2. Mai 2023
E-Banking und Mobile Banking sind zentrale Touchpoints von Banken. Vor allem das Mobile Banking hat sich in den vergangenen zwei Jahren stark entwickelt. Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und der Digital Banking Think Tank e.foresight haben in einem gemeinsamen Forschungsprojekt untersucht, wie verbreitet E-Banking und Mobile Banking unter Schweizer Bankkundinnen und -kunden sind. Der heutige Blog-Artikel zeigt ausgewählte Erkenntnisse dieser Untersuchung auf.
Lange Zeit gab es für die Schweizer Bankbranche wenig verlässliche Zahlen in Bezug auf die Entwicklung der Nutzung von E-Banking und Mobile Banking im Privatkundenbereich. Mithilfe einer Befragung der 40 grössten Retailbanken hatte das IFZ gemeinsam mit dem Think Tank e.foresight der Swisscom im Jahr 2017 dieses Thema erstmals untersucht. Im Herbst 2020 hatten wir diese Umfrage wiederholt. Zu Beginn dieses Jahres haben wir nun eine weitere Studie gemacht. Insgesamt haben 29 Institute an der Umfrage teilgenommen.
Dabei wurden unter anderem die Entwicklung der aktiven E-Banking und Mobile Banking Nutzerinnen und -Nutzer, die Entwicklung der E-Banking und Mobile Banking Logins und die Nutzung der beiden Touchpoints für Transaktionen abgefragt.
Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Anzahl Logins im E-Banking (Desktop) und im Mobile Banking nach Monat auf (Januar 2018 bis Dezember 2022). Insgesamt haben sich die Logins im E-Banking pro Jahr in dieser Zeitperiode um durchschnittlich 1.43% pro Jahr erhöht (Median-Wert). Zwischen den Banken gibt es aber beträchtliche Unterschiede. Die meisten Logins nach Monat wurden im Dezember 2021 verzeichnet.
Abbildung 1: Entwicklung E-Banking und Mobile Banking Logins Januar 2018 bis Dezember 2022 (Median, indexiert, 1. Januar 2018 = 100, n=19)
Es wird rasch ersichtlich, dass die Anzahl der Mobile Banking Logins deutlich stärker zugenommen hat als die Anzahl der Logins via Desktop. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate an Logins über das Smartphone in diesen vier Jahren beträgt etwas über 33 Prozent pro Jahr.
Entsprechend hat sich auch das Verhältnis der Anzahl Logins von E-Banking zu Mobile Banking 2022 gegenüber 2020 oder 2018 stark verändert. 2018 betrug das Login Verhältnis noch 62:38 zugunsten des E-Bankings. 2020 waren die Anzahl Logins schon fast ausgeglichen (54:46). Per Ende 2022 erfolgten 62 Prozent der Logins bereits via Smartphone. Bei einzelnen Banken erfolgten sogar bereits über 80 Prozent der Logins über das Smartphone.
Gleichzeitig werden aber noch immer 71 Prozent der Zahlungen über das E-Banking ausgelöst (2019: 86%). Es erstaunt, dass trotz der praktischen Scan- und Pay Funktion und der Einführung der QR-Codes auf den Einzahlungsscheinen nur jede vierte Transaktion über das Mobile Banking gemacht wird. Auch hier ist aber augenscheinlich, wie gross die Unterschiede zwischen den Banken sind. So geben gewisse Banken an, dass bereits 66 Prozent der Transaktionen über das Smartphone erfolgen. Wir gehen davon aus, dass sich der Trend auch in Bezug auf die Transaktionen klar in die Richtung «Mobile Banking» entwickeln wird.
Fazit
Der Anteil aktiver E-Banking Nutzerinnen und -Nutzer («Aktiv» definiert als diejenige Kundschaft, welche sich mindestens einmal pro Monat ins E-Banking einloggt) war in den vergangenen zwei Jahren leicht rückläufig. Auch bei der Entwicklung der Anzahl Logins stagniert die Entwicklung. Deutlich rasanter ist die Entwicklung in Bezug auf das Mobile Banking. Die Anzahl der aktiven Mobile Banking Nutzerinnen und Nutzer hat sich in den letzten Jahren konstant erhöht. In der Zwischenzeit gibt es mehr aktive Mobile Banking Nutzerinnen als E-Banking Nutzer. Auch gemessen am Verhältnis der Anzahl Logins kann eine klare Verschiebung vom E-Banking Richtung Mobile Banking beobachtet werden. Das Mobile Banking hat das E-Banking in Bezug auf die Logins im Jahr 2021 überholt. Dies bestätigt den Erfolg der Mobile First Strategien, welche ein Grossteil der Retailbanken verfolgen.
In Bezug auf die Transaktionen ist hingegen – trotz Scan&Pay Funktionen respektive der Einführung von QR-Code Rechnungen – das E-Banking immer noch bedeutsamer als das Mobile Banking. Das Mobile Banking wird entsprechend stark für Kontostands-Abfragen oder ähnliches benutzt (vgl. auch Trendstudie Banken 2020 von IFZ/ti&m). Auffällig ist aber auch, dass es zwischen den einzelnen Banken(grössen) teilweise erstaunlich grosse Unterschiede bezüglich der Nutzung dieser beiden Touchpoints gibt.
PS: Innovationen im Banking werden wir im Rahmen der Konferenz «Innovationen im Banking» am Nachmittag des 6. Juni 2023 in Rotkreuz anschauen. Welche Use Cases im Open Banking Bereich funktionieren in Deutschland – und welche nicht? Kann man Kunden im Metaverse beraten? Welche Auswirkungen hat ChatGPT auf die Organisationen und die Kundenkommunikation in der Finanzindustrie? Wie sieht das Filialnetz der Zukunft aus? Und wie können Kundinnen und Kunden für komplexe Produkte optimal beraten werden? Diese und weitere Entwicklungen – mit Beispielen aus Deutschland und der Schweiz – werden an der Konferenz präsentiert. Dazu werde ich aufzeigen, welche Bank im Schweizer Retail Banking derzeit «am digitalsten» ist. Mehr dazu hier
Kommentare
0 Kommentare
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.