29. September 2014

Allgemein,

Hypothekargeschäft

Wirkt der antizyklische Kapitalpuffer? Die Sicht der Banken

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Anhand einer nicht repräsentativen Umfrage bei 16 Banken wurde der Einfluss des antizyklischen Kapitalpuffers (AZP) auf die Eigenmittel, die Hypothekarzinssätze, die Kreditablehnungsquote und die Zinsmarge untersucht. Dabei zeigt sich, dass die befragten Banken der Wirkung dieser Massnahme der Schweizerischen Nationalbank eher kritisch gegenüber stehen.

Der antizyklische Kapitalpuffer (AZP) wurde auf Antrag der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Februar 2013 durch den Bundesrat aktiviert. Seit Ende September 2013 müssen Banken in der Schweiz 1% und seit Ende Juni 2014 sogar 2% mehr Eigenmittel für Kredite auf inländische Wohnliegenschaften hinterlegen. Wie bereits in einem früheren Artikel festgehalten, hat sich das Wachstum der Hypothekarausleihungen in dieser Periode verlangsamt und die Immobilienpreise scheinen sich langsam zu stabilisieren. Dies jedoch (alleine) auf die Aktivierung des AZP zurückzuführen, wäre sicherlich zu einfach.

Mittels einer nicht repräsentativen Umfrage bei 16 Banken hat Gökan Tercan, Bachelorstudent an der Hochschule Luzern, die Sicht der Banken auf die Wirkung des AZP untersucht.

Die Kurzzusammenfassung der Ergebnisse:

  • Lediglich ein Bankenvertreter sieht einen starken Einfluss des AZP auf die Eigenmittel und die Eigenkapitalquote. Acht Personen beobachten einen geringen Einfluss und sieben Personen sehen keinen Einfluss.
  • Bis auf eine Person sieht niemand einen Einfluss des AZP auf die Hypothekarzinssätze.
  • Sämtliche Umfrageteilnehmer sehen keinen Einfluss des AZP auf die Zinsmarge.
  • Alle Umfrageteilnehmer sind sich einig, dass der AZP keinen Einfluss auf die Kreditablehnungsquote hat.

Weitere Erkenntnisse aus den Interviews mit Bankenvertretern:

  • Die Umsetzung der neuen Regelung im Bereich des AZP hat gemäss den Angaben der Bankenvertreter nur einen sehr geringen Aufwand verursacht (v.a. Anpassung im System).
  • Der AZP hat bei den untersuchten Banken keinen Einfluss auf das Pricing. Insofern wurden in der Regel auch die Kunden nicht proaktiv über diese regulatorischen Veränderungen informiert.
  • Der AZP und dessen Wirkung überzeugen die interviewten Bankenvertreter nicht. Sie sehen geeignetere Massnahmen zur Dämpfung des Hypothekarmarkts, beispielsweise im Bereich der Vorschriften zum harten Eigenkapital oder im Bereich der verstärkten Amortisationspflichten.
  • Pensionskassen und Versicherungen sind den Regelungen vom AZP nicht unterworfen, was von den meisten Bankenvertretern als nicht fair und wettbewerbsverzerrend betrachtet wird.
  • Die Banken rechnen nicht damit, dass der AZP weiter erhöht wird. Nur ein Experte geht davon aus, dass dieser bald das Maximalniveau von 2.5% erreicht.

Die Umfrage zeigt auf: Die befragten Banken stehen dem AZP, beziehungsweise dessen Wirkung, kritisch gegenüber. Ob und wie stark dieser tatsächlich die Entwicklungen im Hypothekarmarkt beruhigt, muss sich erst noch zeigen. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass der AZP nur ein Puzzle-Stein verschiedener Regulierungen ist, welche im Hypothekarmarkt erlassen wurden. Nicht zu unterschätzen ist auch die psychologische Wirkung: Die zahlreichen Warnungen der SNB scheinen ernst genommen zu werden und die Kreditvergabe scheint bei einigen Banken etwas vorsichtiger geworden zu sein.

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