22. April 2025
90 Jahre Eigenkapital-Regulierung – und jetzt?
Von Prof. Dr. Simon Amrein
Mit der Bankenverordnung von 1935 traten erstmals Mindestanforderungen an die Eigenmittel der Banken in Kraft. Was damals ein Absatz im Bankengesetz war, ist heute ein nahezu 2000-seitiges Regelwerk unter Basel III. Was lehrt uns die Geschichte – insbesondere im Hinblick auf die von Bundesrat und Parlament angestossenen Verschärfungen der Eigenmittelvorgaben für systemrelevante Banken?
Der Bundesrat hat 2024 erste Vorschläge zur Verschärfung der Regulierung systemrelevanter Banken vorgelegt.[1] Im März 2025 unterstrichen Ständerat und Nationalrat im Zuge der Debatte über die Credit-Suisse-Krise die Bedeutung starker Eigenkapitalpuffer. Im Mai werden konkrete Anpassungen auf Gesetzes- und Verordnungsstufe erwartet. Ein zentraler Punkt: Ausländische Beteiligungen sollen stärker mit Eigenkapital unterlegt werden. Gemäss Eidgenössischem Finanzdepartement (EFD) soll dies auf Gesetzesstufe erfolgen. Sogar eine Volksabstimmung wäre damit nicht ausgeschlossen.[2]
Damit lässt sich festhalten: Zwar legt fast jedes Land auf der Welt Mindestkapitalanforderungen für Banken fest.[3] Doch eine so breite und intensive öffentliche Diskussion wie derzeit in der Schweiz ist selten. Soeben ist das Buch Capital in Banking erschienen, das die Entwicklung der Eigenkapitalregulierung in der Schweiz, Grossbritannien und den USA historisch beleuchtet (Link zum Download bei Cambridge University Press).
Die Funktionen von Eigenkapital
Obwohl sich die Bankensysteme in den letzten zwei Jahrhunderten stark verändert haben, ist die grundlegende Rolle des Eigenkapitals gleichgeblieben. Einerseits soll Eigenkapital unerwartete Verluste über eine bestimmte Zeit absorbieren und somit die Widerstandsfähigkeit von Banken stärken. Andererseits soll es Vertrauen bei Kunden und Investoren schaffen und so das Risiko von Bankenpaniken reduzieren. Neben dem Kapital tragen auch staatliche Garantien, Einlagensicherung, Regulierung und vorsichtige Geschäftsführung wesentlich zum Vertrauen in Banken bei. Seit dem 19. Jahrhundert haben sich vor allem die staatlichen Garantie-Elemente wie explizite und implizite Staatsgarantien, Einlagensicherung sowie die Finanzmarktregulierung und Vorgaben der Rechnungslegung stark weiterentwickelt. Gleichzeitig sanken die Eigenkapitalquoten (vereinfacht berechnet als Eigenkapital / Bilanzsumme) bei Grossbanken markant: von 27 % im Jahr 1900 auf 8 % (1950), 5 % (2000) und 3 % vor der Finanzkrise. Seither sind sie wieder auf 7 % gestiegen (2023, siehe hier).
Die ersten Ansätze in der Regulierung: 1935-1981
Als Folge der Grossen Depression in den 1930er Jahren wurden die Schweizer Banken mit dem Bankengesetz und der Bankenverordnung von 1934/35 erstmals auf nationaler Ebene reguliert.[4] In Bezug auf die Eigenmittel legte das Bankengesetz (Art. 4) folgendes fest:
«Die Banken haben dafür zu sorgen, dass ein angemessenes Verhältnis besteht zwischen ihren eigenen Mitteln und ihren gesamten Verbindlichkeiten.»
Die Definition von Eigenkapital und Verbindlichkeiten sowie konkrete Mindestquoten wurden in der Bankenverordnung festgehalten. Die Unterscheidung des Detaillierungsgrads nach Gesetzes- und Verordnungsstufe war bewusst gewählt. Sie gab dem Bundesrat, verantwortlich für Anpassungen auf Verordnungsstufe, grosse Ermessenspielräume in der Ausgestaltung der Eigenmittelanforderungen (im Gegensatz zum Gesetz, welches vom Parlament verabschiedet werden musste).
Abbildung 1 zeigt die wesentlichsten Anpassungen in der Eigenmittelregulierung unterteilt in erforderliche Eigenmittel (regulatorische Mindest-Quoten) und anrechenbare Eigenmittel (Definition von Eigenkapital aus regulatorischer Sicht).
Ab 1935 galten für Kantonal- und Genossenschaftsbanken Mindestanforderungen von 5 %. Dieser Prozentsatz wurde an der Bilanzsumme abzüglich Eigenmittel gemessen. Für andere Banken lagen die Anforderungen leicht höher. Die 5% galten nur für das Volumen der Verbindlichkeiten, welchen durch Grundpfand besicherte Aktiven gegenüberstanden. Für die restlichen Verbindlichkeiten galt die Mindestquote von 10 Prozent. Die prozentualen Anforderungen wurden 1961 durch eine Anpassung der Bankenverordnung leicht reduziert, in dem für Verbindlichkeiten, welchen liquide Anlagen gegenüberstanden, weniger Eigenmittel gehalten werden mussten.
Die Definition der anrechenbaren Eigenmittel wurde ab 1961 schrittweise ausgeweitet. Zunächst wurden stille Reserven anerkannt, ab 1981 auch nachrangige Anleihen. Hintergrund war, dass einige Grossbanken ab Ende der 1950er-Jahre die Anforderungen nicht mehr erfüllten. Die Anpassungen ermöglichten es ihnen, die Vorgaben trotz starkem Wachstum einzuhalten. Im Gegensatz zu heute erfolgten die Änderungen ohne öffentliche Debatte und wurden auf Verordnungsebene durch den Bundesrat oder durch Anpassungen von Rundschreiben durch die damalige Eidgenössische Bankenkommission möglich.

Abbildung 1: Wesentliche Entwicklungen in der Eigenkapital-Regulierung
Das Modell von 1935 kannte also bereits eine Abstufung nach Risiken auf der Aktivseite der Bilanz. Schon 1935 war der Grundgedanke, dass Bankrisiken (z.B. risikoreiche Handelsfinanzierungen und industrielle Grossprojekte vs. Liquidität und Hypotheken) ein entsprechendes Eigenkapital gegenüberstehen soll. Es gab jedoch noch keine Modelle, welche entsprechende Risiken fassbar machen konnten. So hielten die Experten des Bundes, welche mit der Gesetzesentwicklung betraut waren, 1934 fest:
«Nun ist es an sich unmöglich, einen Massstab für die Schätzung des Risikos zu finden; es lässt sich nicht ablesen, wie die Temperatur an Thermometer.»[5]
Risikogewichtung und der Weg zu Basel I (1988)
Was 1934 noch unmöglich war, wurde 1981 umgesetzt. Die Bankrisiken wurden quantifiziert. Dazu wurden die Aktiven in 15 Kategorien unterteilt. Jeder Kategorie wurde ein Mindest-Prozentsatz an Eigenmittel zugeordnet. Dieses Modell war eine logische regulatorische Weiterentwicklung, die bereits niedrigere Quoten für hypothekarisch besicherte Aktiven (ab 1935) oder liquide Aktiven (ab 1961) vorsah.
1988 einigten sich die Mitgliedstaaten des Basler Bankenausschusses (BCBS) auf eine internationale Harmonisierung der Eigenmittelvorgaben. Die sogenannten Basel-I-Richtlinien wurden in der Schweiz 1991 und 1994 eingeführt. Anders als im früheren Schweizer Modell basierte Basel I auf Risikogewichten: Aktiven wurde nicht mehr direkt ein Eigenmittelprozentsatz, sondern ein Risikogewicht zugeordnet. Risikoreiche Aktiven wie Unternehmensaktien erhielten ein Gewicht von 100 %, risikoarme wie Liquidität eines von 0 %. Die so gewichteten Aktiven wurden mit 8 % multipliziert – das ergab die geforderten Eigenmittel.
Anpassungen der Eigenmittelregulierung haben Entwicklung des Bankenplatzes beeinflusst
Auf den ersten Blick mögen Anpassungen bei den Eigenmittelanforderungen technisch wirken. Auswertungen für die Periode von 1950 bis 1990 zeigen aber, dass sie für die Entwicklung der Grossbanken sehr zentral waren. Auf Basis der Mindestkapitalquoten von 1935 sowie den Eigenmitteln lässt sich errechnen, wie hoch die Bilanzsummen der Grossbanken maximal hätten sein dürfen aus einer regulatorischen Perspektive (Regulierung Stand 1935). Diese hypothetisch maximale Bilanzsumme basierend auf dem Regelwerk 1935, welches auf die ganze Periode von 1950 bis 1990 angewendet wird, lässt sich mit den effektiven Bilanzsummen vergleichen. Sind die Bilanzvolumina der Grossbanken höher als die hypothetische Bilanzsumme, war dies nur dank den regulatorischen Anpassungen ab 1961 möglich. Abbildung 2 zeigt, dass das Wachstum der Grossbanken ab 1961 stark limitiert gewesen wäre. Beispielsweise hätte die Bilanzsumme der Grossbanken 1965 im Durchschnitt 10% tiefer sein müssen, hätte es keine regulatorischen Anpassungen gegeben. Im Jahr 1971 hätten die Bilanzsummen sogar 35% tiefer liegen müssen. Ohne regulatorische Anpassungen bei den Eigenmittel-Anforderungen hätten die Grossbanken somit ihre Bilanzvolumina nicht so stark ausdehnen können. Konkret: die Internationalisierung der Grossbanken und das damit verbundene Wachstum ab den 1960er Jahren wäre in dieser Geschwindigkeit nicht möglich gewesen ohne Anpassungen in der Eigenmittelregulierung.

Abbildung 2: Abweichung der effektiven Bilanzsumme der Grossbanken von der aus regulatorischer Sicht möglichen Bilanzsumme (Stand 1935)
Fazit
Die Berechnung der erforderlichen Eigenmittel wurde seit 1935 nicht nur detaillierter, sondern auch wesentlich komplexer. Das ist primär Ausdruck eines regulatorischen Lernprozesses: Schon in den 1930er-Jahren war das Ziel, Kapitalanforderungen risikobasiert zu gestalten – nur fehlten damals die technischen Möglichkeiten.
Gleichzeitig zeigt der historische Rückblick eine starke Pfadabhängigkeit in der Regulierung: Anpassungen folgten meist aus dem jeweiligen Zeitkontext – etwa durch Wachstum, Wettbewerb oder Krisen getrieben. Die bestehende Regulierung wurde stets weiterentwickelt, ohne das Regulierungsmodell ganz grundsätzlich zu hinterfragen. Dabei hätten internationale Finanzkrisen – etwa in den 1980er-Jahren oder die globale Finanzkrise von 2007/08 – Gelegenheiten für grundlegende Neuausrichtungen geboten. Anders die jüngste Krise: Die von der Credit Suisse ausgelösten Regulierungsanpassungen finden auf nationaler Ebene statt. Grossbanken operieren aber in einem hochgradig internationalen Umfeld. Die Spielräume der Regulierung beschränken sich deshalb auf Verschärfungen des bestehenden internationalen Rahmens (Basel III mit „Swiss Finish“).
Die Frage, wie viel Eigenmittel Banken halten müssen, hat sich von einer technischen Diskussion unter Spezialisten zu einer breit geführten politischen Diskussion gewandelt. Dies, obwohl die Komplexität der Eigenmittelregulierung noch nie höher war. Bei all den Diskussionen über Prozentsätze sollte jedoch der Blick auf das Wesentliche nicht verloren gehen: Relevant ist primär das verantwortungsvolle Management von Banken. Mehr Kapital hilft vor allem dann, wenn es auch zu Verhaltensänderungen im Management führt. Denn im Fall von langanhaltenden Verlusten ist kein Kapital unendlich.

Das Buch ist erschienen bei Cambridge University Press. Es ist dank Open Access Förderung des Schweizerischen Nationalfonds kostenlos als PDF verfügbar. In gedruckter Form ist es im Buchhandel und direkt bei Cambridge University Press verfügbar (85 GBP).
[1] Bundesrat (2024). Bericht des Bundesrates zur Bankenstabilität, veröffentlicht am 10. April 2024. Online: https://www.efd.admin.ch/de/tbtf-bericht
[2] NZZ (2025). Eigenkapitalregeln für die UBS: Das Parlament oder gar das Volk soll entscheiden. Von Hansueli Schöchli, 25.02.2025. Online: https://www.nzz.ch/wirtschaft/lex-ubs-zu-den-eigenkapitalregeln-kann-vor-das-volk-kommen-ld.1872679. Zur Intensität der Diskussion, siehe z.B. NZZ am Sonntag (2025). Kampf ums Kapital. Von Zoé Baches, Beatrice Bösiger, 30.03.2025. Guido Schätti, Online: https://www.nzz.ch/wirtschaft/ubs-contra-kks-wie-die-grossbank-und-die-finanzministerin-von-verbuendeten-zu-gegnern-wurden-ld.1877205
[3] Lediglich 5 von 158 untersuchten Ländern hatten keine Mindestanforderungen für Eigenkapital bei Banken. The World Bank (2019), Bank Regulation and Supervision Survey. Online: https://www.worldbank.org/en/research/brief/BRSS
[4] Bundesgesetz über die Banken und Sparkassen vom 8. November 1934, 1934; Vollziehungsverordnung zum Bundesgesetz über die Banken und Sparkassen vom 26. Februar 1935, 1935.
[5] Eidgenössisches Finanz- und Zolldepartement (1934). Bericht über die statistischen Grundlagen für die Aufstellung der Ausführungsbestimmung zu Art. 10 des Entwurfes zu einem Bundesgesetz über die Banken und Sparkassen vom 2. Februar 1934. Eidgenössisches Finanz- und Zolldepartement. Schweizerisches Bundesarchiv: E6520A#1000/1059#5*, S. 4.
14. April 2025
Kryptowährungen bei der ZKB: Ein erster Blick hinter die Kulissen
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Seit September 2024 ermöglicht die Zürcher Kantonalbank ihrer Kundschaft den Handel mit Kryptowährungen. Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, mit den verantwortlichen Personen bei der ZKB über das Projekt zu sprechen und Einblick in erste Nutzungszahlen zu erhalten. In diesem Blogbeitrag stelle ich die zentralen Erkenntnisse und wichtigsten Aspekte vor.
Warum engagiert sich die ZKB im Bereich Digital Assets?
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist überzeugt davon, dass digitale Vermögenswerte («Digital Assets») eine zentrale Rolle in der zukünftigen Finanzmarktinfrastruktur spielen werden. Die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) wird dabei eine Schlüsselrolle einnehmen. Die Bank hat bereits früh das Potenzial dieser Entwicklung erkannt und in mehreren Projekten mitgewirkt: Sie ist Mitglied der SDX (SIX Digital Exchange), war bereits an der Emission digitaler Bonds beteiligt und hat unter anderem beim Helvetia-Projekt der Schweizerischen Nationalbank sowie beim «Deposit Token»-Projekt der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBA) mitgewirkt.
Aus Sicht der ZKB sind Kryptowährungen der erste Bereich im Kontext Digital Assets, der sich zur Umsetzung im realen Betreib eignet. Die ZKB nutzt das Angebot von Kryptowährungen auch, um Erfahrungen zu sammeln und das Potenzial in Bezug auf Crypto Custody und Trading sowie den Ausbau der eigenen Infrastruktur zu nutzen. Ziel ist es, damit frühzeitig Fähigkeiten im Bereich der digitalen Finanzinfrastruktur aufzubauen. Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Geschäftsmöglichkeiten, sondern auch um eine langfristige strategische Positionierung.
Die starke Bonität und Reputation der ZKB wirkt dabei als starkes Vertrauenssignal, insbesondere im Bereich sicherer Verwahrung von digitalen Vermögenswerten (Secure Custody). Die Bank verfolgt den Ansatz, alle Services aus einer Hand anzubieten – von der Verwahrung über den Handel bis hin zur technischen Infrastruktur.
B2B-Modell und institutionelle Nachfrage
Die ZKB hat auch das Ziel, ihre Leistungen an andere Akteure im B2B-Markt anzubieten. So konnte die ZKB in diesem B2B-Bereich bereits mit der Thurgauer Kantonalbank (TKB) einen Kunden gewinnen, für den sie als Custodian auftritt. Auch die Krypto-Trades der TKB laufen über die Infrastruktur der ZKB.
Gleichzeitig gibt es auch im institutionellen Umfeld eine wachsende Nachfrage nach Kryptowährungen. Über die für professionelle Kunden zugängliche eWealth-Plattform können ebenfalls Trades über die ZKB abgewickelt werden. Neben Family Offices zeigen auch Banken und Vermögensverwalter (eVV) zunehmendes Interesse.
Bisherige Nutzung und Nutzungsprofile
Abbildung 1 zeigt die Verteilung der derzeitigen Kundschaft nach Alter und Geschlecht. Wie bereits in unserer gemeinsam mit PostFinance durchgeführten Studie festgestellt, sind auch bei der ZKB in sämtlichen Alterskategorien deutlich mehr Männer als Frauen in Krypto-Anlagen investiert.
Die Entwicklung der Kundenanzahl liegt dabei im Bereich der Erwartungen der ZKB, die Transaktionsvolumina sind bis anhin höher ausgefallen als erwartet.
Die Altersverteilung entspricht in weiten Teilen den Ergebnissen unserer repräsentativen Umfrage, zeigt jedoch einige interessante Abweichungen vom «typischen» Schweizer Bild. Ähnlich ist die Situation in der Generation Y. Sowohl gemäss Umfrage als auch gemäss den bisherigen Daten der ZKB ist vor allem die Generation Y (30–45 Jahre) am häufigsten in Kryptowährungen investiert. Im Unterschied zur «Gesamtbevölkerung» ist jedoch auffällig, dass bei der ZKB auch die etwas ältere Generation X (insbesondere die 45- bis 49-Jährigen) stark in den beiden derzeit verfügbaren Kryptowährungen Bitcoin und Ether engagiert ist. Noch bemerkenswerter: Personen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren – also am oberen Ende der Generation X – investieren bei der ZKB häufiger in Krypto-Anlagen als die jüngere Generation Z (unter 30 Jahre). In der breiten Bevölkerung hingegen ist die Generation Z etwas stärker in Krypto-Anlagen investiert als die Generation X.

Abbildung 1: Kundenalter und Geschlecht bei der ZKB (Quelle: ZKB)
Geographisch ist der überwiegende Teil der Kundschaft im Kanton Zürich wohnhaft. Darüber hinaus gibt es aber auch ziemlich viele Kundinnen und Kunden, welche in den Kantonen Aargau oder Zug wohnhaft sind. Zudem gibt es vereinzelte Krypto-Investoren, welche in weiteren Regionen und Kantonen wohnhaft sind. Bemerkenswert ist zudem, dass 40 Prozent der Kryptokunden neu ein Depot bei der ZKB eröffnet haben.
Das durchschnittliche Transaktionsvolumen liegt bei ca. CHF 15’000 (der Median wohl deutlich tiefer) und ist in den vergangenen Monaten leicht, aber kontinuierlich angestiegen (vgl. Abbildung 2). Gelegentlich werden auch deutlich grössere Transaktionen verzeichnet – vereinzelt im sechs- bis siebenstelligen Bereich.
Rund 81 Prozent des Transaktions-Volumens und 88 Prozent des Bestandesvolumens ist in Bitcoin, die anderen 19 respektive 12 Prozent in Ether investiert.
Nicht nur das durchschnittliche Volumen, sondern auch die Anzahl aktiver Kundinnen und Kunden hat sich bislang stetig und konstant erhöht.

Abbildung 2: Durchschnittliche Transaktionen nach Krypto und Monat
Die Handelsaktivität konzentriert sich vor allem auf Bürozeiten. Am Wochenende liegt das Volumen bei rund 25 bis 30 Prozent des durchschnittlichen Tagesvolumens unter der Woche.
Gemäss ZKB stiess die Mitteilung im Mobile Banking über den Kryptohandel auf aussergewöhnlich hohes Interesse im Vergleich zu anderen Informationskampagnen auf dem gleichen Kanal.
Bezogen auf die bisherige ZKB-Kryptokundschaft lässt sich festhalten, dass rund 75 % Prozent dieser Personen überwiegend Mobile Banking nutzen, etwa 20 Prozent primär auf E-Banking setzen und rund 5 Prozent beide Kanäle in etwa gleich häufig verwenden.
Aktueller Stand und geplante nächste Schritte beim ZKB «Krypto-Projekt»
Derzeit sind bei der ZKB Transfers von bestehenden Krypto-Vermögenswerten («Transfer In» und «Transfer Out») noch nicht möglich. Auch der Onboarding-Prozess ist aktuell noch manuell und papierbasiert. Beides soll aber geändert werden.
Des Weiteren bietet die ZKB derzeit weder Anlageberatung noch Mandatslösungen im Bereich Digital Assets an.
Um das Angebot weiter auszubauen, arbeitet die Bank dazu an weiteren Initiativen (z.B. Ausbau der B2B-Community; Einführung zusätzlicher Kryptowährungen, funktionale Erweiterungen wie Staking- und Transfer-Funktionalitäten
Fazit
Mit dem Einstieg in den Handel von Kryptowährungen hat die Zürcher Kantonalbank im September 2024 ein klares Signal gesendet: Die grösste Kantonalbank der Schweiz positioniert sich – wie auch andere Kantonalbanken oder Swissquote und PostFinance – aktiv im wachsenden Feld der digitalen Vermögenswerte. Dabei geht es nicht nur um das Angebot für Endkundinnen und -kunden, sondern auch um den Aufbau einer Infrastruktur und das Nutzen der DLT.
Betreffend Kundenanzahl sowie dem Angebot selbst gibt es (nach allerdings auch erst sechs Monaten) noch Potenzial, die Entwicklung liegt jedoch im Rahmen meiner Erwartungen – sowohl in Bezug auf Volumen als auch auf die Anzahl Nutzerinnen und Nutzer. Besonders bemerkenswert ist der hohe Anteil an älteren Anlegerinnen und Anlegern, was auf ein gewisses Vertrauen in das Angebot und die Marke ZKB hinweist.
Auch die Ambitionen im B2B-Bereich sowie die schrittweise Erweiterung des Angebots – etwa durch zusätzliche Kryptowährungen, Transfer-In/-Out-Funktionen oder Staking – verdeutlichen, dass die ZKB das Thema strategisch und mit langfristiger Perspektive angeht. Das aktuelle Krypto-Angebot bildet dabei eine gute Ausgangsbasis, um relevantes Know-how im Unternehmen aufzubauen und sich gezielt auf zukünftige Anwendungsfälle in einer zunehmend tokenisierten Finanzwelt vorzubereiten.
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7. April 2025
Bankkontakt im digitalen Zeitalter: Wie oft suchen Schweizerinnen und Schweizer noch das persönliche Gespräch?
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Prof. Dr. Simon Amrein und Dr. Reto Rey
Die Digitalisierung hat den Bankensektor in den letzten Jahren stark verändert. Immer mehr Kundinnen und Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte online oder über mobile Apps – sei es für Überweisungen, Kontoabfragen oder Wertpapiertransaktionen. Dies lässt vermuten, dass die Zahl der persönlichen Kontakte mit der Bank abgenommen hat. Gleichzeitig bleibt der direkte Austausch, sei es in der Filiale oder per Telefon, für viele Menschen weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Bankbeziehung. Doch wie oft suchen Kundinnen und Kunden in der heutigen digitalen Welt noch den persönlichen Kontakt zu ihrer Bank? Im heutigen Blog zeigen wir die Resultate unserer Umfrage auf.
Zur Beantwortung dieser Frage haben wir in Zusammenarbeit mit PostFinance eine Umfrage über ein Marktforschungsinstitut durchgeführt. Die Studie basiert auf einer Befragung von insgesamt 3’017 in der Schweiz wohnhaften Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren. Die Befragung wurde im Juli 2024 durchgeführt. Die Umfrage ist in Bezug auf Alter, Geschlecht, Bildung sowie die Sprachregion der befragten Personen für die Schweiz repräsentativ.[1]
Dabei zeigen wir auf, wie häufig Kundinnen und Kunden in den vergangenen zwölf Monaten mit ihrer Hauptbank in Kontakt standen (nicht im Fokus waren dabei Self-Service Dienstleistungen wie z.B. Zahlungen oder Kontostandsabfragen via E- und Mobile Banking). Wir unterscheiden die Kontakte nach zwei Dimensionen: Zum einen nach dem Ort der Kontaktaufnahme (physisch in der Filiale vs. ortsunabhängig über digitale Kanäle oder telefonisch), zum anderen nach der Komplexität des Anliegens (einfache Anliegen wie Bargeldbezüge, Fremdwährungswechsel oder Adressänderungen vs. beratungsintensive Themen wie Hypotheken, Anlagen oder Vorsorge).
Kundenkontakt für einfache Anliegen
Die Abbildung 1 zeigt die Anzahl der Kontakte mit der Hauptbank für einfache Bankgeschäfte (z. B. Bargeldbezug, Fremdwährungsgeschäfte) in den vergangenen zwölf Monaten. Die Kontakte sind in zwei Kategorien unterteilt: Filialbesuche (grüner Balken) und digitale beziehungsweise telefonische Interaktionen (blauer Balken). Wie die Graphik aufzeigt, variiert die durchschnittliche Anzahl an Kontakten nach Geschlecht, Alter, Sprachregion, Bildung, Vermögen, Einkommen und Bankbeziehung.

Abbildung 1: Anzahl Kontakte mit der Hauptbank in den letzten zwölf Monaten für einfache Geschäfte (physisch in Filiale vs. ortsunabhängig)
Insgesamt geben die Befragten an, durchschnittlich 5.1-Mal in den vergangenen zwölf Monaten mit der Bank in Kontakt gewesen zu sein für einfachere Anliegen. Zwei von drei Kontakten haben dabei in der Filiale stattgefunden.
Männer nutzen sowohl Filialen (3.5 Besuche) als auch den digitalen und telefonischen Touchpoint (1.9 Kontakte) etwas häufiger als Frauen. Bei den Altersgruppen zeigt sich, dass die Generation Z mit 2.8 Besuchen die geringste Filialnutzung aufweist, während die Babyboomer mit 4.3 Besuchen am häufigsten persönlich in eine Filiale gehen. Gleichzeitig nutzen Babyboomer mit 2.1 Kontakten auch den telefonischen Kanal stärker als jüngere Generationen.
In der italienischsprachigen Schweiz (I-CH) ist die Nutzung physischer Bankfilialen besonders hoch. Mit durchschnittlich 4.7 Filialbesuchen innerhalb der letzten zwölf Monate weisen Kundinnen und Kunden dieser Region die intensivste persönliche Interaktion mit ihrer Bank auf. Im Gegensatz dazu zeigt sich in der deutschsprachigen Schweiz (D-CH) und der Westschweiz (W-CH) eine deutlich geringere Nutzung des persönlichen Kontakts. Der telefonische Kanal wird gemäss Aussage der Befragten in den drei Regionen ähnlich häufig verwendet.
Auch Bildung, Vermögen und Einkommen beeinflussen das Nutzungsverhalten von physischen (Bankfiliale) und ortsunabhängigen Kanälen für einfachere Geschäfte erheblich. Personen mit einem tieferen oder mittleren Bildungsstand besuchen häufiger Filialen für einfache Geschäfte (3.7 Besuche) als Personen mit einem Tertiärabschluss (2.9 Bankbesuche). Ein ähnlicher Trend zeigt sich beim Vermögen: Kundinnen und Kunden mit weniger als CHF 20’000 Vermögen nutzen Bankfilialen mit 4.1 Besuchen deutlich häufiger als wohlhabendere Personen mit einem Vermögen von über CHF 100’000 (3.3 Filialkontakte pro Jahr). Ein vergleichbares Muster zeigt sich beim Einkommen. Personen mit einem Einkommen unter CHF 25’000 weisen mit 4.8 Filialbesuchen die höchste persönliche Banknutzung auf und greifen auch vergleichsweise häufig auf telefonische Kanäle zurück (2.3 Kontakte pro Jahr). Im Gegensatz dazu haben Personen mit einem Einkommen über CHF 150’000 die geringste Filialnutzung mit nur 2.4 Besuchen, nutzen jedoch digitale oder telefonische Kanäle überdurchschnittlich oft (2.1 Kontakte). Dies zeigt, dass wohlhabendere Kundinnen und Kunden ihre einfacheren Bankgeschäfte bevorzugt ortsunabhängig erledigen, während einkommensschwächere Gruppen weiterhin stark auf den persönlichen Kontakt in der Filiale setzen.
Als weiteres gibt es auch interessante Unterschiede zwischen den Bankengruppen (Hausbank). Am meisten geben Kundinnen und Kunden von Grossbanken an, mit ihrer Bank für einfache Geschäfts zu interagieren – sowohl in Filialen als auch per Telefon. Nur Kundinnen und Kunden von Kantonalbanken geben an, noch häufiger in die Filialen zu gehen als die Kundschaft der Grossbank(en).
Im Gegensatz dazu ist die Kundschaftvon Raiffeisenbanken am zurückhaltendsten, wenn es um ortsunabhängige Interaktionen geht. Sie haben im Durchschnitt 3.0 Filialkontakte, nutzen jedoch mit 1.1 telefonischen Kontakten alternative Kommunikationswege seltener als Kundinnen und Kunden anderer Banken. Ein ähnliches Muster kann man bei Kundinnen und Kunden erkennen, welche PostFinance als Hauptbank angeben.
Abbildung 2 zeigt auf, wie häufig die Befragten in den vergangenen zwölf Monaten für komplexe Geschäfte, wie beispielsweise Hypotheken, Anlagen oder Vorsorgefragen, mit Ihren Banken in Kontakt standen.

Abbildung 2: Anzahl Kontakte mit der Hauptbank in den letzten zwölf Monaten für komplexere Geschäfte (physisch in Filiale vs. ortsunabhängig)
Insgesamt haben die Befragten in den vergangenen zwölf Monaten durchschnittlich zwei Mal Kontakt gehabt mit ihren Kundenberaterinnen und -beratern für komplexere Geschäfte.
Die Resultate zeigen, dass Frauen für diese Geschäfte die persönliche Beratung in einer Filiale etwas häufiger nutzen als Männer. Betrachtet man die Altersgruppen, zeigt sich, dass die Generation Z am seltensten ein Gespräch mit Banken hat – wohl vor allem, weil diese Generation noch wenig Kontakt hat zu Hypotheken, Vorsorge oder Anlagen. Im Gegensatz dazu nehmen Babyboomer verhältnismässig oft eine persönliche Beratung in der Filiale in Anspruch.
Auch in den verschiedenen Sprachregionen sind Unterschiede erkennbar. In der Deutschschweiz und der italienischen Schweiz ist die Filialberatung häufiger als in der Westschweiz, wo die Werte am niedrigsten ausfallen.
Als weiteres zeigen sich auch Unterschiede nach der Hauptbank. Kundinnen und Kunden von Kantonalbanken setzen am meisten auf Filialberatungen, gefolgt von jenen der Grossbanken. Raiffeisenbank-Kunden nutzen persönliche Beratung etwas seltener. Auffällig aber wenig überraschend ist die Situation bei PostFinance, deren Kundinnen und Kunden Filialberatungen nur selten in Anspruch nehmen.
Fazit
Self-Service Dienstleistungen wie E-Banking und Mobile Banking gewinnen nach wie vor weiter an Wichtigkeit. Unsere Umfrage-Analysen zeigen aber, dass viele Kundinnen und Kunden weiterhin regelmässig den direkten Kontakt zu ihrer Bank suchen, sei es persönlich auf der Filiale oder ortsunabhängig via Telefon, E-Mail oder andere digitale Kanäle. Im vergangenen Jahr erfolgten im Schnitt rund fünf persönliche Interaktionen für einfache Bankgeschäfte, während für komplexere Anliegen wie Hypotheken, Anlagen oder Vorsorgethemen durchschnittlich zwei persönliche Gespräche geführt wurden.
Physische Bankfilialen werden von Personen mit tieferen Einkommen und Vermögen etwas häufiger besucht, derweil die ortsunabhängigen Kanäle (digital, Telefon) von Personen mit höheren Einkommen und Vermögen häufiger genutzt werden.
Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass der persönliche Kontakt zur Bank nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, selbst in einer zunehmend digitalisierten Finanzwelt mit erweiterten Self-Service-Optionen. Für Banken ergeben sich bei diesen Interaktionen Chancen, um mit den Kundinnen und Kunden ins Gespräch zu kommen.
Allerdings ist bei der Interpretation der Analyse Vorsicht geboten. Die Daten basieren auf subjektiven Einschätzungen der Kundinnen und Kunden und nicht auf realen Transaktions- oder Besuchsdaten. Es handelt sich also um eine Selbsteinschätzung der Bevölkerung, die von der tatsächlichen Häufigkeit der Besuche abweichen kann.
[1] Die Befragung erfolgte quotengesteuert, mit einer Überrepräsentation der italienischsprachigen Schweiz für die Sicherstellung von Mindestgrössen der einzelnen Teilstichproben. Sämtliche Auswertungen wurden danach gewichtet, um der Bevölkerungsverteilung zu entsprechen.
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31. März 2025
Bankkunden und ihre Berater: Eine Analyse von Betreuung und Zufriedenheit
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Prof. Dr. Simon Amrein und Dr. Reto Rey
Die persönliche Betreuung von Kundinnen und Kunden ist seit jeher ein zentraler Bestandteil des Bankgeschäfts. Eine vertrauensvolle Beziehung zu einer Ansprechperson ermöglicht es Banken, individuell auf die Bedürfnisse ihrer Kundschaft einzugehen und massgeschneiderte Lösungen anzubieten. Doch wie sieht die Betreuungssituation in der Praxis aus, und wie zufrieden sind Kundinnen und Kunden damit?
Die (persönliche) Betreuung von Kundinnen und Kunden ist ein zentraler Aspekt im Bankgeschäft. Kundenbeziehungen schaffen Vertrauen und Sicherheit in einem für viele Personen komplexen und zunehmend auch digitalisierten Finanzumfeld. Doch wie werden die Kundinnen und Kunden von Banken in der Schweiz überhaupt betreut und wie zufrieden sind diese mit der Betreuungssituation?
Zur Beantwortung dieser Frage haben wir in Zusammenarbeit mit PostFinance eine Umfrage über ein Marktforschungsinstitut durchgeführt. Die Studie basiert auf einer Befragung von insgesamt 3’017 in der Schweiz wohnhaften Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren. Die Befragung wurde im Juli 2024 durchgeführt. Die Umfrage ist in Bezug auf Alter, Geschlecht, Bildung sowie die Sprachregion der befragten Personen für die Schweiz repräsentativ.[1]
Mehr als jede zweite Person in der Schweiz hat eine persönliche Ansprechperson bei der Bank
Die Ergebnisse zeigen einige Unterschiede in der Betreuungssituation, abhängig von Geschlecht, Altersgruppen, geografischer Herkunft, Einkommen und Lebenssituation, wie Abbildung 1 zeigt.

Abbildung 1: Ansprechperson für Bankkundinnen und Bankkunden in der Schweiz (Frage: Haben Sie eine persönliche Ansprechperson bei Ihrer Hauptbank?)
Die wichtigsten Beobachtungen sind wie folgt:
- Gesamtbild: Insgesamt haben 36 Prozent der Befragten keine persönliche Ansprechperson bei ihrer Bank. 10 Prozent werden von einem Team betreut. 27 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen ihr Bankberater oder ihre Bankberaterin flüchtig bekannt ist. 25 Prozent der Befragten pflegen ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrer Kundenberaterin oder ihrem Kundenberater. 2 Prozent geben an, auch privat Kontakt mit den Kundenberaterinnen zu haben. In der Summe haben somit 54 Prozent der Kundinnen und Kunden eine persönliche Ansprechperson.
- Einkommen und Vermögen: Personen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen beziehungsweise mit geringerem Vermögen geben häufiger an, keine persönliche Ansprechperson bei ihrer Bank zu haben, als Menschen mit höherem Einkommen und Vermögen. So geben beispielsweise knapp die Hälfte der Personen mit einem Vermögen von über CHF 1 Million an, ein vertrauensvolles Verhältnis zum ihrem Bankberater oder ihrer Bankberaterin zu pflegen. Erstaunlicherweise geben aber auch 31 Prozent der Personen mit einem jährlichen Einkommen von über CHF 150’000 oder 18 Prozent der Personen mit einem frei verfügbaren Vermögen von über CHF 1’000’000 an, keine persönliche Ansprechperson bei ihrer Bank zu haben.
- Altersgruppen: Die jüngeren Generationen (z.B. Generation Y und Z) haben wenig überraschend deutlich öfter keine Ansprechpersonen als ältere Menschen der Generation X und Babyboomers. Auffällig ist auch, dass 42 Prozent der Babyboomer angeben, dass sie mit ihrem Kundenberater oder ihrer Kundenberaterin ein vertrauensvolles Verhältnis haben und insgesamt 70 Prozent angeben, dass sie eine persönliche Ansprechperson haben.
- Regionale Unterschiede: Menschen aus der deutschsprachigen Schweiz und dem Tessin haben insgesamt ein vertrauensvolleres Verhältnis zu ihren Bankberaterinnen und -beratern als Personen aus der Westschweiz. In der Westschweiz geben auch mehr Personen an (43%), keine Ansprechperson bei der Bank zu haben
- Stadt vs. Land: Personen in ländlichen Gebieten haben insgesamt öfter eine vertrauensvolle Beziehung zur Bank als Personen, die in städtischen Gebieten leben. Auch der Anteil an Personen ohne Ansprechpartner ist auf dem Land tiefer als in der Stadt (33 % vs. 38).
- Hauptbankbeziehung: Deutliche Unterschiede zeigen sich auch bei den Hauptbankbeziehungen der Kundinnen und Kunden. 27 Prozent der Kundinnen und Kunden von Grossbanken (UBS, ex-Credit Suisse) pflegen ein vertrauensvolles Verhältnis mit der Ansprechperson der Bank. Bei den Kantonalbanken sind es 29 Prozent, bei Raiffeisenbanken 34 Prozent und bei PostFinance 11 Prozent. 53 Prozent der PostFinance-Kundschaft geben an, keine persönliche Ansprechperson zu haben, während dieser Anteil bei Raiffeisen nur 27 Prozent beträgt
Nur geringe Unterschiede zeigen sich hingegen beim Geschlecht.
Sind Kundinnen und Kunden zufrieden mit dieser Betreuungssituation?
Die entscheidende Frage ist nun, ob diese Situation aus Kundensicht zufriedenstellend ist oder nicht. Die Auswertung in Abbildung 2 zeigt die Zufriedenheit von Bankkundinnen und -kunden mit ihrer aktuellen Betreuungssituation. Die Ergebnisse sind wiederum nach verschiedenen demografischen Faktoren unterteilt.
Der Durchschnittswert der Zufriedenheit liegt auf einer Skala von 1 bis 5 (wobei 5 sehr zufrieden bedeutet) bei 3.8. 63 Prozent der Befragten zeigt sich zufrieden oder sehr zufrieden, während 9 Prozent der Bankkundinnen und Bankkunden mit der Betreuungssituation (sehr) unzufrieden ist. Der Anteil der sehr zufriedenen Personen variiert je nach Gruppe und liegt insgesamt bei etwa 20 Prozent. Frauen sind mit ihrer Betreuungssituation etwas zufriedener als der Männer. Die Unterschiede sind aber gering.

Abbildung 2: Wie zufrieden sind Bankkundinnen und Bankkunden mit der Betreuungssituation bei ihrer Hauptbank?
Bei den Altersgruppen gibt es hingegen grössere Unterschiede. Besonders auffällig ist, dass die Generation Y die niedrigsten Zufriedenheitswerte in Bezug auf die Betreuungssituation aufweist. Nur 15 Prozent sind sehr zufrieden, während 10 Prozent unzufrieden oder sehr unzufrieden sind. Im Gegensatz dazu ist die Gruppe der Babyboomer deutlich zufriedener: 28 Prozent sind sehr zufrieden, und weitere 43 Prozent geben an, zufrieden zu sein.
Nach Sprachregionen fällt auf, dassPersonen aus der Westschweiz und dem Tessin insgesamt etwas weniger zufrieden sind als Personen, die in der Deutschschweiz wohnen.
Personen mit einem frei verfügbaren Vermögen von über CHF 250’000 sind insgesamt zufriedener mit ihrer Betreuungssituation als Personen mit geringerem Vermögen. Weniger positiv für Banken ist jedoch, dass 9 Prozent der Befragten mit einem Vermögen zwischen CHF 500’000 und 1 Million mit ihrer Betreuungssituation unzufrieden sind. Auch in der Gruppe der Personen mit mehr als CHF 1 Million Vermögen geben 5 Prozent an, unzufrieden oder sehr unzufrieden zu sein. Diese Kundengruppen im Affluent- und Wealth-Management-Bereich sind aus Bankensicht eigentlich besonders interessant und wichtig.
Die Analyse zeigt auch, dass ein höheres Einkommen zwar tendenziell mit einer höheren Zufriedenheit mit der Betreuungssituation korreliert, jedoch nicht automatisch zu einer rundum positiven Bewertung führt. Während der Anteil an „sehr zufriedenen“ Personen bei höheren Einkommen steigt, gibt es dennoch einen nicht zu vernachlässigenden Anteil unzufriedener Personen. Besonders bemerkenswert ist, dass selbst in der höchsten Einkommensklasse (über CHF 150’000) 7 Prozent der Befragten sehr unzufrieden und weitere 4 Prozent unzufrieden mit der Betreuungssituation sind.
Bei der Zufriedenheit nach Bankengruppen zeigt sich ein ähnlicher Zusammenhang wie bereits bei der Betreuungssituation. Am zufriedensten sind die Kundinnen und Kunden der Raiffeisenbanken, gefolgt von den Kantonalbanken und der Grossbank.
Neben der deskriptiven Analyse haben wir die Zufriedenheit von Bankkundinnen und Bankkunden auch mithilfe eines Regressionsmodells untersucht. Dabei zeigt sich, dass insbesondere die Art der Betreuungssituation einen entscheidenden Einfluss auf die Zufriedenheit hat. Am stärksten (positiv) wirkt sich eine persönliche Beziehung zur Ansprechperson aus – sei es durch ein vertrauensvolles Verhältnis oder sogar private Kontakte. Hingegen zeigt die Vermögens- und Einkommenssituation keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Zufriedenheit.
Fazit
Die Analyse zeigt, dass die Art der Betreuung sowie die Zufriedenheit mit der Betreuungssituation bei Bankkundinnen und -kunden stark von persönlichen Faktoren wie Alter, Einkommen und Sprachregion beeinflusst werden. Besonders bemerkenswert ist, dass fast jede fünfte Person mit einem Vermögen von über einer Million CHF angibt, keine persönliche Ansprechperson bei ihrer Bank zu haben. Zwar könnte dieser Wert in der Realität etwas niedriger sein – etwa weil einige Kundinnen und Kunden bewusst auf eine persönliche Betreuung verzichten oder sich nicht darüber im Klaren sind, dass ihnen eine Ansprechperson zur Verfügung steht. Dennoch erscheint uns dieser Anteil (zu) hoch, insbesondere da viele Banken gezielt auf eine persönliche Betreuung setzen, um dieses Kundensegment langfristig zu binden.
[1] Die Befragung erfolgte quotengesteuert, mit einer Überrepräsentation der italienischsprachigen Schweiz für die Sicherstellung von Mindestgrössen der einzelnen Teilstichproben. Sämtliche Auswertungen wurden danach gewichtet, um der Bevölkerungsverteilung zu entsprechen.
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Markus Haller
31. März 2025
Nach der Ankündigung, dass unser persönlicher Berater die Bank verlässt oder bereits verlassen hat, sind rund drei Monate vergangen. Seither werden wir, zwar durch eine Gruppe, so gut wie nicht betreut. Ich hoffe, dass sich die Migros Bank den interessanten Artikel von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Prof. Dr. Simon Amrein und Dr. Reto Rey verinnerlicht und wir bald einmal kontaktiert und informiert werden. Natürlich könnten wir uns auch mit der Bank in Verbindung setzen, aber wir sind der Meinung, dass die Bemühungen seitens der Migros Bank proaktiv erfolgen sollte. Freundliche Grüsse Markus Haller
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
24. März 2025
CEX Trendradar for Banking 2025 – Viel zu tun im Kundenmanagement
Von Prof. Dr. Nils Hafner und Harald Henn
Im Januar haben wir den CEX Trendradar veröffentlicht. Fazit: Grosses Engagement, viel Enthusiasmus, aber zu wenig strategisch konsequente Integration von Systemen, Prozessen und operativer Umsetzung. Der AI-Höhenflug hält an. Nun liegt der CEX Trendradar für Banking vor und es zeigt sich: AI wird auch im Schweizerischen Retail Banking langsam produktiv. Dieser Blogpost zeigt die wichtigsten Entwicklungen im Kundenmanagement schweizerischer Banken auf.
Ende Januar haben wir zum sechsten Mal den CEX Trendradar vorgelegt. Auf 140 Seiten ist die Entwicklung einzelner Trends, die Verschiebung von Prioritäten und die Geschwindigkeit, mit der sich Themen bei den Unternehmen durchsetzen, besonders spannend zu registrieren. Wie immer basieren unsere Ergebnisse auf eigenen Untersuchungen und neu entwickelten Instrumenten, vielen Gesprächen und Diskussionen, präsentierten Leuchtturm-Projekten, sowie methodisch nachvollziehbaren Studien. Wir untersuchen den Stand des Kundenmanagements in der DACH-Region jeweils für sieben verschiedene Branchen im Detail. Dabei ist die Banking-Untersuchung traditionell die erste Auskopplung. In diesem Blog möchten wir daher aufzeigen, was das genau für Schweizer Retail Banken bedeutet.
Unserer Prognosen für 2025 betrachten wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge. So sehr wir uns über das Engagement – z.B. bei Voice-of-the-Customer-Programmen, Personalisierung oder Generative AI freuen, so sehr sehen wir mit Sorge die Defizite bei der zielgerichteten Analyse und Nutzung von Daten sowie die fehlende organisatorische und technologische Verknüpfung und Vernetzung der CX-Massnahmen. Dies ist besonders deutlich beim Customer Journey Management und bei der Multiexperience. Häufig ist der Kundenservice über Beratungscenter oder Call Center Organisationen nur unzureichend in organisationsweite CX-Programme eingebunden. Budgets werden nicht zielgerichtet eingesetzt. Hier fehlen offenbar schlicht die Ideen für eine organisatorische Veränderung vom Cost Center zum Value Center. Personalisierung und vor allem Individualisierung durch Generative AI sowie Conversational Automation bei Sprach- und Chatbots werden auch in 2025 weiterhin stark im Fokus stehen. Hier werden die begonnenen Pilotierungen vorangetrieben.
Im Trendradar 2025 haben wir zwei Trends umbenannt und in Bezug auf die Begrifflichkeit erweitert. Aus Marketing Automation wird Personalisation Automation; dies spiegelt nach unserem Verständnis sehr viel besser wider, dass Personalisierung weit über den Einsatz in Marketing Automation hinausgeht. Die Service Cloud wird zur CX-Cloud. Die Grenzen der Customer Service Systeme zu anderen Software-Kategorien wie z.B. Customer Engagement oder Digital Customer Experience verschwimmen immer mehr. Mit dem Begriff CX-Cloud fassen wir alle diese Kategorien unter einem Dachbegriff zusammen. Hier werden gerade für Banken Echtzeit-Anwendungen möglich. In der folgenden Abbildung haben wir einmal in Blau markiert, welche Unterscheide wir im Banking im Vergleich zum branchenübergreifenden CEX Trendradar 2025 sehen.

Abbildung 1: CEX Trendradar 2025 Banking
In der Folge möchten wir kurz skizzieren, in welchen Bereichen wir im Vergleich zu anderen Branchen Defizite sehen. So haben beispielsweise die technologischen Möglichkeiten der Personalisierung von Botschaften und Inhalten in Marketing, Vertrieb und Kundenservice in diesem Jahr einen rechten Sprung gemacht (Trend 17 Personalisation Automation). Banken hinken hier aus zwei Gründen deutlich zurück. Zum einen gelingt es gerade schweizerischen Retail Banken zu selten, wirklich strukturiertes Wissen zu den «Jobs-to-be-done» ihrer Kunden zu erhalten (Trend 7 Outside Insight). Banking funktioniert (zumindest in der Schweiz und auch in Deutschland) noch sehr reaktiv. Kunden kommen in die Filiale oder rufen an und teilen ihre Anliegen mit. Weder ist den Banken klar, welches Potential in diesem Moment für einen Mehrverkauf an Produkten vorliegt (Trend 8 Value Management) noch sind sie in der Lage, anliegenbezogen automatisiert zu reagieren. Das liegt vor allem auch daran, dass Banken grösstenteils nach wie vor die Kundendaten in statischen Systemen wie den Kernbankensystem (meist von den Herstellen Avaloq oder Finnova) vorhalten, wie die IFZ-Studie «Data ist the new Oil» von 2023 zeigt. Diese Systeme sind jedoch nicht geeignet, während des Kontaktes mit dem Kunden eine 360 Grad Sicht am Beraterarbeitsplatz zu generieren. Auch bleiben damit Mehrverkaufspotentiale unentdeckt, sofern sie nicht im Beratungsgespräch durch den Berater systematisch erarbeitet werden. Um eine solche proaktive Beratung und ein Ansprechen hochwahrscheinlicher Kundenbedürfnisse möglich zu machen, müssen die relevanten Daten jedoch in Echtzeit ausgewertet werden und zu Kaufwahrscheinlichkeiten aggregiert werden. Das gelingt jedoch nur mit der Implementierung einer Customer Data Platform (Trend 12 Customer Data Platforms).
Die oben skizzierten Herausforderungen sind jedoch häufig nur Ausdruck einer organisatorisch-strategisch sowie kulturell mangelhaft verankerten Ausrichtung auf den Kunden (Trend 1 CX-Kultur). Häufig liegen in mittleren und grossen Retail Banken in der Schweiz starke Silo Strukturen vor. Diese werden auch gerade von Kunden mit vielen Bankbedürfnissen wahrgenommen, wie die IFZ-Touchpointstudie von 2024 zeigt. So nahmen Kunden deutliche Unterschiede im Verhalten der dezentral geführten Beratungsorganisation im Vergleich zum eBanking oder dem Marketing der Bank aus der Zentrale heraus wahr. Wir empfehlen hier die Etablierung einer CX-Governance und den entsprechenden Betriebsmodellen (Trend 5 CX Governance).
Es hat sich in exzellenten kundenorientierten Organisationen dabei durchgesetzt, ein CX-Governance Gremium zu entwickeln, in dem Beteiligte aus Marketing, Beratung und Service sowie Finance, Legal und Compliance sitzen. Sie beurteilen alle kundenorientierten Initiativen der Bank nach ihrem Impact auf ihren Beitrag zur CX-Vision und Strategie sowie aus der Perspektive der jeweiligen Abteilung. Ausserdem stösst das Gremium Entwicklungsprojekte an, verteilt Initiativen und überblickt sie ganzheitlich. Ausgangspunkt der Veränderung müssen jeweils die vereinbarten Kennzahlen und das verfügbare Kundenwissen sein.

Abbildung 2: Kundenorientierte Organisation
Gesamthaft sind wir der Ansicht, dass 2025 ein Jahr der Integration und Vernetzung von CX-Massnahmen mit Systemen, Daten und Geschäftsprozessen wird. CX Governance wird wichtig, um eine auf den Kunden ausgerichtete Organisation zu schaffen. Viele Organisationen sind nach wie vor isoliert agierend und nicht für eine bereichsübergreifende Arbeit ausgelegt. CX muss das Bindegewebe sein, das die Organisation vernetzt und kundenfokussiert ausrichtet.
Den vollständigen Trendbericht erhalten Sie auf https://cex-trendradar.de. Die Inhalte des CEX Trendradar Banking fliessen in die IFZ-Programme CAS Sales und Marketing im Banking und CAS Digital Banking sowie den Fachkurs Artificial Intelligence im Banking ein.
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Yves
24. März 2025
Guten Tag, kann Abbildung 1 in höher Auflösung nochmals hochgeladen werden? Aktuell ist der Text auf dem Bild nicht lesbar/zu verpixelt. Besten Dank und freundliche Grüsse
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
17. März 2025
KI bei der Migros Bank – Mehrwert für Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitende
Von Dr. Urs Blattmann und Dr. Thomas Fischer
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) wird die Finanzindustrie weltweit in vielen Bereichen verändern. Wir haben in diesem Blog bereits über den Einsatz von KI bei der UBS berichtet. Nun konnten wir uns auch bei der Migros Bank einen Überblick über die wichtigsten Anwendungsfälle verschaffen. Die zentralen Erkenntnisse werden im folgenden Beitrag dargestellt.
Der Einsatz von KI wird die Finanzbranche stark verändern. Weltweit setzen viele Banken bereits eine grosse Anzahl von KI-Applikationen ein und erwarten davon bereits in kurzer Zeit einen hohen wirtschaftlichen Nutzen. Auch zahlreiche Schweizer Banken, darunter auch die Migros Bank, sammeln aktuell Erfahrungen mit KI und setzen bereits erste innovative Lösungen ein.
Die Migros Bank setzt KI in erster Linie dazu ein, Informationen für Kunden und Mitarbeitern einfacher zugänglich zu machen. Auf Basis der AI-Plattform von ParetoLabs hat sie einen ‘Migros Bank GPT’, respektive digitalen Assistenten, für ihre Bankkunden entwickelt. Dieser steht bereits in einzelnen Bereichen der Website im Einsatz. Unabhängig von den Öffnungszeiten kann der Kunde so auf natürliche Weise mit dem Bot interagieren und zielgerichtet Hilfe erhalten.
Zusätzlich unterstützen ein Secure AI Chat sowie ein E-Mail-Assistent die Mitarbeiter. Der Secure AI Chat bietet durch die Anonymisierung der Anfragen und Verwendung von LLM-Modellen in der Schweizer Cloud eine sichere Alternative zum öffentlichen ChatGPT. Der E-Mail-Assistent hilft Kundenberatern bei der Beantwortung von E-Mails mit geeigneten Antwortvorschlägen. Damit die hohen Genauigkeitsanforderungen im Schweizer Banking erfüllt werden, hat die Migros Bank spezielle Prüfmechanismen in ihre Tools eingebaut.

Zentrale Wissensdatenbank, Kriterien einer ‘guten’ Antwort und Grenzen des KI-Einsatzes
Die wichtigsten Grundlagen für die Nutzung von KI sind zunächst eine klare KI-Strategie sowie die Einhaltung der regulatorischen Erfordernisse. Für den erfolgreichen Einsatz ist jedoch insbesondere die Antwortqualität entscheidend, welche die Migros Bank systematisch kontrolliert.
Wenn die Frage nach einem Zinssatz von einem digitalen Assistenten korrekt beantwortet werden soll, muss sichergestellt sein, dass der Chatbot über die aktuellen Informationen verfügt. Die Migros Bank hat zu diesem Zweck eine Wissensdatenbank als ‘Golden Source’ angelegt. Darin sind neben Zins- und Preisinformationen von Dienstleistungen auch Produktinformationen und Anleitungen hinterlegt. Auch alle Informationen zu den Niederlassungen der Bank sowie weitere Informationen, welche die Kunden der Bank häufig abfragen, sind enthalten. Zudem wird die Wissensdatenbank dank eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses laufend ergänzt: Es hat sich nämlich herausgestellt, dass Antworten, die als ungenügend bewertetet werden, meist auf Lücken in der Wissensdatenbank zurückzuführen sind. Bewertet der Nutzer also eine Antwort als unzureichend, prüft und schliesst die Migros Bank die Wissenslücke umgehend.
Sehr wichtig für den Einsatz von KI ist es festzulegen, wann eine Antwort als gut beurteilt wird. LLM-basierte KI-Modelle generieren immer eine Antwort; ob diese aus Sicht der Bank gut ist, ist eine andere Frage. Die Bank muss deshalb festlegen, welche Antworten an Kundinnen und Kunden oder Mitarbeitende weitergegeben werden dürfen und wo die Antwort stattdessen durch einen Verweis auf eine Fachperson ersetzt werden soll.
Damit werden auch die Grenzen des digitalen Assistenten klar definiert: Bei der Migros Bank beantwortet er nur Fragen zur Bank und ihren Dienstleistungen – nicht jede beliebige Anfrage. Im Weiteren hat die Bank entschieden, dass der Chatbot vorerst keine Antworten im Sinne einer ‘Beratung’ abgeben soll. D.h. dass beispielsweise die Frage, ‘welches ist für mich das optimale Konto’, nicht beantwortet wird. Der digitale Assistent weist hier auf die unterschiedlichen individuellen Bedürfnisse hin und empfiehlt dem Kunden die Kontaktaufnahme mit einem Berater.
Einsatz von KI zur Unterstützung der Kunden
Der digitale Assistent für Kunden, den die Migros Bank bereits in einigen Bereichen ihrer Website im Einsatz hat und über den derzeit monatlich bereits mehr als 15’000 Anfragen beantwortet werden, wurde sehr sorgfältig konzipiert. Statt die Frage des Kunden zur Beantwortung ungefiltert an ein LLM zu übergeben, wird diese zunächst analysiert. Da die Qualität der Antwort eines KI-Chatbots in hohem Mass von der Exaktheit der Eingabe, d.h. des Prompts, abhängt, macht es Sinn, zunächst zu ermitteln, was der Kunde genau wissen möchte und seine Eingabe nötigenfalls durch einen optimierten Prompt zu ersetzen. Eine Kundenanfrage durchläuft dazu einen Prozess, der mehrere Schritte beinhaltet:

Zunächst zeigt die Grafik, dass neben der Analyse der Anfrage (2), der Suche in der Wissensdatenbank (3) und der Antwortgenerierung (4) auch eine Überprüfung der Fakten (5) erfolgt, um zu verhindern, dass dem Kunden falsche Angaben gemacht werden. Im Weiteren ist bei der Analyse der Anfrage (2) auch ersichtlich, dass die Eingabe des Kunden anonymisiert wird. Dies, um zu verhindern, dass kundenidentifizierende Informationen, die möglicherweise in der Eingabe des Kunden enthalten sind, in die Schweizer Cloud gelangen. Dabei werden die kundenrelevanten Informationen vor der Weitergabe durch Platzhalter ersetzt. Bevor der Kunde seine Antwort erhält, werden die Platzhalter On-Premise wieder mit den notwendigen kundenspezifischen Informationen ergänzt. Insgesamt wird somit ein komplexer Prozess durchlaufen, bei dem die einzelnen Aufgaben in Millisekunden erledigt werden müssen, so dass der Kunde innert zwei, drei Sekunden eine Antwort erhält.
Mit dem Einsatz des digitalen Assistenten an der Kundenschnittstelle generiert die Migros Bank für den Kunden Mehrwert, indem Sie ihn auf die richtige Website oder eine Seite mit FAQ lenkt, ihn an die richtige Abteilung innerhalb der Bank weiterleitet oder seine Fragen automatisch beantwortet. In einem nächsten Schritt plant die Migros Bank den Ausbau in Richtung ‘Agentic AI’, also beispielsweise das Auslösen von Workflows.
E-Mail-Assistent als Instrument zur Qualitätssicherung und Effizienzsteigerung
Der digitale Assistent (Migros Bank GPT) beantwortet die Kundenfragen auf der Website autonom. Beim E-Mail-Assistenten gilt dagegen das ‘human-in-the-loop’-Prinzip. Somit liegt die redaktionelle Verantwortung immer beim Mitarbeitenden.
Wie die untenstehende Grafik zeigt, ist der E-Mail-Assistent bei der Migros Bank direkt in MS Outlook integriert. Dies bedeutet, dass auf Knopfdruck ein Antwortschreiben auf jede Kunden-E-Mail entworfen wird. Da die KI die spezifischen Besonderheiten eines Einzelfalles in der Regel nicht kennt, hat der Mitarbeitende die Möglichkeit, diese Informationen stichwortartig hinzuzufügen und auf dieser Grundlage vom Assistenten eine neu generierte, kundenspezifische Antwort zu verlangen. Entspricht diese den Vorstellungen des Kundenbetreuers, so kann diese direkt an den Kunden gesandt werden. Andernfalls können manuell noch Korrekturen und Ergänzungen angebracht werden.

Fazit und weitere Entwicklung
Die Migros Bank dürfte in Bezug auf den Einsatz von KI in den ausgeführten Bereichen zu den führenden Finanzinstituten der Schweiz gehören. Bemerkenswert ist insbesondere, dass die Migros Bank KI im Kontakt mit Kundinnen und Kunden bereits produktiv im Einsatz hat. Sie erzielt damit bei den Kunden ein weitgehend positives Feedback. Die Migros Bank kann so zahlreiche Kundenanfragen mit guter Qualität und hoher Effizienz 7×24 beantworten. Auch mit dem E-Mail-Assistenten wird es der Bank gelingen, Effizienzsteigerungen zu erreichen und bei Kundenanfragen eine konsistente, hohe Antwortqualität sicherzustellen.
Der Einsatz von KI bei der Migros Bank zeigt aber auch, dass sich Banken im Bereich KI zunächst eine Reihe strategischer und konzeptioneller Fragen stellen sollten. Dazu muss auch das nötige Know-how – sei es durch Partner oder internen Aufbau – bereitgestellt werden. Die oben dargestellten Beispiele zeigen auf, dass das Potential für eine Effizienz- und Qualitätssteigerung in der Finanzindustrie vorhanden ist. Mit durchdachten Konzepten und den richtigen Ressourcen könnte die Mehrheit der Schweizer Banken bald auch vom KI-Einsatz profitieren.
Das IFZ setzt sich in verschiedenen Bereichen mit KI auseinander. Wir machen Sie in diesem Zusammenhang gerne auf folgende Veranstaltungen und Weiterbildungen aufmerksam:
Fachkurs Artificial Intelligence in Banking (sechs Tage im Juni 2025). Infos und Anmeldung hier.
Haben Sie spezifische Fragen? Urs Blattmann und Thomas Fischer stehen gerne zur Verfügung.
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Barbara Rathgeb
31. März 2025
Die graph. Abbildungen 1 und 2 sind in diesem Artikel auch mit Vergrößerung kaum lesbar.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
13. März 2025
FinTech in der Schweiz: Internationale B2B-Chancen in einem stagnierenden Markt
Von Prof. Dr. Thomas Ankenbrand, Dr. Denis Bieri und Angelo Gattlen
Der Schweizer FinTech-Sektor zeigt Sättigungstendenzen. Trotz stabiler Unternehmensanzahl sind Finanzierungsaktivitäten weiter rückläufig. Wachstumspotenziale eröffnen sich vor allem im internationalen B2B-Bereich. Dies zeigt unsere neuste IFZ FinTech Studie 2025.
In der Schweiz stagniert der Markt der Finanztechnologien (FinTech). Per Ende 2024 verzeichnete die Schweiz 483 FinTech-Unternehmen – exakt gleich viele wie im Vorjahr (siehe Abbildung 1). Während neue hinzukamen, verliessen ebenso viele Unternehmen durch Liquidationen, Fusionen oder Neuausrichtungen den Markt. Diese Balance deutet auf eine mögliche Marktsättigung hin, wie dies auch in der traditionellen Finanzindustrie, dem Hauptabnehmer von FinTech-Lösungen, zu beobachten ist. Anders in Liechtenstein: Dort wuchs die Anzahl FinTech-Unternehmen im Jahr 2024 von 22 auf 28. Im Zehnjahresvergleich zeigt sich jedoch ein deutliches Wachstum des Schweizer FinTech-Sektors. Regional war dieses insbesondere in den Kantonen Zug (+495%) und Genf (+277%) überdurchschnittlich stark. Im Kanton Zürich, der die höchste Anzahl ansässiger FinTech-Unternehmen aufweist, betrug das Wachstum 160 Prozent. Damit liegt es unter dem Schweizer Durchschnitt (+200%), jedoch über dem Wachstum der übrigen Kantone ohne Zug, Zürich und Genf (+122%). Dies deutet darauf hin, dass die FinTech-Aktivität ausserhalb der grössten FinTech-Zentren zwar zunimmt, jedoch in einem langsameren Tempo.

Technologische Schwerpunkte und Entwicklungspotenziale
Eine detaillierte Analyse der Geschäftsmodelle im Schweizer und Liechtensteiner FinTech-Sektor zeigt, dass der Grossteil der Unternehmen in den Bereichen Investment Management und Bankeninfrastruktur aktiv ist (siehe Abbildung 2). Die Geschäftsmodelle basieren zudem auf einer vergleichsweise ausgewogenen Mischung aus etablierten Technologien wie Prozessdigitalisierung, Automatisierung und Robotik sowie auf innovativen Technologien aus den Bereichen Analytics, Big Data, Artificial Intelligence und Distributed Ledger Technology. Zudem wurde im Jahr 2024 erstmals ein FinTech-Unternehmen identifiziert, das sich auf Quantum Computing spezialisiert.

Deutlicher Rückgang bei Venture Capital Finanzierungen
Die Finanzierungstätigkeit im FinTech-Bereich ist im letzten Jahr erneut stark gesunken (siehe Abbildung 3). Nach einem Höchststand von CHF 605 Millionen im Jahr 2022 halbierte sich das Volumen bis 2024 auf CHF 301 Millionen. Besonders betroffen waren Startkapital-Finanzierungen, die von CHF 232 Millionen (2023) auf CHF 19 Millionen (2024) einbrachen. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden nahm von 87 (2021) auf 54 (2024) kontinuierlich ab. Die Finanzierungsaktivitäten in der Schweiz und Liechtenstein folgen somit dem globalen Trend im FinTech-Sektor, der seit 2021 eine rückläufige Entwicklung zeigt.

Internationale B2B-Strategien und Nachhaltigkeit als Wachstumstreiber
Immer mehr FinTech-Unternehmen setzen auf internationale B2B-Geschäftsmodelle (siehe Abbildung 4). Diese Verlagerung weg vom B2C-Modell und einer ausschliesslich nationalen Marktorientierung spiegelt die Herausforderungen bei der Skalierung von Endkundendiensten wider. Seit einigen Jahren zeigt sich dabei ein deutlicher Trend hin zu reinen B2B-Strategien anstelle kombinierter Modelle – ein Zeichen für einen zunehmenden Fokus. Ein weiterer wichtiger Wachstumstreiber ist das Segment der nachhaltigen FinTech-Lösungen: Dieses wuchs im Jahr 2024 weiter von 49 auf 59 Unternehmen. Per Ende 2024 machten nachhaltige FinTech-Unternehmen damit rund zwölf Prozent aller Firmen im Schweizer und Liechtensteiner FinTech-Sektor aus.

Differenzierte Ertragsmodelle
Die Ertragsmodelle der FinTech-Unternehmen in der Schweiz unterscheiden sich nach Geschäftsmodell und Technologie. Insgesamt zum häufigsten Ertragsmodell hat sich Software-as-a-Service (SaaS) entwickelt, bei dem Abnehmer Software gegen Gebühr nutzen (siehe Abbildung 5). Ebenfalls konstanter Beliebtheit erfreuen sich im Jahr 2024 das Kommissionsmodell, bei dem FinTech-Unternehmen für die Vermittlung von Finanztransaktionen eine Gebühr erheben, und das Lizenzgeschäft, das den Verkauf von Softwarelizenzen für Finanzanwendungen umfasst. Eine untergeordnete Bedeutung haben die bankorientierten Zins- und Handelsgeschäfte und die technologiegetriebenen Daten- und Werbeertragsmodelle.

Fokus auf Umsetzung statt reiner Innovation
Der Finanzsektor verlagert sich zunehmend von der reinen Innovation zur praktischen Umsetzung fortschrittlicher Technologien. Die Integration von Lösungen wie Künstliche Intelligenz, Distributed Ledger Technology und Sustainable High-Performance Computing wird sich wahrscheinlich weiter beschleunigen. Eine wachsende Zahl von FinTech-Unternehmen hat diese innovativen Technologien schneller übernommen als herkömmliche Lösungen für Prozessdigitalisierung, Automatisierung und Robotik. Dieser Trend spiegelt die Reifung des Sektors wider, da die Unternehmen über die Prototyping-Phase hinausgehen und Lösungen einführen, die den realen Marktanforderungen entsprechen, sowie regulatorischen Standards und die sich entwickelnden Kundenerwartungen erfüllen.
Was ist FinTech?
FinTech ist die Abkürzung für Finanztechnologie und umschreibt technologiebasierte Lösungen für innovative digitale Produkte, Dienstleistungen und Prozesse in der Finanzbranche. FinTech-Lösungen verbessern, ergänzen oder ersetzen bestehende Finanzdienstleistungen. Beispiele für FinTech-Lösungen sind mobile Bezahl-Apps, Robo-Advisors oder auch Börsen für Crypto Assets.
IFZ FinTech Study 2025
Die Hochschule Luzern publiziert jedes Jahr die «IFZ FinTech Study». Die Studie bietet bereits zum zehnten Mal eine umfassende Übersicht zum Schweizer FinTech-Sektor. Die Studie wurde durch die Unterstützung von e.foresight, Finnova, Inventx, dem Kanton Zug, SFTI / Swiss FinTech Innovations, SIX, Swiss Bankers Prepaid Services, und der Zürcher Kantonalbank ermöglicht. Hier können Sie die Studie herunterladen.

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Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
3. März 2025
Regionalbanken und Sparkassen,
Wie Banken den Anteil nachhaltiger Anlegerinnen und Anleger erhöhen können
Von Prof. Dr. Simon Amrein, Dr. Reto Rey und Prof. Dr. Andreas Dietrich
Basierend auf einer repräsentativen Studie zeigen wir zwei Stossrichtungen auf, wie Banken den Anteil an Personen erhöhen können, welche teilweise oder ausschliesslich in nachhaltige Anlagen investieren. Zentral sind dabei Werthaltungen sowie die Überzeugung bei den Anlegerinnen und Anlegern, dass nachhaltige Anlagen etwas bewirken. Anlagevorschläge der Banken – ob konventionell oder nachhaltig – haben zudem einen erheblichen Einfluss auf den Anteil an nachhaltigen Anlagen im Portfolio, da ein Teil der Kundschaft die Standard-Empfehlungen übernimmt.
Seit dem 1. Januar 2025 erheben die Banken basierend auf der Selbstregulierung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) auch das Interesse ihrer Bestandeskunden an nachhaltigen Anlagen. Die SBVg verwendet dafür den Begriff «ESG-Präferenzen».[1] ESG steht für Umwelt («Environmental»), Soziales («Social») und Unternehmensführung («Governance»). Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen haben wir basierend auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung bei 3’017 in der Schweiz wohnhaften Personen das Thema nachhaltiges Anlegen untersucht.[2] Die vollständige Studie zu nachhaltigem Anlegen findet sich in der diesjährigen IFZ Retail Banking Studie.
In unserem Blog vom 27. Januar 2025 haben wir aufgezeigt, wie hoch die ESG-Präferenz in der Schweiz ist und wer nachhaltig anlegt. Zusammengefasst lässt sich festhalten:
- In der Schweiz legt knapp jede zweite Person in Wertschriften an.
- 45 Prozent dieser Anlegerinnen und Anleger geben an, Interesse an nachhaltigen Anlagen zu haben und weisen somit eine ESG-Präferenz aus.
- Das Interesse an nachhaltigen Investitionen scheint bei vielen Anlegerinnen und Anlegern bereits in ihren Wertschriftenportfolios umgesetzt zu sein. 37 Prozent der Anlegerinnen und Anleger geben an, ausschliesslich oder teilweise in nachhaltige Anlagen zu investieren.
Zwei Handlungsebenen, um den Anteil nachhaltiger Anlegerinnen und Anleger zu steigern
Aus der Perspektive der Finanzbranche stellt sich die Frage, ob und wie der Anteil nachhaltiger Investorinnen und Investoren weiter erhöht werden soll oder kann. Dabei lassen sich zwei zentrale Handlungsfelder unterscheiden.
Erstens stellt sich die Frage, ob Finanzdienstleister die «Nachhaltigkeit» als Standard vorgeben wollen. Es gibt bereits heute einzelne Finanzdienstleister, welche sich ausschliesslich auf nachhaltige Anlagen spezialisiert haben (z.B. Globalance Bank, radicant Bank, inyova). Darüber hinaus verfolgen auch verschiedene Banken die Strategie, dass die eigenen Publikumsfonds ausschliesslich aus Fonds bestehen, die als nachhaltig «gelabelt» sind (z.B. Raiffeisen, Graubündner Kantonalbank, Basellandschaftliche Kantonalbank, Aargauische Kantonalbank).[3] Vor diesem Hintergrund führten wir ein «Opt Out-Experiment» durch, um zu untersuchen, ob das Ausmass der nachhaltigen Anlagen der verschiedenen Kundinnen und Kunden davon abhängt, wie Finanzdienstleister ihren Anlagevorschlag präsentieren. Zweitens haben wir untersucht, welche Faktoren die Entscheidung der Kundschaft für nachhaltiges Anlegen beeinflussen.
Ein «Opt out» aus der Nachhaltigkeit – wie reagieren Anlegerinnen und Anleger?
Für das Experiment haben wir die befragten Personen in zwei Gruppen aufgeteilt. Beide Gruppen erhielten einen hypothetischen Lotteriegewinn von CHF 50’000, den sie bei einer Bank anlegen sollten.
- In Gruppe A unterbreitet die Bank einen Anlagevorschlag, der grundsätzlich auf nachhaltigen Kriterien basiert. Die Teilnehmenden dieser Gruppe können diesen Anlagevorschlag entweder annehmen oder sich aktiv dagegen aussprechen («Opt out»). Falls sie sich gegen den Anlagevorschlag («Opt out») entscheiden, haben sie die Möglichkeit, einen Teil des Geldes oder die gesamten CHF 50’000 ohne Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien anzulegen.
- Bei der Gruppe B erfolgt das Gegenteil. Die Bank schlägt den Teilnehmenden ein konventionelles Anlageportfolio vor, das keine Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Die Personen in dieser Gruppe können den Anlagevorschlag entweder annehmen oder sich dagegen entscheiden. Falls sie das «Opt out» wählen, haben sie die Möglichkeit, einen Teil des Geldes oder die gesamten CHF 50’000 unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien anzulegen.
Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse des Experiments. In Gruppe A, bei der Nachhaltigkeit als Standard vorgegeben wurde, würden 40 Prozent der befragten Personen ausschliesslich nachhaltig investieren (vgl. Tabelle 1). In der Gruppe B, wo konventionelle Anlagen der Standard waren, liegt dieser Wert bei 25 Prozent. In der Summe würden in Gruppe A 83 Prozent der Personen teilweise oder ausschliesslich nachhaltig investieren, während dieser Anteil in Gruppe B um fünf Prozentpunkte niedriger liegt (78%).
Das Ergebnis zeigt damit auf, dass der von der Bank gewählte Anlagevorschlag einen Einfluss auf die Wahl des (nachhaltigen) Portfolios hat.
Gruppe A: Nachhaltig als Standard (n = 1’499) | Gruppe B: Konventionell als Standard (n = 1’524) | |
Investieren ausschliesslich nachhaltig | 40.3% | 25.1% |
Investieren teilweise nachhaltig | 42.8% | 53.1% |
Investieren nicht nachhaltig (konventionell) | 17.0% | 21.8% |
Tabelle 1: «Opt out» aus nachhaltigen oder konventionellen Anlagevorschlägen
Welche Faktoren erklären die ESG-Präferenz und nachhaltiges Anlegen?
Die ESG-Präferenz ist aus Praxissicht ein wichtiger und auch regulatorisch vorgeschriebener Bestandteil des Beratungsprozesses im Bereich des nachhaltigen Anlagegeschäfts (siehe hier für die deskriptive Analyse der ESG-Präferenz). Interessant sind in einem zweiten Schritt aber auch die Gründe, warum Personen eine hohe oder tiefe ESG-Präferenz haben oder warum sie tatsächlich nachhaltig anlegen. Die bestehende wissenschaftliche Literatur identifiziert zahlreiche Erklärungsfaktoren für nachhaltiges Anlegen. Dazu zählen unter anderem Faktoren wie das Finanzwissen, das Wissen zum Thema Nachhaltigkeit allgemein, spezifisches Wissen zu nachhaltigem Anlegen, die soziale Reputation der Anlegerinnen und Anleger (z.B. die Möglichkeit, im Umfeld von nachhaltigen Investitionen zu berichten), erwartete Renditen, Risikoüberlegungen sowie die Aufmerksamkeit gegenüber Medieninformationen zum Thema Nachhaltigkeit.[4]
Relativ wenig Beachtung fanden bislang aber Themen wie Werthaltungen und Normen. Mit der «Theory of Planned Behaviour» (TPB) gibt es in der Psychologie ein etabliertes und häufig genutztes theoretisches Modell, welches den Einfluss von Werthaltungen auf beispielsweise Kaufentscheidungen erklärt.[5]
Die TPB versucht die Absicht, etwas zu tun (sog. Verhaltensabsicht) mit drei Variablen zu erklären:
- Haltungen: Diese Variable umfasst die positiven oder negativen Bewertungen, die eine Person gegenüber einem bestimmten Verhalten hat. Wenn eine Person ein Verhalten als positiv einschätzt, ist sie eher geneigt, es auszuführen. Somit steigt die Verhaltensabsicht.[6]
- Subjektive Normen: Diese Variable misst den wahrgenommenen (somit subjektiv) sozialen Druck. Dies können beispielsweise Erwartungen von wichtigen Bezugspersonen wie Familie, Freunde oder Kollegen sein, welche die Verhaltensabsicht und das Verhalten beeinflussen.[7]
- Wahrgenommene Verhaltenskontrolle: Diese Variable berücksichtigt die Fähigkeiten und Ressourcen einer Person, um ein bestimmtes Verhalten auszuführen. Es umfasst auch den Glauben an die Wirksamkeit des eigenen Verhaltens.[8]
Im Rahmen der Untersuchung wurden verschiedene multivariate Regressionsmodelle entwickelt, um sowohl die Verhaltensabsicht (z.B. die ESG-Präferenz) als auch das tatsächliche Verhalten (ob jemand tatsächlich nachhaltig investiert hat oder dies plant) zu erklären. Als erklärende Variablen wurden einerseits die zuvor beschriebenen TPB-Variablen verwendet. Darüber hinaus wurden verschiedene demographische Faktoren (z.B. Alter, Bildung, Sprachregion), das Finanzwissen sowie das Wissen über Nachhaltigkeit und nachhaltige Anlagen in das Modell integriert.
Tabelle 2 zeigt in einem vereinfacht dargestellten Output die Resultate der multivariaten Regressionsanalyse für die zu erklärende Variable der ESG-Präferenz. Die in der Tabelle aufgeführten Variablen zeigen, ob und wie stark der Einfluss einer einzelnen Variable auf die ESG-Präferenz der befragten Personen ist (mit +/- gekennzeichnet). Es wird unterschieden, ob die Variablen keinen Einfluss, einen signifikanten Einfluss (mit * gekennzeichnet), einen sehr signifikanten Einfluss (**) oder einen höchst signifikanten Einfluss (***) haben.
Die erklärenden Faktoren für die ESG-Präferenz wurden für alle befragten Personen untersucht. Statistisch signifikante Variablen, welche die Wichtigkeit nachhaltiger Anlagen für die befragten Personen erhöhen, sind die Sprachregion Westschweiz (im Vergleich zur Deutschschweiz), ein Hochschulabschluss, sowie alle drei Kategorien des TPB-Models (Haltungen, subjektive Normen, Verhaltenskontrolle). Einen besonders starken Effekt hat dabei die «Haltung» zu einzelnen Aussagen im Bereich der Nachhaltigkeit. Ist der Indexwert der Haltung um eine Einheit höher (auf einer Skala von 1 bis 5), erhöht sich die ESG-Präferenz um 0.29 Punkte (bei einem Mittelwert von 3.13).
Einen statistisch signifikant negativen Einfluss auf die Nachhaltigkeitspräferenz hat auch das Alter. Im Vergleich zur Generation Z zeigen die Generation X und die Babyboomer (Boomers) eine geringere Nachhaltigkeitspräferenz. Dies deutet darauf hin, dass ältere Generationen im Vergleich zur Generation Z tendenziell geringere Präferenzen für das Thema Nachhaltigkeit aufweisen.

Tabelle 2: Regressionsmodell – Verhaltensabsicht nachhaltige Anlagen (abhängige Variable: ESG-Präferenz von allen befragten Personen, Mittelwert der abhängigen Variable: 3.13, R2: 14% , n = 3’017)[9]
In weiteren Regressionsanalysen haben wir untersucht, welche Faktoren die Absicht bestimmen, in den nächsten zwei Jahren nachhaltig anzulegen. Auch hier sind die Faktoren zur Werthaltung sowie der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle statistisch hoch signifikant.
Fazit
Wenn Banken den Anteil nachhaltiger Anlegerinnen und Anleger steigern möchten, können sie dies über ein standardmässig vorgeschlagenes nachhaltiges Portfolio erreichen (mit einer Opt Out-Möglichkeit für Kundschaft). In unserem Experiment lehnten lediglich 17 Prozent der Kundinnen und Kunden aktiv nachhaltige Anlagevorschläge ab, wenn diese standardmässig angeboten wurden. 83 Prozent würden in diesem Fall (zumindest teilweise) nachhaltig anlegen – was deutlich über den 37 Prozent der Anlegerinnen und Anlegern liegt, welche aktuell nachhaltig anlegen.
Generell sind die persönliche Einstellung zu Nachhaltigkeitsthemen sowie die Überzeugung, , mit dem eigenen Verhalten etwas bewirken zu können, entscheidende Einflussfaktoren für nachhaltiges Anlegen. Finanzdienstleister können dies unterstützen, indem sie die Wirkung («Impact») nachhaltiger Anlagen transparent aufzeigen und anerkannte externe Ratings und Labels nutzen. Dadurch wird das Vertrauen in nachhaltige Anlagen gestärkt, und nachhaltige Produkte werden verständlich erläutert.
Studienbestellung
Die Studie „Nachhaltiges Anlegen“ ist Teil der IFZ Retail Banking-Studie 2024. Die 240-seitige Retail Banking-Studie umfasst zahlreiche weitere Beiträge und kostet 290 Franken. Bestellungen per E-Mail an ifz@hslu.ch. Sammelbestellungen kosten ab 3 Exemplaren CHF 240.- pro Exemplar, ab 5 Exemplaren CHF 190.- und ab 10 Exemplaren CHF 140.- CHF pro Exemplar. Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis.
[1] Schweizerischen Bankiervereinigung (2022). Richtlinien für die Finanzdienstleister zum Einbezug von ESG-Präferenzen und ESG-Risiken bei der Anlageberatung und Vermögensverwaltung.
[2] Die Studie basiert auf einer Befragung von insgesamt 3’017 in der Schweiz wohnhaften Personen zwischen 18 und 74 Jahren. Die Befragung wurde im Juli 2024 online durchgeführt. Die Umfrage ist in Bezug auf Alter, Geschlecht, Bildung sowie die Sprachregion der befragten Personen für die Schweiz repräsentativ. Die Befragung erfolgte quotengesteuert, mit einer Überrepräsentation der italienischsprachigen Schweiz für die Sicherstellung von Mindestgrössen der einzelnen Teilstichproben. Sämtliche Auswertungen wurden danach gewichtet, um der Bevölkerungsverteilung zu entsprechen. Für die Darstellungen nach Alter wurden vier Gruppen gebildet: i) Generation Z (geb. 1997–2006 / 18–27 Jahre), ii) Generation Y (geb. 1981–1996 / 28–43 Jahre); iii) Generation X (geb. 1965–1980 / 44–59 Jahre), iv) Babyboomers (geb. 1948–1964 / 60–74 Jahre).
[3] Vgl. dazu Stüttgen, M. & Mattmann, B. (2024). Sustainable Investments-Studie 2024, Abb. 19.
[4] Rossi, M., Sansone, D., van Soest, A., & Torricelli, C. (2019). Household preferences for socially responsible investments. Journal of Banking & Finance, 105, 107–120.
Strauß, N., Krakow, J., & Chesney, M. (2023). It’s the news, stupid! The relationship between news attention, literacy, trust, greenwashing perceptions, and sustainable finance investment in Switzerland. Journal of Sustainable Finance & Investment, 13(4), 1480–1505.
Filippini, M., Leippold, M., & Wekhof, T. (2024). Sustainable finance literacy and the determinants of sustainable investing. Journal of Banking & Finance, 163, 107167.
Gutsche, G., Nakai, M., & Arimura, T. H. (2021). Revisiting the determinants of individual sustainable investment—The case of Japan. Journal of Behavioral and Experimental Finance, 30, 100497.
Riedl, A., & Smeets, P. (2017). Why Do Investors Hold Socially Responsible Mutual Funds? The Journal of Finance, 72(6), 2505–2549.
[5] Die TPB wurde Mitte der 1980er Jahre von Icek Ajzen entwickelt und ist mittlerweile eines der am häufigsten zitierten Modelle zur Vorhersage des menschlichen Sozialverhaltens. Ajzen, I. (1985). From intentions to actions: A theory of planned behavior. In J. Kuhl & J. Beckman (Eds.), Action-control: From cognition to behavior (pp. 11–39). Heidelberg: Springer. Ajzen, I. (1991). The theory of planned behavior. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 50(2), 179–211. Ajzen, I. (2011). The theory of planned behaviour: Reactions and reflections. Psychology & Health.
[6] In der Studie wird die Haltung gegenüber dem Thema Nachhaltigkeit mittels der Zustimmung zu folgenden Aussagen erhoben: «CO2 Reduktion, ein sparsamer Umgang mit Ressourcen sowie Arten- und Landschaftsschutz sind mir wichtig.»; «Menschenrechte, faire Arbeitsbedingungen sowie Bekämpfung der Armut sind mir wichtig.»; «Verantwortungsvolle Unternehmungsführung, Bekämpfung von Korruption sowie Gleichstellung, Inklusion und Diversity sind mir wichtig.»; Zustimmung zu einer der beiden folgenden Aussagen: «Dem Umweltschutz sollte Vorrang eingeräumt werden, auch wenn dies zu einem langsameren Wirtschaftswachstum und einem gewissen Verlust an Arbeitsplätzen führt.» oder «Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen sollten oberste Priorität haben, auch wenn die Umwelt darunter etwas leidet.»
[7] In der Studie wird die subjektive Norm gegenüber dem Thema Nachhaltigkeit mittels Zustimmung zu folgenden Aussagen erhoben: «Die meisten Personen in meinem engen Umfeld sind der Meinung, wir sollten aktiv einen Beitrag leisten, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.»; «Die meisten Personen in meinem engen Umfeld sind der Meinung, dass faire Löhne bei Firmen, von denen Produkte bezogen werden, beim Kauf berücksichtigt werden sollten.»
[8] In der Studie wird die wahrgenommene Verhaltenskontrolle gegenüber dem Thema Nachhaltigkeit mittels Zustimmung zu folgenden Aussagen erhoben: «Die Menschheit alleine ist verantwortlich für die Klimaerwärmung seit 1900.»; «Wenn ich als nachhaltig deklarierte Lebensmittel oder Kleidung kaufe, hat dies einen positiven Einfluss auf die Umwelt und Gesellschaft.»; «Wenn meine Vorsorgegelder nach Nachhaltigkeits-Kriterien angelegt werden, hat dies einen positiven Einfluss auf die Umwelt und Gesellschaft.»; «Als «nachhaltig» deklarierte Anlageprodukte sehe ich primär als Marketingstrategie mit wenig Einfluss auf die Umwelt und Gesellschaft.»
[9] Die Tabelle zeigt einen vereinfacht dargestellten Regressions-Output mit den aus der Sicht der Autoren relevantesten erklärenden Variablen. In der Regression wurden weitere Variablen verwendet.
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26. Februar 2025
KMU-Finanzierung: Die Urner Kantonalbank geht mit Kamuno neue Wege
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Die Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz bleibt eine Herausforderung – besonders für Kleinst- und Gewerbebetriebe. Während Banken viele Kreditanträge bewilligen, gibt es eine wachsende Zahl „entmutigter“ Unternehmen, die trotz Finanzierungsbedarfs keinen Kredit beantragen. Hier setzt Kamuno, ein Unternehmen der Urner Kantonalbank, an: Mit einem schlanken, digitalisierten Kreditprozess will es KMU den Zugang zu Finanzierungen erleichtern. Wie soll das funktionieren? Und warum macht die Urner Kantonalbank das überhaupt? Eine Einschätzung im heutigen Blog.
Finanzierungssituation von KMU in der Schweiz
Die Schweiz ist ein Land von vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU): Knapp 600’000 KMU stellen zwei Drittel aller Arbeitsplätze. Angesichts dieser wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung stellt sich die Frage: Wie leicht erhalten KMU Zugang zu notwendigem Kapital?
Um die Finanzierungssituation von Schweizer KMU zu analysieren, haben wir im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) im Frühjahr 2021 eine Befragung bei 2’712 Schweizer KMU durchgeführt. Auf den ersten Blick wirkt alles bestens: Die Banken lehnten lediglich 3 Prozent aller Kreditanträge (inkl. Hypotheken) von KMU ab. Das ist auch international ein vergleichsweise niedriger Wert, wenn man ihn beispielsweise mit der Ablehnungsquote im Euroraum im Jahr 2020 von 5 Prozent vergleicht. Zudem scheinen Schweizer KMU grundsätzlich zufrieden mit ihren Bankbeziehungen. Nur 1.4 Prozent der befragten KMU wechselten 2021 ihre Hausbank.
Viele «Entmutigte»
Alles gut somit? Nein, denn auf den zweiten Blick zeigt sich: Unter den Befragten gibt es eine grosse Gruppe von «entmutigten» Kreditnehmenden. Jedes zehnte KMU weist zwar einen Finanzierungsbedarf auf, beantragt aber aus diversen Gründen dennoch keinen Kredit. Überdurchschnittlich viele Entmutigte gibt es in der Westschweiz (15%), im Tessin (19%) sowie bei Kleinstfirmen (10%).
Die Gruppe der entmutigten Firmen ist insgesamt mehr als 60-mal so gross wie die Gruppe der KMU, die trotz eines Kreditantrags keinen Kredit erhalten haben. Bei einer Gesamtpopulation von 161’400 KMU in unserem Zielsegment der KMU mit mehr als zwei Mitarbeitenden gehören also schätzungsweise rund 16’000 Schweizer KMU in die Gruppe der entmutigten Firmen.
Warum haben diese entmutigten KMU trotz Finanzierungsbedarf keinen Bankkredit beantragt? Knapp vier von fünf in dieser Gruppe gaben als Grund an, die Banken stellten zu hohe Anforderungen an die geforderten Sicherheiten und Garantien. Mehr als jedes zweite entmutigte KMU beantragte keinen Kredit, weil es davon ausging, dass dieser von der Bank nicht bewilligt wird. Zwei Drittel bezeichneten den Kreditprozess als «zu mühsam». Trotz des damals tiefen Zinsumfeldes rechneten 57 Prozent der entmutigten Unternehmen mit zu hohen Kosten für den Kredit. 43 Prozent gaben an, dass sie einfachere und günstigere Alternativen für ihren Finanzierungsbedarf gefunden haben. Bei den Antworten waren Mehrfachnennungen möglich.
Kamuno: Eine neue Finanzierungsalternative für KMU mithilfe der Urner Kantonalbank
An dieser Stellt setzt Kamuno an, ein neu gegründetes Unternehmen, das kleinen und mittleren Unternehmen durch einen schlanken Kreditprozess den Zugang zu Finanzierungen erleichtern möchte. Kamuno hat das Ziel, auf einfache Art und Weise und mithilfe einer digitalisierten Finanzierungslösung Blanko-Kredite für KMU anzubieten.
Kamuno präsentiert sich als eigenständiges Unternehmen, das jedoch zur Urner Kantonalbank (UKB) gehört. Die UKB ist Refinanzierungspartnerin und Mehrheitseigentümerin. Diese Zugehörigkeit («Kamuno, ein Unternehmen der Urner Kantonalbank») soll das Vertrauen fördern und Seriosität vermitteln.
Zudem unterstreicht die räumliche Nähe – Kamuno hat ihre Räumlichkeiten im Dienstleistungsgebäude der UKB, einen Stock oberhalb der UKB-Büros– die enge Verbindung zur Kantonalbank.
Markteintritt und Zielgruppe
Kamuno wurde im März 2024 gegründet und beschäftigt derzeit 16 Mitarbeitende. Das Unternehmen richtet sich an KMU in der gesamten Schweiz, die einen Finanzierungsbedarf zwischen CHF 10’000 und CHF 250’000 haben – also primär Kleinst- und Gewerbebetriebe. Diese Kreditvolumen sind für Banken aufgrund der anfallenden Kosten und manueller Prozesse häufig nur schwierig profitabel zu gestalten.
Kamuno setzt auf neue Technologien und auf starke Netzwerkpartner wie die Swisscom oder die DAI Group. Ausserdem arbeitet Kamuno (nach eigenen Angaben) daran, die Lösung stetig zu verbessern und weitere Drittparteien zu integrieren, um KMU die bestmöglichen Finanzdienstleistungen zu bieten.
Der Prozess
Abbildung 1 zeigt den Prozess von Kamuno.

Abbildung 1: Kreditprozess Kamuno
Der grösstenteils digitalisierte Prozess besteht dabei aus mehreren Phasen:
- Rasche Ersteinschätzung
- Das Unternehmen gibt Grunddaten an wie zum Beispiel Alter (mind. 2 Jahre als Voraussetzung für Kreditfähigkeit), Umsatz, Gewinn und Verschuldung (siehe Abbildung 2).
- Kamuno liefert eine sofortige Einschätzung zur maximalen Kredithöhe sowie eine vorläufige Machbarkeitsbewertung (z.B. „Sieht gut aus“).

Abbildung 2: Notwendige Angaben für eine rasche Ersteinschätzung
- Detaillierte Unternehmensprüfung für ein unverbindliches Angebot
- Eingabe weiterer Unternehmensdaten, inkl. Branche und Unternehmensinformationen
- Mit der Entscheidung wird auch der Zinssatz zur Verfügung gestellt.
Der Zinssatz und ein verbindliches Angebot werden dem Unternehmen erst nach erfolgreicher Bewilligung angezeigt.
Warum wird dies so gehandhabt und nicht schon im ersten Schritt? Möglicherweise entstehen für Kamuno durch diesen Prozess Kosten, beispielsweise durch den Datenabgleich. Zudem könnte es dazu dienen, Wettbewerber daran zu hindern, das Rating und dadurch das Risikomodell sowie die Mechanismen des risikoadjustierten Pricings von Kamuno nachzuvollziehen.
- Antragstellung, Datenprüfung und Kreditvergabe
- Der vollständige Kreditantrag wird online durch das KMU eingereicht.
- Hochladen von Erfolgsrechnung und Bilanz der letzten beiden abgeschlossenen Geschäftsjahre durch das KMU.
- Die Prüfung der Kreditanfragen und Daten erfolgt anfangs noch bewusst mit manueller Unterstützung von Kamuno-Mitarbeitenden. Kamuno hat den Anspruch, ein datengetriebenes Unternehmen zu sein und verarbeitet Daten mithilfe von KI- und Machine-Learning-Algorithmen. Mit zunehmender Fallzahl lernt das System selbständig dazu, sodass der manuelle Aufwand schrittweise reduziert und Kreditentscheidungen immer schneller und direkter getroffen werden können. Dies ermöglicht eine effiziente Skalierung in diesem Kreditsegment.
- Gemäss Aussagen von Kamuno soll danach die finale Antwort für das KMU innerhalb von zwei bis drei Tagen erfolgen.
Die Kamuno AG ist eigenständige Tochtergesellschaft der Urner Kantonalbank. Der Vertragsabschluss erfolgt direkt zwischen dem Kreditnehmer und Kamuno. Auch die Kreditprüfung und -entscheidung liegt vollständig in der Verantwortung von Kamuno. Die Refinanzierung erfolgt aber über die Urner Kantonalbank.
Marketing- und Vertriebskonzept
Die Markteintrittsstrategie von Kamuno beinhaltet verschiedene Marketing- und Vertriebskanäle. Da klassisches B2C-Marketing aufgrund hoher Kosten für gezielte Online-Werbung mit relevanten Keywords schwierig ist, setzt Kamuno verstärkt auf alternative Ansätze. Ein wichtiger Fokus liegt auf B2B-Partnerschaften mit Treuhändern, Brokern und Anbietern von KMU-Dienstleistungen, die als Multiplikatoren fungieren und potenzielle Kreditnehmer gezielt ansprechen sollen.
Ergänzend dazu wird Kamuno seine Sichtbarkeit durch gezieltes Content-Marketing, Branchen-Events und digitale Kooperationen steigern, um Bekanntheit im KMU-Segment zu erlangen.
Warum macht das die Urner Kantonalbank?
Die Urner Kantonalbank, als regional tätige und eher kleine Kantonalbank, hat sich hier also an einem Unternehmen beteiligt, das auf digitale Weise Blankokredite an kleinere Unternehmen vergibt. Diese aus Sicht der Bank wichtige strategische Entscheidung ermöglicht der Bank den Eintritt in den (derzeit noch langsam) wachsenden Markt der digitalen Kreditvergabe, beschleunigt möglicherweise auch ihre eigene Digitalisierung und kann den schweizweiten Zugang zu KMU verbessern. Zudem kann die Bank ihr Kreditportfolio diversifizieren (geographisch aber auch nach Unternehmensgrösse) und neue Ertragsquellen erschliessen. Die entsprechende Kreditart ist für die UKB, wenn sie das selber machen würde, möglicherweise auch zu wenig profitabel.
Allerdings birgt dieser Schritt auch gewisse Risiken. Blankokredite an kleine Unternehmen sind tendenziell mit höheren Ausfallrisiken verbunden. Dazu kommt, dass über die Gruppe der entmutigten KMU nur wenig bekannt ist. Es ist möglich, dass bestehende historische Ausfallraten auf diese Gruppe nicht zutreffen. Zudem muss sich die Bank auch mit potenziellen Reputationsrisiken auseinandersetzen (z.B. bei Fraud-Fällen, welche durch die hohe Automatisierung passieren können; generell das Thema von ausserkantonalen Geschäften). Die Herausforderung besteht entsprechend darin, digitale Effizienz mit einer soliden Risikosteuerung (und natürlich innerhalb der Kreditpolitik-Richtlinien der UKB) zu verbinden, um nachhaltiges Wachstum zu sichern.
Fazit
Viele Kleinstfirmen sind entmutigt und stellen trotz Kapitalbedarf keinen Kreditantrag. Auch aus Bankensicht ist die Finanzierung kurzfristiger Liquiditätsbedarfe zwischen CHF 50’000 und 250’000 oft eher wenig attraktiv. Neben den im Vergleich zur Kreditsumme hohen Kosten und fehlenden Skaleneffekten erschwert zudem die aktuell angespanntere Refinanzierungssituation vieler Banken das Kreditgeschäft im Vergleich zu vor drei Jahren. Vor diesem Hintergrund könnte Kamuno in dieser Nische eine interessante Lösung bieten.
Eine zentrale Herausforderung für Kamuno besteht darin, Bekanntheit in einem KMU-Markt zu erlangen, der durch eher geringe Finanzkenntnisse geprägt ist. Klassisches Marketing ist in diesem Umfeld kostspielig, insbesondere bei der gezielten Nutzung relevanter Keywords – eine Schwierigkeit, mit der auch Crowdlending-Firmen konfrontiert sind. Als Vergleich: Der Schweizer Crowdlending Markt für KMU-Kredite erreichte nach vielen Jahren ein Volumen von rund CHF 132 Millionen im Jahr 2023 (vgl. Marketplace Lending Report 2024 Ob die geplanten alternativen Marketingstrategien ausreichen, um eine starke Marktposition aufzubauen, bleibt daher abzuwarten.
Letztlich wird der langfristige Erfolg massgeblich davon abhängen, wie effektiv Kamuno seine Sichtbarkeit steigert, Kunden gewinnt und gleichzeitig die Kreditabwicklung effizient und weitgehend automatisiert gestaltet.
PS: Das Jahr 2024 war ein aufregendes Jahr für die FinTech-Branche. Crypto-Assets konnten finanziell mehrheitlich überzeugen, während sich auf technologischer Ebene insbesondere Künstliche Intelligenz mit Large Language Models als dominierendes Thema etablierte. Doch wie werden sich diese Entwicklungen 2025 fortsetzen? Antworten auf diese und weitere Fragen liefern Expertinnen und Experten am IFZ FinTech Symposium am 12. März 2025. Details und Anmeldemöglichkeit finden Sie hier.
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17. Februar 2025
37% aller Hypothekar-Kunden sind offen für Zusammenarbeit mit Hypothekenvermittler
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Prof. Dr. Simon Amrein und Dr. Reto Rey
In der Schweiz werden Hypothekenvermittler zunehmend an Bedeutung gewinnen, auch wenn ihr Marktanteil aktuell noch bei rund 7 Prozent liegt. Besonders für Kundinnen und Kunden, die verschiedene Offerten vergleichen möchten, stellen sie eine interessante Option dar. Eine vom IFZ durchgeführte Umfrage zeigt, dass über ein Drittel der Hypothekarnehmerinnen und -nehmer grundsätzlich offen dafür ist, ihre Hypothek künftig über Vermittler abzuschliessen. In unserem heutigen Blog beleuchten wir, welche Personengruppen sich dies besonders gut vorstellen können und wer bereits jetzt Hypothekarvermittler nutzt.
In Ländern wie Deutschland und dem Vereinigten Königreich haben sich Hypothekenvermittler längst etabliert und spielen mit Marktanteilen von knapp 40 Prozent bzw. fast 70 Prozent eine zentrale Rolle im Finanzierungsprozess (vgl. verschiedene McKinsey Studien). B2C-Vermittler bieten einen unabhängigen Vergleich der Angebote verschiedener Banken und Versicherungen, was vielen Hypothekarnehmern ermöglicht, die optimale Finanzierungslösung zu finden. In der Schweiz hingegen hat der Marktanteil der Hypothekenvermittler 2023 stagniert respektive war möglicherweise sogar erstmals leicht rückläufig. Dennoch wird erwartet, dass Vermittler auch in der Schweiz mittelfristig eine wichtigere Rolle bei der Immobilienfinanzierung einnehmen werden. Aktuell setzen die meisten Hypothekarnehmer weiterhin auf traditionelle Banken.
Umfrage
Im Rahmen einer Bevölkerungsbefragung im Auftrag des IFZ der Hochschule Luzern wurde daher untersucht, ob und welche Hypothekarnehmer sich vorstellen können, ihre Hypothek künftig über einen Vermittler abzuschliessen – und welche Hypothekarnehmer dies bereits in der Vergangenheit getan haben. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von 1’382 in der Schweiz wohnhaften Personen im Alter von 20 bis 74 Jahren. Diese wurde im August 2024 online vom Marktforschungsinstitut GfK durchgeführt. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Teilnehmenden hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildung und Sprachregion die Bevölkerung in der Schweiz widerspiegeln.
Die wichtigsten Umfrage-Resultate
Ein erstes Ergebnis zeigt, dass 7 Prozent der befragten Eigenheimbesitzer ihren letzten Hypothekarabschluss über einen Vermittler getätigt haben – entweder vor Ort, telefonisch oder online. Dies umfasst sowohl traditionelle Vermittler als auch Online-Plattformen. Den Anteil von Hypotheken-Plattformen haben wir im Marketplace Lending Report per Ende 2023 auf etwa 3 bis 3.5 Prozent geschätzt (siehe hier). Ungefähr die Hälfe aller Abschlüsse würde somit auf Online-Plattformen entfallen.
Auffallend ist – aber infolge der eher geringen Stichprobengrösse mit Vorsicht zu geniessen –, dass insbesondere Personen mit höheren Einkommen und Vermögen häufiger über Vermittler abschliessen. Unterschiede zwischen den Alterskategorien sind hingegen nur marginal.

Abbildung 1: Hypothekarnehmer, die ihre Hypothek über einen Vermittler abgeschlossen haben
Abbildung 2 zeigt, dass 37 Prozent der Eigenheimbesitzer grundsätzlich offen für die Zusammenarbeit mit Vermittlern sind. Davon präferieren 9 Prozent einen möglichst digitalen Abschluss (z.B. wie beim Modell von Hypotheke.ch). Für 20 Prozent der (potenziellen) Kundinnen und Kunden ist jedoch ein persönlicher Kontakt entscheidend (z.B. wie im Modell von MoneyPark). Weitere 8 Prozent ziehen die Zusammenarbeit mit einem Hypothekenvermittler speziell bei der Verlängerung einer bestehenden Hypothek in Betracht.
Im Gegensatz dazu können sich 54 Prozent der Hypothekarnehmer nicht vorstellen, in Zukunft einen Hypothekenvermittler in Anspruch zu nehmen.

Abbildung 2: Künftiges Interesse an einem Hypothekenabschluss über einen Vermittler statt einer Bank
Am ehesten sind Männer, Stadtbewohner, jüngere Menschen sowie Menschen mit höherem Einkommen und Bildungsniveau bereit, (auch) zukünftig mit Hypothekenvermittlern zusammenzuarbeiten (vgl. Abbildung 3). Zudem sind tendenziell Kundinnen und Kunden mit einer Hauptbankbeziehung zu PostFinance und UBS etwas offener für die Zusammenarbeit mit Hypothekenvermittlern als die Kundschaft der Kantonalbanken.

Abbildung 3: Künftiges Interesse an einem Hypothekenabschluss über einen Vermittler nach verschiedenen demographischen Kriterien
Fazit
Diese Ergebnisse zeigen, dass sich viele Hypothekarnehmerinnen und -nehmer grundsätzlich für die Angebote von Hypothekenvermittlern interessieren. Obwohl der Marktanteil von Vermittlern bei Hypothekenabschlüssen in der Schweiz derzeit erst bei rund 7 Prozent liegt, nutzen bereits knapp 17 Prozent der Befragten Vermittler für den Zinsvergleich und als Informationsquelle. Ihre Rolle bei Abschlüssen bleibt aktuell also deutlich geringer als ihre Bedeutung im Entscheidungsprozess.
Wie stark könnte sich dies künftig verändern? Unsere Analysen aus der Retail-Banking-Studie 2024 zeigen, dass die Treue zur Hauptbank in der Schweiz weiterhin hoch ist. Um etwa 15 Prozent der aktuellen oder potenziellen Eigenheimbesitzer zu einem Wechsel zu bewegen, müssten die Angebote von Vermittlern – abhängig von der Ausgangssituation und der jeweiligen Kundengruppe – mindestens 40 bis 60 Basispunkte günstiger sein als die Offerten der Hausbank. Bei einem Abschlag von weniger als 40 Basispunkten könnten weniger als 5 Prozent der heutigen und künftigen Eigenheimbesitzer für einen Wechsel gewonnen werden. Bei einem Abschlag von 60-70 Basispunkten zeigte sich doch ein Drittel Wechselbereit (37%). Somit lässt sich zusammenfassen: Das Interesse von Kundinnen und Kunden an Informationen von Vermittlern in Form von Preisvergleichen ist ziemlich hoch. Die Angebote von Finanzierern müssen den potenziellen Kundinnen und Kunden aber deutliche Preisvorteile bieten, um auch tatsächlich angenommen zu werden.
Weitere Informationen zur IFZ Retail Banking Studie:
In einem Spezialteil zeigt die diesjährige «IFZ Retail Banking-Studie» wer von Wohneigentum träumt und wer es sich leisten kann. Zudem beleuchtet die Studie, weshalb welche Kundschaft die Hypotheken bei ihrer Bank und nicht bei einem Konkurrenten abgeschlossen hat. Ebenfalls wird die Preissensitivität untersucht und ob und weshalb Wohneigentümer ihre Immobilien nachhaltig renovieren. Zählt das grüne Gewissen oder der finanzielle Anreiz?
Die Studie kostet 290 Franken und kann unter ifz@hslu.ch bestellt werden. Sammelbestellungen kosten ab 3 Exemplaren CHF 240.- pro Exemplar, ab 5 Exemplaren CHF 190.- und ab 10 Exemplaren CHF 140.- CHF pro Exemplar. Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis.
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