22. April 2013
Es erstaunt wohl alle von uns, wie wenig die schweizerischen Retail Banken sich in der Lage sehen, auf intelligente Online Angebote zu reagieren. Schon, dass Comparis als unabhängiger Vergleichsdienst im Hypothekenbereich eine hohe Bedeutung erlangen konnte, überraschte. Jetzt aber wird die Branche mit einem weiteren Player im Markt der Vergleichsdienste konfrontiert. Vor einiger Zeit hat der Suchmaschinengigant Google den britischen Vergleichsanbieter „Beat that quote“ übernommen. Unter der Kategorie „Money“ können britische Kunden nun seit einem halben Jahr auf „google.co.uk“ nach dem günstigsten Anbieter für eine Auto- oder Reiseversicherung suchen. Google greift dabei auf die Angebote von über 170 Versicherungsanbietern zurück.
Na gut, mag man argumentieren, bei diesem Angebot handelt es sich um Versicherungslösungen und um den Markt UK, aber: Google hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass sie Lösungen auf einer weltweiten Basis anbieten wollen, um Skalierungseffekte zu realisieren. Der eigentliche Grund, warum sich schweizerische Retail Banken mit diesem Thema beschäftigen sollten, liegt aber vor allem in der Auffindbarkeit der eigenen Angebote im Internet. Schon heute recherchieren zwei Drittel aller Kunden online nach Finanzdienstleistungen. Wenn Google sich entschieden hat, mit dem Vergleich von Finanzdienstleistungen Geld zu verdienen und diese Dienstleistung im Internet anbietet, was glauben Sie, lieber Leser, wessen Lösung dann zuerst von der Suchmaschine Google gefunden wird, wenn dort bspw. nach Hypotheken gesucht wird? Genau!
Ein zweiter Aspekt, weswegen es sich lohnt, über dieses Thema nachzudenken: Es fehlt verschiedenen Schweizer Finanzdienstleistern an der Fähigkeit, sich in die Bedürfnisse des im Internet recherchierenden Kunden hinein zu versetzen. Diese Kunden verlangen zunächst einfache Lösungen. Und zwar so einfach, wie sie es vor allem von sämtlichen Google-Angeboten gewohnt sind. Muss man erst einmal seitenweise Informationen über sich und seine Bedürfnisse preisgeben, bevor man auch nur die Indikation eines Angebots bekommt, fragt sich der Kunde schon, ob er dazu bereit ist. Vor allem, im Vergleich dazu, was er dafür bekommt. Denn auch das Sammeln von Informationen wird von Kunden im Zeitalter eines immer wichtiger werden Themas „Privatsphäre“ als ein „Geben und Nehmen“ verstanden. Solch ein „Geben und Nehmen“ muss aber bei der Fülle von Daten, die notwendig sind, um ein Angebot für manche Finanzdienstleistungen zu erarbeiten sukzessive, also Zug um Zug geschehen. Wie so etwas funktionieren kann, haben wir ja mehrfach ausgeführt.
Zusammenfassend muss man feststellen, dass der Eintritt von Google in den Vergleich und damit indirekt auch in die Vermittlung von Finanzdienstleistungen spannende Perspektiven mit sich bringt und den Markt bewegt. Wahrscheinlich auch in der Schweiz. Comparis beispielsweise ist sich der Bedrohung bewusst und ist zurzeit daran, das Geschäftsmodell im Hypothekarbereich anzupassen. Dazu laufen zurzeit mehrere Pilotprojekte. Momentan gibt man sich dort noch etwas bedeckt, aber die Stossrichtungen seien bald klar – dann könne man auch konkrete Aussagen machen. Wir werden Sie auf diesem Blog darüber informieren.
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