30. April 2015
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und das Kompetenzzentrum Banking Trends & Innovation der Swisscom haben heute die Studie „Digitales Anlegen“ publiziert. Diese hat sich einerseits zum Ziel gesetzt, in ausgewählten Märkten die Ist-Situation auf der Angebotsseite aufzuzeigen und darauf basierend verschiedene Geschäftsmodelle herzuleiten. Andererseits wurde mithilfe von Umfragen das Potenzial von digitalen Anlageprodukten auf der Nachfrageseite eruiert. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden überdies Prognosen für das Schweizer Marktvolumen in 2020 hergeleitet.
Durch die bedeutenden technologischen Fortschritte und das sich dadurch veränderte Kundenverhalten stehen Banken vor grossen Herausforderungen. Die entsprechenden Entwicklungen digitalisieren nicht nur zunehmend das Finanzierungsgeschäft, sondern werden künftig auch das Anlagegeschäft stark verändern. Anleger sind praktisch jederzeit online, erwarten rasche Reaktionen, haben umfassende Informationsbedürfnisse und verfügen mit neuen Plattformen über attraktive Möglichkeiten, ihre Gelder zu günstigen Bedingungen anzulegen. Auch Schweizer Banken können sich dieser Entwicklung nicht entziehen und müssen sich frühzeitig mit neuen Geschäftsmodellen im Bereich des digitalen Anlegens auseinandersetzen.
Schweizer Markt noch im Anfangsstadium
Zur Kategorisierung der existierenden Anbieter wurde ein zweidimensionales Raster entwickelt, mit welchem die unterschiedlichen Geschäftsmodelle quantifiziert werden können. Auf der X-Achse „Personalisierung & Unterstützung“ wurde der Grad Personalisierung des Anlagevorschlags, die Breite der Anlagevorschläge sowie die Möglichkeit zur Beratungsunterstützung gemessen. Auf der Y-Achse „Sophistizierung“ wurden acht Faktoren analysiert, wie zum Beispiel den Prozess zur Bestimmung des Risikoprofils, die Bedienung und den Informationsgehalt der Website, die Anzahl Anlageklassen sowie die Ausgereiftheit des Investitionsprozesses.
Mithilfe dieser Kriterien wurden die existierenden Anbieter in den Märkten Schweiz, Deutschland, Grossbritannien und USA untersucht. Es hat sich gezeigt, dass sich der Schweizer Markt im Vergleich zu den ausländischen Märkten noch in einem Anfangsstadium befindet. Während im Ausland bereits eine Vielzahl von Angeboten von etablierten Finanzdienstleistern und Start-ups existiert, gibt es in der Schweiz zurzeit nur vereinzelte Angebote (siehe Abbildung 1).
In der Schweiz gehören die UBS (UBS Advice), die Baloise Bank SoBa (Baloise Investment Advice), die Glarner Kantonalbank (Investomat) und die Swissquote (ePrivate Banking) zu den etablierten Finanzdienstleistern mit Angeboten im Bereich des digitalen Anlegens. Weitere Lösungen, welche bereits am Markt sind, werden von den Start-ups TrueWealth, wikifolio und Investory angeboten. Überdies befinden sich zurzeit weitere Start-ups in der Entwicklungsphase, welche sich im Bereich von TrueWealth positionieren werden.
Vier unterschiedliche Geschäftsmodelle im digitalen Anlegen
Ausgehend von den erarbeiteten Marktübersichten konnten vier unterschiedliche Geschäftsmodelle definiert werden. Wie in Abbildung 2 ersichtlich, unterscheiden sich diese sowohl im Grad der Sophistizierung wie auch bei der Personalisierung & Unterstützung.
Potenzial auch auf der Nachfrageseite gegeben
Um das Interesse an digitalem Anlegen auch auf der Nachfrageseite zu quantifizieren, wurden zwei voneinander unabhängige Umfragen durchgeführt. In einem ersten Schritt wurde ermittelt, ob sich die Teilnehmenden vorstellen können, ihr Vermögen mithilfe von digitalen Anlageprodukten zu verwalten. Anschliessend wurde nach den gewünschten Eigenschaften und Voraussetzungen solcher Produkte gefragt. Nachstehend sind die Haupterkenntnisse dieser Befragungen aufgeführt:
Signifikantes Wachstum im Schweizer Markt erwartet
Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse auf der Angebots- und der Nachfrageseite wurden Prognosen für das Marktvolumen in der Schweiz im Jahr 2020 hergeleitet. Die Volumen in den drei verschiedenen Szenarien sind in Abbildung 3 abgebildet.
Um das kombinierte Marktvolumen aller Geschäftsmodelle zu berechnen wurden die Schätzungen der einzelnen Geschäftsmodelle aufsummiert. Die Ausgangslage 2014 mit einem Volumen von CHF 10.3 Mrd. umfasst alle Anbieter, welche per ihre Produkte bereits im Markt anbieten.
Es wird prognostiziert, dass der Schweizer Markt für digitales Anlegen in den nächsten Jahren mit zweistelligen Raten wächst. Im Basisszenario resultiert ein Marktvolumen von CHF 54.3 Mrd. in 2020. Der Grossteil des Volumens im jeweiligen Szenario ist dem beratungsunterstützten digitalen Anlegen zuzuweisen. Unsere Prognosen gehen davon aus, dass in allen Szenarien weitere etablierte Finanzdienstleister und Start-ups in den Markt für digitales Anlegen eintreten werden.
Thesen zum Markt für digitales Anlegen
Basierend auf den vorhergehenden Analysen haben wir folgende Thesen aufgestellt:
Fazit
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich das digitale Anlegen in der Schweiz zurzeit noch in einer frühen Aufbauphase befindet. Wir erwarten, dass sich das digitale Anlegen kontinuierlich weiterentwickelt, neue Anbieter in den Markt eintreten und die verwalteten Vermögen signifikant wachsen werden.
Hier können Sie die Studie herunterladen.
Kommentare
2 Kommentare
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11. Mai 2015
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6. Mai 2015
[…] haben wir an dieser Stelle viel über Digitalisierung geschrieben. Sei es, dass es um Crowdfundig, digitales Anlegen, FinTech oder generell die digitalen Möglichkeiten zur differenzierten Bearbeitung von Kunden […]
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