18. März 2019
Andere Retail Banking Institute,
Im Februar 2018 hat die Bank Cler die erste Schweizer Smartphone Bank Zak lanciert. Seither wurde viel über Mobile-Only Banks geschrieben. Vor allem die Erfolge von Revolut oder N26 haben immer wieder zu Vergleichen mit der Schweizer Lösung von Zak geführt. Bislang war die Bank Cler mit der Veröffentlichung der jüngsten Geschäftsentwicklung sowie der Angaben zu Nutzern eher zurückhaltend. Für den heutigen Blog wurden mir aber verschiedene interessante Angaben zu den Benutzern und zu den geplanten Änderungen zur Verfügung gestellt.
Bereits vor gut einem Jahr hatte ich Zak getestet und in einem Blog-Artikel ausführlich darüber berichtet. Interessante Features sind beispielsweise der integrierte Chatbot «Carl», das digitale Onboarding oder die integrierten Partnerangebote von Versicherungen im Zak-Store.
Gegenüber meinem letzten Bericht gibt es inzwischen weitere, neue Features:
Wie wird Zak derzeit genutzt?
Bislang war die Bank Cler eher zurückhaltend, wenn es um Informationen rund um Zak ging. Ich habe für diesen Blog nun aber die folgenden Informationen erhalten:
Was ist für 2019 geplant?
Die Bank Cler hat mit Zak auch für das Jahr 2019 einige interessante Projekte geplant. Einerseits wird im ersten Halbjahr ein mobiles Säule 3a Konto lanciert. Anderseits soll später auch mittels klassischen Anlagelösungen Vermögen an Finanzmärkten angelegt werden können. Ebenso gibt es ein Projekt im Bereich Mobile Payment.
Säule 3a
Die freiwillige, steuerlich begünstigte, private dritte Säule des Schweizer Altersvorsorgesystems gewinnt aufgrund von Kürzungen bei der beruflichen Vorsorge an Bedeutung, wird jedoch noch immer eher wenig genutzt. Laut einer Studie, die das Forschungsinstitut Demoscope im Auftrag der Banque CIC (Suisse) durchgeführt hat, sparten im Jahr 2015 nur 51 Prozent über die private Vorsorge der Säule 3a. Nichtdestotrotz betrugen die in der Säule 3a gebundenen Vermögenswerte per 31.12.2015 bei Banken CHF 55 Mrd. und bei den Versicherungen CHF 41.7 Mrd. (Eidgenössische Finanzmarktaufsicht, 2014; Schweizerische Nationalbank, 2014). Neben den „klassischen Säule 3a-Konten“ mit Vorzugszins gibt es auf dem Markt auch eine Vielzahl von Produkten der 3. Säule, die an Wertschriftenanlagen gebunden sind. Der maximal steuerabzugsfähige Betrag von Erwerbstätigen mit Anschluss an eine 2. Säule (Pensionskasse) beträgt im Jahr 2019 CHF 6’826. Lohnt es sich da überhaupt, bei solch geringen Beträgen das Geschäft zu digitalisieren und ein solches Angebot auch auf dem Smartphone anzubieten? Auf den ersten Blick könnte man sagen: Nein – die Beträge sind zu gering. Auf den zweiten Blick hingegen macht es gerade bei diesen kleinen Beträgen eigentlich erst recht Sinn, das Ganze zu automatisieren und digitalisieren, da es für diese geringen Beträge zwingend eine möglichst effiziente Bewirtschaftung braucht.
Vor diesem Hintergrund scheint es sinnvoll, dass Zak im ersten Halbjahr zuerst ein Säule 3a Konto anbietet und ab dem zweiten Halbjahr eine Vorsorge Anlagelösung (Wertschriftensparen) ermöglicht. Der Kunde wird bei Zak Übersichten zum Vorsorgeguthaben und allen zugehörigen Dokumenten erhalten. Erste Details sind in Abbildung 3 ersichtlich.
Ebenso soll es ab der zweiten Jahreshälfte voraussichtlich möglich sein, mittels klassischen Anlagelösungen Vermögen an den Finanzmärkten anzulegen. Details hierzu wurden aber noch keine bekanntgegeben.
Mobile Payment
Eine Befragung von Zak-Kunden hat ergeben, dass 92 Prozent der Befragten interessiert bis sehr interessiert am mobilen Bezahlen im Generellen sind. Daher hat sich die Bank Cler entschieden, eine entsprechende Lösung in der Applikation von Zak zu integrieren. Da die derzeitigen Zak-Karten mobiles Bezahlen noch nicht unterstützen, muss der Kunde sich hierfür über Zak für eine virtuelle Prepaid Karte von Cornercard registrieren. Durch Bewegung des Schiebereglers kann die Karte aufgeladen werden, so dass mit Zak danach auch mobil bezahlt werden kann. Dieses Angebot sollte noch im ersten Halbjahr 2019 genutzt werden können. Etwas erstaunlich ist, dass Twint nicht in Zak integriert ist. Gemäss Aussage der Bank Cler habe Twint aber zu starke und tiefgreifende Vorgaben an eine Integration ihrer zentralen Dienstleistungen in eine andere App gemacht. Zudem würden die Kunden Apple Pay oder Samsung Pay vorziehen.
Fazit
Anhand der obigen Informationen und Auswertungen zu Zak wird ersichtlich, dass es die Bank Cler innerhalb eines Jahres geschafft hat, 14’000 Neukunden zu gewinnen. Dies ist zwar noch weit weg vom ehemaligen BKB-CEO Guy Lachappelle kommunizierten Ziel von 200’000 Neukunden bis 2021 über alle digitalen Kanäle. Es dauert aber immer etwas länger, bis sich ein neues Bankangebot auch in der breiteren Bevölkerung durchsetzen kann. Erfreulich aus Sicht der Bank Cler ist sicherlich, dass sie mit dem Angebot bislang wie geplant vor allem jüngere Kunden gewinnen konnten und 9 von 10 Kunden zuvor noch nicht bei der Bank Cler waren. Gleichzeitig sollen die oben vorgestellten weiteren Features helfen, die Verbreitung von Zak zu erhöhen. Vor allem das Säule 3a-Konto scheint mir – auch vor dem Hintergrund der bisherigen Entwicklung von Viac (derzeit rund 8’500 Kunden) – ein interessantes Angebot zu sein.
Interessant ist, dass sich Kunden vor allem für Zak entscheiden, weil es günstiger ist als die traditionellen Bankenlösungen. Zumindest derzeit scheinen also die Kosten noch das wichtigere Argument zu sein als die Convenience und die Affinität zum Smartphone.
Kommentare
8 Kommentare
Schweizer Smartphone-Banken holen auf – News
23. März 2019
[…] ist bei praktisch allen technologischen Innovationen (zumindest im Banking) zu beobachten”, schreibt der Leiter des Masterstudiengangs Banking and Finance. Das Durchschnittsalter liege bei 34 Jahren. 63 Prozent der Kunden seien unter 35 Jahren alt, 31 […]
Markus Frey
19. März 2019
Lieber Herr Prof. Dietrich Weiss man wieviele dieser Kunden effektiv aktiv sind? Die 14'000 Kunden ist ja wohl eher eine Beschönigung und darunter sind sicher viele die sich nur die 50.- gesichert haben. Alleine, dass nur 400 Nutzer von den Zak Deals gebrauch machen, lässt wohl auf eine sehr geringer Interaktion schliessen...
Prof. Dr. Andreas Dietrich
19. März 2019
Lieber Herr Frey Nein, ich habe "nur" die Information in Bezug auf die 14'000 Kunden erhalten - ohne Angaben dazu, wie oft sich diese monatlich einloggen, etc.
Jana
18. März 2019
Als "Zaktion" Partner (sharoo.com) von Zak können wir auch nur positives Feedback geben: Wir freuen uns, dass wir als eine der Ersten eine Aktion launchen durften und die user mit einem guten gemeinsamen Angebot für unsere Plattform begeistern konnten. Tolle Zusammenarbeit mit dem Zak-Team, um Mehrwert stiftende Services für gemeinsame Kunden zu generieren.
Thomas der Sparkojote
18. März 2019
Sehr interessante Aufbereitung, diese Fakten stimmen sehr gut mit meinen Beobachtungen im Alltag überein. Mir war TWINT schon immer ein Dorn im Auge, da sich die Schweizer Banken da zusammengeschlossen haben um Apple Pay und Co zu boykotieren. Grüsse Thomas
Alexander Ernesto
18. März 2019
Interessant erachte ich die Aussage, dass TWINT nicht kommt, weil deren Auflagen usw. nicht ihrer Idee entsprechen UND die Kunden eher auf Apple oder Google Pay zurückgreifen. Mit gewisser Freue stelle ich fest, dass in diesem Gremium Exponenten mit einem anderen, eben dem (Online-) Fokus tätig sind, als bei den klassischen Banken. Mir ist bis heute schleierhaft, wie man einen vom Handling her dermassen antiquierten Zahlungsdienst wie TWINT ggü. diesen von Apple oder Google favorisieren kann. Dass diese Möglichkeit gegeben ist, ist für mich ein weiterer Grund, einen Abstecher zu Cler Zak zu machen und bei Gefallen, meiner heutigen Bank und deren frechen Kostenstruktur je länger je mehr den Rücken zu kehren. Ich bin ausserdem überzeugt, dass auch die Ausweitung der Dienstleistungen, gerade im Bereich des kostengünstigen Wertschriftendhandels, einen zusätzlichen, positiven Effekt in Bezug auf den Zuwachs von neuen Kunden schaffen wird.
T
18. März 2019
Interessant wäre es, etwas über den Return des Investments für die Cler zu erfahren. Wurden Cyber-Versicherungen verkauft? Wie sehen die Zahlen zu den Zak Deals aus? etc. Bisher scheint es von aussen betrachtet ein Kostengrab für die Bank zu sein.
Prof. Dr. Andreas Dietrich
18. März 2019
Angaben zu den Zak-Deals habe ich: Bisher haben über 400 Nutzer mehr als 800 Gutscheine erworben.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.