5. Dezember 2016
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und der Digital Banking Think Tank e-foresight der Swisscom haben heute die Studie „Digitales Firmenkundengeschäft“ publiziert. Diese hat sich einerseits zum Ziel gesetzt, in der Schweiz die Ist-Situation auf der Angebotsseite aufzuzeigen. Andererseits wurde auf der Nachfrageseite mithilfe einer Umfrage bei Firmenkunden den Nutzen ausgewählter Produkte und Dienstleistungen eruiert. Schliesslich wurden beide Seiten zusammengeführt, um aufzuzeigen, ob und in welchen Bereichen Lücken in den Bankangeboten bestehen.
Nach vermehrten Digitalisierungsbemühungen im Retailbanking- und Vermögensverwaltungsgeschäft haben erst einzelne Banken damit begonnen, ihr Firmenkundengeschäft zu digitalisieren. Diese zögernde Herangehensweise kann vor allem darauf zurückgeführt werden, dass die Gruppe der Firmenkunden als eher heterogen erachtet wird und ihre (digitalen) Bedürfnisse deshalb stark variieren.
Nur wenige Schweizer Banken mit expliziter Profilierung
Um einen Überblick über die Angebotsseite zu erhalten, wurde eine ausführliche Marktübersicht erstellt, welche die Angebotspaletten der 50 grössten Retailbanken in der Schweiz berücksichtigte. Dazu erfolgte eine systematische Erfassung von Produkten und Dienstleistungen in den fünf Themenblöcken „e-Banking“, „Kommunikationskanäle“, „Zahlen“, „Finanzieren“ sowie „Bank-nahe Dienstleistungen“.
Die Analyse zeigt auf, dass je nach Produkt/Dienstleistung der Anteil der Banken mit einem entsprechenden Angebot stark variiert. Während gewisse Funktionalitäten im Bereich „e-Banking“ bereits von einer Mehrheit angeboten werden, finden sich digitale Angebote in den Bereichen „Kommunikationskanäle“, „Finanzieren“ sowie bei den „Bank-nahen Dienstleistungen“ nur bei vereinzelten Banken. Eine Profilierung durch „einzigartige“ Angebote im digitalen Firmenkundengeschäft wird in der Schweiz bislang nur von ganz wenigen Banken betrieben.
Um die Angebotsbreite der einzelnen Banken miteinander zu vergleichen, wurde ein Score berechnet, welcher die Anzahl angebotener Produkte und Dienstleistungen gewichtet und addiert. Der Maximalwert dieses Scores beträgt 40 Punkte und wäre erreicht, wenn alle in dieser Studie miteinbezogenen Produkte und Dienstleistungen von einer Bank angeboten würden. Wie in Abbildung 1 ersichtlich, sind die Schweizer Banken aber noch weit davon entfernt, den Maximalwert zu erreichen.
Basierend auf den erreichten Scores können die Banken in drei verschiedene Kategorien eingeteilt werden:
Welche Bank in welche Kategorie eingeteilt wurde, kann in der Studie nachgelesen werden. Da viele Banken ihre Umsetzungen im Bereich des digitalen Firmenkundengeschäfts vielfach erst kürzlich gestartet haben, ist es jedoch noch zu früh, daraus ein nachhaltiges Bild abzuleiten. Man kann aber erkennen, dass tendenziell grössere Banken (gemessen an der Bilanzsumme) schon ein etwas grösseres digitales Angebot für ihre Firmenkunden anbieten.
Begrenztes Interesse auf der Nachfrageseite
Um die Bedürfnisse und Präferenzen auf der Kundenseite zu quantifizieren, wurde in Zusammenarbeit mit sechs Banken eine Umfrage unter 473 Firmenkunden durchgeführt. Analog zur Struktur auf der Angebotsseite mussten diese den Nutzen von verschiedenen Produkten und Dienstleistungen in den fünf vorher aufgezählten Themenblöcken einschätzen. Nachstehend sind die Haupterkenntnisse dieser Befragung aufgeführt:
Das allgemein geringe Interesse kann entweder darauf zurückgeführt werden, dass die Unternehmen mit den aktuellen Angeboten der Banken zufrieden sind, oder sie können den Zusatznutzen von neuen, noch nie getesteten Funktionalitäten und Produkten nur schwer einordnen.
Zusammenführung der Angebots- und Nachfrageseite
Durch das Zusammenführen der Angebots- und Nachfrageseite kann aufgezeigt werden, welche Bereiche zwar von den befragten Firmenkunden mit einem hohen Nutzen bewertet wurden, jedoch (noch) nicht im Angebot der Banken sind. Abbildung 2 zeigt die Zusammenführung der Angebots- und der Nachfrageseite in grafischer Form. Die horizontale Achse zeigt den von den befragten Firmenkunden beigemessenen Nutzen für jeden der 27 Punkte. Auf der vertikalen Achse befindet sich der prozentuale Anteil aller 50 miteinbezogenen Banken, welche den entsprechenden Punkt anbieten.
Grundsätzlich sind alle Punkte um den Trendbalken gut von den Banken abgedeckt, auch wenn sich deren Anteil vielfach nur bis 20 Prozent beläuft. Bei diesen Punkten kann somit von keiner generellen Angebotslücke im Markt gesprochen werden, da diese von den Firmenkunden auch nicht als sehr relevant angesehen werden. Für einzelne Institute kann es sich dennoch lohnen, ihre Position zu überprüfen, um nicht hinter die jeweiligen Peers zurückzufallen. Im Gegensatz dazu sind Punkte unterhalb der Trendlinie aus Kundensicht von Nutzen, werden jedoch nur von verhältnismässig wenigen Banken angeboten. Insbesondere das „digitale Vertragsarchiv“ scheint dabei aus Kundensicht wünschenswert, wird aber von den Banken derzeit noch fast nicht angeboten. Eine detailliertere Analyse sowie ein Ranking der individuellen Produkte und Funktionalitäten sind in der Studie zu finden.
Fazit
Vor dem Hintergrund der aufgezeigten Resultate können folgende Konklusionen gezogen werden:
Unsere Thesen zur Entwicklung des digitalen Firmenkundengeschäfts bis ins Jahr 2020 finden Sie in der Studie.
Webinar am 15. Dezember 2016
Welche Chancen schlummern für Banken im Firmenkundengeschäft? Antworten liefern Prof. Dr. Andreas Dietrich, Sascha Gysel und Carina Them in einem Webinar am 15. Dezember 2016, 12.00-13.00 Uhr, mit Insights aus der neuen Studie. Hier können Sie sich für das Webinar anmelden.
Bei Fragen können Sie sich gerne an Prof. Dr. Andreas Dietrich wenden.
Kommentare
1 Kommentare
Swiss Banks Are Falling To Meet Corporate Clients and SME Digital Needs | FINTECHNA
7. Dezember 2016
[…] report points out how banks can fill the gap between their digital offerings and the real needs of their […]
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