21. September 2015
Die meisten Marktteilnehmer bezeichnen den Konsumkreditmarkt als gesättigt. Interessant ist vor diesem Hintergrund der Einstieg der Valora Gruppe, welche in Zusammenarbeit mit der Glarner Kantonalbank mit dem Online Kredit bob money in diesen Markt eindringen möchte. Im nachfolgenden Blogartikel zeige ich die wichtigsten Merkmale dieses neuen Players auf.
Das Unternehmen
Die Valora Gruppe hat im April 2015 die Valora Labs gegründet, um ihre Ambitionen im Bereich digitaler Dienstleistungen und Produkte weiter zu forcieren. Das erste Resultat dieser Strategie war die Gründung der bob Finance AG, welche neue Online Financial Services im Schweizer Markt anbietet. Das Start-up ist eine 100%-ige Tochtergesellschaft der Valora Gruppe und hat derzeit 15 Mitarbeiter. Die bob Finance wurde nicht zuletzt vor dem Hintergrund gegründet, dass die bereits von der Valora Gruppe angebotenen Finanzdienstleistungen, wie die im Jahr 2011 lancierte Geldtransfer-Service MoneyGram oder auch Prepaid-Kreditkarten, offenbar ein Bedürfnis von Kiosk-Besuchern decken. Mit dem Produkt bob money wurde nun in einem ersten Schritt auch ein Angebot im Konsumkreditmarkt lanciert.
Stärken des Modells:
Valora-Kioske haben über 900‘000 Kundenkontakte pro Tag. Das dichte Kiosknetz bietet natürlich eine hervorragende Ausgangslage, um auf das neue Angebot aufmerksam zu machen. Die rund 1’000 Verkaufsstellen in der ganzen Schweiz nutzt Valora aber nicht als Vertriebs-, sondern nur als Marketingkanal. Neben der Vermarktung am Kiosk wird das neue Angebot ausschliesslich online vermarktet.
Da bob Finance auf ein Filialnetz verzichtet und die Prozesse (z.B. Bonitäts- und Adressprüfung) weitgehend automatisiert sind, sollten auch die Preise sehr tief sein. Tatsächlich schlagen sich mögliche Effizienzvorteile gegenüber der Konkurrenz in ziemlich günstigen Zinskonditionen nieder. Der fixe Jahreszins liegt derzeit bei 8.9 Prozent. Es gibt aber auch Anbieter die für Kreditnehmer mit guten Ratings deutlich bessere Zinssätze anbieten.
Aus Kundensicht ist positiv, dass man umgehend einen verbindlichen Kreditentscheid erhält (zudem ist der Zinssatz ja bereits definiert, da alle Kreditnehmer 8.9 Prozent bezahlen). Dieser Entscheid gilt natürlich nur dann, wenn die im Nachhinein eingereichten Dokumente auch den angegebenen Informationen entsprechen. Diese schnelle Zusage ist aber sicherlich eine der Stärken des Modells.
bob money hat auch eine gute mobile Lösung. Derzeit werden in etwa 30% der Anfragen über mobile Geräte eingereicht, während 70% über den Desktop laufen. Die bob Finance bietet auch persönliche Beratung an. Das Customer Service Center unterstützt den Kunden bei der Auftragserfassung oder steht bei Fragen oder Unklarheiten dem Kunden zur Seite.ney
Als Refinanzierungspartner für die Kredite konnte man die Glarner Kantonalbank gewinnen. Die Kosten der Kreditausfälle werden entsprechend wohl zwischen der Glarner Kantonalbank und der Valora Gruppe anhand eines bestimmten Schlüssels aufgeteilt. Wichtig zu wissen ist auch, dass bob Finance im Gegensatz zu Aussagen in einigen Medienberichten keine Banklizenz braucht und die Glarner Kantonalbank daher in erster Linie als Refinanzierungspartner und nicht als „Lizenzgeber“ benötigt wird.
Offene Fragen
Fazit
Auch Hilmar Scheel, CEO von bob Finance, geht davon aus, dass der Konsumkreditmarkt in der Schweiz eher stagnieren wird. Insofern begibt sich bob Finance in einen Markt, der sich über einen Verdrängungskampf auszeichnet. Erwartet hatte man in der Branche eher, dass neue Konkurrenten aus dem Bereich Crowdlending entstehen (z.B. Cashare, CreditGate24). Insofern wurden verschiedene Marktplayer von diesem Schritt überrascht. Man darf gespannt sein, wie sich bob Finance entwickeln wird. Der Start von bob money verlief gemäss eigenen Aussagen bisher positiv.
Kommentare
2 Kommentare
Laurent Gross
23. September 2015
Das ist ein sehr interessantes Konzept, in Ungarn hat man sowas staatlich umgesetz :(
Hansjörg Leichsenring
21. September 2015
Ein bemerkenswertes Konzept, das jedoch nur in Ländern funktioniert, in denen Kioske zentral gemanaged werden. In Deutschland gab es mal ähnliche Versuche von Tschibo. In meinem letzten Schweiz Urlaub habe ich mich darüber mal mit einer Kiosk-Leiterin unterhalten. Sie schilderte mir auch die Probleme mit solchen Gemischtwaren-Konzepten: Der Mensch am Tresen muss noch halbwegs über das Bescheid wissen, was er da tun und verkaufen soll und das ist gerade in Vertriebseinheiten mit einem oder zwei Mitarbeitern extrem schwierig zu gewährleisten. Beste Grüße Hansjörg Leichsenring http://www.der-bank-blog.de
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.