25. Mai 2021

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Spielt die Höhe der IT-Kosten für Banken überhaupt noch eine Rolle?

Von Dr. Felix Buschor

Nachdem die IT-Kosten der Banken über Jahre stabil waren, sind diese in den letzten Jahren zum Teil deutlich gestiegen. Dies scheint aber nur wenige Banken zu beunruhigen. Im heutigen Blog soll diese Entwicklung diskutiert werden.

In der zweiten Hälfte der 0-er Jahre habe viele Retailbanken und später auch Privatbanken ihre IT-Landschaft komplett umgebaut. Damals war die primäre Absicht, die IT-Kosten deutlich zu senken, was auch in den allermeisten Fällen gelungen ist. Auf die Erneuerung der IT-Landschaft folgte eine Phase der Stabilisierung, in der sich die Ausgaben der Banken für ihre IT kaum veränderten. Ab 2015 haben einzelne Banken angefangen ihre IT-Budgets aufzustocken und mittlerweile ist davon auszugehen, dass sich die meisten Banken auf steigende IT-Kosten eingerichtet haben. Die jährliche Erhebung der IT-Kosten durch das Beratungshaus itopia zeigt, dass über den Zeitraum von 2015 bis 2019 die befragten 29 Banken ihre Ausgaben für die Informatik um 19% gesteigert haben. Dabei ist in diesem Zeitraum das Wachstum bei den Retailbanken mit rund 20% leicht höher ausgefallen ist als bei den Privatbanken (17%).

Abbildung 1: Entwicklung der IT-Kosten für 29 Banken in Mio CHF (Quelle itopia)

Diese Entwicklung der IT-Kosten ist umso erstaunlicher als die Margen der Banken in jüngster Zeit immer stärker unter Druck geraten sind. Dies zeigt sich etwa in der Zinsmarge, wie sie in der Retail-Banking-Studie 2020 ausgewiesen wird. Danach ist die Zinsmarge im Zeitraum von 2015 bis 2019 von 1.17% auf 1.05% gefallen.

Ohne IT keine Innovation für Banken

Sucht man die Gründe für den entspannten Umgang mit den IT-Kosten in Zeiten angespannter Margen, so wird man schnell fündig. Die zusätzlichen Mittel fliessen in die Digitalisierung des Geschäfts, sei es die Digitalisierung der Kundenschnittstelle oder die Automatisierung von Prozessen. Den IT-Chefs bereiten nicht die steigenden Kosten schlaflose Nächte, sondern die Beschaffung des Know-Hows und der Kompetenzen, um den Geldsegen in sinnvolle digitale Lösungen umzuwandeln. Denn als Verantwortliche für die Informatik möchten sie ihre Bank an der Spitze des technologischen Wandels mit dabei wissen. Talente sind rar, immer kürzere Technologiezyklen erfordern immer schneller neue Kompetenzen und der Ruf nach IT-Leistungen ist unvermindert laut. Es ist klar: Für Banken ist Innovation immer auch mit Investitionen in die Informatik verbunden. Dabei ist jedoch kritisch anzumerken, dass der Umkehrschluss nicht gilt: Bei Weitem nicht alle Aufwendungen für die Informatik sind auch mit Innovationen verknüpft.

Auf die Frage nach der strategischen Überzeugung, die den steigenden IT-Kosten zugrunde liegt, kommt man auf zwei mögliche Antworten.
Zum einen können die steigenden IT-Kosten strategisch als «Cost-of-Doing-Business» begründet werden. In diesem Verständnis besteht keine wirkliche Alternative zu steigenden IT-Kosten, sie sind sozusagen überlebensnotwendig. Die Ausgaben sind nötig, um mit der Konkurrenz mitzuhalten und so die Bedürfnisse der Kunden und Kundinnen zu erfüllen; kurz um die Attraktivität der eigenen Bank zu erhalten und den Marktanteil zu sichern.
Zum anderen bietet die Digitalisierung und damit die zugrundeliegende Informatik unvermindert Chancen mit smarten Produkten und Dienstleistungen einen Wettbewerbsvorteil zu erkämpfen. In diesem Fall besteht die Absicht, das Geschäft und damit den Marktanteil auszubauen. Bei der bankinternen Diskussion über die Digitalisierungs-Roadmap dürften in der Regel sowohl das Argument des «Cost-of-Doing-Business» als auch das Argument des «Aufbaus von Wettbewerbsvorteilen» einfliessen.

Die erfolgreiche Bank der Zukunft hat tiefere IT-Kosten

Die IT-Kosten können so lange steigen, wie dies die Ertragslage der Banken erlaubt, was nicht zuletzt voraussetzt, dass die getätigten Aufwendungen für die IT die erhoffte Wirkung entfalten. Für die IT-Verantwortlichen beruhigend ist, dass offenbar alle Banken grosszügiger mit den IT-Kosten umgehen. Dies wird anhand des itopia IT Kostenkoeffizienten deutlich, dessen Standardabweichung sich im Zeitraum 2015 bis 2019 von 0.61 auf 0.48 verringert hat. D.h. die Unterschiede in der Branche sind kleiner geworden oder anders ausgedrückt: Die Banken erhöhen ihre Aufwendungen für die Informatik im Gleichschritt, weshalb man sich in guter Gesellschaft befindet. So gesehen stehen die Informatikverantwortlichen der Banken tatsächlich und in erster Linie vor der Herausforderung, die ausreichend vorhandenen finanziellen Mittel mit Hilfe passender Spezialisten effektiv auszugeben.

Abbildung 2: Median und Standardabweichung des itopia IT Kostenkoeffizienten iRadj (Quelle itopia)

Erweitert man den Horizont jedoch über die etablierten Banken hinaus, beschleicht manch einen ein Gefühl der Unsicherheit. In einem Szenario, in dem die traditionellen Banken durch neue Player herausgefordert werden, dürfte sich der Druck auf die IT-Kosten markant erhöhen. Schon heute darf davon ausgegangen werden, dass Neo-Banken wie zum Beispiel Yapeal mit einer ganz anderen, d.h. deutlich tieferen IT-Kostenbasis unterwegs sind. Dies hat selbstverständlich seine Gründe: So können Start-Ups ihre IT «auf der grünen Wiese» starten und brauchen sich nicht um alte Legacy-Systeme zu kümmern. Nichtsdestotrotz wird so auch für traditionelle Banken ein neuer Benchmark bezüglich IT-Kosten gesetzt, und zwar unabhängig vom Erfolg der Neobanken. Dies getreu nach dem Motto: Ist der Geist erstmal aus der Flasche, bringt man ihn nicht mehr so leicht zurück.

Fazit

Die Digitalisierung fordert die Banken und insbesondere die IT-Verantwortlichen auf vielfältige Weise. Und Investitionen in die Informatik sind für Banken unumgänglich. Dabei darf aber nicht ausser Acht gelassen werden, dass vermutlich sehr rasch wieder Zeiten kommen werden, in denen der Erfolg einer Bank auch in hohem Mass von ihrem IT-Kostenblock abhängen wird. Die entscheidende Herausforderung für die IT-Verantwortlichen besteht deshalb darin, die Digitalisierung voranzutreiben und dabei die IT-Kosten unter Kontrolle zu halten. Das ist zweifellos nicht einfach, stellt aber andererseits auch nicht die Quadratur des Kreises dar.

Möchten Sie das Thema mit uns vertiefen? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf (felix.buschor@hslu.ch oder urs.blattmann@hslu.ch). Sind Sie an IT-Themen für Banken interessiert? Dann melden Sie sich für den Roundtable «IT-Kosten heute und morgen» vom 23. Juni 2021 an (Anmeldungen an felix.buschor@hslu.ch)

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