23. November 2015
Das „digitale Spenden“ hat derzeit in der Schweiz eine nur sehr geringe Bedeutung. Die meisten Hilfswerke behandeln dieses Thema noch immer sehr stiefmütterlich. Unterstützung erhalten sie nun von eher unerwarteter Seite: UBS und Raiffeisen bieten den Hilfswerken mit interessanten Angeboten Hand. Nachfolgend zeige ich auf, wie die UBS mit Paymit und die Raiffeisen mit Crowdfunding den digitalen Spendenkanal unterstützen wollen.
UBS Paymit – bisherige Entwicklung und neue Spendenfunktion
Paymit, die offene Bezahllösung der SIX Group konnte bis anhin nur für P2P-Zahlungen verwendet werden. Sie wird derzeit bereits von der UBS und der Zürcher Kantonalbank eingesetzt. Ebenso wurde bereits kommuniziert, dass auch die Luzerner, die Waadtländer und die Genfer Kantonalbanken, sowie die Raiffeisen auf Paymit setzen werden. Insbesondere die bisherige Entwicklung der Paymit-Version von UBS ist sehenswert. Dies ist nicht zuletzt auf das beträchtliche Werbebudget zurückzuführen, das für die Bekanntmachung aufgewendet wurde. Hierzu einige Zahlen:
Mit dem Release von Paymit 2.0 am 20. November 2015 wurde die UBS-App um einige Aspekte angereichert und verbessert. Ich werde mich aber nachfolgend nur mit dem Thema „Donation“ beschäftigen. Seit dem Update der UBS-App und rechtzeitig zur Weihnachtszeit ist es (nur via UBS-App) möglich, den sechs an die App angeschlossenen Hilfswerken direkt via Paymit eine Spende zu übermitteln. Bei der Bezahlung gelangt man dabei in der Regel auf die Landing Pages der einzelnen Hilfswerke. Auf diesen Webseiten kann dann die entsprechende Spende definiert werden (siehe Abbildung 1, Beispiel WWF). Maximal sind CHF 500 pro Spende möglich. Die Spende selbst wird natürlich sicher innerhalb der App ausgeführt. UBS Paymit und somit auch Spenden über UBS Paymit ist auch für Nicht-UBS-Kunden möglich.
Möchte der Kunde eine Spendenbestätigung, muss er seine Kontaktdaten angeben. Dadurch wird sichergestellt, dass die Hilfswerke eine Beziehung zu seinen Spendern aufbauen können. Der Kunde kann aber auch anonym bleiben, wenn er möchte. In diesem Fall erhält das Hilfswerk nur die Handynummer, nicht aber den Namen oder die Adresse des Spenders.
Digitale Spenden dank Crowdfunding – Beispiel Raiffeisen
Die Digitalisierung im Spendenbereich wird aber nicht nur von Paymit vorangetrieben. Es ist auch zu erwarten, dass das Sammeln von Spenden via Crowdfunding (sog. „Crowddonating“) in den nächsten Jahren verstärkt in den Fokus gemeinnütziger Organisationen rücken wird. Das Potenzial in diesem Markt erachte ich als sehr gross. Es erstaunt daher nicht, dass Ende Oktober die Raiffeisenbank bekannt gegeben hat, dass sie ab dem Jahr 2016 eine schweizweite Crowdfunding Spenden- und Projektfinanzierungsplattform für Vereine und gemeinnützige Institutionen anbieten wird. Die gebührenfreie Plattform soll es diesen Institutionen ermöglichen, Spendengelder auf digitale Art zu generieren. Projektinitianten müssen ein Verein oder eine andere gemeinnützige, nicht-gewinnorientierte Organisation mit Wohnsitz oder Sitz/Domizil in der Schweiz haben. Im Vordergrund des Projekts steht entsprechend der gemeinnützige Gedanke.
Einschätzung der beiden Projekte
Gemäss einer Studie von Massolution (2015) liegt das in 2014 weltweit via Crowddonating gesammelte Volumen bei USD 1.94 Milliarden (+45% gegenüber dem Vorjahr). In der Schweiz gibt es ebenfalls einige Plattformen, welche in diesem Bereich aktiv sind (z.B. GivenGain oder I care for you). Die Volumen sind im Moment in der Schweiz aber noch tief. Entsprechend ist es sinnvoll und wünschenswert, wenn auch im Spendenbereich die Digitalisierung Einzug hält. Für die Hilfswerke bietet sich mit diesem ergänzenden Kanal zudem die Möglichkeit, eine teilweise neue und jüngere Zielgruppe anzusprechen und zu gewinnen. Ich finde daher die Angebote der beiden Banken eine gute Sache. Die Donation-Funktion der UBS halte ich für eine tolle und clevere Ergänzung der Paymit-Funktionalitäten. Sie hilft nicht nur den Hilfswerken, an neue Kunden zu kommen. Auch für die UBS könnte die Rechnung (neben dem Marketing-Effekt) aufgehen, indem durch die Werbemassnahmen der verschiedenen Hilfswerke möglicherweise neue Paymit-Kunden gewonnen werden können. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Studien in anderen Ländern den positiven Effekt von digitalen Spenden aufzeigen konnten. So ist beispielsweise in Dänemark die Anzahl Spender um zehn Prozent gestiegen seit es die Möglichkeit des Spendens über neue Mobile Payment Lösungen gibt. Ebenso konnte man feststellen, dass der Spendenbetrag über Mobile Payment im Schnitt höher ist als über andere Kanäle. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob die Donation-Funktion in der Paymit-App genug hervorgehoben wird. So wie sie derzeit eingebaut ist, gehe ich davon aus, dass es nur wenige „Spontan-Spender“ geben wird. Hier hätte es aus meiner Sicht ein grosses Potenzial gegeben. Etwas schade finde ich, dass derzeit nur sechs bekannte und grosse Hilfswerke auf Paymit zu finden sind. Hier wäre es aus meiner Sicht wünschenswert, dass vor allem auch die unzähligen kleinen, spannenden NGOs eine zusätzliche Plattform erhalten. Möglicherweise haben diese aber dank dem Angebot der Raiffeisen-Gruppe die Möglichkeit, sich einem breiteren Publikum zu präsentieren und auf ihre Anliegen und ihre Projekte aufmerksam zu machen. Auch im Bereich der Crowddonation liegt derzeit noch ein sehr grosses Potenzial brach.
Kommentare
2 Kommentare
UBS Paymit: Hebt die Zahlungsverkehr App mit einem „Hidden Champion“ jetzt so richtig ab? | Finance 2.0 for Bankers
29. November 2015
[…] Hier der Blog Post zum neuen UBS Paymit Release von Andreas Dietrich Digitale Spenden dank „UBS Paymit“ und „Raiffeisen Crowddonating“ […]
Lukas Bodmer
24. November 2015
Alles gut und recht aber auch nicht besonders neu. Schauen Sie sich mal die App "Gutes Tun" an: Wurde bereits vor einigen Jahren lanciert und hat die Zahlungsmöglichkeit vom PostFinance Schnellservice integriert.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.