3. Februar 2025

Bankstrategie,

Krypto,

Studie

Weshalb und über welche Plattformen werden Kryptowährungen gekauft?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Prof. Dr. Simon Amrein und Dr. Reto Rey

Jede neunte Person in der Schweiz investiert in Kryptoanlagen. Für Banken stellt sich daher schon seit einiger Zeit die Frage, ob sie entsprechende Dienstleistungen wie den Kauf, Verkauf und die Aufbewahrung von Kryptoanlagen anbieten sollten. In unserem heutigen Blog beleuchten wir, über welche Plattformen Kryptoanleger:innen derzeit investieren und welche Kriterien dabei für sie wichtig sind.

Unsere gemeinsam mit PostFinance erstellte Studie «Kryptoanlagen in der Schweiz: Bekanntheit, Relevanz und Investitionsgründe» basiert auf einer Online-Befragung im Juli 2024 von insgesamt 3’017 in der Schweiz wohnhaften Personen zwischen 18 und 74 Jahren. Die Stichprobe ist in Bezug auf Alter, Geschlecht, Bildung sowie die Sprachregion der befragten Personen für die Schweiz repräsentativ und wurde durch das Marktforschungsinstitut intervista durchgeführt.

Die Studie hat gezeigt, dass aktuell 11 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz in Kryptoanlagen investiert. Weitere 6 Prozent hatten früher investiert, halten jedoch heute keine Kryptoanlagen mehr.

Unter den aktuellen Investorinnen und Investoren in Kryptoanlagen gibt es nur einen kleinen Teil, welcher aktiv und mit grösseren Beträgen handelt.

Krypto-Anlagen sind unter Investorinnen und Investoren von «traditionellen» Anlagen (Aktien, Fonds, etc.) deutlich stärker verbreitet als bei Nicht-Anlegerinnen und Anlegern. Aktuell investieren lediglich 4 Prozent der Nicht-Anlegerinnen und -Anleger in Kryptoanlagen. Von den «traditionellen» Anlegerinnen und Anleger besitzen 18 Prozent Kryptoanlagen, also 4-Mal mehr.

Für Banken steht schon seit geraumer Zeit die Frage im Raum, ob sie Krypto-basierte Anlagen (z.B. Kauf/Verkauf und Aufbewahrung von Kryptoanlagen wie Bitcoin oder Ether oder auch Krypto-ETF-Produkte) in ihr Angebot aufnehmen sollten. Einzelne Banken haben bereits entsprechende Angebote lanciert. Unter den Retailbanken sind dies unter anderem PostFinance, Swissquote, Valiant und die Kantonalbanken aus Zug, Zürich, Thurgau und Luzern.

Weshalb investieren Kryptoanleger:innen? Rendite ja, aber «Ausprobieren» ist (im Durchschnitt) wichtiger

Die Investor:innen von Kryptoanlagen wurden befragt, weshalb sie in Kryptoanlagen investieren (Mehrfachantworten waren möglich). Der mit Abstand am häufigsten genannte Grund für das Engagement in Kryptoanlagen war für die heutigen Kryptoinvestor:innen die Neugierde und das Interesse, diese neue Anlagemöglichkeit auszuprobieren. Ganze 71% aller Befragten gaben dies als Motivation für ihre Investition an (vgl. Abbildung 1). Fast die Hälfte der Kryptoinvestor:innen sieht zudem in diesen Anlagen ein gutes Renditepotenzial.

Unterscheidet man aber, ob die Anleger:innen hohe oder tiefe Beträge investieren, ergibt sich ein etwas differenzierteres Bild. So ist bei Personen mit Kryptoanlagen von mehr als CHF 10’000 das Renditepotenzial fast in etwa gleich wichtig wie die Neugier (60% vs. 58%). Das Thema Diversifikation ist zudem bei den eher «grösseren» Kryptoinvestor:innen deutlich wichtiger als bei Personen, welche kleinere Beträge in Kryptoanlagen halten.

Abbildung 1: Gründe für Investitionen in Kryptoanlagen, Unterschieden nach Wert der Kryptoanlagen (über oder unter CHF 10’000)

Über welche Plattformen und Banken kaufen Anlegerinnen und Anleger Kryptos

Abbildung 2 zeigt, welche Anbieter die Befragten für den Erwerb von Kryptoanlagen genutzt haben. Die beiden bedeutendsten Plattformen sind Revolut und Swissquote. Revolut führt die Liste mit einem Anteil von 23% an, dicht gefolgt von Swissquote mit 22%. Darüber hinaus spielen auch Binance («Marktanteil» von 19%) und Coinbase Exchange (15%) eine einigermassen bedeutende Rolle. Auch die Schweizer Smartphone-Bank Yuh erfreut sich mit einem Anteil von 13% einer bereits ziemlich hohen Beliebtheit bei den Kryptoanlagen. Rund 17% investieren oder investierten über einen anderen hier nicht aufgeführten digitalen Anbieter. 19% der Krypto-Anleger haben ihre Anlagen über traditionelle Schweizer Banken (ohne Swissquote) erworben.

Abbildung 2: Gewählte Plattformen zum Erwerb von Kryptoanlagen

Betrachtet man die Relevanz der Anbieter bei Kryptoanleger:innen, welche zwischen Anfang 2023 und Juli 2024 zum ersten Mal investiert haben (20% der Anleger:innen fällt in diese Kategorie), ergibt sich ein leicht anderes Bild. Hier sind die Banken deutlich besser positioniert. In einer Bandbreite von zwei Prozentpunkten werden Swissquote, Yuh und Revolut in etwa gleich häufig genannt. Danach folgt mit etwas Abstand PostFinance. Binance, Crypto.com, Coinbase oder Kraken haben in den vergangenen zwei Jahren an Marktanteil verloren.

Weshalb werden welche Anbieter gewählt?

Der wichtigste Faktor für Anleger:innen bei der Wahl des Anbieters ist das Vertrauen in den Abwickler – sei es eine Börse, ein Broker oder eine Bank (vgl. Abbildung 3). Doch auch andere Aspekte spielen für mehr als die Hälfte der Investor:innen eine eher wichtige oder sehr wichtige Rolle. In absteigender Reihenfolge zählen dazu: die Benutzerfreundlichkeit der Applikation, niedrige Gebühren und Kosten, die Kontrolle über den eigenen Wallet Key, eine sichere Aufbewahrung der Anlagen sowie ein breites Anlageuniversum.

Etwas weniger wichtig, aber dennoch von Bedeutung, sind für die Anleger:innen die Tatsachen, dass es sich um einen Schweizer Anbieter handelt, die Möglichkeit, über eine bestehende Bankbeziehung zu handeln, der Zugang zu Beratung und Support sowie die Option des Staking.

Betrachtet man nur diejenigen Personen, die in den seit Anfang 2023 neu in Krypto-Anlagen investiert haben, ergibt sich ein leichter anderes Bild. Die drei wichtigsten Faktoren sind zwar unverändert Vertrauen, Benutzerfreundlichkeit und Gebühren. Der Aspekt «Schweizer Anbieter» ist für diese Personen aber wichtig(er). Technischere Faktoren wie das «Staking» oder der «Besitz des Private Keys» spielen hingegen eine deutlich geringere Rolle für die erst kürzlich in den Markt eingetretenen Investorinnen und Investoren.

Abbildung 3: Wichtigkeit von Faktoren für die Investition in Kryptoanlagen

Fazit

Für Banken stellt sich die Frage, ob sie Dienstleistungen wie den Kauf, Verkauf und die Aufbewahrung von Kryptoanlagen anbieten sollten. Derzeit besitzen 11 Prozent der Schweizer Bevölkerung Kryptoanlagen. Viele investieren vor allem aus Interesse oder Neugier. Bei Personen mit hohen Beträgen in Kryptoanlagen sind jedoch sowohl das Interesse als auch die Renditechancen gleichermassen zentrale Beweggründe. Die beliebtesten Plattformen für den Erwerb von Krypto-Anlagen sind derzeit Revolut und Swissquote.

Vertrauen in den Anbieter, Benutzerfreundlichkeit und Kosten sind entscheidende Kriterien bei der Wahl einer Plattform. Besonders für neue Investor:innen gewinnt eine Lösung an Bedeutung, die von einer Schweizer Bank angeboten wird und nahtlos in bestehende E-Banking- und Mobile-Banking-Systeme integriert ist. Technologische Aspekte wie Staking oder der eigene Besitz des Private Keys spielen bei dieser Zielgruppe eine geringere Rolle. Dadurch könnten auch Anlagelösungen wie ETFs oder ETNs für diese Gruppe an Attraktivität gewinnen.

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