17. Mai 2016

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Valiant Bank mit spannendem Digitalisierungsprojekt im KMU-Bereich

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Die Valiant Bank möchte sich vor allem im Bereich des Retail Banking und des KMU Geschäfts wieder stärker positionieren. Als innovativen Schritt im Bereich KMU Geschäft bietet sie daher seit heute das sogenannte „BusinessNet“ an – eine Software, welche die Online Buchhaltung für KMU mit dem eBanking verknüpft und das Belegmanagement und die Buchhaltung vereinfacht. Nachfolgend werde ich dieses Angebot vorstellen und Gewinner und Verlierer dieses Angebots aufzeigen.

Der typische erste Schritt einer Digitalisierungsstrategie im Bankenbereich erfolgt in der Regel im hoch standardisierten Retail Banking Segment und danach im Wealth Management. Im Bereich des Firmenkundengeschäfts hingegen sind bis anhin (mit Ausnahme einiger Anpassungen im Online Banking) nur wenige Digitalisierungsbemühungen von Bankenseite erkennbar. Das überrascht auf den ersten Blick, sind doch diese Kunden aus Retail Bankensicht oftmals strategisch sehr relevant. Auf den zweiten Blick wird aber klar, dass die Standardisierungs-Möglichkeiten im Firmenkundengeschäft infolge der Heterogenität eher gering sind und die Bedürfnisse der verschiedenen Kunden stark variieren. Als erste Beispiele für die Digitalisierung im Firmenkundengeschäft hatte ich daher auf meinem Blog bisher vor allem über einige Projekte der UBS berichtet (Zusammenarbeit mit Bexio, UBS Online Kredit; mobiles Bezahlterminal SumUp). Aus meiner Sicht begrüssenswert ist daher nun die Ankündigung der Valiant Bank, dass sie für ihre derzeit rund 40‘000 KMU-Kunden auch eine spannende digitale Lösung anbietet.

Worum geht’s?

Grundsätzlich liegt der Fokus von kleinen und mittelgrossen Unternehmen auf dem jeweiligen Kerngeschäft. Die Erledigung der Finanzbuchhaltung gehört hier in der Regel nicht dazu und ist oftmals auch wenig beliebt. Mit dem BusinessNet von Valiant können die KMU ihren buchhalterischen Aufwand nun aber deutlich reduzieren. Kernstück ist eine ziemlich umfassende Onlinebuchhaltung, die direkt mit dem eBanking von Valiant verknüpft ist. Zahlungseingänge und -ausgänge aus dem eBanking werden in die Finanzbuchhaltung des KMU übernommen und verbucht. Dank dieser Durchlässigkeit und der stets aktuellen Onlinebuchhaltung sind die Finanzinformationen tagesaktuell vorhanden, was die finanzielle Führung des Unternehmens vereinfacht. Dies macht die Buchhaltung, das Belegmanagement und auch den Zahlungsverkehr für KMU deutlich einfacher und effizienter.

Valiant I
Abbildung 1: Visualisierung Dashboard

Was bietet BusinessNet?

Das BusinessNet ist wie oben erläutert eine Online-Buchhaltungsdienstleitung für KMU-Kunden, welches mit dem eBanking von Valiant direkt verknüpft wird. In einem ersten sehr wichtigen Schritt, dem „Onboarding“, wird in einem ziemlich aufwändigen Prozess gemeinsam mit dem KMU der Kontenplan definiert, Bedürfnisse aufgenommen und das ganze Buchhaltungsprogramm individuell angepasst.

Danach bietet BusinessNet derzeit die folgenden Elemente:

  • Belegverarbeitung (Verarbeitung von elektronischen Belegen, welche man selber einscannt über verschiedene Geräte) – ein Angebot, welches meines Wissens bisher so noch nicht existiert
  • Easy Scanning (optional): KMU können ihre Rechnungen auch in Couverts per Post an die Valiant verschicken, welche diese Scanning-Aufgabe gegen ein Entgelt von CHF 1.90 pro Beleg übernimmt
  • Rechnungsstellung: Erstellung und Versand von Rechnungen (per Post oder E-Mail) mit anschliessender (Debitoren-)Verbuchung
  • Fortlaufender Abgleich Konto und Buchhaltung
  • Gute Abschlusstools inkl. Hilfestellung für die Erstellung von Jahres- und MWST-Abschlüssen.
  • Zugang zu Treuhänder-Netz (optional)

Auch wenn das Beleg-Scanning sehr gut funktioniert und viele Informationen unabhängig davon, wo sie auf der Rechnung stehen, erkannt werden (z.B. Zahlungsfristen, etc.) sind durch Mitarbeiter der Swisscom die einzelnen Rechnungen manuell noch zu kontrollieren und die Kontierung je nach Kundenbedürfnis anzupassen (z.B. kann eine Rechnung auch noch auf unterschiedliche Positionen gesplittet werden). Sobald das abgeschlossen ist, erscheint der Beleg mit Buchungsvorschlag wieder im Workflow Tool. Beim KMU beschränkt sich der Aufwand danach auf die Freigabe des Buchungsvorschlags mit einem Mausklick. Darauf erfolgt die Buchung und die Bezahlung via eBanking automatisch. Das sieht dabei in etwa wie folgt aus:

Valiant II
Abbildung 2: Visualisierung Freigabe via Workflow-Tool

Das Angebot von BusinessNet wird laufend ausgebaut und es ist gemäss Christoph Wille, Leiter Vertriebskanäle bei der Valiant Bank, möglich, dass man bereits in diesem Jahr weitere Dienstleistungen wie die Lohnbuchhaltung oder die Personaladministration ergänzt.

Rechnet sich der Business Case?

Bei einem solchen Projekt ist die Berechnung eines Business Cases sehr schwierig. Ob das Kosten/Ertrags-Verhältnis jemals positiv ist, ist aus heutiger Sicht schwierig zu beurteilen. Das entsprechende Projekt wird daher gemäss Christoph Wille vor allem als ein Tool zur Kundenbindung und zur Kundengewinnung betrachtet. Ebenso kann sich die Valiant Bank durch dieses Projekt differenzieren und als innovative Bank positionieren.

Weitere Informationen

  • Die Buchhaltungs-Software inkl. der Belegverarbeitung ist ein White-Label Angebot von Run my Accounts – einem Startup mit Sitz in Stäfa und 33 Mitarbeitenden. Die Portallösung resp. das Dashboard und die eBanking-Anbindung wurde von der Swisscom gemacht.
  • Die eigentlichen Buchhaltungsarbeiten werden im Namen der Valiant durch Swisscom Mitarbeiter vorgenommen (Bussiness Process Outsourcing).
  • Das Zielpublikum dieser Lösung sind wohl – ähnlich wie bei Bexio und UBS – vor allem kleinere Unternehmungen (1-10 Mitarbeiter).

Fazit und Ausblick

Gewinner dieses Angebots sind aus meiner Sicht in erster Linie die kleinen Unternehmenskunden und die Valiant Bank. Potenzielle Verlierer sind – auch wenn die Valiant viel daran setzt, dass dies nicht so ist – die Treuhänder, welche durch solche digitalisierten Projekte wohl bald einen Teil ihrer (v.a. administrativen) Arbeit verlieren werden. Schlussendlich schaffen es Banken genau mit solchen Tools, ihre Wertschöpfungskette auszubauen – ein Gegentrend zur oft zitierten Reduktion der Wertschöpfungskette der Banken. Für die Treuhänder bleibt bei Nutzung solcher Angebote vor allem noch die Beratung des Jahresabschlusses (z.B. Erstellung der Mehrwertsteuerabrechnung). Um die Treuhänder aber auch im Boot zu haben, versucht die Valiant diese stärker einzubinden. So ist das Finanzportal auch für Treuhänder nutzbar, die jederzeit die aktuellen Finanzthemen mit dem KMU besprechen und die periodischen Abschlüsse ohne physische Belege erledigen können. Insgesamt scheint die Valiant Bank nach einigen eher schwierigen Jahren wieder auf dem richtigen Weg zu sein und auch ziemlich viel in die Digitalisierung zu investieren. Das oben vorgestellte Projekt finde ich sehr nutzstiftend und bewerte ich als sehr positiv. Weitere Projekte plant die Valiant Bank gemäss Christoph Wille auch im Retail Banking.

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