28. Februar 2018
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern hat zum dritten Mal eine umfassende Bestandesaufnahme des Schweizer FinTech-Markts vorgenommen. Die Studie zeigt, dass sich die Schweiz dank optimalen Rahmenbedingungen für den FinTech-Sektor zu einem global führenden FinTech-Zentrum entwickelt hat, besonders für Unternehmen im Bereich Blockchain und Kryptowährungen.
Die heute erschienene «IFZ FinTech-Studie 2018» der Hochschule Luzern gibt einen umfassenden Überblick über den Schweizer FinTech-Sektor (Definition siehe Box). Diese zeigt, dass die FinTech-Branche hierzulande wie schon im Vorjahr sehr gute Rahmenbedingungen vorfindet: Im globalen Vergleich von 30 untersuchten Städten liegen Zürich und Genf wiederum auf Platz 2 und 3, nur Singapur erzielt noch höhere Werte. «Die Schweiz hat ihr Potential noch nicht ganz ausgeschöpft», sagt Studienleiter Thomas Ankenbrand. Luft nach oben ortet er vor allem im technologischen Bereich. Das Ranking basiert auf 72 Indikatoren, welche die Rahmenbedingungen des politischen und rechtlichen, ökonomischen, sozialen sowie technologischen Umfelds abbilden.
«Crypto Valley» in Zug ist kein Zufall
Die exzellenten Rahmenbedingungen haben, zusammen mit der Ansammlung von innovativen Unternehmern, den proaktiven Behörden und führenden Forschungsinstituten, zum Aufblühen des sogenannten Crypto Valley geführt. Dieses Zentrum lässt die Schweiz vom globalen ICO-Boom profitieren: 271 Millionen Schweizer Franken haben hiesige FinTech-Unternehmen im Jahr 2017 über diese alternative Finanzierungsform erhalten (siehe Abbildung 1).
Aber auch die Investitionen über die traditionelle Finanzierungsform des Venture Capitals sind im Jahr 2017 bedeutend angestiegen, auf ein Total von rund 130 Millionen Schweizer Franken.
FinTech-Unternehmen: Wachstum und Reife
«Der FinTech-Sektor ist über die letzten drei Jahre hinweg stetig gewachsen», sagt Thomas Ankenbrand. Ende 2017 waren hierzulande 220 Unternehmen tätig, was einem Wachstum von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die 6 in der IFZ-Studie unterschiedenen FinTech-Bereiche «Analytics», «Banking Infrastructure», «Distributed Ledger Technology», «Deposit & Lending», «Investment Management» und «Payment» sind dabei ziemlich gleichmässig verteilt. Den grössten Anteil haben Startups in den beiden Bereichen «Investment Management» und «Banking Infrastructure».
Die durchschnittliche Grösse der Unternehmen, gemessen an der Anzahl Vollzeitmitarbeiter, wie auch an der Kapitalisierung, hat sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht (vgl. Abbildung 3). «Die Branche ist nicht nur reifer geworden, sie wird auch als reifer wahrgenommen: Der Hype ist Realität geworden», so Ankenbrand.
Kundenakquisition als grösste Herausforderung
Trotz des Wachstums sehen sich Schweizer FinTech-Unternehmen gemäss der durchgeführten Umfrage mit Herausforderungen konfrontiert. Die Schwierigkeiten, neue Kunden zu finden, scheint hierbei das grösste Hindernis für weiteres Wachstum im Sektor darzustellen. Hingegen bereitet der Zugang zu externen Finanzmitteln wenig Mühe. Dies wird auch durch den signifikanten Anstieg im Venture Capital-Investitionsvolumen bestätigt.
Weiteres Wachstum erwartet
«2017 war wiederum ein erfolgreiches Jahr für den Schweizer FinTech-Markt», sagt Thomas Ankenbrand. «Wir erwarten, dass sich dieser Trend auch 2018 fortsetzt.» Dazu gehörten noch höhere Unternehmenswerte, weitere Jobs in der Branche sowie die Stärkung bestimmter FinTech-Produkte. Zudem scheint der gesamte Finanzsektor von diesem Wachstum und den damit verbundenen technologischen Innovationen zu profitieren.
IFZ FinTech-Studie 2018
Heute erscheint die «IFZ FinTech-Studie 2018» der Hochschule Luzern. Darin gibt das Projektteam einen umfassenden Überblick über den Schweizer FinTech-Sektor. Der erste Teil der Studie beschreibt das Ökosystem von FinTech: Einerseits wird das politische und rechtliche, ökonomische, soziale sowie technologische Umfeld besprochen, andererseits werden Auswertungen über die Geschäftsmodelle der 220 Schweizer FinTech-Unternehmen aufgeführt. Im zweiten Teil der Studie werden 108 Schweizer Unternehmen, welche an der Studie teilgenommen haben, genauer vorgestellt. In den Übersichten sind unter anderem Informationen zu Zielmärkten, Vertriebskanälen und Ertragsmodellen sowie verschiedene Unternehmenskennzahlen zu finden.
Kommentare
1 Kommentare
Thomas
28. Februar 2018
Naja unter "einem global führenden FinTech-Zentrum" verstehe ich etwas anderes. Gerade mal 2 innovative (retail-) Bankenprodukte sind in der Schweiz verfügbar: Zak von Bank Cler und Revolut. Alle anderen wie N26, Monzo, Nickel, Bunq, Fidor, etc... sind allesamt nicht auf dem Schweizer Markt (jedoch im restlichen Europa). Und auch die anderen Banken zeigen hierzulande überhaupt kein Interesse an innovativen mobile-Banking-Produkten. Da haben uns Deutschland und Frankreich wieder mal massiv überholt...
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.