6. Oktober 2014
Mit meetinvest wagt zum ersten Mal eine Unternehmung in der Schweiz den Schritt hin zu einer öffentlich zugänglichen Social Media Finanz-Plattform. Einerseits kann man auf dieser (kostenlosen) Plattform die von Investment-Legenden verfolgten Anlagestrategien nachbilden. Andererseits kann man sich mit anderen Menschen aus der ganzen Welt über ihre Anlage- oder auch Sammlerinteressen austauschen. Ich habe die neue Plattform ausprobiert und werde nachfolgend die Geschäftsidee vorstellen und beurteilen.
UND: In einem zweiten kurzen Teil habe ich den CEO von IG interviewt, einem Broker, der seit heute auch in der Schweiz tätig ist.
Erst kürzlich hat die Meldung für Schlagzeilen gesorgt, dass die Credit Suisse ein „Facebook für Reiche“ plant, auf welchem Nutzer Inhalte auf der Plattform teilen und sich mit anderen Nutzern direkt oder in Gruppen zu ihren persönlichen Anlage-Interessen austauschen können. Ebenfalls gibt es seit rund 1.5 Jahren die Plattform eamXchange, eine Business Plattform der Credit Suisse für unabhängige Vermögensverwalter, auf der Ideen und Meinungen mit Kollegen sowie Credit Suisse Experten diskutiert werden können. Mit meetinvest ist seit dem 1. Oktober nun eine Plattform live, welche auf private Personen abzielt, die sich fürs Anlegen interessieren und darüber hinaus den Austausch mit interessierten Personen suchen. Geschäftssitz von meetinvest ist in Baar.
Mission und Unternehmenszweck von meetinvest
Die Mission von meetinvest ist es, den „Menschen die Möglichkeit zu geben, wie ein Experte zu investieren und sich mit anderen gleichgesinnten Leuten auszutauschen“. Der Unternehmenszweck ist angegeben mit „Betrieb eines sozialen Online-Netzwerks miteinander verbundener und nicht verbundener Investoren aus der ganzen Welt, welche in jegliche Arten von Vermögensarten investieren und über das Netzwerk Informationen austauschen können. Der Betrieb beinhaltet die Zurverfügungstellung von Resultaten gängiger publizierten Anlagestrategien (…).“
Aktieninvestitionen wie die Legenden…
Das derzeitige Herzstück dieser Social Media Finanz-Plattform ist eine Stock Selection und Backtesting Anwendung, welche Investoren aufzeigt, in welche Aktien sie investieren könnten, um die Anlagestrategien erfolgreicher Investment-Experten kopieren zu können. Ein sogenanntes „Stock-Picking Instrument“ filtert täglich rund 68‘000 Aktien auf Bloomberg nach den verschiedenen Kriterien von 18 Strategien von zwölf Investment-Ikonen. Als Nutzer kann man diejenigen Unternehmen heraussuchen, welche die entsprechenden Filterkriterien erfüllen. Dabei werden nicht die tatsächlich gekauften Aktien dieser Experten aufgezeigt, sondern es werden jene Titel angezeigt, welche die Kriterien der Experten erfüllen. Man sieht also „nur“, welche Titel zur Anlage-Philosophie der entsprechenden Experten passen. Mir persönlich hat dieses innovative Angebot aber einige interessante Ideen für mögliche Aktieninvestments gegeben. Handeln kann man auf meetinvest allerdings nicht.
Gruppenfunktionen und Following/Followers
Nutzer können die Plattform auch verwenden, um sich mit anderen Menschen aus der ganzen Welt über ihre Anlage- oder auch Sammlerinteressen auszutauschen. Basierend auf dem bewährten Newsfeed Konzept von Facebook können Nutzer auch auf meetinvest verschiedene Beiträge teilen. Als Nutzer kann man die entsprechende Neuigkeit als „Helpful“ bezeichnen, was der Funktion von Facebook’s „Like“-Button entspricht.
Ebenso gibt es auf meetinvest die klassische following/follower-Funktion (ähnlich wie bei Twitter, d.h. keine klassischen Freundesanfragen mit Rückbestätigung).
Gebildet werden können auch Gruppen mit gemeinsamen Interessen. Diese können sich danach zu spezifischen Themen austauschen.
Die Beurteilung
Grundsätzlich finde ich den Ansatz von meetinvest interessant und ich sehe auch Potenzial in dieser Idee. Sie spricht nicht nur Fachleute, sondern auch einfache und kleine Investoren an. Damit sie auch wirklich erfolgreich wird, benötigt sie jedoch nebst qualitativ hochstehenden Beiträgen auch aktiv unterhaltene Gruppen mit einem gewissen Mass an Moderation.
Positiv ist, dass das Angebot (derzeit) noch kostenlos und werbefrei ist. Der Registrierungsprozess ist einfach und schnell. Da die Ideen und der Aufbau relativ stark an Facebook und Twitter angelehnt sind, findet man sich schnell zurecht. Für innovativ und spannend halte ich auch die Idee mit den Investment-Strategien und den daraus resultierenden Stock Pickings. Die Hintergründe zu den Strategien sind interessant und ein schönes „nice to have“.
Auf der anderen Seite sehe ich auch verschiedenes Verbesserungspotenzial:
Ich bin sehr gespannt, wie diese Idee aufgenommen wird. Der Erfolg steht und fällt mit interessanten Beiträgen und Benutzern. Ebenso wird es sicherlich herausfordernd sein, als neue und neutrale Plattform ohne renommierten Partner aus der Industrie einen hohen Bekanntheitsgrad aufzubauen. Sofern die kritische Grösse aber erreicht wird, hat meetinvest durchaus Chancen, eine bedeutende Social Media Plattform rund um das Thema Investments zu werden.
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EBENFALLS INTERESSANT: IG, EIN CFD-BROKER, IST SEIT HEUTE EBENFALLS IN DER SCHWEIZ AKTIV.
Hierzu konnte ich mit dem CEO ein kurzes schriftliches Interview führen:
1. Die IG Bank S.A. in Genf tritt ab sofort als Dienstleisterin auf dem Markt auf. Worauf kann sich der Schweizer Kunde freuen?
Wir sind ein hoch reguliertes Unternehmen, das in London der wohl strengsten Aufsicht weltweit untersteht und dort auch an der Börse kotiert ist. Weltweit betreut IG über 126 000 Kunden. Mit IG Bank S.A. haben wir in der Schweiz nun eine Tochtergesellschaft eröffnet mit dem Ziel, unseren Kundenstamm zu pflegen und auszubauen. Kunden von IG profitieren von spannenden Dienstleistungen. So konnten sie beispielsweise auf dem Graumarkt Alibaba-Anteile schon handeln, bevor der IPO stattgefunden hat. Sie werden von unserer Angebotsvielfalt und tiefen Kosten überrascht sein.
2. Sie sind für die IG Gruppe schon in vielen Ländern unterwegs gewesen: Wie schätzen Sie den Markt in der Schweiz ein?
Ich war schon in England, Spanien und Singapur tätig. Die Unterschiede sind nicht derart gross. Wir bieten unseren Kunden Seminare an – dort zeigen wir ihnen wie sie unsere Lösungen am wirksamsten nutzen können. Auch aktuelle Chart-Analysen und Videos ergänzen die Dienstleistungen. Wichtig ist doch, dass man auch sachkundige Kunden hat. Gerade in einem Niedrigzinsumfeld kann man mit unseren CFD’s effizient auf steigende und fallende Kurse traden; auf über 10 000 Produkten.
3. Wie ist das jüngste Kundenverhalten?
Über 30% der Transaktionen werden heute über mobile Geräte wie iPhone und iPads abgewickelt. Unsere Kunden profitieren von der IT-Kompetenz in unserem Haus und haben die Möglichkeit, mit verschiedensten Endgeräten zu traden. Für die fortlaufende Entwicklung innovativer Technologien sorgen mehr als 500 Mitarbeitende unserer IT-Abteilung. In diesem Bereich zählen wir zu den führenden Anbietern weltweit.
Danke für das Interview. Viel Erfolg!
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