9. Oktober 2023

Allgemein,

Raiffeisenbanken

Welches sind die grössten Raiffeisenbanken der Schweiz?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Prof. Dr. Simon Amrein

Die Raiffeisen Gruppe erhält als neben der UBS grösste Bank im Schweizer Retailbanking viel Aufmerksamkeit. Dabei geht in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch oft vergessen, dass die Bank aus rund 220 einzelnen Genossenschaftsbanken besteht. Aber wie gross sind denn die einzelnen Raiffeisenbanken eigentlich? Welches sind die 15 grössten Raiffeisenbanken? Und wie effizient wirtschaften diese? Im heutigen Blog werfen wir einen Blick auf die grössten Raiffeisenbanken innerhalb der Raiffeisen Gruppe.

Nach der UBS ist die Raiffeisen Gruppe mit einer Bilanzsumme von CHF 280.6 Milliarden (per Ende 2022) die grösste Bank im Schweizer Retailbanking. Gefolgt wird sie von der Zürcher Kantonalbank (CHF 199.8 Mrd.) und von PostFinance (CHF 114.4 Mrd.).

Häufig wird bei der Betrachtung der Raiffeisen Gruppe der Umstand übersehen, dass es innerhalb der Gruppe eine Vielzahl von kleineren und grösseren Genossenschaftsbanken gibt. Die Anzahl dieser Banken ist in den vergangenen 25 Jahren dabei stark geschrumpft. Im Jahr 1998 gab es noch 722 rechtlich selbständige Raiffeisenbanken (vgl. SNB, Die Banken in der Schweiz 1998). Seither hat es eine Vielzahl von Fusionen zwischen Raiffeisenbanken gegeben, was dazu geführt hat, dass die Anzahl der Raiffeisenbanken auf 220 reduziert wurde und die durchschnittliche Bilanzsumme erheblich gestiegen ist. Daher werfen wir nachfolgend basierend auf den öffentlich verfügbaren Geschäftsberichten per 31. Dezember 2022 einen Blick auf die grössten Raiffeisenbanken sowie auf zwei relevante finanzielle Kennzahlen dieser Institute, die Cost/Income Ratio und die Zinsmarge.

Die grössten Raiffeisenbanken der Schweiz

Die grösste Raiffeisenbank ist gemäss unserer Untersuchung die Raiffeisen Sion et Région mit einer Bilanzsumme von CHF 4.1 Milliarden. Gefolgt wird sie von der Raiffeisen Moléson mit einer Bilanz in der Höhe von CHF 3.8 Milliarden. An dritter Stelle folgt bereits die neu gegründete Raiffeisen Zürich. Diese hat als eigenständige Genossenschaftsbank die Geschäftstätigkeit erst Anfang Jahr aufgenommen und wurde aus der Raiffeisen Schweiz ausgegliedert. Auffällig ist, dass unter den grössten vier Raiffeisenbanken gleich drei aus der französischsprachigen Schweiz sind.

BankBilanzsumme in CHF Tsd.Anzahl Mit-arbeitende (VZÄ)Anzahl Geschäfts-stellenVergleichbare Banken aufgrund deren Bilanzsummen
Raiffeisen Sion et Région4’104’703135.814Kantonalbank Jura (CHF 4.26 Mrd); Appenzeller KB
(CHF 4.07 Mrd)
Raiffeisen Moléson3’821’793106.09Urner Kantonalbank (CHF 3.64 Mrd)
Raiffeisen Zürich
(Daten per 30.06.2023)
3’226’939n/a6Regiobank Solothurn (CHF 3.38 Mrd)
Raiffeisen Genève Rive Gauche3’166’27976.07Regiobank Solothurn (CHF 3.38 Mrd)
Raiffeisen St Gallen2’864’38876.01Alpha Rheintal Bank (CHF 2.99 Mrd)
Raiffeisen Winterthur2’713’47958.71Alpha Rheintal Bank (CHF 2.99 Mrd)
Raiffeisen Nidwalden2’557’51175.39Alternative Bank
(CHF 2.32 Mrd)
Raiffeisen Tägerwilen2’524’13958.25Alternative Bank
(CHF 2.32 Mrd)
Raiffeisen Luzern Genossenschaft2’456’01460.64Alternative Bank
(CHF 2.32 Mrd)
Raiffeisen Mischabel Matterhorn2’425’17774.612Alternative Bank
(CHF 2.32 Mrd)
Raiffeisen Mittelthurgau2’349’32755.76Alternative Bank
(CHF 2.32 Mrd)
Raiffeisen Martigny et Région2’216’61658.47Alternative Bank
(CHF 2.32 Mrd)
Raiffeisen Jungfrau2’139’58376.012Alternative Bank
(CHF 2.32 Mrd)
Raiffeisen Rohrdorferberg-Fislisbach2’103’17047.03Sparkasse Schwyz
(CHF 2.06 Mrd)
Raiffeisen Rigi2’092’66155.75Sparkasse Schwyz
(CHF 2.06 Mrd)
Tabelle 1: Die grössten 15 Raiffeisenbanken nach Bilanzsumme (per 31.12.2022)

In der obigen Tabelle haben wir zusätzlich die Bilanzsumme der 15 Raiffeisenbanken mit verschiedenen ähnlich grossen Retailbanken verglichen. So wird ersichtlich, dass die bei uns wenig bekannte Raiffeisen Sion et Région ähnlich gross ist wie die Kantonalbanken aus dem Jura und Appenzell. Ebenso zeigt sich, dass die zweitgrösste Raiffeisen Moléson über eine ähnlich grosse Bilanz verfügt wie die Urner Kantonalbank. Des Weiteren haben etablierte und in der Regionalbanken-Welt bekannte Banken wie die Regiobank Solothurn, die Alpha Rheintal Bank, die Alternative Bank oder die Sparkasse Schwyz ähnlich grosse „Gleichgesinnte“ aus dem Raiffeisen-Verbund.

Eine durchschnittliche Retailbank in der Schweiz verfügt zwar über eine Bilanzsumme von CHF 15.5 Milliarden (Stand 31.12.2022; ausgenommen UBS). Der Median der Bilanzsummen aller Retailbanken liegt aber lediglich bei CHF 1.8 Milliarden. Es gibt somit viele kleine Banken. Von den 90 Retailbanken in der Schweiz (ohne Berücksichtigung der einzelnen Raiffeisenbanken), haben 54 Banken eine Bilanzsumme von unter CHF 4 Milliarden – und sind somit kleiner als die grösste Raiffeisenbank.

Bemerkenswert ist auch, dass etwa 1’100 Mitarbeitende (in VZÄ) für die grössten 15 Raiffeisenbanken tätig sind. Dies unterstreicht erneut die Bedeutung und Relevanz dieser Banken.

Raiffeisenbanken sind im Vergleich effizient

Zwei wichtige Kennzahlen für die Beurteilung der finanziellen Situation von Banken sind die Zinsmarge und die Cost/Income Ratio. Die Zinsmarge misst das Verhältnis zwischen dem Ergebnis aus dem Zinsdifferenzgeschäft und einem Teil der Bilanzsumme (Forderung gegenüber Kunden, Hypothekarforderungen, Finanzanlagen). Die Kennzahl zeigt als eine Art «Gesamtkapitalrendite» des Zinsgeschäfts auf, wie gut die Bank aus dem Ausleihen und Entgegennehmen von Geldern Erträge generieren kann. Die Cost/Income Ratio (CIR) misst das Verhältnis zwischen operativem Geschäftsaufwand und -ertrag. Die CIR zeigt auf, wie viel von jedem eingenommenen Franken (Income) für die Erbringung der Leistung aufgewendet werden muss (Cost).

Tabelle 2 zeigt die Durchschnittswerte der Zinsmargen und Cost/Income Ratio nach Bankengruppen. Insgesamt bilden wir für einen einfachen Vergleich vier Gruppen:

  1. Die 15 grössten Raiffeisenbanken
  2. Die Raiffeisen Gruppe
  3. Acht Retailbanken, welche von der Grösse her vergleichbar mit den grössten 15 Raiffeisenbanken sind
  4. Alle 90 Retailbanken der Schweiz (ohne UBS)
 Grösste 15 Raiffeisenbanken (n=15, bzw. 14*)Raiffeisen GruppeRetailbanken mit Bilanzsumme CHF 1.9<4.3 Mrd. (n=8)Alle Retailbanken (n=90)
Bilanzsumme (in CHF Mrd.)2.7280.63.115.5
Zinsmarge*1.09%1.11%1.09%1.15%
C/I Ratio*50.09%55.57%56.40%57.54%
Tabelle 2: Durchschnittliche Zinsmarge und Cost/Income Ratio bei Raiffeisenbanken und anderen Retailbanken (per 31.12.2022) * Werte der Raiffeisen Zürich bei der Zinsmarge und Cost/Income Ratio aufgrund deren Neugründung ausgenommen. Die Bank hat erstmals per 30.06.2023 einen Abschluss vorgelegt. Die Bilanzsumme bezieht sich bei der Raiffeisen Zürich auf den Wert per 30.06.2023.

Die durchschnittliche Zinsmarge bei den 15 grössten Raiffeisenbanken beträgt 1.09 Prozent. Diese liegt auf dem Niveau der ganzen Raiffeisen Gruppe (1.11%) sowie der Retailbanken mit ähnlicher Grösse (1.09%). Der Durchschnitt aller Retailbanken in der Schweiz liegt leicht höher, bei 1.15 Prozent.

Hinsichtlich der Cost/Income Ratio fällt dagegen auf, dass die grössten 15 Raiffeisenbanken vergleichsweise niedrige Werte aufweisen. Die CIR lag zum Ende des Jahres 2022 bei 50.09 Prozent. Die Retailbanken in ähnlicher Grösse weisen 56.40 Prozent aus, alle Retailbanken einen Wert von 57.54 Prozent. Es fällt auch auf, dass der Wert der 15 grössten Raiffeisenbanken unter der Cost/Income Ratio der Raiffeisen Gruppe liegt (50.09% vs. 55.57%).

Wie bei allen Retailbanken variieren die finanziellen Kennzahlen erheblich von Bank zu Bank. So lagen beispielsweise die Zinsmargen (2022) der untersuchten 15 Raiffeisenbanken zwischen 0.84% und 1.33%. Die Cost/Income Ratio, die als zentrales Mass für die Effizienz einer Bank betrachtet wird, bewegt sich bei den 15 Raiffeisenbanken im Bereich von 42.84% bis 59.51%. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Werte finden Sie hier.

Fazit

Einige Raiffeisenbanken bleiben in der öffentlichen Wahrnehmung und den gängigen Analysen oft unter dem Radar. Dennoch sind gewisse Banken keineswegs zu unterschätzen, denn sie verfügen über Bilanzgrössen und eine Mitarbeitenden-Anzahl, die durchaus mit kleineren Kantonalbanken oder mittelgrossen Regionalbanken vergleichbar sind. Trotz der öffentlichen Fokussierung auf die Gruppe als Ganzes sind diese einzelnen Genossenschaftsbanken entsprechend wichtige Akteure in der Schweizer Bankenlandschaft.

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