17. April 2023

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Tech-Trends für das Banking von morgen

von Prof. Dr. Nils Hafner

Die Konferenz South-by-South-West findet als Festival zwischen Musik, Film, Management und Technologie seit 1987 im texanischen Austin statt. Mit 40.000 Teilnehmern gehört sie zu den grössten Veranstaltungen der Welt und diskutiert Innovation im Kontext von Technologie, Management, Unterhaltung und Gesellschaft. Ich durfte in diesem Jahr zum ersten Mal als Mitarbeiter der Hochschule Luzern Wirtschaft teilnehmen. Ich möchte diesen Blogbeitrag nutzen, um einmal die wichtigsten Erkenntnisse und Rückschlüsse aus dem einwöchigen Aufenthalt zusammenzufassen. 

Die «Interactive» Konferenz orientierte sich dabei sehr stark an den drei Trendthemen Metaverse, Blockchain und vor allem AI. Die untenstehende Abbildung, die an der Konferenz immer wieder gezeigt wurden, zeigt via Google Trends die Entwicklung, die diese drei Themen im öffentlichen Diskurs der letzten Monate genommen haben. Dabei ist klar zu erkennen, wie sich das Thema «metaverse» gerade im Bereich Finanzen als Hype Ende 2021 /Anfang 2022 darstellt und welchen Schub die Diskussionen rund um Künstliche Intelligenz im Rahmen der Vorstellung erster generativer AIs, vor allem ChatGPT, Ende 2022 erfahren hat. 

Gerade ChatGPT wurde auch an der SXSW heiss diskutiert. Der Co-Gründer von OpenAI, Greg Brockmann, stellte dar, welche Schritte die Entwicklung des zugrunde liegenden «Large Language Modells» (LLM) GPT genommen hat. GPT steht dabei für «General Pre-Trained Transformer», zum Pre-Training wurde hier in der Version 3 ein Grossteil aller im Internet verfügbaren Dokumente bis 2021 verwendet. In der Version 4 ist das Tool wesentlich aktueller. Laut Brockmann ist die Vision der Gründer von OpenAI, mit den Tools ChatGPT und Dall-E für die Bildgenerierung jedem Menschen die Chance darauf zu geben, seine eigenen Träume auszuformulieren und zu visualisieren. Das bedeutet aber auch, dass Mitarbeitende in Organisationen in der Lage sind, jegliche Inhalte in kurzer Zeit für jeden Kunden zu individualisieren. CRM als Konzept einer 1 zu 1 Kundenbeziehung bekommt so eine neue Bedeutung. Vor allem, da hier Marketingautomation, also die Erkennung des Intents des Kunden in einer Situation, und individualisierter Content in Text und Bild zusammenkommen. 

Dafür braucht es aber eine spezifische Sicht auf generative AI. Einzelne Menschen können mit diesen «persönlichen digitalen Kreativitätsassistenten» unfassbar produktiv werden, wie Kevin Kelly, Gründer und Herausgeber des Wired Magazins, an Beispielen deutlich machte. Man müsse die AI-Tools als «universal Intern» betrachten. Und ähnlich wie bei einem unfassbar talentierten Praktikanten müsse man diesen genau und hochgradig spezifisch angeben, was man genau von ihnen wolle. Kelly ist jedoch sehr positiv, dass dieser Schritt einem Grossteil der gut ausgebildeten Menschen gelingen werde und führte dazu mehrere Beispiele an. So seinen Einzelpersonen heute beispielsweise in der Lage, Trickfilme auf Kinoniveau als Einzelperson innert weniger Monate zu produzieren. Etwas woran im Durchschnitt bisher etwa 9 bis 10 Fachleute in einem anderthalbmal so langen Zeitraum arbeiteten. Es ist spannend, was das für die Marketingabteilungen von Banken bedeutet.

Spannenderweise stufen gerade Banken das Potential von Quantum Computing als ausgesprochen hoch ein, wie ein Vortrag von Well Fargo und IBM mit anschliessender Diskussionsrunde zeigt. Das zeigt auch William Hurley alias «whurley» in seinem Vortrag über Quantum Computing und AI auf. Die Potentiale generativer AI in Bezug auf Text- und Bildgestaltung, wirksame Art der Verschlüsselung, Optimierung von Produkten oder von Städten (z.B. Wind, Verkehrsfluss) – für all diese Aufgaben werde mittelfristig wesentlich mehr Rechenkapazität benötigen. Diese könne nur Quantencomputer bereitstellen, damit eröffneten sich aber wesentliche neue Möglichkeiten, das Leben einzelner oder von Organisationen oder Gemeinschaften wesentlich zu verbessern. Seinen gesamten Vortrag an der SXSW hat „whurley“ von ChatGPT schreiben lassen. Hat er dadurch das Copyright auf diesen Vortrag? Kelly hingegen sieht das Prinzip des «Copyrights» vor diesem Hintergrund als eine auslaufende Idee. Was bedeutet das jedoch für Wissenschaftler und Autoren bspw. von Banken? Das tolle an der SXSW ist, dass diese Fragen nicht nur während der Vortragsslots diskutiert werden.

Mehr als kritisch sieht die momentanen Entwicklungen die Trendforscherin und Professorin an der New Yorker Stern University Amy Webb. Webb präsentiert ihre Prognosen an der SXSW auf der Basis eines sehr soliden Technologie- und Gesellschaftsmonitorings seit 16 Jahren. Und sie ist besorgt. Gerade die Integration generativer AI in Suchmaschinen könne gut dazu führend, dass wir alle nicht mehr in der Lage zu seinen, die Dinge im Netz zu finden, die wir suchten, sondern nur noch Produkte, Dienstleistungen und Inhalte, die eine AI auf Basis der über uns verfügbaren omnipräsenten Daten interpretiere. Oder die jemand verkaufen wolle. Webb besorgt dieser Sachverhalt offenbar so, dass sie ihre mehr als 800seitige Trendstudie und ihre Keynote öffentlich teilt und die Zuhörenden aufforderte, die Materialien weiter zuteilen. Das mache ich gern. Webb ist mir mit ihrer datengestützten Argumentation sehr nahe und erscheint glaubwürdig. Auch wenn sie hier in ihrem ersten Szenario sehr düster ist. Aber: urteilen Sie selbst. Die Unterlagen sind für jeden Manager oder Wissenschaftler hochgradig inspirierend. 

Das alles ist sicher nur ein Aspekt dieser bemerkenswerten Veranstaltung SXSW. Neben den primär für das Management wichtigen Aspekte der Nutzung von AI und Quanten-Computern haben mich aber aus Sicht des Customer Experience Management der Vortrag des CEO des Disney-Parks zum Thema «Storytelling Through Characters at Disney Parks» und aus der Perspektive «Helden meiner Jugend» die enormen Storytelling-Fähigkeiten des 92 Jährigen William Shatner alias «Captain James T. Kirk» aus Star Trek beindruckt. Vielleicht gelingt es ja den beiden Youtube Ausschnitten hier die Atmosphäre zu vermitteln:

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