Neben der Glarner Kantonalbank, der Swissquote und der Zürcher Kantonalbank (auf homegate), bietet seit dem März 2013 auch die Migros Bank eine Online Hypothek an (vgl. frühere Blogartikel zum hypomat und Swissquote). Nachfolgend möchte ich einige zentrale Aspekte und Überlegungen dieses Angebots stichwortartig darlegen.
Produkte: Den Benutzern der Online-Plattform steht das gesamte Hypothekarsortiment zur Verfügung: feste, variable und Libor-Hypotheken. Es können sowohl Neuhypotheken als auch Verlängerungen online abgewickelt werden.
Kosten/Preis: Der Kunde erhält lediglich eine „Gutschrift“ von CHF 300 bei einem Abschluss der Online Hypothek – auch unabhängig davon, ob eine Hypothek neu abgeschlossen oder verlängert wird. Mit diesem Betrag wird sozusagen die „Arbeitsentlastung“ entschädigt, da der Kunde einen Prozessschritt der Bank übernimmt und gewisse Informationen selber erfasst. Ansonsten unterscheiden sich, ganz im Gegensatz zum Hypomat, die Zinsen von Online- und „Offline“-Hypotheken nicht. Beide werden zum gleichen, nicht verhandelbaren Zinssatz angeboten. Dies ist vor dem Hintergrund zu verstehen, dass die ausgewiesenen Zinssätze bei der Migros Bank stets (unverhandelbare) „Nettopreise“ sind.
Kannibalisierung: Eine Kannibalisierung der „Offline“-Hypothek – wie dies möglicherweise durch den Hypomat bei der Glarner Kantonalbank der Fall sein könnte (auch wenn der Hypomat bisher offenbar von 90% Neukunden benutzt wird) – wird bei der Migros Bank unproblematisch sein, da die Zinssätze online oder offline identisch sind.
Beratung: Der Kunde hat auch bei einem Online-Hypothekenabschluss Anspruch auf eine „normale“ Beratungsdienstleistung. Die Migros Bank möchte verhindern, dass sich Kunden zuerst beraten lassen (mit entsprechenden Kosten verbunden) und danach von zu Hause aus und zu günstigeren Zinskonditionen den Hypothekar-Abschluss tätigen. Dieses Szenario ist vor allem beim Konzept des Hypomat durchaus vorstellbar. Bei der Migros Bank kann der Kunde nach dem Gespräch entscheiden, ob er den Antrag online (zeitlich und räumlich unabhängig) oder zusammen mit dem Kundenberater abschliessen möchte. Die Zinsen bleiben identisch.
Prozess: Ein Nachteil dieses Konzepts liegt meines Erachtens darin, dass der Prozess (noch) nicht optimiert wird und die Prozesskosten wohl nicht um viel mehr als die dem Kunden gutgeschriebenen CHF 300 gesenkt werden können. Die Migros Bank kommt vorläufig an einer manuellen Prüfung der Gesuche nicht vorbei. Erfüllt die gewünschte Hypothek die Richtlinien der Migros Bank, so wird dies dem Benutzer zuerst indikativ mitgeteilt. Die definitive Kreditzusage erfolgt nach der endgültigen Prüfung aller erforderlichen Unterlagen durch die Migros Bank.
Vereinfachung für Kunden? Die Datenerfassung im Internet dauert ungefähr 30 Minuten. Diese kann aber wann und wo immer gewünscht, gemacht werden. Die Bank braucht allerdings weiterhin die Originalunterlagen des Kreditsuchenden.
Fazit
Das Konzept der Migros Bank unterscheidet sich grundsätzlich vom Modell des Hypomat der Glarner Kantonalbank. Einerseits hat die bereits national tätige Migros Bank mit ihrem Online Hypotheken-Angebot nicht das Ziel, in anderen Märkten Fuss zu fassen. Andererseits ist es der Migros Bank sehr wichtig, dass eine Kannibalisierung ihrer „Offline-Hypothek“ nicht zu negativen (Ertrags-) Konsequenzen führt. Der Anreiz, dank Online Hypotheken günstigere Kreditzinsen zu erhalten, ist entsprechend (im Gegensatz zum Hypomat) nicht vorhanden.
Ob dieses Angebot bei den Kunden Anklang findet, ist (noch) schwierig abzuschätzen. Das Projekt läuft erst seit einem halben Jahr und wird nicht sonderlich aktiv beworben. Zahlen werden derzeit noch nicht bekanntgegeben. Gemäss Albert Steck, Medienverantwortlicher der Migros Bank, ist aber das Verhältnis der Online Hypotheken im Bereich Neuabschlüsse vs. Verlängerungen ziemlich genau 50:50. Ich werde die Entwicklung natürlich weiter beobachten und auch künftig wieder auf meinem Blog darüber berichten.
Über die Online Hypothek der Migros Bank habe ich selber auch schon gehört. Ich finde es dennoch etwas komisch, wenn man online Hypotheken abschliessen bzw. aufnehmen möchte. Natürlich ist es einfacher, als wenn man lange Wege auf sich nehmen muss, aber ich finde, dass man gerade bei einer Hypothek solche Wege in Kauf nehmen sollte.
Kommentare
1 Kommentare
Hans
30. September 2013
Über die Online Hypothek der Migros Bank habe ich selber auch schon gehört. Ich finde es dennoch etwas komisch, wenn man online Hypotheken abschliessen bzw. aufnehmen möchte. Natürlich ist es einfacher, als wenn man lange Wege auf sich nehmen muss, aber ich finde, dass man gerade bei einer Hypothek solche Wege in Kauf nehmen sollte.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.