11. Dezember 2014

Crowdfunding,

Digitalisierung,

Kantonalbanken

Die BLKB wagt sich als erste Bank in den Crowdfunding-Markt vor – kommen andere Banken bald nach?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Im Mai 2013 hatte ich unter dem Titel „Volksbank Bühl – ein Vorreiter für Schweizer Regionalbanken und Genossenschaftsbanken?“ das Crowdfunding-Projekt „Viele schaffen mehr“ vorgestellt und die Frage aufgeworfen, wann die Schweizer Banken nachziehen werden. Die Frage ist nun beantwortet: Heute lanciert die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) als erste Schweizer Bank einen eigenen Crowdfunding-Marktplatz. Technologie-Partner ist die Swisscom (vgl. Blog vom 3.9.2014). Die Plattform mit dem Namen miteinander-erfolgreich.ch startet mit vier regional ausgerichteten Projekten im Crowdsupporting-Bereich.

Die Crowdfunding-Plattform miteinander-erfolgreich.ch der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) fokussiert auf Projekte im Bereich des Crowdsupportings (reward-based Crowdfunding). Den Geldgebern wird eine Gegenleistung angeboten, die meist mit der Höhe des Unterstützungsbeitrages variiert. Es besteht bei den verschiedenen Projekten aber jeweils auch die Möglichkeit, auf eine entsprechende Gegenleistung zu verzichten. Die Plattform ist offen für Projekte jeglicher Art. Zudem gibt die BLKB einige Richtlinien vor. Diese sind sehr ähnlich wie diejenigen von wemakeit oder von anderen auf Crowdsupporting fokussierten Plattformen. Einziger, aber wichtiger Unterschied: Es dürfen nur Kunden der BLKB ein Projekt auf die Plattform stellen. Dadurch wird der regulatorische Aspekt deutlich vereinfacht. Andererseits werden die Projekte auf der Plattform hauptsächlich regional ausgeprägt sein. Drei der ersten vier aufgeschalteten Projekte zeichnen sich durch eine hohe lokale Verankerung aus. Unterstützt werden können die Projekte jedoch von Menschen aus der ganzen Schweiz.

Die BLKB entscheidet, ob ein Projekt aufgeschaltet wird und unterstützt Projekte auch mit einem eigenen Beitrag. Gemäss Thomas Bieri, Projektleiter der Plattform, gibt es keine allgemeingültigen Regeln, wie diese Unterstützung von Seiten der BLKB abläuft. Die BLKB unterstützt aber hauptsächlich Projekte aus den Bereichen Kultur, Sport und Soziales. Die Unterstützung wird jeweils individuell festgelegt Die BLKB erhofft sich durch diese Plattform auch, den 400 Sponsoring-Anfragen pro Jahr zusätzliche Chancen zu geben. Gemäss Christoph Loeb, Mediensprecher der BLKB, ist die Crowdfunding-Plattform eine Chance für die BLKB, sich als innovative Bank zu beweisen und frühzeitig erste Erfahrungen in diesem wachsenden Markt zu sammeln. Selbstverständlich möchte die BLKB mit Crowdfunding aber auch Geld verdienen.

blkb screenshot
Abbildung 1: Printscreen der Seite miteinander-erfolgreich.ch

Weitere Informationen zum Geschäftsmodell

  • Die Initianten stellen ihre Projekte selber vor und legen den Zielbetrag des Projekts fest. Wird der Betrag innert einer vorgegebenen Zeit erreicht oder übertroffen, fliesst das Geld an die Initianten. Wird der Betrag nicht erreicht, werden die Beiträge den Unterstützern zurückerstattet.
  • Die BLKB erhebt für die Plattform und ihre Dienstleistungen eine Provision in der Höhe von insgesamt 10 Prozent (6% zuzüglich Transaktionskosten von 4% auf den Fundingbetrag). Dies ist zwar eher hoch, liegt aber in etwa im Durchschnitt von anderen Schweizer Crowdfunding Plattformen.
  • Projekte werden fortlaufend aufgeschaltet.
  • Technologisch orientiert sich die Plattform an wemakeit.ch. Grund dafür ist die Zusammenarbeit zwischen Swisscom und wemakeit. Die grundlegenden Plattformtechnologien werden nun auf die BLKB übertragen. Für die Bank wurden aber verschiedene Bereiche wie das Reporting, die Compliance und auch Security-Aspekte weiterentwickelt.
  • Die Vermarktung der Plattform und der einzelnen Projekte wird wohl hauptsächlich durch die sozialen Medien erfolgen. In diesem Bereich ist die BLKB ziemlich gut aufgestellt – sie hat beispielsweise derzeit knapp 5‘500 Fans auf Facebook.

Crowdfunding bei Banken – ein Trend?

Ist nun die BLKB nicht nur die erste sondern auch für längere Zeit einzige Schweizer Bank im Crowdfunding-Markt oder werden bald auch andere Banken in diesen Markt vordringen? Gemäss Andreas Pages, Head Crowdfunding bei der Swisscom IT Services, scheint letzteres der Fall zu sein. Das Interesse von Schweizer Banken gegenüber der Swisscom-Lösung für Crowdfunding sei sehr hoch – höher als das sogar die Swisscom erwartet hätte. Pages spricht von rund 10 Banken, mit welchen die Swisscom ernsthafte Diskussionen führe. Er erwartet, dass im nächsten Jahr drei Banken eine Crowdfunding-Plattform gemeinsam mit der Swisscom lancieren werden. Einige dieser Projekte könnten nicht nur auf den Bereich Crowdsupporting ausgelegt sein (wie das derzeitige BLKB-Projekt), sondern zielen interessanterweise auch darauf ab, in das Crowdlending (und hier vor allem den Bereich KMU Finanzierungen) vorzudringen.

Mit etwas Distanz gesehen, lässt sich auch noch ein zweiter, interessanter Trend erkennen: Die Verlagerung von Sponsoringaktivitäten in das Internet. Die BLKB „digitalisiert“ zumindest teilweise ihr Sponsoring – und dies unter Einbezug der Öffentlichkeit und somit auch unter Einbezug von Marketing-Überlegungen.

Ich persönlich begrüsse diesen Schritt der BLKB, als erste Bank in den Crowdfunding-Markt einzutreten. Ich bin gespannt, wie viele Projekte im nächsten Jahr über diese Plattform lanciert werden – ist doch der Zugang für Projektinitianten auf BLKB-Kunden beschränkt und das Marktpotenzial entsprechend begrenzt. Ich werde über diese und auch über andere Entwicklungen rund um das Thema Crowdfunding auch künftig in meinem Blog berichten.

PS: Die BLKB wird gemeinsam mit der Swisscom über ihre erste Erfahrungen mit diesem Projekt berichten anlässlich der Konferenz „Innovative Angebote im Retail Banking vom 25.6.2015 am IFZ. Hier finden Sie die weitere Informationen und die Anmeldung.

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