19. Dezember 2012

Allgemein,

Andere Retail Banking Institute,

Kundenorientierung,

Vertriebsmanagement

Das Sparschwein 2.0 der Migros Bank – eine innovative Idee im Retail Banking

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Noch immer ist das herkömmliche Sparschwein aus Porzellan aus vielen Schweizer Haushalten nicht wegzudenken. Die Migros Bank versucht nun, ein Sparschwein im Zeitalter von Web 2.0 zu kreieren und transformiert so das gute alte Sparschwein  – nach Vorbild von ähnlichen Angeboten aus den USA oder Australien – in die moderne Welt der Social Media (sozusagen das Sparschwein 2.0). Dank der neuen Web-Plattform mit dem Namen „Migipig“ wurde im November das erste Online-Sparschwein in der Schweiz lanciert. Die Idee dahinter ist simpel. Wie das traditionelle Sparschwein soll auch dieses Sparschwein Wünsche erfüllen und es bietet dafür verschiedene Möglichkeiten an: eine Wunschliste, ein Online-Sparkonto sowie eine Plattform, um seine Freunde für seine Sparziele zu gewinnen. Die Migros Bank verbindet dadurch  auf eine innovative Art Internet Banking und Social Media: Auf der Online-Plattform Migipig kann sich der Sparer mit Freunden und Verwandten vernetzen. Das eigene Netzwerk soll helfen, die Realisierung des eigenen Sparziels voranzutreiben. Auf der Facebook-Seite erhält man einen Einblick in die Migipig-Welt.

Abbildung: Das Migipig-Prinzip

Migipig ist kostenlos. Es werden weder Kontoführungsgebühren noch Kartengebühren erhoben. Pro Jahr können 12 kostenlose Bezüge vom Migipig-Sparkonto getätigt werden. Das Guthaben wird während der Spardauer mit ziemlich attraktiven 0,3% (Sparkonto) beziehungsweise 1,5% (Jugendsparkonto) verzinst. Die persönlichen Sparziele können via Social Media mit Freunden und Bekannten geteilt werden. Ebenso hat Migipig verschiedene Partner, welche Rabatte und Gutscheine für diverse Wünsche ermöglichen. Wenig überraschend stammen diese Angebote anderer Unternehmen ebenfalls aus der Migros-Gruppe (z.B. Micasa, M Electronics, Interio oder Sport XXX).

Crowdfunding-Idee?

Das Prinzip erinnert grundsätzlich an die Idee von Crowdfunding. Das Geld wird aber auf einem Migipig-Konto verzinst und private Freunde sollen helfen, einen Wunsch, ein Projekt oder einen Kauf zu verwirklichen. Für die Ziele der Migipig-Sparer werden also nur Personen angesprochen, die der Sparer persönlich kennt. Es gibt keine anonymen Spenden. Zudem ist Migipig im Gegensatz zu Crowdfunding kostenlos. Der Nutzer bezahlt keine Gebühr wie beim Crowdfunding, sondern das Geld wird gar verzinst. Beworben wird Migipig unkonventionell und knallig – sicherlich untypisch für Retail Banken. Aber der Weg, im Bereich des Retail Bankings einmal etwas anderes, neuartiges auszuprobieren, ist begrüssenswert und interessant. Innovative Produkte und Ideen sind im hartumkämpften Retail Banking Markt immer ein Plus.

Bisherige Entwicklung

Im ersten Monat seit der Lancierung hatte die Migipig-Homepage 56‘900 Hits. Die Sparziele sind sehr unterschiedlich und reichen vom 3D-TV (für CHF 1‘000), einem Dissertationsprojekt (CHF 150‘000) bis hin zur Realisierung des ersten Buches (CHF 10‘000). Ein besonders kreativer Benutzer wünscht sich 1 Mio CHF: Mit diesem Geld möchte er sich einen Fluxkompensator basteln, zurück ins Jahr 1986 zurückfliegen und dort seine Liebeserklärung (mit später teuren Folgekosten) zurücknehmen…

Erfolgshürden

Eine mögliche Hürde für den Erfolg des Projekts bildet der Konto-Eröffungsprozess. Auch bei Migipig müssen die Kunden, wie bei jedem Konto, mit den ausgefüllten Eröffnungsdokumenten und einem amtlichen Ausweis bei einer Migros-Geschäftsstelle vorbeigehen. Ob sich dieser Aufwand für ein kleines Migipig-Projekt lohnt, ist fraglich. Ebenso ist fraglich, ob die Schweizerinnen und Schweizer schon heute für ein solches Produkt im Bereich Social Media und Banking empfänglich sind. Dies zu testen ist aber sehr spannend. Ob das Projekt Migipig jemals profitabel sein wird, ist schwierig abzuschätzen und eher zu bezweifeln. Der Marketing-Effekt von solchen Ideen ist aber auf alle Fälle nicht zu unterschätzen.

Kommentare

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.

Pin It on Pinterest