31. März 2014

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Commerzbank gründet Inkubator für Start-ups der FinTech Branche – eine Beurteilung

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Als eine der letzten Branchen erreicht die digitale Revolution auch den Bankensektor. Die Banken bekommen zunehmend Wettbewerbsdruck von innovativen Unternehmen aus der Startup-Branche, welche den Markt für Finanzdienstleitungen digital revolutionieren wollen. Die Commerzbank möchte sich mit der Gründung der Main Incubator GmbH gegen diese Entwicklung wappnen und frühzeitig in FinTech-Startups investieren. Ob die Commerzbank mit diesem internen Innovationlabor tatsächlich erfolgreich sein wird, ist fraglich. Trotzdem ist Main Incubator als klares Bekenntnis für Innovation zu verstehen – ein Bekenntnis, welche andere Banken in dieser Form (noch) nicht abgeben haben.

Visionäre Start-ups

Laut seiner Website sucht der Main Incubator  „visionäre Start-ups“, die das „Banking der Zukunft gestalten wollen“. Ausschreibungen für Förderungen sind bereits online. Die ausgewählten Start-ups werden je nach Bedarf mit Beteiligungskapital, Experten Knowhow, Büroräumen und einer entsprechenden Infrastruktur in Frankfurt unterstützt. „Zudem profitieren sie von der Stabilität und dem Zugang zu Kunden einer führenden Grossbank“, sagt die Mitgründerin des Commerzbank-Inkubators Birgit Storz. Die Main Incubator GmbH ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Commerzbank.

main incubator
Abbildung: Printscreen Homepage Main Incubator

Wer wird finanziert?

Main Incubator GmbH fördert und investiert in Start-ups mit innovativen Lösungen in allen Bereichen des Bankgeschäftes. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Firmenkundengeschäft. Die ausgewählten Produkte und Lösungen von Unternehmen werden von der Gründung bis zur Markreife begleitet. Dabei stellt die Commerzbank ihr Netzwerk von Experten und Kunden sowie ihre Kompetenzen zur Verfügung. Als unterstützungswürdige Bereiche im Bankgeschäft gelten gemäss der Pressemitteilung der Commerzbank beispielsweise das Mobile Payment und Banking, Peer-to-Peer-Financing und Crowdsourcing, neue Kommunikationsinstrumente und -wege, Kundenbindungs- und Anwenderprogramme, Prozessinnovation auf Kunden- und Bankseite bis hin zu Informationsgewinnung und -verarbeitung.

Organisation

Gemäss eigenen Aussagen berät ein Investment Komitee aus Vertretern der Wirtschaft, Wissenschaft und der Commerzbank das Unternehmen und trägt mit ihrer Expertise in der Bewertung förderungswürdiger Geschäftsideen zur seiner erfolgreichen Entwicklung bei. Ein Verwaltungsrat bestehend aus Topmanagern der Commerzbank begleitet die Entwicklung des Main Incubators und bringt zusätzliche Kontakte und Know-how ein. Das Gründungsteam bringt langjährige Erfahrungen in den Bereichen Finanzdienstleistung, IT und Marketing mit.

Beurteilung

Grundsätzlich ist die Initiative zu begrüssen. Sie kann der Commerzbank durchaus den Zugang zu innovativen Produkte und Dienstleistungen ermöglichen. Viele Innovationen im Banking stammen bekanntlich ja von FinTech Start-ups. Auch der Zeitpunkt ist ziemlich gut gewählt: FinTech boomt derzeit. Die Themenstellung und damit verbundenen Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung sind vielfältig. Ebenso ist eine solche Initiative auch aus Marketing-Sicht sicherlich nicht schlecht. Auf das Potenzial, das dem FinTech-Segment zugesprochen wird, scheinen nun auch die Banken immer stärker zu schielen.

Auf der anderen Seite sehe ich aber auch verschiedene Herausforderungen:

  • Banken haben bisher keinen sonderlich guten Track Record als Venture Capital/Private Equity-Investoren. Die entsprechenden Skills sind oftmals nur begrenzt vorhanden.
  • Das Venture Capital/Private Equity Top Talent fühlt sich in der Regel nicht sonderlich durch das Bankenumfeld angezogen. Das haben auch zwei Telefonate bestätigt, welche ich mit Gian Reto à Porta (Contovista) und Peter Graf (crowdinvest.ch) geführt habe. Beide fanden die Idee zwar gut, möchten aber lieber unabhängig(er) agieren, nicht frühzeitig in irgendwelche bankähnlichen Strukturen festgefahren sein, die unternehmerischen Freiheiten vollständig geniessen können und auch in Distanz zu den Banken operieren können (v.a. in frühem Stadium), weil das Aufbrechen vom alten Trott eben auch eine gewisse Distanz benötigt.
  • Es muss sich somit erst noch zeigen, wie die unterschiedlichen Kulturen von innovativen Start-ups und dem traditionell eher trägen Bankgeschäft zusammen passen. Sehr viele Innovationen wurden bisher von aussen an die Banken herangetragen. Ob diese auch „intern“ hergestellt werden können, ist fraglich.
  • Aus Sicht der Bank besteht das Risiko, dass sie am Schluss den Kunden nicht die beste Technologie anbieten kann. Sie investiert also beispielsweise in eine PFM-Lösung A des „eigenen“ Start-ups, realisiert aber später, dass die im Markt von einem anderen Startup entwickelte PFM-Lösung B in der Zwischenzeit besser ist. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass man trotzdem bei A bleibt, weil man dort investiert hat.

Entsprechend sollten hiesige Banken vielleicht auch andere Alternativen ins Auge fassen, um nahe an den Start-ups zu sein. Beispielsweise ermöglichen Investments via spezialisierte FinTech Venture Capital Gesellschaften ebenfalls explizit eine Austauschplattform zwischen den Banken und den jungen Unternehmen. Banken können von diesen Unternehmen lernen, derweil Start-ups ihre Produkte bei Banken testen können.

Trotzdem: Eine Initiative wie jene der Commerzbank ist zu begrüssen. Denn die Commerzbank geht neue Wege. Allein durch das klare Bekenntnis zur Innovation, unterscheidet sie sich schon von vielen anderen Banken. Ich freue mich darauf zu sehen, was hier passieren wird und bin gespannt auf die Reaktion anderer Banken.

In eigener Sache:

Auch wir am IFZ bleiben innovativ. Mitte Mai werden wir zum ersten Mal ein Crowdfunding Monitoring für die Schweiz vorstellen. Die Studie analysiert zum ersten Mal den Schweizer Markt und deren Marktteilnehmer und wird detaillierte Angaben zu in der Schweiz lancierten Kampagnen machen (sämtliche Crowdfunding Plattformen haben uns ihre internen Daten zur Verfügung gestellt). Weitere Informationen dazu folgen. Zudem werden wir anlässlich unserer Konferenz vom 26.6 neben Crowdfunding auch weitere innovative Angebote im Finanzdienstleistungsgeschäft vorstellen. Wir freuen uns über Ihr Interesse und Ihre Rückmeldungen.

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