2. Juni 2014
Mit Companisto tritt ein neuer Mitbewerber in den Schweizer Crowdinvesting Markt ein. Die bisher in Deutschland tätige Plattform will künftig auch in der Schweiz jungen Firmen den Zugang zu einer breiten Basis an Investoren ermöglichen.
Im April dieses Jahres hat mit Companisto der erste ausländische Crowdfunding Anbieter eine Niederlassung in der Schweiz eröffnet. Companisto ist in Deutschland aktuell eine der grössten Crowdinvesting-Plattformen und kann auf beachtliche Wachstumszahlen zurückblicken: Seit der Gründung im Juni 2012 wurden 30 Start-ups erfolgreich finanziert. Das bisher getätigte Investitionsvolumen beträgt über EUR 5.8 Millionen. Getragen wird die Plattform durch über 17‘000 „Companisten“ – Investoren die über die Plattform in Start-Ups Beträge von 5 bis 25‘000 Euro investieren. Im Fokus sind dabei in erster Linie Unternehmen, die bereits erste Produkte vorweisen können und somit die erste Phase der Unternehmensentwicklung mittels Seed Capital hinter sich haben. Die durchschnittliche Darlehensgrösse beträgt 250‘000 Euro. Im Schnitt haben sich dabei knapp 1’000 Personen mit einem durchschnittlichen Volumen von 273 Euro an den entsprechenden Unternehmen beteiligt. Das Durchschnittsalter der Investoren beträgt 36 Jahre.
In die Schweiz gekommen ist Companisto auf Initiative von Patricia Handl und Klaus Abele, welche auf einen breiten Erfahrungsschatz im Venture Capital und e-commerce Bereich zurückgreifen können. Abele und Handl erwarten demnächst den ersten Launch einer „Schweizer“ Kampagne auf Companisto.
Schweizer Markt mit Potenzial
Wie wir in unserer kürzlich erschienenen Studie „Crowdfunding Monitoring Schweiz 2014“ aufgezeigt haben, sind im Schweizer Crowdinvesting Markt bereits die Anbieter 7Crowd, c-crowd und investiere aktiv. Diese haben im Jahr 2013 CHF 5.58 Mio. erfolgreich vermittelt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von +192%. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 wurden in der Schweiz CHF 407.5 Mio. in Venture Capital investiert. Das aus dem Bereich Crowdfunding stammende Kapital von CHF 5.58 Mio. hat relativ gesehen also noch immer einen geringen Anteil am Gesamtvolumen. Das Crowdfunding-Modell steckt damit zwar noch in den Kinderschuhen, bietet aber gleichzeitig auch ein ziemlich grosses Potenzial.
Crowdinvesting ist nicht gleich Crowdinvesting – das Companisto Modell
Im Vergleich zu den Schweizer Mitbewerbern unterscheidet sich Companisto ziemlich deutlich bezüglich des Geschäftsmodells. Einerseits gibt es bereits zwischen den im Schweizer Markt etablierten Anbietern grosse Unterschiede: So richtet sich beispielweise investiere eher an eine „qualifizierte“ Crowd. Eingeschränkt wird die Crowd unter anderem durch minimale Investitionssummen. C-crowd und 7Crowd verfolgen diesbezüglich einen offeneren Ansatz. Zum Anderen bestehen zwischen dem Modell von Companisto und demjenigen von Schweizer Anbietern auch grundlegende Unterschiede. Die Investition erfolgt bei Companisto über ein partiarisches Nachrangdarlehen mit achtjähriger Laufzeit und ist somit keine Eigenkapitalbeteiligung. Nach acht Jahren kann das Darlehen vom Unternehmen gekündigt werden.
Companisto prüft die kapitalsuchenden Unternehmen – der ganze Prozess wird aber ziemlich schlank gehalten und von einer eigentlichen Due Diligence kann nicht gesprochen werden. Neben einer kaufmännischen und juristischen Kurz-Due Diligence ist für eine Auswahl des Unternehmens für eine Finanzierungsrunde auf Companisto entscheidend, ob der Business Plan und das Geschäftsmodell einfach kommuniziert werden können.
Die Entschädigung des Investors geschieht über eine Verzinsung des investierten Kapitals. Diese ist nicht garantiert und besteht aus einer festen Komponente (1% p.a., fällig am Ende der Laufzeit) sowie einer variablen Komponente. Die variable Komponente hängt von folgenden Faktoren ab:
Risiken und Nebenwirkungen…
Mit dem Modell des partiarischen Darlehens hat Companisto eine elegante Lösung gefunden. Einerseits erhalten „Companisten“ ein Investment mit Eigenkapital-Charakteristiken. Andererseits profitieren Unternehmen davon, dass die „Companisten“ eben keine klassischen Eigenkapitalgeber sind. Somit entfallen auch allfällige Mitbestimmungsrechte, was eine höhere unternehmerische Freiheit ermöglicht. Gemäss dem Modell von Companisto ist es aber möglich, dass Anteile an einer Unternehmung über die Laufzeit verwässern können. Im Falle einer späteren Kapitalerhöhung des Unternehmens, kann sich ein Investor von Companisto nicht gegen eine Verwässerung seines Anteils wehren.
Ebenso muss berücksichtigt werden, dass Investments bei Unternehmen im Venture Capital Bereich grundsätzlich mit ziemlich grossen Risiken verbunden sind. So schreiben Unternehmen in einer frühen Entwicklungsphase nur selten Gewinne. Die Gewinnbeteiligung ist somit eine Wette auf die Zukunft. Ob und nach wie vielen Jahren die Gewinnzone erreicht wird, ist ungewiss. Ebenso ist zu erwarten, dass eine Vielzahl von Unternehmen nicht erfolgreich sein wird.
Bestehende Crowd als Erfolgsrezept von Companisto in der Schweiz?
Der grosse Vorteil von Companisto ist vor allem deren breite Basis an (deutschen) Investoren. Künftig wird es auch „Companisten“ in Deutschland möglich sein, in Schweizer Unternehmen zu investieren. Ob das Modell von Deutschland aber auch im 10 Mal kleineren und im Bereich des Crowdinvesting noch wenig entwickelten Marktes der Schweiz funktioniert, wird sich weisen. Vor allem die Suche nach spannenden Schweizer Startups, welche sich über Crowdfunding finanzieren wollen, scheint derzeit herausfordernd. Ebenso ist der Aufbau einer „Companisten-Community“ in der Schweiz nicht einfach. Grundsätzlich scheint das Geschäftsmodell von Companisto aber durchaus vielversprechend. Dies zeigen auch die Erfolge in Deutschland, wo bisher sämtliche Kampagnen erfolgreich durchgeführt werden konnten. Besonders die emotionale Bindung des Klein-Investors scheint den Erfolg vieler Kampagnen auszumachen.
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