23. Juni 2025
Mit dem wachsenden Interesse an Kryptowährungen öffnen auch Schweizer Banken ihre Türen für digitale Vermögenswerte. PostFinance ermöglicht ihrer Kundschaft nicht nur den Handel mit Bitcoin, Ethereum und 14 weiteren Kryptowährungen, sondern bietet auch Ethereum-Staking direkt im E-Finance und in der PostFinance App an – eine Art „Zins auf Ether“. In diesem Beitrag zeige ich, welche Kundengruppen bei PostFinance besonders aktiv in Krypto investieren, in welchen Kantonen überdurchschnittlich viele Nutzerinnen und Nutzer Kryptowährungen über PostFinance handeln, und welche Coins aktuell am beliebtesten sind. Erstmals liegen zudem konkrete Daten zur Nutzung des ETH-Staking bei PostFinance vor.
Für den folgenden Blog habe ich verschiedene Daten von PostFinance erhalten.
In diesen Kantonen hat PostFinance am meisten Kundinnen und Kunden
Eine erste Auswertung der PostFinance-Kundschaft nach Regionen zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Anteilen der Krypto-Investorinnen und -investoren und den tatsächlichen Bevölkerungsanteilen der Schweizer Kantone (vgl. Abbildung 1).
Besonders auffällig ist die Überrepräsentation einiger Kantone: So stammt beispielsweise ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Nutzerinnen und Nutzer aus dem Kanton Zürich, der mit 22 Prozent vertreten ist, obwohl er «nur» rund 18 Prozent der Schweizer Bevölkerung ausmacht. Auch der Kanton Bern ist mit 17.3 Prozent deutlich überrepräsentiert (tatsächlich ca. 12 Prozent), ebenso wie der Aargau mit einem Anteil von 8.8 Prozent gegenüber einem Bevölkerungsanteil von rund 8.1 Prozent. Solothurn liegt ebenfalls leicht über dem Erwartungswert.
Demgegenüber sind andere bevölkerungsreiche Kantone wie St. Gallen und Luzern in der Erhebung untervertreten. St. Gallen macht in der Auswertung nur 4.2 Prozent aus, obwohl der Kanton rund 7.1 Prozent der Gesamtbevölkerung stellt. Luzern ist mit 3.9 Prozent vertreten, was ebenfalls unter dem tatsächlichen Anteil von etwa 5 Prozent liegt. Auch die Westschweizer Kantone Waadt sowie Wallis, Thurgau und Zug sind leicht unterrepräsentiert. Dagegen entsprechen die Anteile für die Kantone Genf, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Freiburg und Tessin in etwa ihren tatsächlichen Bevölkerungsanteilen.
Abbildung 1: Anteil Kryptokundschaft nach Kanton (Quelle: PostFinance)
Abbildung 2 zeigt die Alterspyramide der Kryptokundschaft von PostFinance nach Geschlecht und Alter. Auf der linken Seite sind weibliche, auf der rechten Seite männliche Kundinnen und Kunden dargestellt.
Die Grafik zeigt, wie erwartet, eine deutlich ungleiche Verteilung der Kryptokundschaft nach Geschlecht und Alter. Männer sind in sämtlichen Altersgruppen deutlich häufiger in Kryptoanlagen investiert als Frauen. Die grösste Investorengruppe bilden Männer im Alter zwischen etwa 30 und 45 Jahren. Frauen sind über alle Altersklassen hinweg deutlich seltener vertreten, auch wenn sich der Altersverlauf ihrer Verteilung in Teilen demjenigen der Männer ähnelt. Erst ab etwa 65 Jahren nähert sich das Geschlechterverhältnis etwas an – allerdings bleiben Männer auch in dieser Altersgruppe in der Überzahl. Insgesamt ist ab einem Alter von rund 60 Jahren bei beiden Geschlechtern ein deutlicher Rückgang der Kryptonutzung zu beobachten. Die zentralen Erkenntnisse decken sich mit den Ergebnissen unserer gemeinsam mit PostFinance durchgeführten Studie zu Kryptoanlagen in der Schweiz.
Abbildung 2: Altersverteilung Kundschaft PostFinance (Quelle: PostFinance)
Abbildung 3 zeigt die monatliche Entwicklung der Anzahl Krypto-Trades bei PostFinance im Zeitraum von April 2024 bis März 2025, unterteilt in Käufe und Verkäufe. Zwischen April und Oktober 2024 bewegte sich die Handelsaktivität auf einem vergleichsweise konstanten Niveau, wobei jeweils deutlich mehr Käufe als Verkäufe registriert wurden. Die Zahl der monatlichen Transaktionen lag in dieser Phase meist unter 20’000.
Ab November 2024 ist ein sprunghafter Anstieg der Handelsaktivität erkennbar. Die Anzahl Käufe stieg in diesem Monat auf rund 29’000, die Verkäufe auf über 12’000. Im Dezember erreichte das Handelsvolumen mit über 49’000 Trades einen Höchstwert, wobei rund drei Viertel auf Käufe entfielen. Diese Entwicklung fällt zeitlich mit einer Aufwärtsbewegung an den Kryptomärkten zusammen – insbesondere Bitcoin und andere grosse Coins verzeichneten in dieser Phase deutliche Kursgewinne.
Zu Beginn des Jahres 2025 ging das Handelsvolumen wieder zurück, blieb aber mit monatlich rund 22’000 bis 31’000 Trades auf einem im Vergleich zum Sommer deutlich höheren Niveau. Der Rückgang im März ist wahrscheinlich auf die im ersten Quartal 2025 einsetzende Preiskorrektur und die allgemein rückläufige Marktstimmung zurückzuführen.
Abbildung 3: Anzahl Trades bei PostFinance (Quelle: PostFinance)
PostFinance bietet ihrer Kundschaft aktuell den Handel mit 16 verschiedenen Kryptowährungen an. Das Handelsvolumen verteilt sich jedoch sehr ungleich auf diese Coins, wie Abbildung 4 zeigt. Mit Abstand am häufigsten gehandelt wird Bitcoin, der mit einem Anteil von 35 Prozent das Portfolio der Kundinnen und Kunden klar dominiert. An zweiter Stelle folgt Ripple mit 23 Prozent, während Ether (Ethereum), trotz seiner grossen Bedeutung im globalen Kryptomarkt, mit lediglich 11 Prozent nur den dritten Platz einnimmt.
Auch Solana (10%) und Cardano (6%) weisen noch eine gewisse Relevanz auf. Die übrigen Coins wie Chainlink, Aave, Polygon oder Litecoin machen jeweils nur einen kleinen Anteil des gesamten Handelsvolumens aus.
Besonders auffällig ist die vergleichsweise geringe Bedeutung von Ether im Kundenportfolio. Dies erstaunt auf den ersten Blick insofern, als dass Ethereum im Gegensatz zu Bitcoin stakingfähig ist – die PostFinance-Kundschaft kann also zusätzlich vom sogenannten Staking profitieren und dadurch eine Art „Zinsertrag“ erzielen. Auf der anderen Seite hat der Ether in den vergangenen Monaten verhältnismässig mehr an Wert verloren als andere Coins.
Abbildung 4: Handelsvolumen in CHF nach Coins bei PostFinance (Quelle: PostFinance)
Staking bei PostFinance
Ethereum nutzt seit der Umstellung auf Proof of Stake (PoS) im Jahr 2022 keinen energieintensiven Mining-Prozess mehr (Proof of Work), sondern setzt auf Staking zur Sicherung des Netzwerks. Dabei übernehmen sogenannte Validatoren die Aufgabe, Transaktionen zu verifizieren und neue Blöcke zur Blockchain hinzuzufügen. Staking bedeutet konkret, dass man eine bestimmte Menge an ETH (Ether) als Sicherheit im Ethereum-Netzwerk hinterlegt (blockiert). Dafür erhält man im Gegenzug regelmässige Staking-Belohnungen – in Form von neuen ETH. Die Rendite für PostFinance-Kundinnen und -kunden liegt derzeit (Mai 2025) bei rund 3% pro Jahr.
PostFinance bietet Staking-as-a-Service sowie den Kryptohandel in Zusammenarbeit mit der Sygnum Bank an. Kundinnen und Kunden können direkt im E-Finance und in der PostFinance App Ethereum (ETH) kaufen und bereits ab einem Mindestbetrag von 0.1 ETH (derzeit ca. CHF 150) mit wenigen Klicks staken. Die technische Abwicklung und der Betrieb der Validatoren erfolgen durch Sygnum. Die dabei generierten Staking-Belohnungen werden dem Kundenkonto regelmässig gutgeschrieben – vergleichbar mit einer Art «Zins» auf die hinterlegten Ether.
Ein Nachteil des Stakings besteht darin, dass die hinterlegten ETH während der Laufzeit eingefroren sind. Bei PostFinance können gestakte ETH erst nach Ablauf einer Unstaking-Periode von 12 Wochen wieder verkauft werden. In dieser Zeit bleiben die Coins blockiert und sind nicht handelbar. Das grösste Risiko besteht somit darin, dass sich der Marktpreis während der Sperrfrist negativ entwickelt – also zum Zeitpunkt der Freigabe niedriger ist als beim Einstieg.
Darüber hinaus besteht ein technisches Risiko: Bei Fehlverhalten eines Validator-Nodes können gestakte ETH oder Staking-Belohnungen ganz oder teilweise verloren gehen. Dieses Risiko ist jedoch bei PostFinance und ihrem Partner Sygnum aufgrund der professionellen Infrastruktur und der hohen regulatorischen Anforderungen als systemrelevante Bank als sehr gering einzustufen.
Bei PostFinance scheint das Staking-Angebot bisher auf guten Anklang zu stossen: Per 31. März 2025 wurden rund 22% des ETH-Bestands der Kund:innen gestakt. Dass bereits über ein Fünftel der gehaltenen Ether in kurzer Zeit ins Staking überführt wurden, ist aus meiner Sicht ziemlich beachtlich und zeugt von Vertrauen sowie einer gewissen Krypto-Affinität innerhalb der Kundschaft. Zum Vergleich: Der Gesamtanteil der gestakten ETH im Ethereum-Netzwerk liegt derzeit bei etwa 28 %.
Fazit
PostFinance ist eine klassische Retailbank für alle Schweizerinnen und Schweizer. Mit 2.4 Millionen Kundinnen und Kunden repräsentiert sie damit auch einen breiten Querschnitt der Bevölkerung.
Sind die bisherigen Resultate des neuen Krypto-Angebots nun als Erfolg zu werten? Aus meiner Sicht bewegen sich die Resultate im Rahmen der Erwartungen. Gemäss Alexander Thoma, Head of Digital Assets bei PostFinance, wurden die intern gesteckten Ziele sogar übertroffen.
Der erfolgreiche Start zeigt, dass auch in der Breite der Schweizer Bevölkerung ein echtes Bedürfnis nach Krypto-Produkten besteht. Dies deckt sich mit den Ergebnissen unserer Studie, wonach bereits 11 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Kryptowährungen besitzen – und hochgerechnet gut 250’000 weitere Personen sich vorstellen können, künftig in digitale Vermögenswerte zu investieren.
Nicht zuletzt bietet das Krypto-Angebot für PostFinance die Chance, sich stärker als Anlagebank zu positionieren und zusätzliche Ertragskanäle zu erschliessen.
PS: Gerne verweise ich auch auf den PostFinance Podcast zur Krypto-Studie, den ich gemeinsam mit Alex Thoma aufgenommen habe.
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