29. März 2016

Allgemein,

Bankstrategie,

Digitalisierung

So fördert PostFinance Innovationen

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Viele Banken erkennen das Potenzial und auch die Notwendigkeit von Innovationen, doch die meisten Finanzinstitute haben keinen strukturierten Ansatz, wie sie diese gezielt fördern. Ein aus meiner Sicht sehr gutes Beispiel für die Innovationsförderung stammt von PostFinance. Nachfolgend möchte ich aufzeigen, welche Massnahmen PostFinance ergriffen hat, um Innovationen strukturiert voranzutreiben und zu lancieren.

Gemäss Nicole Cipri, Innovationsmanagerin bei der PostFinance, ist der grundlegende Innovationsprozess von PostFinance in drei Schritte eingeteilt: (I) Der erste Schritt beinhaltet das Sammeln der Ideen. (II) In einem zweiten Schritt geht es darum, Innovationen voranzutreiben. (III) In einem dritten Schritt sollen die entsprechenden Innovationen lanciert werden. Der nachfolgende Artikel ist entlang dieser drei Hauptschritte gegliedert.

1.Schritt: Sammeln der Ideen

PostFinance sammelt auf verschiedene Arten Ideen für Innovationen und neue Geschäftsideen. Neben Postidea, führt man diverse Events wie Innovationstage oder einen Hackathon durch.

a) Postidea

Postidea ist eine Möglichkeit, die allen Mitarbeitenden des Konzerns der Schweizerischen Post offensteht. Es handelt sich hierbei um eine Plattform, über die die Mitarbeitenden Verbesserungsvorschläge (oftmals auch kleinere) einbringen können. Im vergangenen Jahr wurden so insgesamt rund 500 Ideen von den fast 3‘600 PostFinance-Mitarbeitenden eingegeben. Etwas mehr als zehn Prozent der Ideen wurde konkret umgesetzt. Spannend aus Sicht der Mitarbeiter ist, dass die umgesetzten Vorschläge auch finanziell entschädigt werden. So wird als Regel 20 Prozent vom Nutzen (des ersten Jahres) als Bonus ausbezahlt (maximal CHF 50‘000; im Schnitt sind diese Beträge aber tiefer)

b) Innovationstage PostFinance

Mindestens einmal jährlich finden die sogenannten „Innovationstage“ statt. Hier werden jeweils mit bestimmten Zielgruppen (z.B. Kunden; Lernende) oder zu einem bestimmten Thema versucht, einen Tag lang möglichst innovative Ideen zu generieren. Das Ziel ist, dass die aus diesen Innovationstagen entstehenden Ideen weiterverfolgt werden können und „CO-STAR“ kreiert werden (mehr dazu weiter unten).

c) Hackathon

Am 25. und 26. September 2015 fand der zweite PostFinance-Hackathon statt. Dabei konnten alle Personen, die sich für FinTech interessieren und in den Bereichen Softwareentwicklung, Grafik, Interface Design, Marketing oder Projektmanagement tätig sind, teilnehmen. Gesucht wurden Ideen rund ums Thema „The Future of Finance“. Der Hauptpreis war mit CHF 20‘000 dotiert. Teilgenommen haben 47 Personen in 15 verschiedenen Teams. Aus dem ersten Jahr hat die Idee „One Pay“, die von Lernenden von PostFinance stammt, gar das Gate 2 passiert.
Die besten drei Projekte des Hackathons 2015 sind derzeit ebenfalls noch im Innovationsprozess von PostFinance dabei.

Wichtig sind für PostFinance auch die (internen) Roadshows. Bei diesen geht es vor allem darum, die Mitarbeitenden einzubinden und ihnen die vielfältigen Möglichkeiten im Bereich der Innovationsförderungen aufzuzeigen. Des Weiteren arbeitet PostFinance auch mit dem Trendwiki (Details siehe unten).

2.Schritt: Innovationen vorantreiben

In einem zweiten Schritt geht es darum, die Innovationen voranzutreiben. Als innovationswürdig gelten dabei Ideen, die einen klaren Nutzen für den Kunden versprechen, innerhalb von 3-5 Jahren potenziell EBIT-wirksam sind und am Kerngeschäft und/oder an den Kernkompetenzen von PostFinance angelehnt sind.

Prozess PostFinance Innovationen
Abbildung 1: Innovationsprozess von PostFinance: Entwicklung von Co-Stars

Dabei ist es das Ziel, einen sogenannten „CO-STAR“  (vgl. auch Webpage) zu entwickeln. Der erste Schritt hin zum sogenannten „Gate 1“ und oftmals durch die oben vorgestellten Tools gefördert, soll dabei nur ca. 4-5 Stunden (Zusatz-) Aufwand verursachen und noch nicht auf einer detaillierten Analyse basieren. Einmal im Monat beurteilt dann eine aus sechs Mitgliedern bestehende Jury, ob diese Ideen weitergezogen werden sollen. Die weitergezogenen Ideen erhalten einerseits einen Beitrag von maximal CHF 50‘000. (Diese 50‘000.- werden eingesetzt, um einen Prototypen zu bauen, Marktanalysen zu erstellen etc.). Auf der anderen Seite erhalten die entsprechenden Mitarbeiter im Zeitraum von ca. sechs Monaten noch eine Arbeitsentlastung von rund 20 Prozent. Sie können also in dieser Zeit (netto rund drei bis vier Wochen) entsprechend an diesem Projekt weiterarbeiten. Nach diesen sechs Monaten gelangen die Ideen zur Jury von „Gate 2“. Diese aus vier Geschäftsleitungsmitgliedern (inkl. dem CEO Hansruedi Köng) zusammengesetzte Jury tagt jeweils alle zwei Monate und beurteilt pro Sitzung maximal zwei Ideen. Werden diese Ideen als gut befunden, wird das Projekt in die Umsetzung begleitet und auch das hierfür notwendige Budget gesprochen.

Bisher waren 36 Vorhaben am „Gate 1“. Von diesen 36 Vorhaben kamen im Jahr 2015 rund 16 Ideen zum „Gate 2“. Von diesen 16 Fällen wiederum wurden fünf weitergezogen und mit entsprechend grossen Geldbeträgen für die Umsetzung gefördert.

3.Schritt: Innovationen lancieren

Als dritter Schritt werden die entsprechenden Innovationen lanciert. Da das Programm erst vor zwei Jahren lanciert wurde, sind heute entsprechend erst wenige Ideen tatsächlich live. Vor allem bei der PostFinance-Tochter TWINT sind aber offenbar schon einige Ideen eingeflossen und umgesetzt worden.

Weitere Aktivitäten, um Innovationen zu fördern

Parallel zu diesen vor allem internen innovationsfördernden Massnahmen wurden auch Massnahmen ergriffen, die externe Entwicklungen aufspüren und aufzeigen sollen. Seit Anfang Jahr ist entsprechend auch das Corporate Venturing dem Innovationsmanagement-Team angehängt. Einerseits werden hierfür regelmässig Medienartikel zu spannenden Themen und Innovation in das interne Wissensmanagementsystem Trendwiki hochgeladen und von verschiedenen Mitarbeitern diskutiert. Andererseits hat PostFinance gerade kürzlich neue Personen angestellt, die vor allem den Auftrag haben, Startups genauer zu untersuchen und wo sinnvoll auch Kooperationen oder Akquisitionen zu planen. Ebenso werden externe Ideen natürlich auch via Hackathon (siehe oben) aufgespürt.

Des Weiteren wurde am 10. Dezember 2015 das sogenannte PFLab eröffnet. Dabei werden an der Engehaldenstr. 26 in Bern Räumlichkeiten im „Startup-Look“ zur Verfügung gestellt. Ziel des PFLab ist es, innovative Vorhaben voranzutreiben, die Entscheidungsfindung zu beschleunigen und sich vernetzen zu können.

PFLabs
Abbildung 2: So sehen die PFLabs aus

Fazit

Innovationen frühzeitig erkennen und verfolgen ist gerade in der heutigen Welt für Banken sehr relevant. Viele Institute tun sich damit aber noch immer schwer. Ein klares und strukturiertes Konzept, wie Innovationen erkannt und gefördert werden können, erscheint mir daher sinnvoll und der Weg von PostFinance ist diesbezüglich erfolgsversprechend. Wichtig scheint mir aber auch, dass es nicht einfach darum geht, eine Toolbox einzurichten oder schöne Folien zu malen. Viel eher sollte auch eine Unternehmenskultur geschaffen werden, welche innovationsfördernd ist. Denn eine entsprechende Förderung der Innovationsfähigkeit setzt auch eine hohe Offenheit gegenüber neuen Ideen voraus.

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