19. August 2019

Allgemein,

Digitalisierung

Asset Management Studie 2019: Produktspezialisierung und nachhaltige Anlagen als Chancen für den Asset Management Standort Schweiz.

Von Dr. Jürg Fausch und Prof. Dr. Thomas Ankenbrand

Die Hochschule Luzern hat zum zweiten Mal gemeinsam mit der Asset Management Plattform Schweiz eine umfassende Analyse zum Schweizer Asset Management durchgeführt. Die Studie zeigt, dass das Asset Management eine wichtige Säule des Schweizer Finanzplatzes darstellt und auch realwirtschaftlich von grosser Bedeutung ist. So bietet die Asset Management Industrie hierzulande 9’900 Arbeitsplätze. Das Gesamtvolumen der in der Schweiz verwalteten Vermögen beläuft sich per Ende Dezember 2018 auf CHF 2’161 Mrd.

Basierend auf einer Datenerhebung unter in der Schweiz tätigen Asset Managern gibt die heute erscheinende «IFZ/AMP Asset Management Studie 2019» einen detaillierten Überblick zur Schweizer Asset Management Industrie. Die Studie stellt aktuelle Entwicklungen, sowie die wichtigsten Herausforderungen und Chancen aus Branchenperspektive dar. Darüber hinaus wird das politische, wirtschaftliche, soziale und technologische Umfeld analysiert, und dabei die wichtigsten Entwicklungen in diesen Bereichen für die Branche aufgezeigt. Ein weiterer Bestandteil der Studie ist ein quantitatives Hub-Ranking, welches einen Vergleich der Bedingungen in der Schweiz mit anderen Asset-Management-Hubs weltweit vornimmt. Die Studie analysiert auch das Robo Advisory als möglichen digitalen Distributionskanal für das Asset Management. Asset Management ist in dieser Studie definiert als die Produktion und Verwaltung von Anlagelösungen in Form von Kollektivanlagen und individuellen, institutionellen Mandaten.
Im Folgenden werden die wesentlichen Erkenntnisse der Studie zusammengefasst:

Die Schweiz ist eine starker Asset Management Standort und das Asset Management hat eine hohe Bedeutung für den Schweizer Finanzplatz

Die Schweiz bietet gute Bedingungen für das Asset Management. Insbesondere ein stabiles und zuverlässiges politisch-rechtliches Umfeld und ein starkes Bildungssystem mit hoch qualifizierten Arbeitskräften werden als Schlüsselfaktoren für den Erfolg identifiziert. Das Gesamtvolumen von Banken, Fondsleitungen, Effektenhändlern und von der FINMA beaufsichtigten Asset Managern in der Schweiz verwalteten Vermögen beläuft sich per Ende Dezember 2018 auf CHF 2’161 Mrd., was etwa dem Dreifachen des Schweizer BIP und rund dem Doppelten des in Schweizer Pensionskassen verwalteten Vermögens entspricht (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1 – In der Schweiz im Asset Management verwaltete Vermögen, in CHF Mrd.

Unsere Schätzungen zeigen zudem, dass rund 9’900 Arbeitsplätze (3% Wachstum gegenüber dem Vorjahr) direkt mit der Asset Management Industrie in der Schweiz zusammenhängen, während rund 45’600 Personen indirekt im weiteren Umfeld der Branche beschäftigt sind.

Regulierung ist wichtig, aber teuer

Die regulatorische Einhaltung internationaler Standards ist eine Grundvoraussetzung, um Asset Management Produkte und Dienstleistungen aus der Schweiz ins Ausland exportieren zu können. In diesem Zusammenhang zeigen unsere Analysen, dass 90 Prozent der befragten Schweizer Asset Manager die Angleichung schweizerischer Regulierung an internationalen Regulierungsstandards als wichtig oder sehr wichtig erachten. Des Weiteren zeigt unsere Befragung, dass in der Schweiz tätige Asset Management Firmen Regulierung als Herausforderung ansehen. In diesem Zusammenhang sind etwa 70 Prozent der Befragten der Ansicht, dass das Verhältnis zwischen Regulierungskosten und regulatorischem Nutzen unausgewogen ist, und eine Mehrheit der befragten Asset Manager hält die Regulierungskosten für hoch. Regulatorisches Verbesserungspotential wird insbesondere in der Abschaffung der Stempelsteuer und bei der Senkung der Verrechnungssteuer gesehen.

Produktspezialisierung und nachhaltige Anlagen werden als Chancen für das Asset Management in der Schweiz gesehen

Um einen Wettbewerbsvorteil in der Asset Management Industrie zu erlangen, ist es grundsätzlich relevant, ein Geschäftsmodell zu wählen, bei dem der Fokus entweder auf Kostenführerschaft (passive Anlagen) oder Produktspezialisierung liegt. Unsere Analyse zeigt, dass in der Schweiz tätige Asset Manager die grössten Chancen in der Produktspezialisierung und nachhaltigen Anlagen sehen. Aus strategischer Sicht bedeutet dies, dass sich Schweizer Asset Manager als Spezialisten mit klar definierten Kernkompetenzen positionieren (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2 – Chancen aus Sicht der Schweizer Asset Management Industrie

Aktives Portfoliomanagement dominiert das Geschäftsmodell und die Asset Allokation von in der Schweiz ansässigen Asset Management Unternehmen

Rund 70 Prozent der in der Schweiz verwalteten Vermögen werden aktiv und 30 Prozent passiv verwaltet. Bei den institutionellen Mandaten werden rund zwei Drittel der Vermögenswerte aktiv verwaltet, während bei den kollektiven Kapitalanlagen bei rund 80 Prozent der Vermögen ein aktiver Ansatz zu Grunde liegt (vgl. Abbildung 3).

Abbildung 3 – Aktives vs. passives Portfoliomanagement

Diese Zahlen bestätigen die Erkenntnisse aus der Sentiment Analyse, dass sich die in der Schweiz ansässigen Asset Manager auf spezialisierte, aktiv verwaltete Produkte konzentrieren, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Zudem sind die Asset Manager in der Schweiz stark in alternativen Anlageklassen engagiert, die sehr oft aktive Portfoliomanagementstrategien verfolgen.

Robo Advisory ist noch kein bedeutender Vertriebskanal

Robo Advisor wären ein potenziell interessanter Vertriebskanal für Asset Manager. Trotz der wachsenden Bedeutung der digitalen Vermögensverwaltung hat der Markt für Robo Advisor in der Schweiz jedoch noch nicht an Dynamik gewonnen. Ein grosser Nachteil der Schweizer Anbieter sind die hohen Kosten. Mit einer durchschnittlichen Gesamtgebühr (All-in fee plus Produktkosten) von 95 Basispunkten sind die Schweizer Robo Advisor deutlich teurer als Anbieter in den USA. Abgesehen von einem allgemein höheren Kostenumfeld im Schweizer Markt, wo sowohl die all-in fees als auch die Produktkosten doppelt so hoch sind wie in den USA, profitieren die Schweizer Robo Advisor nicht von den Skaleneffekten, die notwendig sind, um die Gebühren weiter zu senken oder die Profitabilität zu steigern. Robo Advisor bieten Asset Managern aber potenziell Zugang zu neuen Technologien und würden diesen weitere Vertriebsmöglichkeiten eröffnen.

Hinweis zum CAS in Asset Management

Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern engagiert sich in der Forschung und der Weiterbildung im Bereich des Asset Managements.
In diesem Zusammenhang machen wir Sie gerne auf unseren Weiterbildungslehrgang aufmerksam. Ab Januar 2020 bietet das IFZ mit dem CAS in Asset Management ein berufsbegleitendes Studium an, in dem die Studierenden sich mit den wesentlichen Themen des Asset Managements ganzheitlich auseinandersetzen. Sie lernen dabei, das makroökonomische Umfeld und die regulatorischen Rahmenbedingungen zu beurteilen und stärken ihre Kompetenzen in der Implementierung von innovativen Investmentprozessen für institutionelle und private Investoren. Eine aktive Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis steht dabei im Fokus dieser hochstehenden Weiterbildung für ambitionierte Mitarbeitende aus dem Asset- und Wealth Management, der Beratung oder der Wirtschaftsprüfung.
Weitere Information zum CAS Asset Management finden Sie hier.

Kommentare

1 Kommentare

Studi Kompass Blog

17. Dezember 2019

Gibt es solche Statistik für Deutschland? Sehr übersichtig! Lg Elke

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