9. Dezember 2021
Schon knapp die Hälfte der befragten Kunden in der DACH Region kann sich eine Interaktion mit ihrer Bank via Chat vorstellen. Das zeigt eine neue Studie des IFZ zum Thema „Conversational Banking“. Dabei fasziniert, wie die Akzeptanz von Conversional Instrumenten in den letzten Jahren zugenommen hat und in vielen Zielgruppen schon vor allem via WhatsApp und Facebook Messenger selbstverständlich geworden ist. Interessant ist bei solchen öffentlichen Medien, dass Kunden vor allem die passive Kommunikation bevorzugen, also von der Bank kontaktiert zu werden.
Geht es um die aktive Kommunikation mit der Bank, möchten Kunden vor allem über die bankeigenen Kanäle „Chat auf der Banken-Website“, „Chat im Mobile Banking“ und „Chat im E-Banking“ mit der Bank in Kontakt treten. Der Touchpoint „Chat im E-Banking“ ist hier in fast allen Zielgruppen der wichtigste, abgesehen von der Altergruppe zwischen 30 und 39 Jahren, in der klar das Mobile Banking dominiert.
Auch ist die passive Kommunikation über die bankeigenen Kanäle wesentlich akzeptierter als über die bekannten öffentlichen zumeist „sozialen“ Medien. Das gilt vor allem für berufstätige Männer. Eine niedrigere Akzeptanz weisen neben den eher „privaten“ Kanälen wie WhatsApp, Facebook Messenger, Signal oder Telegram auch die eher „Businessrelevanten“ Chatsysteme von Microsoft Teams oder LinkedIn auf.
Es erweist sich also gesamthaft als die beste aller Alternativen, Chat in bankeigenen Systemen zu implementieren. Da nach wie vor die Angst vor Sicherheitslücken die Nutzung von Chat stark beeinflusst, ist es wichtig, hier proaktiv den Chatkanal als „sichere Alternative“ zu positionieren und zu promoten.
Sehr interessant ist die Nutzung des Chats für Bestellung fehlender Dokumente bspw. im Kontext einer Steuererklärung. Auch die Abfrage des Kontostandes, Meldungen zu Änderungen von Adressen, Vollmachten oder Limiten oder Allgemeine Anfragen zum E- oder Mobile Banking können sich die Befragten schon per Chat vorstellen. Hingegen wird eine Kündigung eines Produktes oder Kundenbeziehung per Chat nicht als angemessen empfunden.
Ähnlich – aber mit wichtigen Unterschieden – zeigt sich die Akzeptanz von Chatbots im Banking. Dabei ist hier der Chatpartner ein Roboter, ein Bot. Je jünger Kunden sind, desto eher haben sie schon Erfahrungen mit Chatbots gemacht und vertrauen diesen im Hinblick auf die einfachste Anwendung: die korrekte und schnelle Abfrage des Kontostandes. Aber auch die Erledigung von Geldüberweisungen sowie die Bestellung fehlender Dokumente oder Karten sind ein valabler Usecase für einen Chatbot. Allgemeine Anfragen zum E- oder Mobile Banking können sich die Befragten auch noch vorstellen. Spannend ist hier, dass 41% der Kunden im Wissen, dass ihr Gesprächspartner eine Maschine ist, sich vorstellen können, die Bankbeziehung zu kündigen.
Besonders spannend für Banken ist die hohe Zustimmung zu einer Bankberatung für die Basisprodukte wie Kontolösungen oder Kreditkarten. Etwa 60% aller Befragten, die sich generell Dialoge mit der Bank per Chat vorstellen können , können sich auch eine solche Beratung vorstellen.
Diese Akzeptanz sinkt aber, betrachtet man Beratung via Chat für Anlageprodukte auf 42% und für Kreditprodukte sogar auf 35 %. Je jünger die Zielgruppe und je einfacher die Produkte, für die eine Beratung benötigt wird, desto mehr steigt die Akzeptanz. Etwas geringer als die Akzeptanz einer Beratung ist (naturgegeben) die Akzeptanz eines Abschlusses über den Chat. Die Wahrscheinlichkeit eines Abschlusses für Basisprodukte sinkt hier auf 55%, für Anlageprodukte auf 42% und für Hypothekarprodukte gar auf 31% über den Chat abzuschliessen, ist quasi nicht gegeben.
In Bezug auf die Nutzung von Voicechats ist anzumerken, dass sich diese Technologie am Anfang einer Entwicklung befindet. Gewöhnungseffekte spielen hier in der Nutzung eine hohe Rolle. Klar ist, dass der Usecase „beim Autofahren“ für die Nutzung solcher Technologien matchentscheidend wird. Für das Banking bedeutet das, Zugang zum Konto und vor allem zur Möglichkeit Geld zu transferieren auch über diesen Kanal zugänglich zu machen. Die deutsche Sparkassen sind hier beispielsweise schon einen Schritt weiter. Das erklärt auch die wesentlich höhere Akzeptanz der Sprachtechnologie bspw. über Amazon Alexa, Siri oder Google Assistant in Deutschland gegenüber bspw. der Schweiz.
Betrachtet man dieses Fazit können folgende Empfehlungen für Retailbanken abgeleitet werden:
Chats und vor allem Chatbots lassen sich nicht nur zur Kundenberatung oder zur Erledigung von allgemeinen Kundenanfragen einsetzen, sondern können auch zur Wissensvermittlung eingesetzt werden. Das Stichwort heisst hier Conversational Microlearning. So fangen erste Unternehmen bereits an, Ihre Mitarbeitenden mit Hilfe von kleinen Chat-Trainings zu schulen.
Weiter existieren bereits unzählige Forschungen, wie diese Chatbots zum Microlearning designt sein müssen und warum de Wissensvermittlung mit Chatbots sehr erfolgreich zu sein scheint.
Wer noch nie etwas von Conversational Microlearning gehört hat und es mal testen möchte, oder wer es nicht geschafft hat, die gesamte Studie zu lesen und sich dabei alle Inhalte zu merken, für den ist dieser Chatbot (bitte den QR-Code scannen) sicherlich ein super Einstieg in das Thema Conversational Microlearning und Conversational Banking.
Viel Spass beim Chatten.
Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden.
Wenn Sie noch mehr über das Thema Conversational Financial Services lernen wollen, dann ist das IFZ Seminar mit Sophie Hundertmark und Prof. Dr. Nils Hafner, sowie vielen weiteren Gastreferenten am 24. Mai 2022 (online) sicher das Richtige für Sie.
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