3. November 2014

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Online-Finanzportale: Wachsendes Angebot aber (noch) tiefe Bekanntheit

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Das Angebot von Online-Finanzportalen ist im Wachstum. Unsere Umfrage zeigt jedoch, dass viele Portale und deren Dienstleistungen nur wenig bekannt sind. Trotzdem zeigt sich eine deutliche Bereitschaft der Kunden, für Produktabschlüsse künftig auch Online-Kanäle zu nutzen.

Immer mehr Online-Portale jagen Investoren“ titelte die Neue Zürcher Zeitung am 26.08.2013 ihren Artikel zum Thema Finanzplattformen im Internet. Tatsächlich sind in den letzten Jahren vermehrt Online-Finanzportale in den Markt eingetreten, welche Dienstleistungen von Banken vergleichen, Kunden beraten und teilweise auch Kunden an Banken weitervermitteln. Dazu gehören neben den schon länger im Markt tätigen Unternehmen wie comparis.ch oder homegate.ch auch neuere Portale wie zum Beispiel moneypark, HypoPlus oder moneyland. Diese sind in den letzten drei Jahren in den Markt eingetreten. Die Geschäftsmodelle dieser Portale und deren thematische Ausrichtung variieren teilweise stark.

Für viele Banken stellt sich die Frage, ob eine Zusammenarbeit mit solchen Finanzportalen sinnvoll ist und an welche Portale möglicherweise auch Kunden verloren gehen könnten.

Im Rahmen einer Bachelorarbeit hat Andreas Portmann deshalb 122 Personen zu Finanzportalen befragt. Ziel der Umfrage war, deren Bekanntheitsgrad zu eruieren und herauszufinden, für welche Produkte und Dienstleistungen welche Plattform hinzugezogen wird.

Die Umfrage

  • Die Online-Umfrage fand zwischen März und April 2014 statt.
  • 122 Personen haben die Umfrage ausgefüllt. Dabei handelt es sich um 72 männliche und 49 weibliche Probanden, welche zwischen 15 und 89 Jahre alt sind. Das Durchschnittsalter beträgt rund 32 Jahre.
  • Die nachfolgenden Aussagen sind daher nicht repräsentativ für die Schweizerische Bevölkerung, geben aber einen Hinweis darauf, wie tendenziell eher jüngere Personen gegenüber den entsprechenden Portalen eingestellt sind.

Welches sind die bekanntesten Portale?

  • Von den 16 Portalen, welche zur Auswahl angegeben wurden, waren 7 Portale weniger als 10Prozent der Befragten bekannt. Die bekanntesten drei Portale, welche rund 90 Prozent der befragten Personen bekannt sind, sind comparis.ch, ImmoScout24 und homegate.ch. Andere Hypothekenvermittlerplattformen sind derzeit trotz einiger Anstrengungen noch immer weniger bekannt. Die Firma Moneypark haben ca. 20 Prozent der Befragten gekannt und die in der Zwischenzeit als Schwesterfirma von Comparis fungierende HypoPlus war sogar nur knapp 10 Prozent der befragten Personen ein Begriff.
  • Comparis.ch AG betreibt nicht nur eines der bekanntesten Portale, es wurde auch bereits von knapp 70 Prozent der Probanden besucht.

Warum besuchen Personen ein Online-Finanzportal?

  • Hauptgründe für den Besuch eines Online Finanzportals sind vor allem der neutrale Konditionenvergleich (63%) und der Vergleich des Produkteangebots von verschiedenen Banken (44%). Es ging den Umfrageteilnehmern weniger darum, mehrere Offerten einzuholen (10.4%), die Bankkonditionen zu verbessern (7.3%) oder die geeignete Bank zu finden (6.3%). Diese Resultate müssen aber vor allem auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass Angebote wie von HypoPlus oder MoneyPark den Kunden oftmals gar nicht bekannt sind.
  • 80 Prozent der Befragten, welche noch nie ein Portal besucht haben, begründen ihr Desinteresse an Portalen damit, dass sie mit ihrer Bank zufrieden sind und keinen Bedarf für solche Angebote sehen.
  • In Bezug auf die Transparenz sind sich die Probanden uneinig. 40 Prozent sind der Meinung, dass die Konditionen, welche auf den Portalen erwähnt werden denjenigen entsprechen, welche sie auch bei der Bank direkt erhalten würden. Hingegen denken 38 Prozent, dass man bei der Bank direkt die vorteilhafteren Konditionen erhalte. 14 Prozent der Umfrageteilnehmer denkt, dass die Konditionen auf den Portalen vorteilhafter seien als diejenigen der Bank.

Finanzportale vor allem für Hypothekenvergleiche beliebt

Eine weitere Frage war, bei welchen Dienstleistungen ein Produktevergleich auf einem Online-Finanzportal gemäss den Umfrageteilnehmern sinnvoll sei. Elf Personen finden dies bei keiner Bankdienstleistung sinnvoll. Bei Hypotheken finden es mit 63 Prozent am meisten Personen sinnvoll, bei Firmenkrediten mit 13 Prozent am wenigsten. Die nachfolgende Abbildung zeigt das Ergebnis:

portale
Abbildung 1: Für welche Dienstleistungen finden befragte Personen die Benutzung eines Portals sinnvoll

Banking online ist möglich

Die Teilnehmenden wurden auch gefragt, ob sie sich einen Online-Produktabschluss vorstellen können. Interessanterweise gaben beachtliche 27.7 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass für sie ein direkter Produkteabschluss über ein Portal ohne mit einer Beratungsperson einer Bank zu sprechen denkbar ist.

Persönliche Beratung als Trumpf der Banken

Hauptgrund für die direkte Kontaktaufnahme mit einer Bank (ohne Berücksichtigung von Portalen) ist die persönliche Beratung der Bank (84%). Für 45 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass der Ansprechpartner auch geographisch nahe ist. Rund 20 Prozent vertrauen den Finanzportalen nicht, respektive zu wenig. Das Online-Bankgeschäft ist somit auch eine Frage des Vertrauens.

Fazit:

Die obigen Aussagen müssen natürlich etwas kritisch betrachtet werden, da nur 122 eher jüngere Personen an der Umfrage teilgenommen hat. Trotzdem zeigt es vor allem zwei Aspekte auf:

  1. Die meisten Portale und deren Geschäftsmodelle (resp. Services) sind noch immer (zu) wenig bekannt. Beispielsweise wissen offensichtlich mehr als die Hälfte der Personen nicht, wie die Konditionen einer Plattform im Vergleich zu denjenigen von Banken einzuordnen sind. Portale müssen in Bezug auf ihr Geschäftsmodell also nach wie vor weitere Aufklärungsarbeit betreiben.
  2. Grundsätzlich scheinen die Umfrageteilnehmer gegenüber Online-Finanzportalen eher positiv gestimmt. Vor allem Konditionenvergleiche sind bekannt und werden geschätzt.

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