14. August 2017
Während sich im Finanzierungs- und Anlagemarkt digitale Produkte bereits bei vielen Banken etabliert haben, konnten sich digitale Sparprodukte bislang noch nicht wirklich durchsetzen. Im nachfolgenden Blog-Artikel möchte ich einerseits aufzeigen, welche Banken schon heute digitale Sparprodukte anbieten. Auf der anderen Seite möchte ich die Ergebnisse einer Kundenumfrage zum Thema „digitales Sparen“ vorstellen.
Gemäss der Einschätzung der Deutschen Bank weisen das Spargeschäft von Banken und die damit verbundenen Sparprodukte eine grosse Gefahr der Substitution durch neue Marktteilnehmer auf (Deutsche Bank, 2014). Dennoch haben sich digitale Sparprodukte im Gegensatz zu Produkten aus dem Finanzierungsmarkt oder dem Anlagemarkt der Banken noch wenig durchgesetzt.
Entwicklung der Sparquoten im internationalen Vergleich
Die Sparquote stellt den Betrag, welcher gespart werden kann in das Verhältnis zum verfügbaren Einkommen. Der Sparbetrag besteht aus der Differenz zwischen dem verfügbaren Einkommen und Konsumausgaben (Definition und Daten finden Sie hier). Die Sparquote hat in vielen Ländern über die letzten Jahre stark abgenommen (vgl. Abbildung 1). Im Gegensatz dazu hat sich die Sparquote der Schweiz jedoch erhöht.
Es ist aber nicht nur die hiesige Sparquote gestiegen. Die Kundengelder (Verpflichtungen aus Kundeneinlagen & Kassenobligationen) sind seit 1992 stark gewachsen. In absoluten Zahlen sind die Kundengelder bei Kantonalbanken, Grossbanken, Regionalbanken und Sparkassen sowie Raiffeisenbanken von CHF 488 Milliarden in 1992 auf CHF auf 1.27 Billionen im Jahr 2016 gewachsen. Dies entspricht einem Faktor von 2.6. Abbildung 2 zeigt diese Entwicklung indexiert und unter Berücksichtigung der Inflation. Der Index hat sich von 100 im Jahr 1992 auf 189 erhöht. Die Kundengelder haben sich also mit Einbezug der Inflation etwa um den Faktor 1.9 erhöht. Trotz diesem markanten Wachstum sowie der hohen absoluten Summe der Kundengelder dürfte jedoch nur ein verschwindend kleiner Teil in digitalen Sparprodukten angelegt sein.
Derzeitige digitale Sparprodukte von Schweizer Banken
Der Begriff „digitales Sparprodukt“ ist derzeit noch nicht klar definiert. Für die nachfolgenden Ausführungen werden digitale Sparprodukte als diejenigen Produkte verstanden, welche als Depot für gesparte Gelder fungieren, (teil)automatisch bewirtschaftet werden, Bankmitarbeitende entlasten und/oder vom Kunden selbstständig bewirtschaftet werden können. Nicht berücksichtigt werden (digitale) Fondssparpläne oder digitalisierte Säule 3a-Produkte.
Derzeit gibt es nicht allzu viele Bankprodukte, welche sich als digitales Sparen gemäss der obigen Definition bezeichnen lassen können. Dazu gehören beispielsweise Banken mit einem PFM-Tool (z.B. UBS, PostFinance, Raiffeisen, Hypothekarbank Lenzburg, Appenzeller Kantonalbank, Schwyzer Kantonalbank, Graubündner Kantonalbank, Zürcher Kantonalbank oder die Glarner Kantonalbank) Als kurze, nicht vollständige, Übersicht möchte ich nachfolgend einige Produkte vorstellen:
Kundenumfrage
Im Rahmen seiner Bachelorarbeit ging Ramon Köchli in einer Kundenumfrage der Frage nach, welche digitalen Sparprodukte den Kunden bekannt sind und welche Kundenbedürfnisse in Bezug auf das digitale Sparen existieren. Insgesamt haben 234 Personen an der Umfrage teilgenommen. Die Befragung hat sich auf die Deutschschweizer Wohnbevölkerung beschränkt. Das Sample kann nicht als repräsentativ bezeichnet werden, weil die Teilnehmenden insgesamt etwas zu jung (vor allem die Gruppen der 40-65-jährigen und diejenige der über 65-jährigen Personen sind deutlich untervertreten), und ländliche Regionen übervertreten sind. In Bezug auf das Geschlecht und das Bildungsniveau entspricht das Sample hingegen in etwa dem Durchschnitt der Schweizer Bevölkerung.
Aus der Umfrage konnten die folgenden zentralen Erkenntnisse gewonnen werden:
Fazit
Das Thema „Digitales Sparen“ führt derzeit noch immer ein Mauerblümchendasein. Auch innovative Angebote wie der Kontomat konnten (noch) nicht die grossen Massen bewegen. Die meisten Produkte werden aber auch fast nicht beworben. Der Anteil der Kunden, welche die entsprechenden Produkte kennt, ist sehr tief. Gleichzeitig haben die Kunden nur einen geringen Bedarf nach neuen Produkten. Die geringe Wechselbereitschaft für Passivprodukte führt zudem dazu, dass man mit einem neuen Produkt im Bereich des digitalen Sparens vor allem die eigenen Kunden begeistern kann. Gleichwohl erwarte ich, dass auch weiterhin die eine oder andere Bank ein weiteres Angebot im Bereich des „digitalen Sparens“ lancieren wird. Das tiefe Zinsniveau lässt den Banken bei der Verzinsung von Sparprodukten derzeit aber natürlich nur wenig Spielraum.
Kommentare
1 Kommentare
Neues digitales Sparprodukt: #häschcash der St. Galler Kantonalbank im Test
21. August 2017
[…] welche sich als digitales Sparen bezeichnen lassen können (eine Übersicht dazu habe ich im Blog Digitales Sparen in der Schweiz: Was die Kunden wollen und die Banken bieten gegeben). Wie ich im Artikel aber auch erwähnt hatte, erwarte ich, dass weitere Banken neue […]
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.