13. Dezember 2021

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Rückblick auf die IFZ Retail Banking Konferenz 2021

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Prof. Dr. Simon Amrein und Anja Stutz

Bereits zum zehnten Mal haben wir am 25. November die IFZ Retail Banking Konferenz durchgeführt. Neben den Resultaten aus der «Jubiläum-Studie» standen zahlreiche spannende Präsentationen von internationalen und Schweizer Banken sowie von FinTechs zu den Themen «Ökosystem/Embedded Finance», «Data Driven Banking» und «Sustainability im Retail Banking» im Mittelpunkt. Die wichtigsten Aussagen fassen wir nachfolgend zusammen.

Vorstellung IFZ Retail Banking-Studie 2021Prof. Dr. Andreas Dietrich, IFZ, Hochschule Luzern – Wirtschaft

  • Andreas Dietrich blickte zurück auf zehn Jahre Retail Banking Konferenz und die Retail Banking Studie. Auf 2’016 Seiten hat das IFZ in den vergangenen Jahren die zentralen Entwicklungen im Retail Banking beleuchtet. Die zentralen Aussagen der diesjährigen Studie finden Sie hier.
  • Hier einige Einblicke in die Konferenz:

Data Driven Banking bei der ING
Samir Boualla, Chief Data Officer, ING Bank France

  • Bei ING stehen Daten im Zentrum für viele Entscheidungsfindungen. Aus Kundensicht sollen dank sinnvollen und relevanten Datenanalysen verbesserte Kundenerlebnisse ermöglicht werden. Die Mitarbeitenden sollen dank gut aufbereiteten Daten auch für ihre täglichen Entscheidungen eine gute Unterstützung erhalten.
  • Viele Unternehmen versuchen sich in der Nutzung ihrer Datenbestände. Daten entfalten jedoch erst dann ihren wirklichen Wert, wenn Menschen sie in der täglichen Arbeit nutzen und dank einfach verständlichen Visualisierungen relevante Zusammenhänge analysieren können. Daher investiert ING investiert viel in das Thema «Data Fluency».
  • Menschen sind daher schlussendlich das zentrale Element einer datengetriebenen Bankorganisation. Der Aufbau einer entsprechenden Kultur dauert aber lange (ING hat vor zehn Jahren damit begonnen…).

Embedded Finance und Ökosysteme
Marianne Wildi, CEO, Hypothekarbank Lenzburg

  • Die Hypi Lenzburg hat als kleine Bank mit eigenem Kernbankensystem in den letzten Jahren viele Entwicklungen und Kooperationen angestossen. Dabei hat sie interessante Unterschiede feststellen können zwischen Angeboten von Partner-FinTechs und der etablierten Hypi Lenzburg. Ein Beispiel hierfür ist das digitale Onboarding, welches von bankeigenen Kunden nur sehr selten genutzt wird. Im Gegensatz dazu macht der Partner Neon zu Spitzenzeiten bis zu 2’000 digitale Neueröffnungen pro Tag. Dadurch scheint auch klar, dass die Bankkundinnen und Bankkunden ihr Verhalten abhängig vom Bankpartner anpassen.
  • Die Hypi Lenzburg ist in verschiedenen Bereichen langsamer und weniger digital als Neobanken oder andere Kooperationspartner der Bank (z.B. im digitalen Asset Management (findependent), dem digitalen Spesenmanagement (Yokoy) oder dem digitalen Private Banking (everon)). Dafür bietet die Bank den persönlichen Kontakt an. Beides hat derzeit seine Berechtigung.
  • Seinen eigenen Personal Finance Manager (PFM) wird die Hypi Lenzburg mit Bitsaboutme ersetzen. Damit können Kundinnen und Kunden stärker bestimmen und transparent nachverfolgen, was mit ihren Daten passiert.

Ökosysteme bei der Migros Bank
Manuel Kunzelmann, CEO, Migros Bank

  • Die Migros Bank befindet sich aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Migros in einer spannenden Ausgangslage, was die Integration von Finanzdienstleistungen im generellen Retail-Geschäft betrifft.
  • Durch den breit aufgestellten Migros Konzern kann die Migros Bank unterschiedliche Ökosystem-Rollen von Finanzdienstleistungen wahrnehmen. Abhängig vom Bereich (Wohnen, Zahlen und Mobilität) kann die Bank eine Orchestrator-Rolle einnehmen oder nur als Teilnehmer im Ökosystem fungieren.
  • Die Migros versucht einen grossen Teil der Zahlungen innerhalb des Konzerns zu behalten (z.B. durch die verstärkte Bezahlung über die weiterentwickelte M-Pay Lösung). Des Weiteren wird die Herausgabe der Cumulus-Kreditkarte ab Juli 2022 wieder konzernintern durch die Migros Bank vorgenommen (und nicht mehr durch die Cembra Money Bank).

Sustainability-as-a-Service – Retail Banking wird nachhaltig
Ulrich Pietsch, Co-Founder und CEO, ecolytiq

  • Ecolytiq bietet für Banken in Form eines B2B-Modells Dienstleistungen für «green finance» an.
  • Das deutsche Startup analysiert dabei die verschiedenen Zahlungs-Transaktionen und kann so den ökologischen Fussabdruck messen. In einem weiteren Schritt kann der CO2-Austoss durch verschiedene Spenden kompensiert werden.
  • Banken können die Lösung in ihren E- und Mobile Bankings implementieren und den eigenen Kundinnen und Kunden so ein CO2-neutrales Bankkonto anbieten. Ecolytiq führt aktuell auch Gespräche mit Schweizer Banken. Bis anhin nutzt aber noch keine Schweizer Bank die Lösung.

Impact Banking App: positivity and sustainability in daily personal finances
Noah Bernet, Co-Founder, Novus

  • Novus ist eine «Impact Bank» aus London (mit einem Schweizer Mitgründer), welche im Januar starten wird (derzeit ist die App für Beta-User in Betrieb). Die Bank hat in Grossbritannien bereits 25’000 Personen auf der Warteliste und will im ersten Jahr 70’000 Kundinnen und Kunden gewinnen. Die Neobank plant derzeit keinen Markteintritt in der Schweiz.
  • In der App gibt es unter anderem einen nachhaltigen Marktplatz mit «Rewards». Zudem kann der CO2-Fussabdruck mit der App gemessen werden und jede Zahlungstransaktion löst eine Spende aus.
  • Bernet hinterfragt stark, was in der Finanzbranche als nachhaltig verkauft wird und sieht viel «Greenwashing». Novus strebt deshalb die «B Corporation Certification» an, eine der strengsten ESG-Zertifizierungen. Dadurch soll die Kopierbarkeit des Modells von Novus auch erschwert werden

Bank Beraterarbeitsplatz – heute und morgen
Felix Buschor, Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ

  • Die IT-Unterstützung der Kundenberater/innen ist ein wesentlicher Teil der Digitalisierung im Banking.
  • Das IFZ hat untersucht, wie weit entwickelt die Retailbanken in diesem Bereich sind. Weitere Informationen finden Sie hier.

HypoDossier – Intelligente Hypo-Dokumentenverarbeitung
Silvan Kaufmann, Gründer, HypoDossier

  • Gemäss Silvan Kaufmann verwenden die Banken heute noch immer enorm viel Zeit (etwa 45 Minuten), um ein Hypothekardossier mit all seinen Dokumententypen zusammenzustellen. Dabei gilt es, Informationen aus einer Vielzahl von verschiedenen Dokumenten zusammenzustellen (z.B. aus der Steuererklärung, Pensionskassenausweisen, etc.).
  • Mit der Software von HypoDossier kann ein Grossteil dieser Informationen automatisiert eingelesen werden. Die Informationserfassung wird zwar nicht zu 100% digitalisiert werden können, da viele Dokumente in der Schweiz zu wenig standardisiert sind. Trotzdem geht Kaufmann davon aus, dass im Bereich der Aufbereitung der Dokumente 20 Minuten und im Bereich des Auslesens der Daten rund 15 Minuten Zeitersparnis dank HypoDossier erreicht werden kann.

Studienbestellung

Die 220-seitige «IFZ Retail Banking-Studie 2021» kostet 290 Franken und kann unter ifz@hslu.ch bestellt werden. Sammelbestellungen kosten ab 3 Exemplaren CHF 240.- pro Exemplar, ab 5 Exemplaren CHF 190.- und ab 10 Exemplaren CHF 140.- CHF pro Exemplar.

Wir danken unseren Sponsoren Crealogix, finnova, Schulthess Zimmermann & Jauch und ti&m sowie unserem Partner, der Schweizerischen Bankiervereinigung für die Unterstützung!

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