel ist es, damit frühzeitig Fähigkeiten im Bereich der digitalen Finanzinfrastruktur aufzubauen. Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Geschäftsmöglichkeiten, sondern auch um eine langfristige strategische Positionierung.

Die starke Bonität und Reputation der ZKB wirkt dabei als starkes Vertrauenssignal, insbesondere im Bereich sicherer Verwahrung von digitalen Vermögenswerten (Secure Custody). Die Bank verfolgt den Ansatz, alle Services aus einer Hand anzubieten – von der Verwahrung über den Handel bis hin zur technischen Infrastruktur.

B2B-Modell und institutionelle Nachfrage

Die ZKB hat auch das Ziel, ihre Leistungen an andere Akteure im B2B-Markt anzubieten. So konnte die ZKB in diesem B2B-Bereich bereits mit der Thurgauer Kantonalbank (TKB) einen Kunden gewinnen, für den sie als Custodian auftritt. Auch die Krypto-Trades der TKB laufen über die Infrastruktur der ZKB.

Gleichzeitig gibt es auch im institutionellen Umfeld eine wachsende Nachfrage nach Kryptowährungen. Über die für professionelle Kunden zugängliche eWealth-Plattform können ebenfalls Trades über die ZKB abgewickelt werden. Neben Family Offices zeigen auch Banken und Vermögensverwalter (eVV) zunehmendes Interesse.  

Bisherige Nutzung und Nutzungsprofile

Abbildung 1 zeigt die Verteilung der derzeitigen Kundschaft nach Alter und Geschlecht. Wie bereits in unserer gemeinsam mit PostFinance durchgeführten Studie festgestellt, sind auch bei der ZKB in sämtlichen Alterskategorien deutlich mehr Männer als Frauen in Krypto-Anlagen investiert.

Die Entwicklung der Kundenanzahl liegt dabei im Bereich der Erwartungen der ZKB, die Transaktionsvolumina sind bis anhin höher ausgefallen als erwartet.

Die Altersverteilung entspricht in weiten Teilen den Ergebnissen unserer repräsentativen Umfrage, zeigt jedoch einige interessante Abweichungen vom «typischen» Schweizer Bild. Ähnlich ist die Situation in der Generation Y. Sowohl gemäss Umfrage als auch gemäss den bisherigen Daten der ZKB ist vor allem die Generation Y (30–45 Jahre) am häufigsten in Kryptowährungen investiert. Im Unterschied zur «Gesamtbevölkerung» ist jedoch auffällig, dass bei der ZKB auch die etwas ältere Generation X (insbesondere die 45- bis 49-Jährigen) stark in den beiden derzeit verfügbaren Kryptowährungen Bitcoin und Ether engagiert ist. Noch bemerkenswerter: Personen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren – also am oberen Ende der Generation X – investieren bei der ZKB häufiger in Krypto-Anlagen als die jüngere Generation Z (unter 30 Jahre). In der breiten Bevölkerung hingegen ist die Generation Z etwas stärker in Krypto-Anlagen investiert als die Generation X.

Abbildung 1: Kundenalter und Geschlecht bei der ZKB (Quelle: ZKB)

Geographisch ist der überwiegende Teil der Kundschaft im Kanton Zürich wohnhaft. Darüber hinaus gibt es aber auch ziemlich viele Kundinnen und Kunden, welche in den Kantonen Aargau oder Zug wohnhaft sind. Zudem gibt es vereinzelte Krypto-Investoren, welche in weiteren Regionen und Kantonen wohnhaft sind. Bemerkenswert ist zudem, dass 40 Prozent der Kryptokunden neu ein Depot bei der ZKB eröffnet haben.

Das durchschnittliche Transaktionsvolumen liegt bei ca. CHF 15’000 (der Median wohl deutlich tiefer) und ist in den vergangenen Monaten leicht, aber kontinuierlich angestiegen (vgl. Abbildung 2). Gelegentlich werden auch deutlich grössere Transaktionen verzeichnet – vereinzelt im sechs- bis siebenstelligen Bereich.

Rund 81 Prozent des Transaktions-Volumens und 88 Prozent des Bestandesvolumens ist in Bitcoin, die anderen 19 respektive 12 Prozent in Ether investiert.

Nicht nur das durchschnittliche Volumen, sondern auch die Anzahl aktiver Kundinnen und Kunden hat sich bislang stetig und konstant erhöht.

Abbildung 2: Durchschnittliche Transaktionen nach Krypto und Monat

Die Handelsaktivität konzentriert sich vor allem auf Bürozeiten. Am Wochenende liegt das Volumen bei rund 25 bis 30 Prozent des durchschnittlichen Tagesvolumens unter der Woche.

Gemäss ZKB stiess die Mitteilung im Mobile Banking über den Kryptohandel auf aussergewöhnlich hohes Interesse im Vergleich zu anderen Informationskampagnen auf dem gleichen Kanal.

Bezogen auf die bisherige ZKB-Kryptokundschaft lässt sich festhalten, dass rund 75 % Prozent dieser Personen überwiegend Mobile Banking nutzen, etwa 20 Prozent primär auf E-Banking setzen und rund 5 Prozent beide Kanäle in etwa gleich häufig verwenden.

Aktueller Stand und geplante nächste Schritte beim ZKB «Krypto-Projekt»

Derzeit sind bei der ZKB Transfers von bestehenden Krypto-Vermögenswerten («Transfer In» und «Transfer Out») noch nicht möglich. Auch der Onboarding-Prozess ist aktuell noch manuell und papierbasiert. Beides soll aber geändert werden. 

Des Weiteren bietet die ZKB derzeit weder Anlageberatung noch Mandatslösungen im Bereich Digital Assets an.

Um das Angebot weiter auszubauen, arbeitet die Bank dazu an weiteren Initiativen (z.B. Ausbau der B2B-Community; Einführung zusätzlicher Kryptowährungen, funktionale Erweiterungen wie Staking- und Transfer-Funktionalitäten

Fazit

Mit dem Einstieg in den Handel von Kryptowährungen hat die Zürcher Kantonalbank im September 2024 ein klares Signal gesendet: Die grösste Kantonalbank der Schweiz positioniert sich – wie auch andere Kantonalbanken oder Swissquote und PostFinance – aktiv im wachsenden Feld der digitalen Vermögenswerte. Dabei geht es nicht nur um das Angebot für Endkundinnen und -kunden, sondern auch um den Aufbau einer Infrastruktur und das Nutzen der DLT.

Betreffend Kundenanzahl sowie dem Angebot selbst gibt es (nach allerdings auch erst sechs Monaten) noch Potenzial, die Entwicklung liegt jedoch im Rahmen meiner Erwartungen – sowohl in Bezug auf Volumen als auch auf die Anzahl Nutzerinnen und Nutzer. Besonders bemerkenswert ist der hohe Anteil an älteren Anlegerinnen und Anlegern, was auf ein gewisses Vertrauen in das Angebot und die Marke ZKB hinweist.

Auch die Ambitionen im B2B-Bereich sowie die schrittweise Erweiterung des Angebots – etwa durch zusätzliche Kryptowährungen, Transfer-In/-Out-Funktionen oder Staking – verdeutlichen, dass die ZKB das Thema strategisch und mit langfristiger Perspektive angeht. Das aktuelle Krypto-Angebot bildet dabei eine gute Ausgangsbasis, um relevantes Know-how im Unternehmen aufzubauen und sich gezielt auf zukünftige Anwendungsfälle in einer zunehmend tokenisierten Finanzwelt vorzubereiten.

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