17. Juni 2024
Die UBS hat sich dazu bekannt, eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu fördern. Dabei spielt der Immobiliensektor eine wichtige Rolle. Deshalb ist die UBS eine Kooperation mit dem Startup NORM eingegangen. Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf die Beratung zur Renovation und Energieeffizienzsteigerung bestehender Immobilien. In diesem Blogbeitrag möchte ich das Geschäftsmodell von NORM erläutern und die strategische Bedeutung dieses Projekts für die UBS beleuchten.
Strategische Bedeutung von Nachhaltigkeit bei UBS
Für die UBS ist das Thema Nachhaltigkeit gemäss ihrer strategischen Stossrichtung sowohl für die Schweiz als auch auf globaler Ebene von grosser Bedeutung. Das Unternehmen hat sich klare Verpflichtungen im Bereich der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) auferlegt. Besonders wichtig ist die Förderung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Dies spiegelt sich auch im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht wider, der sich auf drei zentrale Bereiche People, Planet und Partnerships konzentriert (3P).
Im Bereich «Planet» hat UBS in ihrem Finanzierungsgeschäft Pfade zur Reduktion von CO2 für sechs Sektoren definiert. Eine wichtige Rolle für die Erreichung der Ziele zur Reduktion von CO2 spielt dabei der Immobiliensektor. Ein zentrales Ziel ist es, im Bereich selbstgenutztes Wohneigentum bis 2030 die CO2-Emissionen um über 40% zu reduzieren. Dies soll einerseits durch die Aufnahme neuer, «grüner Gebäude» in das Portfolio gefördert werden. Realistischerweise können diese Ziele aber nur erreicht werden, wenn der Schwerpunkt auch auf der umweltfreundlichen Renovation bestehender Immobilien im Portfolio liegt.
Ein besonderer Fokus liegt daher auf der Beratung der UBS-Kundschaft in Bezug auf umweltfreundliche Renovationen. Dies soll sicherstellen, dass nachhaltige Massnahmen effektiv umgesetzt werden, um die angestrebten CO2-Reduktionen zu erreichen.
Umweltfreundliche Immobilien: Vorteile für Banken und Kunden
Banken können Kundinnen und Kunden dabei unterstützen, ihre Liegenschaften energieeffizienter zu machen. Durch entsprechende Renovierungen, wie dem Austausch von Ölheizungen gegen Wärmepumpen oder durch verbesserte Isolierung, können die CO2-Emissionen erheblich reduziert werden.. Zudem wirken solche Investitionen auch werterhaltend für die Immobilien, denn umweltfreundliche und energieeffiziente Immobilien bieten auf dem Markt eine höhere Wertstabilität und Attraktivität. Durch gezielte Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz können Betriebskosten gesenkt und der ökologische Fussabdruck von Immobilien reduziert werden. Daher ist es für die UBS wichtig, ihre Kundschaft in diesem Bereich zu beraten und zu unterstützen, um umweltfreundliche Renovationsprojekte erfolgreich umzusetzen.
Die auf den Webseiten der Banken verfügbaren generischen Renovationsrechner können genutzt werden, um das Interesse der Kundschaft zu wecken. Auch die UBS bietet einen solchen Rechner an, der eine erste grobe Einschätzung darüber gibt, welche Energieeffizienz durch bestimmte Renovationsmassnahmen möglicherweise erreicht werden kann (vgl. Abbildung 1). Meine Erwartung ist, dass solche Selbstbedienungs-Tools zunehmend zum Standardangebot auf Webseiten werden. Diese Tools bieten eine erste sinnvolle Analyse, reichen aber nicht dazu aus, eine umfassende Beratung anbieten zu können.
Abbildung 1: UBS Renovationsrechner
Um konkrete und praxisnahe Empfehlungen an die Immobilienkundschaft geben zu können, etwa zu den Investitionen, dem erwarteten Return on Investment oder möglichen Fördergeldern, sind fundiertere Angaben zur Immobilie notwendig.
Bisher werden weitergehende Analysen zur energetischen Situation einer Immobilie vor allem durch den Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) durchgeführt. Der GEAK ist ein standardisiertes Instrument zur Bewertung des energetischen Zustands von Gebäuden. Die Analyse wird von qualifizierten Fachpersonen durchgeführt, die für energetische Inspektionen und Beratungen entsprechend ausgebildet sind.
Eine neue Alternative zum GEAK ist die Plattform NORM, gegründet vom Contovista-Gründer Gian Reto à Porta. Zu den Kunden von NORM gehören bereits unter anderem Swiss Life, Axa, Wincasa und Helvetia. Als erste Bank hat sich die UBS entschieden, eine Kooperation mit NORM einzugehen. NORM beschäftigt derzeit zwölf Mitarbeitende, darunter drei Immobilienexperten und arbeitet zusätzlich mit einem Netzwerk von Freelancern zusammen.
Ähnlich wie Contovista wird NORM nicht exklusiv für die UBS bereitgestellt und ist daher kein UBS-Produkt. Es handelt sich um eine klassische B2B-Lösung.
Der Prozess bei UBS und NORM ist dabei wie folgt:
Abbildung 2: Diese Daten muss die Kundschaft bei NORM hochladen
Abbildung 3: Ausschnitt Sanierungsfahrplan bei NORM (UBS)
Abbildung 4: Konkreter Vorschlag zu Sanierung von Fenster und Türen.
Die Kosten für die Nutzung von NORM sind derzeit für UBS Kundinnen und Kunden CHF 1’190. Die Kosten von GEAK sind – abhängig von der Komplexität – ca. CHF 2’100 bis CHF 3’000.
Aus Sicht der UBS sehe ich vor allem drei Möglichkeiten, um auf das Angebot von NORM – oder allgemeiner: auf das Potenzial von Renovationen – aufmerksam zu machen:
Ich gehe davon aus, dass das persönliche Gespräch bei einer Vertragsverlängerung der wichtigste Lead-Generator sein wird.
Fazit
Der eigentliche Hebel für den Umweltschutz liegt nicht nur im Bau von neuen Minergie-Häusern, sondern vor allem in der Renovierung bestehender älterer Gebäude. Renovationsrechner wie derjenige von der UBS bieten daher sinnvolle Ansätze, um Immobilienbesitzer auf das Thema aufmerksam zu machen. Allerdings reichen diese Analysen allein nicht aus, um fundierte Sanierungsvorschläge zu erarbeiten. Kundinnen und Kunden möchten zudem nicht primär mit der Bank über CO2-Emissionen diskutieren, da es den Banken hier wohl etwas an Glaubwürdigkeit fehlt. Stattdessen ist die Kundschaft vor allem daran interessiert, mit der Bank über die Finanzierung von Renovationsvorhaben oder den Return on Investment von Renovationen zu sprechen. Aus diesem Grund ist die Kooperation der UBS mit NORM aus meiner Sicht sinnvoll. Ich bin gespannt, wie gut das Angebot schlussendlich tatsächlich genutzt wird.
Kommentare
2 Kommentare
Remo Thoma
26. Juni 2024
Im Beitrag wird erwähnt, dass die Kosten für UBS Kunden/innen CHF 1'190.- betragen. Heisst das, dass eine bestehende Finanzierung vorhanden sein muss? Welche Kosten entstehen für Kunden/innen, die (noch) keine Finanzierung bei der UBS haben, eine solche jedoch in Betracht ziehen?
Cyril Degen
18. Juni 2024
Im Bericht werden bezüglich der Kosten zwei wesentliche Fakten nicht erwähnt. 1. Wird der GEAK Plus mit mindestens CHF 1'000.- gefördert, womit die Preisdifferenz deutlich geringer wird. 2. Ist im Zusammenhang mit Fördergeldern ab CHF 10'000.- ein GEAK oder GEAK Plus Pflicht, womit dieser Aufwand sowieso anfällt.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.