15. September 2025
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) bei Schweizer Banken nimmt rasch zu. Im Rahmen der IFZ Studie Bank-IT und Sourcing 2025 wurde ermittelt, wie Banken KI aktuell einsetzen und welches die Veränderungen sein werden, die auf die Retailbanken zukommen. Im folgenden Beitrag werden die wichtigsten Studienergebnisse bezüglich KI zusammengefasst.
Rund 70 Prozent der Banken setzen derzeit bereits KI-Lösungen ein, wie die Umfrage des IFZ bei Schweizer Retailbanken Ende 2024 ergeben hat. Eine Umfrage der FINMA im gleichen Zeitraum hat zudem gezeigt, dass aktuell pro Institut im Durchschnitt fünf Lösungen mit KI im Einsatz sind und neun getestet werden. Eine sehr kleine Zahl von Unternehmen setzt jedoch bereits über 100 Lösungen ein. Insgesamt eine beträchtliche Zunahme, nachdem der KI-Einsatz vor drei Jahren noch marginal gewesen ist. Bei nüchterner Betrachtung muss aber festgestellt werden, dass meisten Banken bezüglich KI noch ganz am Anfang stehen und beispielsweise auch in Bezug auf regulatorische und strategische Fragestellungen noch Hausaufgaben zu erledigen haben. Gemäss FINMA-Umfrage verfügen derzeit nur knapp die Hälfte der Institute über eine KI-Strategie.
Die Untersuchung des Einsatzes von KI bei Schweizer Retailbanken durch das IFZ hat folgendes Bild ergeben:
Abbildung 1: Übersicht KI Lösungen bei Schweizer Retailbanken (Quelle: Bank-IT und Sourcing Studie 2025)
Die Abbildung macht zwei Dinge deutlich: Zunächst kann festgestellt werden, dass die überwiegende Mehrzahl der KI-Anwendungen bei Banken dazu eingesetzt wird, die eigenen Mitarbeiter zu unterstützen. Bei der Interaktion mit den Kundinnen und Kunden sowie bei der automatischen Ausführung von Prozessen sind derzeit erst wenige Lösungen im Einsatz. Im Weiteren fällt auf, dass Lösungen vor allem in Unterstützungsprozessen, d.h. beispielsweise bei administrativen Tätigkeiten, und kaum in den klassischen Kernprozessen – Finanzieren, Sparen, Vorsorgen, Anlegen und Zahlen – eingesetzt werden. Mit anderen Worten: Banken nutzen KI im Moment vor allem dazu, die Effizienz der eigenen Mitarbeiter zu verbessern. Ein gutes Beispiel dafür ist der Einsatz von KI zur Beantwortung von Kunden-Emails bei der Migrosbank (siehe hier für unseren Blog dazu). Weitere Beispiele sind das Wissensmanagement, welches Bankmitarbeiter bei der Suche der relevanten Weisungen und Reglemente unterstützt, oder die Transkription resp. die Erstellung einer Zusammenfassung von Sitzungen.
Anwendungen im CRM und bei Übungen des Krisenstabes
Interessante Anwendungen konnten im Rahmen der Erhebung bei Banken auch bei der Nutzung des CRM beobachtet werden. Anstatt dem Mitarbeiter die Suche der wichtigsten Informationen zum Stand einer Kundenbeziehung beispielsweise bei der Vorbereitung eines Meetings mit dem Kunden selbst zu überlassen, erhält dieser neu Unterstützung durch KI, welche ihm auf entsprechenden Wunsch sofort eine Zusammenfassung liefert und gegebenenfalls auch auf spezifische Aspekte genauer eingeht. Im Ergebnis führt dies dazu, dass der Mitarbeiter schneller und vollständig im Bild ist. Zudem konnte auch festgestellt werden, dass die Einträge im CRM durch die Mitarbeiter qualitativ besser geworden sind.
Bei Übungen des Krisenstabes geht es vielfach darum, in kurzer Zeit einen vollständigen und gut strukturierten Überblick über die aktuelle Situation zu erstellen und daraus die geeigneten Massnahmen abzuleiten. Auch hier – so zeigen die Erfahrungen der Valiant Bank – kann KI einen wertvollen Beitrag leisten.
Einsatz von KI im Bereich Dokumentenmanagement des Hypothekarprozesses
Bei den Kernprozessen ist KI bei den Banken noch wenig im Einsatz, erste Ansätze sind bereits erkennbar. So setzen beispielsweise einige Banken beim Dokumentenmanagement des Finanzierungsprozesses, die Lösung der Firma Hypodossier ein. Diese SaaS-Lösung verbessert mit Hilfe von KI die Effizienz beim Handling der Dokumente, welche bei der Vergabe von Hypotheken von der Bank einzuholen sind. Dabei werden die Inhalte der Dokumente erkannt, klassifiziert, abgelegt und dem Bankmitarbeiter entsprechend geordnet zur Verfügung gestellt. Dieser hat somit direkten Zugriff auf alle Pläne und Fotos, aber auch auf Lohnausweise, Betreibungsauskünfte, Identitätsausweise etc.
Im Weiteren kann auch die Extraktion von Daten aus den bestehenden Dokumenten sowie das Mapping der gefundenen Informationen auf eine vorgegebene Datenstruktur durch die KI vorgenommen werden. Zudem kann die KI gegebenenfalls auch auf eine Inkonsistenz von Informationen, zum Beispiel die Grösse der Wohnfläche, hinweisen. KI präsentiert sich in dieser Art als mächtiger Assistent, welcher eine Vielzahl manueller Prozesse digitalisiert und sowohl hoch effizient als auch qualitativ einwandfrei arbeitet.
Veränderungen von Banken durch KI
Die IFZ Studie Bank-IT und Sourcing 2025 hat sich auch intensiv damit auseinandergesetzt, welches die Konsequenzen des Einsatzes von KI sein werden. Zunächst ist dabei die unmittelbare Veränderung der Banken zu betrachten. Hierzu drei Thesen (vgl. Abbildung 2):
Abbildung 2: Veränderungen von Banken durch KI
Die oben angeführten sowie weitere, in der Studie noch detaillierter geschilderten Beispiele veranschaulichen, dass mit KI ein signifikanter Effizienzgewinn möglich ist und dass gleichzeitig auch die Qualität verbessert werden kann, weil Fehler vermieden oder eliminiert werden können. KI beinhaltet zudem auch ein grosses Potenzial, noch individueller auf die Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden einzugehen, ohne dass dadurch die Kosten exorbitant steigen. Auf der anderen Seite wird aber auch deutlich, dass die Abhängigkeiten und Sicherheitsrisiken zunehmen werden, so dass die Banken gut beraten sind, hier schon frühzeitig entsprechende Massnahmen zu treffen, um diese Risiken mittel- und längerfristig auf einem vernünftigen Niveau zu stabilisieren.
Die Vielzahl und die Verschiedenartigkeit der aufgeführten Beispiele zeigen aber auch, dass praktisch alle Bereiche der Banken von der Einführung und Ausbreitung von KI betroffen sein werden. Entsprechend gross wird auch das Einsparpotenzial sein. Konkrete Beispiele aus Asien zeigen, dass mittelfristig Einsparungen von rund zehn Prozent der Mitarbeiter erwartet werden. Gleichzeitig dürfte durch die Einstellung von zusätzlichen Mitarbeitenden in den Bereichen KI und Sicherheit etwa die Hälfte der Einsparungen wieder kompensiert werden.
Eine weitere Erkenntnis der IFZ Studie ist, dass Banken bezüglich der Veränderungen durch KI den Blick über das eigene Unternehmen und die eigene Branche hinauswagen sollen. So wird die Software-Entwicklung durch KI massiv verändert werden, was auch für die Banken von grosser Bedeutung ist. Zudem werden auch alle anderen Branchen von KI betroffen sein, was gesamtwirtschaftlich zu erheblichen Investitionen und damit für Banken möglicherweise auch zu neuen Chancen bei der Finanzierung von Firmen führen kann.
Fazit
Der Einsatz von KI wird bei Banken praktisch alle Bereiche betreffen, zu deutlichen Effizienzgewinnen und Qualitätssteigerungen führen und eine noch weiter individualisierte Erbringung von Dienstleistungen ermöglichen. Die Digitalisierung wird dadurch weiter beschleunigt. Es ist für Banken deshalb auch unerlässlich, sich mit den erforderlichen Change-Prozessen sowie den neuen Abhängigkeiten und Risiken auseinanderzusetzen. Bei allem vorausschauenden Agieren, sollte jedoch auch nicht vergessen werden, dass die Branche erst am Anfang steht und noch vielerorts Hausaufgaben im regulatorischen und strategischen Bereich zu erledigen sind.
Ein Überblick über die weiteren Erkenntnisse aus der IFZ-Studie Bank-IT und Sourcing 2025 findet hier. Die Studie kann hier kostenfrei bezogen werden.
Ein herzliches Dankeschön gilt unseren Platinsponsoren Accenture, Finnova, Inventx, KPMG und Swisscom sowie den beiden Goldsponsoren Aity und Credit Exchange, deren Unterstützung die Studie erst möglich gemacht hat.
Das IFZ setzt sich in verschiedenen Bereichen mit KI und Zukunftsthemen des Banking auseinander. Wir machen Sie in diesem Zusammenhang gerne auf unsere Veranstaltungen im September und Oktober aufmerksam:
Ausserdem bietet das IFZ Weiterbildungen an, die Mitarbeitenden an der Schnittstelle zwischen Banking und IT dabei unterstützt, die Schlüsselkompetenzen für die Zukunft des Banking zu erwerben und auszubauen. Ein neuer CAS dazu startet im März 2026:
Haben Sie spezifische Fragen? Wir stehen gerne zur Verfügung: urs.blattmann@hslu.ch, thomas.fischer@hslu.ch
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