16. Juni 2015
Nach verschiedenen Digitalisierungsschritten im Retail Banking und Private Banking plant die UBS nun auch drei weitere Schritte im Bereich des Firmenkundengeschäfts. Einerseits werden durch die Funktion der „e-Banking Benutzerverwaltung“ Prozesse digitalisiert und dadurch vereinfacht. Andererseits hat die UBS kürzlich eine Zusammenarbeit mit dem Startup easySYS, einem Buchhaltungssoftware-Anbieter, bekanntgeben. Interessant ist in diesem Zusammenhang nicht nur die angebotene Lösung, sondern auch die strategische Zusammenarbeit mit einem Schweizer Startup. Ich werde nachfolgend die beiden geplanten Lösungen vorstellen und beurteilen. Auf eine dritte Neuerung, das sogenannte „E-Commerce EASY“, einer Zahlungslösung für Webshops, werde ich nicht eingehen.
Der typische erste Schritt einer Digitalisierungsstrategie im Bankenbereich erfolgt in der Regel im hoch standardisierten Retail Banking Segment. In einem zweiten Schritt – und nicht zuletzt durch den Druck einiger neuer Marktplayer – haben einige Banken auch Digitalisierungsprojekte im Wealth Management unternommen. Im Bereich des Firmenkundengeschäfts hingegen sind bis anhin (mit Ausnahme einiger Anpassungen im Online Banking) nur wenige Digitalisierungsbemühungen erkennbar. Das überrascht auf den ersten Blick, sind doch diese Kunden aus Bankensicht oftmals strategisch sehr relevant. Auf den zweiten Blick wird aber klar, dass die Standardisierungs-Möglichkeiten im Firmenkundengeschäft infolge der Heterogenität eher gering sind und die Bedürfnisse der verschiedenen Kunden stark variieren. Nichtsdestotrotz hat die UBS – nach dem mobilen Bezahlterminal SumUp – zwei weitere interessante Ansatzpunkte gefunden, wie sie Digitalisierungsmöglichkeiten auch im Firmenkundengeschäft sinnvoll einsetzen kann.
Administration im e-Banking– eine Win-Win-Situation für Kunde und Bank
Wenig spektakulär erscheint auf den ersten Blick die ab Ende Juli 2015 zur Verfügung stehende Möglichkeit der e-Banking Benutzerverwaltung (derzeit noch in der Testphase bei unterschiedlichen Unternehmenskunden). Mit dieser im Online Banking neu geschaffenen Möglichkeit (nur basierend auf einer zusätzlichen vertragsrechtlichen Erklärung aufgeschaltet) können unter anderem die Mitarbeiter-Rechte (z.B. Erfassung und Änderung von Zeichnungs- und Zugriffsrechten) auf sehr einfache Art und Weise von der Unternehmung selber geändert werden. Statt wie bisher über den Postweg neue oder ausgeschiedene Mitarbeiter zu melden und neue Zeichnungsberechtigungen für einzelne Mitarbeiter anzufordern, kann die Unternehmung dies künftig selbstständig im Online Banking machen. Sie erhält dadurch Transparenz über die Berechtigungssituation. Aus meiner Sicht führt dies zu einer klaren Win-Win Situation: Die UBS verringert ihre Prozesskosten (der Kunde übernimmt die Arbeit selber, viel manuelle Arbeit auf Seiten der UBS entfällt), während der Kunde sein Problem einfacher und schneller regeln kann. Oder konkret: In den vergangenen 12 Monaten wurden bei der UBS in den betroffenen Segments-Gruppen der bestehenden Unternehmenskunden insgesamt ca. 11’000 Änderungen von Zugriffsberechtigungen bei bestehenden Mitarbeitern und 14’000 neue Zugriffsberechtigungen für neue Mitarbeitende über den papiergebundenen und handschriftlich unterzeichneten Weg verlangt. Dieser Prozess hat derzeit eine Ausführungszeit von ca. 4-7 Tagen. Mit der Digitalisierung sind diese Administrations-Prozesse sofort und ohne zeitliche Verzögerung möglich. Ebenso können damit bei der UBS Prozesskosten eingespart werden.
Wie ich bereits im letzten Blog geschrieben habe, sehe ich im Bereich des Prozessmanagements durch die Digitalisierung mehrere solcher Optimierungsmöglichkeiten. Insofern halte ich diesen Schritt für sehr sinnvoll – selbst wenn „nur“ schon 25% aller Änderungen oder Neu-Eröffnungen digitalisiert werden.
Buchhaltung 2.0 im Online Banking
Spannend ist auch die angekündigte Zusammenarbeit der UBS mit der in Rapperswil domizilierten Firma easySYS. Dieses Startup bietet eine Cloud-basierte Buchhaltungssoftware an, welche vor allem für Kleinunternehmen entwickelt wurde.
Interessant ist nun, dass das UBS Online Banking mit diesem Cloud-basierten Buchhaltungs-System von easySYS (natürlich nur auf Wunsch des Kunden) verknüpft werden kann und eine bezahlte Rechnung dabei sowohl im UBS Online Banking als auch bei easySYS (dank dem Cloud-System) gleichzeitig verbucht resp. angezeigt wird. Das Internet-Banking wird also mit der Buchhaltung integriert und der Kleinunternehmer muss nicht mehr zwei separate Systeme bedienen. Zusätzlich zur Vereinfachung der administrativen Abläufe wird auch die Sicht des Unternehmers auf seine Liquidität verbessert und zugänglicher gemacht. Ebenso kann der Kunde zum Beispiel auch über das Banken-Login sehen, welche Rechnungen noch immer offen sind. Die Idee und das Angebot sind zwar in der Schweiz neu, in Australien findet man aber bereits eine ähnliche Kooperation. So ist die National Australia Bank, eine der vier grössten Banken Australiens, erst kürzlich eine sehr ähnliche Kooperation mit der Buchhaltungssoftware Xero eingegangen. Wie das Ganze in der Schweiz technisch gelöst wird (Cloud-basiertes System mit Online Banking UBS), wird aber sicherlich im Detail noch zu klären sein (Stichwort: API Technologie). Der Termin für das Roll-out wurde noch nicht bekanntgegeben.
Für wen ist das Angebot spannend?
Die UBS hat gemäss ihrem Geschäftsbericht über 120‘000 Firmenkunden. Das System von easySYS ist aber wohl vor allem für eher kleinere Unternehmungen gedacht, welche die Buchhaltung noch über alte Buchhaltungs-Systeme oder über Excel führen. Ebenso ist das System von easySYS eine Option für neu gegründete Unternehmungen. Insgesamt kann ich mir gut vorstellen, dass ein typischer SumUp Kunde auch von dieser Idee resp. dieser Zusammenarbeit profitieren könnte. Gleichzeitig ist die Zusammenarbeit mit der UBS für alle bestehenden easySYS-User möglicherweise ein Argument dafür, eine neue Beziehung zur UBS aufzubauen oder das UBS-Konto etwas intensiver zu nutzen.
Fazit
Ich begrüsse es sehr, dass nun auch im Bereich des Firmenkundengeschäfts die Digitalisierung verstärkt Einzug erhält. Das Angebot der e-Banking Benutzerverwaltung – man könnte das auch als „Selbst-Administration“ bezeichnen – ist für mich ein kleines, aber feines Beispiel, wie man Prozesskosten sparen kann und der Kunde gleichzeitig davon profitiert. Eine Kollaboration zwischen Buchhaltungs-Systemen und Banken ist nicht ganz neu, aber aus Sicht einiger (kleiner) Kunden sicherlich auch begrüssenswert. Gleichzeitig finde ich es spannend, dass die UBS nach SumUp auch in diesem Bereich wieder mit einem vielversprechenden Startup zusammenarbeitet und nicht selber ein Buchhaltungssystem anbietet. Es ist für mich ein weiteres Beispiel dafür, dass eine Zusammenarbeit sowohl für Banken als auch für Startups gewinnbringend sein kann.
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