5. November 2018

Allgemein,

Digitalisierung,

Mobile Payment

Mobile Payment Studie 2018: Neue Meilensteine in der Entwicklung des Mobile Payments in der Schweiz

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Dr. Reto Rey

Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern hat die Nutzung von Mobile Payment in der Schweiz mittels einer Studie analysiert. Neben verschiedenen Daten der Schweizerischen Nationalbank und dem Bundesamt für Statistik konnte mittels anonymisierten Daten von Twint ein vertieftes Bild über die Nutzung von Mobile Payment in den verschiedenen Anwendungsbereichen und Landesteilen gemacht werden. In der vorliegenden Studie wird anhand von Daten der Schweizer Bezahl-App Twint die aktuelle Verbreitung sowie die Entwicklung der Nutzung über die vergangenen Monate analysiert.

Derzeit ist Bargeld in der Schweiz noch immer sehr beliebt. Nahezu 70 Prozent aller Transaktionen werden schätzungsweise nach wie vor mit Bargeld abgewickelt. Es kann auch festgestellt werden, dass sich in der Schweiz die Gewohnheiten der Bevölkerung lange Zeit verhältnismässig langsam angepasst haben. Insbesondere seit der Einführung von kontaktlosen Kartenzahlungen im Jahr 2014 hat sich das Transaktions-Wachstum der Kartenzahlungen aber merklich beschleunigt. Diese Entwicklung zeigt, dass sich auch die Schweizer bezüglich ihrer Zahlungsgewohnheiten anpassen, wenn ein offensichtlicher Zusatznutzen (z.B. in der Form von Zeitersparnis) vorhanden ist. Es stellt sich in diesem Zusammenhang daher auch die Frage, ob und wie sich das mobile Bezahlen in der Schweiz bislang entwickelt hat und weiter entwickeln wird.

Eindrückliche Wachstumszahlen im Markt für Mobile Payment

Im Markt für Mobile Payment sind eindrückliche Wachstumszahlen feststellbar. So zählt zum Zeitpunkt der Publikation dieser Studie der Schweizer Marktführer Twint bereits über eine Million registrierte Nutzer. Bei der Kundenstruktur zeigt sich, dass Mobile Payment derzeit überproportional stark von Männern genutzt wird, was ein typisches Phänomen des Adaptions-Verhaltens bei technologischen Innovationen ist. Zwar hat der Anteil weiblicher Nutzer innerhalb von acht Monaten um acht Prozentpunkte zugelegt, doch noch immer sind lediglich 34 Prozent aller Mobile Payment Nutzer weiblich. In Bezug auf das Alter wird ersichtlich, dass Mobile Payment nicht ausschliesslich ein Thema für junge Nutzer ist (vgl. Abbildung 1). Die Gruppe der 20 bis 40-jährigen ist gemessen an der Demografie der Schweizer Wohnbevölkerung klar überdurchschnittlich vertreten. Während diese Gruppe gut einen Viertel der ständigen Wohnbevölkerung per 2016 ausmachen, vertreten sie nahezu die Hälfte der registrierten Twint Nutzer. Die derzeit wichtigste Nutzergruppe ist zwischen 30 und 40 Jahre alt (Anteil von 26 Prozent). Rund 7 Prozent der registrierten Twint-Nutzer sind älter als 60 Jahre.

Abbildung 1: Verteilung der registrierten Twint-Nutzer und der Wohnbevölkerung (ab 15 Jahren) nach Alterskategorie

Wie oben erwähnt, haben sich in der Zwischenzeit bereits über eine Million Personen bei Twint registriert. Zählt man in der Schweizer Bevölkerung von den gut 8.4 Millionen Einwohnern die rund 1.4 Millionen Personen ab, die derzeit unter 15 Jahre alt sind, so hat Twint in Bezug auf die Registrierungen einen Marktanteil von 13.1 Prozent. Gleichzeitig gilt es zu berücksichtigen, dass ein beträchtlicher Anteil der registrierten Nutzer eher inaktiv ist. Rund ein Drittel hat in den ersten zehn Monaten 2018 keine Transaktion getätigt. Knapp ein Fünftel aller registrierten Nutzer hat in den ersten zehn Monaten 2018 erst eine Transaktion über Twint getätigt. Am häufigsten waren die gelegentlichen Nutzer, welche zwei bis fünf Transaktionen tätigten (31%). Ein Drittel aller Nutzer hatte im 2018 mehr als einmal monatlich Twint benutzt.

Twint-Transaktionen können in drei Anwendungsbereiche eingeteilt werden: Überweisungen von einem Nutzer zu einem Anderen (P2P), Zahlungen am Verkaufspunkt (POS) sowie E-Commerce. Die durchschnittlichen Beträge variieren dabei in Abhängigkeit des Anwendungsfalles sehr stark. Während am Point of Sale im Schnitt Transaktionen in der Höhe von CHF 28 getätigt werden, liegen diese im Bereich der Peer-to-Peer Überweisungen (CHF 78) respektive im Bereich E-Commerce (inkl. M-Commerce, also Käufe in Online-Shops über ein mobiles Gerät) deutlich höher (CHF 117). In den letzten Monaten blieben diese Durchschnittswerte stabil, wie Abbildung 2 aufzeigt.

Abbildung 2: Durchschnittsbetrag nach Transaktionskategorie

Derzeit werden monatlich über 1 Million Transaktionen via Twint ausgelöst. Dies entspricht in Bezug auf die gesamte Anzahl Transaktionen einem Marktanteil von schätzungsweise 0.3 Prozent. Wertmässig betrug der Umsatz im Oktober 2018 rund CHF 65 Millionen, was einem Anteil von schätzungsweise 0.46 Prozent des ganzen Zahlungsmarktes entspricht. Die Entwicklung der monatlichen Anzahl an Transaktionen ist in Abbildung 3 ersichtlich.

Abbildung 3: Anzahl Transaktionen (links) und Transaktionsvolumen (rechts) nach Monat und Anwendungsfall

Die Werte scheinen auf den ersten Blick klein, bewegen sich aber in einem ähnlichen Rahmen wie die vor zwei Jahren kontaktlos ausgeführten Debitkartenzahlungen. In der Unterkategorie E-Commerce liegt der Marktanteil von Twint bei bereits rund 1.76 Prozent. Damit ist Twint sowohl in Bezug auf das Volumen als auch in Bezug auf die Anzahl Transaktionen der in der Schweiz wichtigste Mobile Payment Anbieter.

Daten anderer Anbieter wie Apple Pay, Paypal und Samsung Pay sind derzeit leider nicht verfügbar. Gemäss verschiedener, indikativer Informationen einzelner Marktteilnehmer kann aber davon ausgegangen werden, dass Twint ein in etwa doppelt so hohes Volumen aufweist wie Apple Pay und Samsung Pay zusammen. Paypal gibt an, in der Schweiz 1 Million Nutzer zu haben. Diese nutzen das Angebot aber in erster Linie für den in Bezug auf die Anzahl Transaktionen noch etwas kleineren Bereich des E-Commerce (und wohl weniger für den P2P-Bereich). Entsprechend schätzen wir, dass derzeit monatlich in etwa 1.75 Millionen Transaktionen über mobile Bezahlmittel (im engeren Sinn) ausgelöst werden (1.02 Mio. über Twint, 0.73 Mio. über weitere Anbieter). Dies entspricht in Bezug auf die Anzahl Transaktionen einem Marktanteil von rund 0.5 Prozent. Nicht berücksichtigt bei diesen Berechnungen sind In-App-Käufe wie zum Beispiel der Kauf von Tickets bei der SBB über das mobile Endgerät.

Grosse regionale Unterschiede

Erwartungsgemäss ist die Anzahl der Verkaufsstellen, welche Twint anbieten, in den bevölkerungsreichen Kantonen wie Zürich, Bern und Waadt am höchsten. Gleichzeitig wird aber ersichtlich, dass die neue Bezahlmöglichkeiten am POS via Mobile Payment in den verschiedenen Regionen bislang unterschiedlich adaptiert wurde. Setzt man die Transaktionen ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl pro MS-Region, wird ersichtlich, dass die MS-Region Burgdorf die höchste Durchdringung (gemessen mit der Anzahl Twint-Transaktionen pro Einwohner) aufweist. Ebenfalls in den Top 5 Regionen befinden sich die Bündner MS-Regionen Davos und Chur sowie die beiden Städte Zürich und Bern.

Abbildung 4: Anzahl Transaktionen pro Einwohner über 12 Monate, nach Region

Ausblick

Die Adoptionsgeschwindigkeit von Innovationen im Bereich des Bezahlens verläuft vor allem in der Anfangsphase eigentlich immer sehr langsam. Dass die Marktentwicklung von Mobile Payment in der Schweiz teilweise belächelt wurde, hängt primär mit überhöhten Erwartungen zusammen. Über die weitere Entwicklung von Mobile Payment entscheiden nun vor allem die Konsumentinnen und Konsumenten als Nachfrager sowie die Händler als Anbieter an der Verkaufsstelle. Wird die vergangene Entwicklung von kontaktlosen Kartenzahlungen im Vergleich zu den gesamten Debit- und Kreditkartenzahlungen am POS auf den Mobile Payment Markt extrapoliert, würden anfangs 2020 monatlich in etwa 5.7 Millionen Transaktionen via Twint getätigt. Dies würde in Bezug auf die Anzahl der Gesamttransaktionen einem «Marktanteil» von rund 1.58 Prozent entsprechen.

Wichtig ist auch, dass es den Mobile Payment Anbietern einerseits gelingt, Kunden und Händlern den vorhandenen Mehrwert der bestehenden Anwendungsfälle gegenüber traditionellen Lösungen aufzuzeigen. Andererseits wäre es wünschenswert, wenn die Lancierung weiterer spannender Use Cases vorangetrieben würde (z.B. das Bezahlen an der Parkuhr, das Bezahlen des Pizzakuriers, oder ein Sofortkauf Button im E-Commerce). Je schneller und besser die Produkte weiterentwickelt werden und je höher der Mehrwert für die Nutzer ist, desto rascher wird der Adaptionsprozess erfolgen.

Mobile Payment Studie – 2018

Kommentare

4 Kommentare

Maya

6. November 2018

Vielen Dank für die Ergänzung. Ich habe mir, um annähernd ein realitätsgetreues Modell zu erhalten vorgestellt, dass jeder ~7 in einem vollen SBB Zugabteil am Morgen sicher nicht Twint hat/haben kann. (unabhängig der technischen Mindestvoraussetzungen der Twint-App, welches die Schweizer-Mobilfunkmarkt-User sicher nicht alle erfüllen können.) Oder anders gefragt, warum braucht/registriert jeder ~7 Twint, wenn man für allfälliges bezahlen [1] auch mit Kreditkarte/Maestro kontaktlos zahlen kann ("einfaches Kundenbedürfnis"), zusätzlich zu der Konkurrenz [2] (geschweige die zukünftige massenadaptierung der möglichen Kryptowährungen). Ich hoffe, du kannst meine Zweifel, bzw. kritische Auffassung dieser Zahlen nachvollziehen. (Hatte man gesagt, jeder ~7 benützt den eidgenossischen hypothetisch digitalen "E-Franken" via App, klänge das plausibler) --- [1] "Die kostenlose Applikation ermöglicht bargeldloses Bezahlen an Kassen, Automaten, in Online- und App-Shops und zwischen Nutzern. " Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Twint. 06.2018. [2] https://en.wikipedia.org/wiki/Comparison_of_payment_systems

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Maya

6. November 2018

Dazu passend: mutmasslicher Boykott mobiler Bezahllösungen, 15. November 2018: • Weko wirft Schweizer Grossbanken Boykott von Apple und Samsung Pay vor http://finews.ch/news/banken/34115 • WEKO eröffnet Untersuchung gegen Schweizer Finanzinstitute http://admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-72928.html

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Maya

5. November 2018

"...Schweizer Marktführer Twint bereits über eine Million registrierte Nutzer. [..]" Das heisst, jede 7. Person in der Schweiz mit einem Schweizer Bankkonto hat sich bei Twint registriert? Das glaube ich irgendwie nicht. Wie wird "registriert" definiert? App Download? Angemeldet, aber nicht konfiguriert/verifiziert? Oder habe ich da einen Denkfehler gemacht? Bitte um Klärung.

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Prof. Dr. Andreas Dietrich

5. November 2018

Download der App genügt nicht - Twint zählt die „Registrierten“. Die Zahl von 1 Mio. ist hoch, entspricht jedoch noch weniger als jedem zehnten Nutzer im Schweizer Mobilfunkmarkt (11.42 Mio).

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30. Oktober 2018

Allgemein,

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Bankstrategie,

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Digitalisierung,

Mobile Payment

Wie wichtig ist die Digitalisierung in der Kommunikation von Schweizer Banken?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Prof. Dr. Thomas Ankenbrand, Dr. Denis Bieri und Patrick Hummel

Der Megatrend «Digitalisierung» ist allgegenwärtig und sollte entsprechend auch eine grosse strategische Bedeutung für die Banken haben. Doch wie relevant sind Themen wie Digitalisierung, FinTech und Innovation wirklich für Banken? Wir gehen dieser Frage nach, indem wir 845 Geschäftsberichte von Schweizer Banken im Hinblick auf Begrifflichkeiten aus diesen Themenfeldern untersuchen. Wir analysieren, wie stark diese Themen in den Geschäftsberichten der Banken über die letzten 10 Jahre hinweg präsent waren. Dabei stellen wir fest, dass sich die Bedeutung dieser Themen in den letzten Jahren bei den verschiedenen Banken unterschiedlich entwickelt hat. Gemäss dieser Analyse gibt es einen überraschenden Gewinner in Bezug auf die «digitalste Bankengruppe».

Der Geschäftsbericht von Banken ist ein umfangreiches Werk. Er dokumentiert nicht nur die Erfolgsrechnung und die Bilanz, sondern beschreibt auch die Geschäftsentwicklung, beleuchtet Entwicklungen und zeigt die Ziele für die Zukunft auf. Struktur und Form von Geschäftsberichten sind ziemlich stark vorgegeben. Den Umfang hingegen können die Banken zu einem guten Teil auch selbst bestimmen. Wie Abbildung 1 aufzeigt, scheinen die meisten Banken aber eine «typische» Länge definiert und gefunden zu haben. Die meisten Banken verwenden immer in etwa die gleiche Anzahl an verwendeten Wörtern in ihren Geschäftsberichten. Diese hat sich in den vergangenen zehn Jahren praktisch nicht verändert.

Abbildung 1: Entwicklung der verwendeten Wörter pro Geschäftsbericht

Doch über welche Aspekte berichten die Schweizer Banken in den Geschäftsberichten eigentlich? Wie wichtig sind strategisch relevante Themen wie «Digitalisierung», «Innovation» oder «FinTech» in der Kommunikation? Haben diese in den vergangenen Jahren an Relevanz gewonnen?
Mit Hilfe einer Textanalyse versuchen wir zu messen, wie sich die Bedeutung dieser Begriffe im Laufe der letzten 10 Jahren entwickelt hat.

Vorgehen

Die Analyse beinhaltet insgesamt 845 Geschäftsberichte von 80 Schweizer Retail Banken in der Zeitperiode zwischen 2007 und 2017. Die Geschäftsberichte stammen von 18 Kantonalbanken, 52 Regionalbanken, 2 Grossbanken, 7 anderen Banken und der Raiffeisenbank, weshalb die Untersuchung für den Retail Banking Markt Schweiz als repräsentativ betrachtet werden kann. Für die Analyse wurden die Geschäftsberichte zuerst in reine Textdateien umgewandelt und anschliessend bereinigt und standardisiert. Damit wurden die Sonderzeichen sowie die numerischen Zeichen eliminiert. Die bereinigten Texte wurden daraufhin in Worteinheiten zerlegt. Auf Basis der Worteinheiten konnte die absolute Häufigkeit der verwendeten Wörter in jedem Geschäftsbericht berechnet werden. Anschliessend wurde eine relevante Auswahl an Begriffen bezüglich Innovation, Digitalisierung und FinTech basierend auf der Kategorisierung unserer FinTech-Studie vorgenommen. Mit verschiedenen Synonymen, Wortstammbildungen und Übersetzungen sollten die wichtigsten Begriffe für die Untersuchung definiert worden sein. Für die Auswertungen haben wir die absoluten Häufigkeiten der definierten Wörter auf aggregierter Ebene ins Verhältnis zur Gesamtsumme aller verwendeten Wörtern in den Geschäftsberichten gesetzt. So konnten wir die Wichtigkeit der Digitalisierung, Innovation und von FinTech in den Geschäftsberichten feststellen und auch aufzeigen, wie sich der Trend über die Jahre entwickelte.

Entwicklung der Anzahl an «FinTech-Wörter»

Abbildung 2 zeigt auf, dass sich generell die Anzahl an Wörtern, von den von uns untersuchten Banken in den vergangenen zehn Jahren nicht bedeutend verändert hat. Gleichzeitig wird ersichtlich, dass sich die Anzahl an «FinTech-Wörtern» über die letzten Jahre erhöht hat. Insgesamt haben die 80 analysierten Banken in ihren Geschäftsberichten 2017 1’987 Wörter verwendet, die rund um die Themen «Innovation», «Digitalisierung» oder «FinTech» anzusiedeln sind. Der Anteil dieser Wörter an der Anzahl Gesamtwörter in den Geschäftsberichten hat sich dabei in den vergangenen Jahren beinahe verdoppelt.

Abbildung 2: Von allen 80 Banken verwendete «FinTech-Wörter» in den Geschäftsberichten im Verhältnis zu den Gesamtwörtern

Wie in Abbildung 3 ersichtlich wird, ist dieser Anstieg der FinTech-Wörter in erster Linie auf den Geschäftsbericht der Raiffeisen Bank zurückzuführen. Sie hat dem Thema Digitalisierung im Vergleich zu den anderen Bankengruppen deutlich mehr Platz gewidmet. Auch bei den Kantonalbanken ist eine entsprechende Entwicklung festzustellen.
Erstaunlich ist hingegen, dass die Grossbanken in ihren Geschäftsberichten die Themen Digitalisierung, Innovation und FinTech verhältnismässig nur wenig prominent platzieren. Obwohl sie in Bezug auf die Projekte aktiv sind, scheinen diese Entwicklungen nicht oder nur am Rande in den Geschäftsbericht einzufliessen.
Auch die Regionalbanken schneiden bei dieser Statistik verhalten ab. Sie haben aber relativ gesehen gegenüber dem Jahr 2007 den höchsten Zuwachs dieser Wörter von allen Bankengruppen.

Abbildung 3: Verwendete «FinTech»-Wörter im Verhältnis zu den Gesamtwörtern nach Bankengruppe

In unserer FinTech-Studie unterscheiden wir jeweils sechs Bereiche: Banking Infrastructure, Payment, Investment Management, Distributed Ledger Technology, Deposit and Lending sowie Analytics. In dieser Logik haben wir in einem zweiten Schritt die Wörter pro Kategorie aufgeschlüsselt. Wie der untenstehenden Abbildung entnommen werden kann, sind die meisten Nennungen im Kontext der Themen «Banking Infrastructure» und «Payment» zu sehen. Andere Themen wie die Blockchain-Technologie, Kryptowährungen, Crowdfunding oder Analytics scheinen – nimmt man die Geschäftsberichte als Basis – (noch) keine grosse Bedeutung in der Kommunikation zu haben.

Abbildung 4: Nennungen von Wörtern aus den verschiedenen Themenbereichen

Die in den Geschäftsberichten am meisten verwendeten Stichworte sind dabei die eher allgemeinen Begriffe wie «Digitalisierung», «Innovation» und «Web». Des Weiteren werden Begriffe wie «E-Banking», «Mobile» oder «Transformation» relativ häufig verwendet. Interessanterweise war der Begriff «Twint» in den vergangenen vier Jahren jeweils der am neuntmeisten verwendete «Innovations»-Begriff.

Fazit

Mithilfe der oben durchgeführten Textanalyse erhält man einen Indikator, wie relevant Begrifflichkeiten rund um die Themen Digitalisierung, FinTech oder Innovation im Rahmen der Kommunikation der Geschäftsberichte sind und wie sich die Häufigkeit dieser Begriffe in den Geschäftsberichten entwickelt hat. Aus der oben vorgestellten Analyse können wir das folgende Fazit ziehen:

  • Die Länge der Geschäftsberichte respektive die Anzahl verwendeter Wörter pro Geschäftsbericht blieb in den vergangenen zehn Jahren praktisch unverändert.
  • Digitalisierung (FinTech) wurde bei Raiffeisen und den Kantonalbanken und in kleinerem Umfang bei Regionalbanken relevanter über die letzten Jahre. Es gibt teilweise ziemlich grosse Unterschiede zwischen einzelnen Banken in Bezug auf die Verwendungshäufigkeit dieser Begriffe im Geschäftsbericht.
  • Der allgemeine Begriff Innovation wurde in den letzten 5 Jahren spezifischer durch Digitalisierung abgelöst.

Gleichzeitig gilt es natürlich zu beachten, dass die obigen Analysen nur einen Aspekt der Analyse abdecken, wie relevant diese Themen in der strategischen Umsetzung der verschiedenen Banken tatsächlich sind. Zu einem späteren Zeitpunkt planen wir, die Geschäftsberichte der Schweizer Banken unter dem oben vorgestellten Aspekt auch international zu vergleichen.

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22. Oktober 2018

Allgemein,

Digitalisierung

Sind Männer wirklich risikofreudigere Anleger als Frauen?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Dr. Reto Rey und Sebastian Comment

Es ist ein gängiges Klischee, dass Männer risikofreudiger sind als Frauen. Aber trifft dies auch auf das Anlageverhalten zu? Eine Umfrage in der Schweiz findet tatsächlich Indizien für diesen Zusammenhang: So investieren Männer beispielsweise deutlich öfter in Aktien als Frauen. Doch ein vertiefter Blick in die Umfragedaten zeigt auch, dass die reine Genderthematik zu kurz gegriffen ist. Weiter zeigt eine Befragung der Plattform clevercircles auf, dass Männer und Frauen unterschiedliche Meinungen zur aktuellen Marktentwicklung haben und die Meinungen unterschiedlich rasch neuen Gegebenheiten anpassen.

Investieren Schweizer Frauen wirklich anders als Schweizer Männer?

In Bezug auf das Anlageverhalten haben mehrere wissenschaftliche Studien auf internationaler Ebene statistische Beweise für den unterschiedlichen Risikoappetit der beiden Geschlechter gefunden. Gemäss einer Umfrage zum Anlageverhalten im Auftrag der Bank CIC bei 1’020 Personen in der Schweiz scheint dieser Zusammenhang auch in der Schweiz zu existieren. Misst man beispielsweise die Risikoneigung der beiden Geschlechter anhand der Aktieninvestitionen, scheinen Frauen auf den ersten Blick deutlich risikoaverser zu sein als Männer (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Die drei beliebtesten Anlageklassen nach Geschlecht

Frauen tätigen allgemein weniger oft Investitionen an den Finanzmärkten als Männer, und wenn sie dies tun, dann weniger häufig in Aktien. Stattdessen bevorzugen weibliche Investoren tendenziell weniger risikoreiche Anlagen. Die drei am häufigsten genannten Anlageklassen sind Anlagefonds, Obligationen und Aktien (vgl. Abbildung 1). Anlagefonds sind bei Frauen mit 58 Prozent aller Nennungen am beliebtesten. Weiter zeigt die Grafik, dass weibliche Investoren gleich häufig zu Aktien wie zu Obligationen greifen. Letztere unterliegen grundsätzlich deutlich tieferen Kursschwankungen als Aktien. Männern wiederum investieren deutlich öfter in Aktien als in Obligationen (63% gegenüber 40%). Daher scheinen weibliche Investoren im Durchschnitt defensiver zu investieren als männliche.
Während nur knapp jede zweite Investorin (45%) jemals Anlagen in Aktien getätigt, liegt dieser Wert bei den Männern bei 63 Prozent und damit nahezu 20 Prozentpunkte höher. Insgesamt kann festgehalten werden, dass knapp die Hälfte der befragten Frauen (47%) an den Finanzmärkten investiert sind (in Obligationen, Rohstoffe, Anlagefonds, Strukturierte Produkte oder in Aktien). Bei den Männer liegt dieser Wert bei 60 Prozent (Abbildung 2, oben).

Abbildung 2: Anlageverhalten von Schweizerinnen und Schweizer

Bezüglich Einkommen stehen die Männer gemäss der Umfrage besser da als Frauen. 44 Prozent der männlichen Investoren weisen ein Einkommen von CHF 9’000 oder mehr aus. Bei den weiblichen Investoren sind es 35 Prozent. Abbildung 2 zeigt zudem, dass männliche Investoren im Vergleich zu Frauen überproportional oft ihre Anlagen selbständig tätigen (sogenannte «Soloisten»).

Risikofreudigkeit korreliert mit dem Einkommen

Anlageentscheide werden immer auch im Kontext der eigenen wirtschaftlichen Situation sowie der persönlichen Präferenzen getroffen. Wie oben schon aufgezeigt, haben verhältnismässig mehr Männer als Frauen ein monatliches Einkommen von über CHF 9’000. Sind die Unterschiede im Anlageverhalten zwischen Frauen und Männer auf die Einkommensunterschiede oder geschlechterspezifische Faktoren zurückzuführen?
Ein differenzierteres Bild zeigt sich, wenn die Investoren separat nach deren Haushaltseinkommen betrachtet werden (Abbildung 3). Entgegen der aggregierten Sicht, sind beispielsweise weibliche Investoren der unteren Einkommensklasse risikofreudiger als männliche. Generell zeigen männliche Investoren eine steigende Risikofreudigkeit, je höher ihr Einkommen ist. Während lediglich 40 Prozent der tiefsten Einkommenskategorie Aktien als Anlageklasse besitzen, haben mehr als 68 Prozent mit einem monatlichen Einkommen über CHF 9’000 Investitionen in Aktien getätigt. Es erstaunt nicht, dass höhere Einkommensschichten eine höhere Risikotoleranz haben und daher vermehrt in Aktien investieren. Interessanterweise ist dies bei weiblichen Investoren jedoch umgekehrt. Bei den Männern steigt die Risikobereitschaft bezüglich Anlagen mit steigendem Einkommen, bei den Frauen sinkt sie. Da die meisten Investoren zur mittleren und oberen Einkommenskategorie zählen, sind Frauen auf aggregierter Ebene deutlich risikoaverser als Männer.

Abbildung 3: Mass für Risikoneigung nach Einkommenskategorie und Geschlecht

Selbstständig investierende Frauen sind eher risikoavers

Investitionsentscheide werden oftmals von nahestehenden Personen oder professionellen Meinungen mitgeprägt. Jeder zweite private Investor in der Schweiz bezieht bei Anlageentscheidungen eine oder mehrere Personen mit ein. Wie oben aufgezeigt, verwaltet rund die Hälfte der Investoren ihre Anlagen jedoch selbständig, also ohne Beratung oder Vermögensverwaltungsmandat. Schätzt jemand seine Anlagekenntnisse als hoch ein, tendiert er eher zum Soloisten. Männer sind im Durchschnitt die selbständigeren Investoren als Frauen (55% gegenüber 41%). Abbildung 4 zeigt das Mass für Risikofreudigkeit, aufgeteilt nach Anlageverhalten, also Soloisten und solche, die eine Beratung in irgendwelcher Form in Anspruch nehmen. Zudem wurde unterschieden nach Geschlecht sowie nach der persönlichen Einschätzung der Anlagekenntnisse.
Als erstes fällt auf, dass sich Geschlechterunterschiede bezüglich Risikoaversion im Anlageverhalten nur bei selbständigen Investoren zeigen. Männer wie auch Frauen, welche sich bei Investitionen als erfahren einstufen und eine Anlageberatung in Anspruch nehmen, sind mit 61 Prozent gleich oft in Aktien investiert. Unerfahrenen Investoren wird erwartungsgemäss deutlich weniger oft zu Aktien geraten (34% bzw. 35%). Der deutlichste Geschlechterunterschied zeigt sich bei den Soloisten, welche angeben, über keine Erfahrung zu verfügen. Bei Männern ist der Anteil an Aktieninvestoren doppelt so hoch wie bei den Frauen. Dies deutet auf eine deutlich höhere Risikobereitschaft der Männer hin.
Bei Frauen ist der Zusammenhang zwischen Risikoneigung und Anlagestil umgekehrt. Wenn Frauen ihre Anlagen selbständig verwalten, sind sie weniger oft in Aktien investiert als wenn sie beraten werden (ohne Erfahrung 32% bzw. 56% mit Erfahrung). Ein Erklärungsversuch dazu könnte sein, dass sich Frauen weniger für Finanzmärkte interessieren und daher weniger Vertrauen in ihr Investment-Wissen haben als Männer.

Abbildung 4: Risikoneigung der Investoren, nach Geschlecht, Anlagestil und Erfahrung

Deutlicher Meinungsumschwung der Investoren zu Markterwartungen

Sind Frauen auch in Bezug auf ihre Einschätzung der allgemeinen Wirtschafts- und Aktienmarktentwicklung vorsichtiger als Männer? Zwischen Dezember 2017 und Juni 2018 befragte die Anlageplattform Clevercircles Investoren vier Mal zu ihren Meinungen über verschiedene Marktentwicklungen.
Abbildung 5 zeigt die Entwicklung der allgemeinen Einschätzung zu Wirtschaft und Märkte der beiden Geschlechter. Die Frauen waren bis im Frühjahr 2018 im Durchschnitt noch überwiegend positiv eingestellt, bis dann in den beiden Abstimmungsterminen im April ein Meinungsumschwung eintritt. Seither schätzen nur noch gut ein Drittel der Frauen die allgemeine Marktentwicklung als positiv ein. Bei den Männern war der Meinungsumschwung noch deutlicher. Bis und mit Februar waren noch mehr als zwei Drittel positiv oder gar sehr positiv eingestellt. Dieser Anteil ging jedoch sukzessive zurück. Im Juni 2018 war nur noch knapp ein Drittel der befragten Männer optimistisch zur Marktlage gestimmt.
Der Anteil der Frauen, welche die Wirtschaft und Märkte als positiv einschätzten, ist seit Dezember 2017 um 20 Prozentpunkte gesunken. Bei den Männern ging die Anzahl Optimisten um über 50 Prozentpunkte zurück. Dies deutet darauf hin, dass die Markteinschätzung der befragten Männer deutlich volatiler ist, als jene der Frauen.

Abbildung 5: Entwicklung der allgemeinen Einschätzung der Wirtschaft und Märkte

Frauen tendieren eher zu einem Home-Bias

Obwohl Frauen ihre Meinung bezüglich der Einschätzung zur Marktentwicklung weniger schnell ändern als die Männer, reagieren sie auf veränderte Rahmenbedingungen. Sie scheinen dies jedoch selektiver zu tun, als die Männer. So schätzten per Ende 2017 jeweils ein Viertel der befragten Männern und Frauen die wirtschaftliche Entwicklung der USA als besser ein verglichen mit der EU und der Schweiz (Abbildung 6). Ein halbes Jahr später ging dieser Anteil bei den Männern zurück auf 16 Prozent, bei den Frauen gar auf 8 Prozent. Zu vermuten ist, dass dieser Meinungsumschwung zumindest teilweise mit den wirtschaftspolitischen Veränderungen im Zusammenhang stehen.
Was in Abbildung 6 jedoch noch deutlicher auffällt, ist ein sogenannter Home-Bias bei den Frauen. Im Juni schätzte nahezu jede zweite Frau die wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz besser ein, als in den USA und der EU. Von den Männern hingegen sieht lediglich knapp ein Drittel den heimischen Markt an der Spitze.

Abbildung 6: Welche der drei Regionen wird die beste wirtschaftliche Entwicklung haben?

Fazit

Frauen tätigen weniger oft Investitionen an den Finanzmärkten als Männer. Wenn sie dies tun, dann weniger häufig in die – im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten – volatileren Aktien. Daraus lässt sich ableiten, dass weibliche Investoren grundsätzlich risikoaverser sind als Männer. Die Unterscheidung nach Einkommensklassen zeigt jedoch, dass diese Aussage etwas relativiert werden muss. Investorinnen der unteren Einkommensklasse sind risikofreudiger als ihre männlichen Peers. Bei höheren Einkommensklassen sind hingegen Männer deutlich öfter in Aktien investiert als Frauen.
Des Weiteren scheinen Investoren grundsätzlich risikobereiter, wenn sie mehr Vertrauen in ihre Anlagekenntnisse haben. Dies zeigt sich deutlich bei Anlegern, welche einen Berater beiziehen. Männliche Investoren, welche ihre Anlageentscheidungen ohne Berater tätigen, sind überraschend risikobereit, auch wenn sie ihre Anlagekenntnisse als tief einstufen.
In Bezug auf Wirtschafts- und Markteinschätzungen scheinen Männer ihre Meinungen schneller anzupassen als Frauen. So ging innerhalb von nur sechs Monaten die Anzahl von männlichen Optimisten um 50 Prozentpunkte zurück, während der Rückgang bei den Frauen mit 20 Prozentpunkten deutlich moderater war. Was auch auffällt, sind die regionalen Präferenzen. Frauen zeigen ein deutlich höheres Vertrauen in die Entwicklung der heimischen Märkte. Dieser home-bias kann auch als ein Zeichen der Vorsicht interpretiert werden. Denn die lokalen Entwicklungen dürfte man besser einschätzen können, als jene von anderen Ländern.

Zur Umfrage

Im Auftrag der Bank CIC wurden 1’020 Personen in der Schweiz zwischen 16 und 75 Jahren befragt. Der Fokus lag auf den Bedürfnissen und Erfahrungen im Anlagebereich sowie dem Investitionsverhalten. Um die Aussagekraft der Umfrageergebnisse zu verbessern, wurden die Antworten für die Auswertung gewichtet. Diese Gewichtung erfolgte bezüglich Alterskategorie, Geschlecht und Sprachregion (exklusiv Tessin), damit die Stichprobe der Struktur der Schweizer Wohnbevölkerung entspricht. 49.8 Prozent der Stichprobe sind weiblich. Dies entspricht genau der Schweizer Wohnbevölkerung in dieser Alterskategorie (Quelle: BFS). Drei Viertel wohnen in der Deutschschweiz, und ein Viertel in der Westschweiz.

Clevercircles ist eine neuartige Anlageplattform der Bank CIC, die seit Mai 2018 live ist. Kunden definieren eine individuelle Anlagestrategie aus ETFs und Indexfonds und können diese im Rahmen einer taktischen Asset Allocation regelmässig an ihre Markterwartungen anpassen. Für die Meinungsbildung bezüglich Markterwartungen bietet clevercircles die Möglichkeit sich mit selbst gewählten Vertrauenspersonen und -gruppen, Fachleuten und/oder mit der Community abzustimmen («social forecasting»). In einem zwei-Monatsrhythmus können dazu alle Teilnehmer auf clevercircles ihre Erwartungen zu den wichtigsten Märkten in einem standardisierten Fragebogen im Rahmen einer blinden Abstimmung abgeben. Die der obigen Analyse zugrunde liegenden Abstimmungen vom Dezember 2017 bis April 2018 fanden während der halböffentlichen Betaphase statt.  Weitere Informationen:  https://clevercircles.ch/abstimmungen

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15. Oktober 2018

Allgemein,

Bankregulierung,

Hypothekargeschäft

LIBOR ist (bald) tot, es lebe SARON

Von Prof. Dr. Martin Spillmann und Brian Mattmann

Die Zeit des skandalumwitterten LIBOR läuft ab. Seit die britische Finanzaufsicht FCA verkündete «Ende 2021 ist Schluss», tickt die Uhr. Die Umstellung eilt. Viele Rahmenverträge für Kredite reichen über das Jahr 2021 hinaus, und damit in eine regulatorisch noch unsichere Zukunft hinein. Was kommt noch vor 2021 auf Banken und Bankkunden zu?

Die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden IOSCO hat weltweit gültige Benchmark-Anforderungen definiert. Die EU hat daraufhin eine eigene Benchmark-Regulierung etabliert. Die Schweiz macht es anders: Sie hat keinen offiziellen Benchmark-Regulator. Der Markt und dessen Teilnehmer müssen es selber richten.
Eine Nationale Arbeitsgruppe für Referenzzinssätze in Franken (NAG) bereitet die Reform der CHF-Refenzzinssätze vor. In einem IFZ-Webinar haben Dr. Martin Bardenhewer (Co-Chair der NAG) und Alfred Ledermann (Chair Sub-Group Loans & Deposits) informiert. Aufschlussreich waren zwei interaktive Kurzumfragen:

Erste Frage: Stand Ihrer Vorbereitungen?

  • 14 Prozent haben Projektpläne und Verantwortlichkeiten definiert
  • 21 Prozent haben begonnen, sie zu analysieren
  • 65 Prozent haben sich noch nicht aktiv mit der LIBOR-Ablösung beschäftigt

Der Trend ist positiv: Der Anteil derer, die noch nicht aktiv wurden, lag vor sechs Monaten noch bei 84 Prozent.

Zweite Frage: Wo ist LIBOR wichtig? (Mehrfachnennungen möglich)

  • 76 Prozent: für das Pricing von Finanzierungen (Kredite)
  • 54 Prozent: für die Risikoabsicherung (Derivate)
  • 46 Prozent: für unternehmensinterne Transaktionen
  • 45 Prozent: für die Bewertung

Derivate basieren auf standardisierten Verträgen, meist nach UK Recht. Ihre Umstellung dürfte verhältnismässig einfach sein: Es genügt die Auswechslung des Master Agreements. Schwieriger ist die Situation für Kreditverträge, namentlich für CHF 150 Mrd. LIBOR-Hypotheken. Da keine übergreifenden Vereinbarungen existieren, diskutieren Spezialisten mögliche Lösungen. Präsentation zum IFZ Webinar LIBOR-Transition

Fazit:

LIBOR wird bald durch SARON abgelöst. Derzeit sind die Banken noch erstaunlich wenig vorbereitet. Es lohnt sich auf alle Fälle, bei diesem extrem wichtigen Thema dranzubleiben.
Weitere Informationen finden Sie laufend hier: https://www.snb.ch/de/ifor/finmkt/fnmkt_benchm/id/finmkt_reformrates

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8. Oktober 2018

Allgemein,

Bankregulierung,

Bankstrategie,

Digitalisierung,

Vertriebsmanagement

Mit moderner Bankausbildung auf Marktherausforderungen reagieren!

Von Prof. Dr. Nils Hafner

Die Märkte, auf denen Banken tätig sind, haben sich in den letzten 10 Jahren spürbar verändert. Finanzkrise, Fall des Bankgeheimnisses, Herausforderungen volatiler Märkte, anhaltend tiefes Zinsniveau, hohe Regulierungsdichte und nicht zuletzt die Digitalisierung erfordern schnelle Reaktionen auf solche Entwicklungen und damit neue Mitarbeiterkompetenzen im Banking. Daher haben wir am IFZ das Weiterbildungsportfolio auf Basis vieler Gespräche mit unseren Teilnehmern und den Banken diesem Marktbedürfnis angepasst. In diesem Artikel möchte ich kurz ausführen, was besser wird.

Grundsätzlich stellen wir fest, dass es immer mehr gefragt ist, sich in kürzeren Lehrgängen konkret zu spezifischen Themen „fit zu machen“. So waren Programme wie das „DAS Compliance Management“ und der „CAS Digital Banking“ in den letzten Jahren jeweils überbucht. Hier scheinen wir ein Marktbedürfnis getroffen zu haben. Gleichzeitig stellen viele Teilnehmer fest, dass sie im Anschluss an eines dieser Programme, weitere Themenfelder identifizieren, in denen sie Kompetenzlücken bei sich orten. Vor allem, wenn eine Weiterbildung wie zuletzt häufig zu einer Beförderung im Unternehmen oder einem anderen Jobwechsel führt. So haben wir uns entschlossen unsere Masterprogramme in der Weiterbildung, den MAS Bank Management und den MAS Private Banking und Wealth Management zukünftig „modularisiert“ anzubieten. Das bedeutet, dass wir die bislang zweijährigen Programme in jeweils drei spannende halbjährige CAS Programme zu einem konkreten Thema aufgeteilt haben. Diese neuen CAS Produkte zu den Themen Gesamtbanksteuerung, Sales und Marketing in Banking, Asset Management und Anlageberatung können ab sofort einzeln am IFZ gebucht werden und mehr oder minder frei mit einander und mit bestehenden Angeboten wie dem CAS Digital Banking kombiniert werden. Belegt ein Teilnehmer nun drei dieser CAS am IFZ, kann er zur (viermonatigen) Masterarbeit zugelassen werden, um den Titel MAS Bank Management oder MAS Private Banking und Wealth Management zu erhalten. Wie CAS Programme zu mittleren Diploma oder zum grossen Master kombiniert werden könne, zeigt die untenstehende Abbildung:

Dabei folgt das Angebot einem klaren Schema: Die CAS Gesamtbanksteuerung, Asset Management und Digital Banking starten ab 2019 jeweils im Januar und Februar und gehen bis Anfangs Juli, während die CAS Programme Anlageberatung, Sales und Marketing im Banking sowie der CAS Financial Transactions jeweils im August oder September starten und bis Januar abgeschlossen werden. Ein nahtloser Wechsel zwischen den gewählten Programmen ist dabei nach wie vor möglich, so dass ein Master bei konsekutiver Belegung aller drei CAS nacheinander wie bisher für besonders ehrgeizige Studierende auch in zwei Jahren machbar ist.
Weiterbildungshungrige im Banking profitieren dabei aber auch von einer neuen Flexibilität in der Zusammenstellung der Themen und einer deutlich verlängerten Frist, in der der Master oder die Zwischenstufe, das Diploma nach nur zwei CAS erworben werden kann. Der Master kann auch innerhalb von bis zu sieben anstatt von zwei Jahren erworben werden. Diese Veränderung passt sich an die Lebensumstände von Stellen- und Aufgabenwechsel, Heirat und Familienplanung und einer veränderten Lernmotivation an.Kein Bank Management ohne Steuerung. Kernkurs des MAS Bank Management ist daher neu der CAS Gesamtbanksteuerung. Hier werden alle Themen behandelt die notwendig sind, um die inhaltlichen Steuerungsmechanismen einer Bank zu verstehen. Themengebiete wie Strategie- und Geschäftsmodelle, Corporate Governance, IT-, Change- und Projektmanagement, Financial Management und Controlling einer Bank sowie Risk Management stehen auf dem Programm. Absolventen werden in die Lage versetzt, inhaltliche Führungs- und Steuerungsaufgaben in einer Bank partiell zu übernehmen.

Kein Private Banking ohne Anlageberatung. Kernkurs des MAS Private Banking und Wealth Management ist aus diesem Grund der CAS Anlageberatung. Er umfasst das Wissen um Anlageberatung und Kundenbedürfnisse, Portfoliomanagement und Kapitalmärkte, Anlageklassen und -strategien. Weiterhin fokussiert das Programm auf die Grundlagen von Bankregulierung und Compliance, Finanz- und Estate Planung und zeigt die zukünftigen Entwicklungen im Private Banking auf. Absolventen werden in die Lage versetzt, die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Kundensegmente zu verstehen und passende Anlagestrategien zu entwickeln.

Bereits haben erste Studierende drei dieser CAS Programme absolviert. Einer von Ihnen ist Markus Jordi, Leiter  Kredit- und Risikomanagement bei der Baloise Bank SoBa in Solothurn. In einem Interview erzählt er, warum er das IFZ gewählt hat und wie er von den Ausbildungen in seinem beruflichen Alltag profitiert.

Sämtliche CAS Programme können selbstverständlich auch „stand alone“ gebucht werden.

Die kommenden Infoabende:

Abend der Weiterbildung am IFZ am 7.November 2018. Hier können Sie sich zu allen hier vorgestellten Weiterbildungen informieren.

Infoabende CAS Gesamtbanksteuerung am 21. November 2018 in Zürich und am 5. Dezember am IFZ

Infoabende CAS Asset Management am 21. November 2018 in Zürich und am 5. Dezember am IFZ

Infoabende CAS Digital Banking am 23. Oktober am IFZ, am 10. Dezember 2018 am IFZ und 15. Januar 2019 in Zürich

Infoabende CAS Anlageberatung  am 14. März, 10. April, 9. Mai, 12. Juni 2019

Infoabende CAS Sales und Marketing in Banking am 14. März, 10. April, 9. Mai, 12. Juni 2019

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2. Oktober 2018

Allgemein,

Bankstrategie,

Blockchain,

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Die UBS und die Blockchain: Warum we.trade funktionieren kann

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Der Hype rund um die Blockchain-Technologie scheint sich endlich etwas zu legen. Stattdessen wird mit der zunehmenden Entwicklung der Technologie klar(er), für welche konkreten Anwendungsfälle sich die Technologie eignet und wie sich die Finanzindustrie diese Technologie zu Nutze machen kann. Insbesondere im Bereich Trade Finance (Handelsfinanzierungs-Geschäft) scheint die Blockchain aus verschiedenen Gründen das Potenzial zu haben, sich zum Branchenstandard zu entwickeln. Die UBS hat dies früh erkannt und bereits im Jahr 2016 ein Projekt gestartet. Mit der heute erfolgten Ankündigung von we.trade haben 12 grosse europäische Banken bekannt gegeben, eine gemeinsame Lösung in diesem Bereich weiterzuentwickeln. Im heutigen Blog führe ich aus, wie die Digitalisierung im Firmenkundengeschäft, die Blockchain-Technologie und die Plattform-Ökonomie in einem einzigen Projekt zusammenkommen und was davon zu halten ist.

Warum die Blockchain-Technologie prädestiniert ist für Trade Finance

Die ständig fortschreitende Spezialisierung und Arbeitsteilung führt zu zunehmend fragmentierten Wertschöpfungsketten und einem – gegenüber dem weltweiten BIP – überproportional stark wachsenden internationalen Handelsgeschäft. Die Prozesse im internationalen Handel halten mit diesen Entwicklungen bislang aber nicht mit. Sie sind noch immer sehr aufwändig, meistens stark sequenziell, durch den Einbezug vieler verschiedener Parteien komplex, nur wenig automatisiert und stark papierlastig. So braucht es beispielsweise für einen Letter of Credit (Akkreditiv-Geschäft) mehr als 30 verschiedene Papierdokumente, welche oftmals von mehr als 20 Parteien (z.B. Importeur, Exporteur, Bank von Importeur, Bank von Exporteur, Versicherungs-Gesellschaft, Zoll- und Steuerbehörden, Logistikunternehmen, Transporteure, etc.) verarbeitet werden müssen, damit der Versand eines Produkts funktioniert. Die Prozesskosten für die verschiedenen beteiligten Unternehmen sind dabei sehr hoch.

Der Trade-Finance-Bereich scheint daher aus verschiedenen Gründen sehr gut geeignet für die Anwendung der Blockchain-Technologie:

  • Die Wertschöpfungskette ist komplex, da viele Parteien involviert sind, die sich nicht per se «vertrauen» können. Dank der Blockchain werden die Transaktionen transparent und das Vertrauen höher.
  • Trade Finance ist ein klassisches Zug-um-Zug-Geschäft. Dadurch wird der Prozess durch die vielen beteiligten Partien im klassischen Prozess stark verlangsamt. Die Transaktionsdauer kann durch die Verwendung von Blockchain um schätzungsweise 90 Prozent reduziert werden (Erhöhung Geschwindigkeit).
  • Der Prozess ist papierlastig und wenig automatisiert, was die Kosten erhöht. Der Automatisierungsgrad kann durch die Blockchain stark erhöht werden. Alle Vertragsbestandteile wie die Bestellung, die Rechnungsstellung oder die Zollunterlagen werden über die Blockchain abgebildet. Eine papierbasierte Dokumentation für die Absicherung und Finanzierung des Handelsgeschäfts ist dann nicht mehr nötig.
  • Die verschiedenen Parteien müssen immer in etwa die gleichen Daten und Informationen zur Verfügung haben. Der Zugriff aller am Handel beteiligten Parteien auf eine dezentrale Datenbank der Blockchain hilft, dieses Problem zu lösen. Ebenso scheint aus diesem Grund (Stichwort: Datenschutz) ein Anwendungsfall im B2B Bereich besser geeignet zu sein, als ein B2C-Prozess.
  • Die Geschwindigkeit in Bezug auf die Umsetzung der verschiedenen Aktivitäten ist nicht auf die Sekunde genau entscheidend. Die Blockchain-Technologie ist zumindest derzeit für schnelle Abwicklungen wenig geeignet. Für eine Transaktion im Bereich Trade Finance ist die Geschwindigkeit hingegen mehr als ausreichend.

Vereinfacht gesagt können also durch den Einsatz der Blockchain Technologie die Risiken bei internationalen Handelsgeschäften minimiert und die Handelsprozesse vereinfacht und beschleunigt werden.

Die UBS hat den Ablauf von Trade Finance in einem vereinfachten Film hier abgebildet.

Verschiedene Initiativen

Neben einigen Startup-Initiativen gab es lange Zeit vor allem drei interessante von Banken getriebene Initiativen im Bereich der Blockchain-Plattformen für Handelsfinanzierung. Der von der UBS gemeinsam mit IBM im Jahr 2016 lancierten Trade-Finance-Blockchain-Initiative Batavia waren im vergangenen Herbst die Commerzbank, die österreichische Erste Group, die spanische Caixa Bank sowie die kanadische Bank of Montreal beigetreten. Ein erster Meilenstein war die Pilottransaktion mit zwei Firmenkunden (u.a. Audi). Eine zweite Initiative – mit einer ähnlichen Vision – wurde unter dem Namen we.trade von einem anderen Banken-Konsortium (Deutsche Bank, HSBC, KBC, Natixis, Nordea, Rabobank, Santander, Sociéte Générale, UniCredit) initiiert. Des Weiteren testet eine dritte Gruppe von Banken (z.B. BNP Paribas, Commerzbank und ING) zusammen mit dem Technologiespezialisten TradeIX und dem Fintech R3 eine Trade-Finance-Lösung auf Basis der Blockchain namens Marco Polo.
Heute wurde bekanntgegeben, dass Batavia und we.trade zukünftig gemeinsam auftreten und unter dem Brand «we.trade» agieren werden. Die Initiative beinhaltet neu 12 grosse europäische Banken (Caixabank, Deutsche Bank, Erste Group, HSBC, KBC, Natixis, Nordea, Rabobank, Santander, Société Générale, UBS, UniCredit). Aus Schweizer Sicht ist bislang einzig die UBS mit von der Partie.
Welche Lösung wird sich langfristig durchsetzen? Grundsätzlich kann ich mir vorstellen, dass einige (wenige) Lösungen nebeneinander bestehen können. Für allzu viele Initiativen hat es hingegen nicht Platz. Insofern ist dieser Schritt und die Bündelung der Ressourcen zu begrüssen und als sinnvoll zu betrachten. Auch finanziell ergibt dies durchaus Sinn. Durch die verschiedenen beteiligten Banken können die hohen Kosten geteilt und dadurch auf ein angemessenes Niveau reduziert werden. Langfristig ist auch vorstellbar, dass sich verschiedene Trade Finance Blockchain-Netzwerke zusammenschliessen oder zumindest interoperabel sein werden.

we.trade: Modell und Perspektiven

Wie immer beim Aufbau eines Ökosystems stellt sich die Huhn-Ei-Frage. Auch bei diesem Projekt wird eine Teilnahme am Ökosystem attraktiver, je mehr Firmen und Teilnehmer bereits auf der Plattform sind. In einem ersten Schritt finden sich viele grosse europäische Banken auf der Plattform. In einem nächsten Schritt gilt es, die komplette Wertschöpfungskette inklusive Logistik-Unternehmen, Zollbehörden, Versicherungsunternehmen, Frachtunternehmen und Handelsunternehmen einzubinden. Es können sowohl international agierende Grosskonzerne als auch mittelgrosse und kleinere Unternehmen der Plattform beitreten. Ebenso sollen weitere Banken eingebunden werden. All diese potenziellen Teilnehmer müssen aber zuerst von den Vorteilen dieser Lösung überzeugt werden.

Zentral in der ganzen Projekt-Logik sind die Smart Contracts. Diese ermöglichen beispielsweise das automatische Versenden von Zahlungsanweisungen, sobald die per Vertrag vereinbarten Vorbedingungen erfüllt wurden. Die Möglichkeiten, Smart Contracts in dieses System einzubinden, gehen aber noch weit über diesen einfachen Fall hinaus.

Weitere Fakten:

  • Der Rollout für we.trade in der Schweiz ist in Q1 2019 geplant.
  • we.trade ist – durch das Konsortium der Banken – eine private Blockchain-Initiative. Es basiert auf Hyperledger.
  • we.trade ist in einem ersten Schritt vor allem auf Europa ausgelegt. Die Expansion in weitere Regionen ist aber bereits in Planung.
  • Erste Pilottransaktionen haben gezeigt, dass dank der Abbildung auf der Blockchain, die Dauer der Transaktion statt zwei Wochen nur noch ca. 48 Stunden beträgt.
  • Die internen Prozess-Aufwände werden aus Kundensicht viel geringer sein als jetzt. Des Weiteren sollen die Kosten, beispielsweise für einen Letter of Credit,– abhängig vom Fall – durch we.trade von rund CHF 1’000 auf einen Zehntel reduziert werden können.
  • Mit der Lösung erhofft man sich einerseits, neue Märkte zu erschliessen. Einzelne Open Account-Kunden («Kauf gegen Rechnung) könnten möglicherweise dazu gebracht werden, auf die Blockchain-Lösung zu wechseln. Gleichzeitig bietet sich die Lösung auch als Ersatz für gewisse Letter of Credits an. Hier käme es zumindest teilweise zu einer gewissen Kannibalisierung. Aus Bankensicht sind aber in diesen Fällen nicht nur die Erträge geringer, sondern auch die Kosten tiefer.

Aus Sicht des Kunden sieht die Plattform derzeit so aus:

Abbildung 1: Screenshots we.trade aus Kundensicht

Die derzeitige Lösung von we.trade eignet sich im Moment nicht für den Rohstoffsektor. Ebenso ist derzeit noch keine Einbindung in das ERP-System der Kunden möglich. Für grössere Unternehmen könnte dies aber zentral sein. Das «Problem» ist technisch lösbar und wird gemäss Aussagen von UBS-Experten bald umgesetzt.

Fazit

Ich persönlich halte dieses Projekt für sehr spannend. Einerseits scheint der Trade Finance Markt prädestiniert zu sein, die Blockchain-Technologie zu nutzen und ein wirkliches Business-Problem mithilfe der Technologie zu lösen. Der Markt sollte dadurch effizienter und risikoarmer werden. Auf der anderen Seite ist der vorliegende Fall ein weiteres Beispiel dafür, wie sich das Thema der Plattform-Ökonomie immer stärker entwickelt. Die grösste Herausforderung für we.trade besteht im Aufbau des Ökosystems. Dieser Aufbau dürfte gerade in Anbetracht der insgesamt wohl nur mässig agilen Ökosystem-Teilnehmer nur langsam vonstatten gehen und aufwändig sein. Durch die neue Lösung müssen zahlreiche Handels-, Logistik- und Transportunternehmen sowie die Zollbehörden ihre Prozesse anpassen und sich auf diese neue Lösung onboarden. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen in der Regel nur träge auf neue Angebote reagieren und das Onboarding Zeit benötigt. Geduld scheint also geboten. Die Vorteile der neuen Lösung in Bezug auf Kosten, Einfachheit und Geschwindigkeit sind aber wohl dermassen überzeugend, dass sich die Prozesse der Firmen mittel- bis langfristig daran anpassen werden. In nicht allzu ferner Zukunft erwarte ich daher, dass sich Blockchain-Lösungen als sinnvolle Lösungsmöglichkeit für die Durchführung von standardisierten Abläufen im Bereich Trade Finance etablieren werden. Ebenso ist zu erwarten, dass rund um diese Lösung und in der Logik der Plattform-Ökonomie neue Geschäftsmodelle entstehen, die heute noch niemand auf der Rechnung hat. Zum Beispiel könnte die Zollbehörde ihre Prozesse vereinfachen, da die Transparenz mit dieser Lösung auch für sie stark steigt.
Aus meiner Sicht haben Banken für eine solche Lösung die klar bessere Position als Startups. Einerseits geniessen sie das Vertrauen innerhalb des Ökosystems. Andererseits haben sie grössere finanzielle Ressourcen, das Produkt so lange am Leben zu halten, bis es sich durchgesetzt hat. Erfreulich aus Schweizer Sicht ist, dass die UBS an vorderster Front aktiv ist und (auch) im Thema Blockchain bald eine erste Lösung präsentieren wird, die über eine Beta-Version oder einen «Show-Case» hinausgeht.

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Jochen

3. Oktober 2018

Einen ähnlichen Case mit wohl ähnlichen Problemen gibt es in der Containerindustrie: https://www.electronicsweekly.com/news/business/534202-2018-08/ Maersk und IBM treiben das Projekt TradeLens

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24. September 2018

Digitalisierung,

Kundenorientierung,

Vertriebsmanagement

Social Media und Banking: Wie sich die Generation Y das Banking in den sozialen Medien vorstellt

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Die fünf Lieblings-Apps der Generation Y sind allesamt Social Media Apps. Die steigende Wichtigkeit sozialer Medien in der Gesellschaft ist auch den Banken nicht entgangen. Entsprechend sind die meisten Banken auf verschiedenen Social-Media-Kanälen anzutreffen. Aber tun sie nach Einschätzung der (potenziellen) Follower das Richtige? Im nachfolgenden Blog möchte ich die Resultate einer Umfrage präsentieren, die aufzeigen soll, wie die Generation Y gegenüber der Präsenz von Schweizer Banken in den sozialen Medien eingestellt ist.

Für die Generation Y (auch Digital Natives genannt) existiert bezüglich Bandbreite der Zugehörigkeit keine einheitliche Definition. Für die nachfolgenden Auswertungen einer Umfrage wurden daher sämtliche Personen dieser Kategorie zugeordnet, welche zwischen 1980 und 2001 geboren wurden. Da diese Bevölkerungsgruppe im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist, zeichnet sie sich insbesondere durch ihre Vertrautheit mit der digitalen Technologie aus. Gemäss dem Media Use Index 2017 der Y&R Group Switzerland (2017) sind die fünf Lieblings-Apps von Digital Natives allesamt Social Media Apps (wie z.B. Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat, YouTube oder WhatsApp). Vielen Unternehmen ist die steigende Bedeutung sozialer Medien in der Gesellschaft nicht entgangen. Auch Schweizer Banken sind auf verschiedenen Social Media-Plattformen anzutreffen. Eine Studie darüber, wie sich Schweizer Digital Natives die Präsenz hiesiger Banken in den sozialen Medien vorstellen, gibt es bislang aber meines Wissens noch nicht. Daher ist Rahel Achermann im Rahmen ihres Bachelorarbeitsprojekts der Frage nachgegangen, wie die Generation Y zum Thema «Banken und Social Media» steht. Anhand einer Onlineumfrage wurden 431 dieser Digital Natives aus der Deutschschweiz zu verschiedenen Facetten rund um dieses Thema befragt. Die Stichprobe kann als nicht ganz repräsentativ bezeichnet werden, da beispielsweise die weiblichen Teilnehmer leicht übervertreten sind (54%).

Umfrageergebnisse: Welche Kanäle nutzt die Gen Y generell?

In Abbildung 1 sind die Umfrageresultate bezüglich der Nutzungshäufigkeit der einzelnen Plattformen dargestellt. Klar am häufigsten genutzt wird WhatsApp. Fast alle Umfrageteilnehmenden gaben an, WhatsApp täglich zu nutzen. Die am zweithäufigsten frequentierte Plattform dieser Stichprobe ist Facebook. Über 90 Prozent der Befragten gab an, die Plattform zu nutzen, wobei dies zwei Drittel aller Teilnehmenden täglich tut. Dicht dahinter reiht sich Instagram ein. Die Plattform wird von rund 78 Prozent der Befragten genutzt, wobei die allermeisten dieser User die App täglich nutzen. YouTube ist neben WhatsApp diejenige Applikation, die von fast allen Umfrageteilnehmenden genutzt wird. Im Gegensatz zu WhatsApp wird YouTube allerdings von der Mehrheit deren Nutzern nicht täglich frequentiert. Schliesslich zeigt die Grafik auch auf, dass Twitter von dieser Generation eher selten genutzt wird.

Abbildung 1: Nutzungshäufigkeit verschiedener Social Media Plattformen (n=431; Quelle: Achermann)

Der Verwendungszweck der einzelnen Social Media Plattformen ist in Abbildung 2 ersichtlich.

Abbildung 2: Wofür werden die Social Media Plattformen in erster Linie verwendet? (n=431; Quelle: Achermann)

Die Grafik zeigt, dass die verschiedenen Applikationen zu unterschiedlichen Verwendungszwecken dienen. Die Präferenzen können sich je nach Nutzer unterscheiden. Zusammenfassend können die verschiedenen Social Media Plattformen aber in drei Gruppen gegliedert werden. In der ersten Gruppe, in der vor allem der Austausch und die Unterhaltung im Vordergrund stehen, sind die Social Media-Apps WhatsApp, Snapchat, Facebook und Instagram angesiedelt. Bei der zweiten Gruppe von Plattformen liegt der Fokus eher auf der Unterhaltung, der Inspiration sowie der Bildung. Diese Gruppe beinhaltet die Plattformen YouTube, Twitter, Pinterest und Google+. Die letzte Gruppe bilden schliesslich LinkedIn und XING. Diese Plattformen dienen vor allem geschäftlichen Zwecken.

Ein weiterer interessanter Untersuchungsaspekt im Bereich Social Media sind die «Follower»-Zahlen der Unternehmen. In der Onlineumfrage wurden die Teilnehmenden darum gebeten, die Anzahl an Unternehmen anzugeben, denen sie folgen. Dabei galt es, die Sportvereine zu exkludieren.

Abbildung 3: Anzahl Unternehmen, welche auf Social Media verfolgt werden (n=431; Quelle: Achermann)

Abbildung 3 zeigt auf, dass die Plattformen YouTube, Snapchat, Google+ und Pinterest vom durchschnittlichen User nicht für das Folgen von Unternehmen genutzt wird. Nur zwischen 13 und 23 Prozent der Stichprobe gibt an, einem oder mehreren Unternehmen auf diesen Plattformen zu folgen. Bei den restlichen Plattformen liegt diese Quote bei 50 Prozent und höher. Vor allem bei Instagram, LinkedIn und Facebook geben über zwei Drittel an, Follower eines oder mehreren Unternehmen zu sein.

Banking und Social Media – passt das?

Nachfolgend werden die zentralen Erkenntnisse zu Banken und Social Media zusammengefasst.

  • 65 der 431 Befragten (15%) folgen einer Bank über Facebook. Je 20 Personen folgt einer Bank über Instagram und LinkedIn (4.6%). Alle anderen Plattformen sind diesbezüglich derzeit irrelevant.
  • Die Befragten gaben an, dass der Umstand, Bankkunde zu sein, der wichtigste Grund ist, einer Bank auf Social Media zu folgen. Des Weiteren erhoffen sich diese Followers, von Angeboten und Vorteilen (auch durch Wettbewerbe) profitieren oder interessante Berichte lesen zu können (25 der 431 Teilnehmenden geben an, dass sie einer Bank aufgrund der interessanten Wirtschafts- und Finanzberichte folgen).
  • Analysiert man die Bereitschaft der Befragten, mit einer Bank über Social Media in Kontakt zu treten, gibt immerhin gut ein Drittel der Stichprobe an, eine Interaktion in Betracht zu ziehen. Diese Kontaktbereitschaft beschränkt sich jedoch in erster Linie auf Wettbewerbe, Veranstaltungen und den Erhalt von bankspezifischen Informationen. Für alle drei Kontaktarten werden Facebook, Instagram, WhatsApp und teilweise auch LinkedIn als geeignete Kanäle genannt.
  • Rund zwei Drittel der Stichprobe hat angegeben, nicht bereit zu sein, über Social Media mit einer Bank in Kontakt zu treten. Die Gründe werden in Abbildung 3 aufgezeigt. Rund 38 Prozent geben an, dass Social Media aus ihrer Sicht der falsche Kanal für einen Interaktion mit einer Bank ist. Weiter geben 30 Prozent der Befragten an, aus Datenschutzgründen nicht zu einem Kontakt bereit zu sein. Weitere 30 Prozent bevorzugen den persönlichen Kontakt
Abbildung 4: Gründe gegen einen Kontakt mit der Bank über Social Media (n=252)
  • Über eine Social Media Plattform Bankgeschäfte abzuwickeln, können sich nur 9 Prozent der Teilnehmenden vorstellen.
  • Den grössten Vorteil einer Bank auf Social Media sehen die Befragten darin, jederzeit über Neuerungen und Änderungen informiert zu werden. Ausserdem gaben die Teilnehmenden an, dass die Präsenz auf Social Media positiv für das Image einer Bank und deren Kundennähe sei. Weitere Mehrwerte sehen die Befragten in der unkomplizierteren Kontaktaufnahme und der Möglichkeit, der Bank Feedbacks zu geben. Rund ein Viertel der Stichprobe sieht in der Präsenz einer Bank auf Social Media keinen Mehrwert.

Fazit

Das Thema «Social Media» beschäftigt die Banken schon seit geraumer Zeit. Gleichzeitig scheint klar, dass gerade für Banken der Umgang mit Social Media etwas komplexer ist als für andere Industrien. Insgesamt kann man aus den obigen Resultaten die folgenden Schlussfolgerungen ableiten

  • Der noch immer wichtigste Kanal für Unternehmen (und Banken) auf Social Media ist Facebook.
  • Die Präsenz auf weiteren Kanälen ist – abhängig von den Zielen und den Zielgruppen, die verfolgt werden – durchaus eine Überlegung wert. Vor allem die beiden Plattformen Instagram oder LinkedIn sind für eine Bank prüfenswert, da diese sich gemäss der Umfrage für eine Interaktion zwischen Bank und Nutzer eignen würden. Ausserdem sind auf Instagram überproportional viele Digital Natives anzutreffen.
  • Ein professioneller Social Media Auftritt ist nicht simpel. Es müssen hierfür genügend personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.
  • Für Banken scheint es derzeit sinnvoll, Social Media vor allem für Marketing-Zwecke und die Stärkung des Markenimages zu legen. Ein Kundenservice beziehungsweise -support anzubieten scheint zwar interessant, hiermit sind aber zahlreiche Herausforderungen verbunden (Regulatorien, zeitliche Verfügbarkeit, etc.).

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Social Media und Banking: Wie sich die Generation Y das Banking in den … – News

2. Oktober 2018

[…] nachfolgenden IFZ Blog möchte Prof. Dr. Andreas Dietrich die Resultate einer Umfrage, die aufzeigen soll, wie die […]

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Social Media und Banking: Wie sich die Generation Y das Banking in den sozialen Medien vorstellt | Der Finanzprodukt Blog

2. Oktober 2018

[…] nachfolgenden IFZ Blog möchte Prof. Dr. Andreas Dietrich die Resultate einer Umfrage, die aufzeigen soll, wie die […]

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Walter GRIMM

24. September 2018

Einige wertvolle Erkenntnisse die es gilt in der Praxis zu verifizieren und optimal auch zu nutzen im Alltag bei der Interaktion unter Wahrung der Datensicherheit etc.

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17. September 2018

Allgemein,

Raiffeisenbanken,

Regionalbanken und Sparkassen,

Veranstaltungen

6 Gründe, warum man die Retail Banking Konferenz 2018 nicht verpassen sollte

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Zum siebten Mal wird am Donnerstag-Nachmittag des 15. November 2018 die IFZ Retail Banking Konferenz in Zug stattfinden. Das Programm ist auch dieses Jahr vielfältig: Wir sind stolz, dass der CEO der gemäss Deloitte «besten digitalen Bank Mittel- und Osteuropas», die Tatra Bank (Slowakei), bei uns ein Referat halten wird. Wir freuen uns auf die Ausführungen, wie die Raiffeisen Bank International mit der Heterogenität von Retail-Kunden in 14 verschiedenen Ländern umgeht und welche digitalen Innovationen in welchen Ländern wie gut funktionieren. Und wir sind gespannt, wie sich die St. Galler Kantonalbank und die WIR Bank gemäss den beiden CEOs langfristig positionieren möchten. Interessant werden auch die Präsentationen von zwei interessanten Startups. Last but not least wird natürlich die umfangreiche Retail Banking Studie wieder ausführlich vorgestellt. Es erwartet Sie also ein intensives und äusserst informatives Programm!

Nachfolgend möchte ich Ihnen sechs Gründe angeben, warum Sie die diesjährige Retail Banking-Konferenz nicht verpassen sollten:

1) Vielfältige und umfangreiche Retail Banking Studie
Auch die diesjährige IFZ Retail Banking-Studie umfasst wieder mehr als 200 Seiten und beschäftigt sich mit verschiedenen interessanten Fragestellungen:

  • Weshalb entscheiden sich Hypothekarkunden für ihre Bank? Nur über den Preis? Die Ergebnisse einer umfassenden Umfrage werden vorgestellt.
  • Wie teuer sind heute die Kosten des Hypothekarprozesses? Wie gross ist das Ersparnispotenzial, wenn die Prozesse verstärkt digitalisiert würden? Wie gross sind die Unterschiede zwischen den Banken? Welche Prozesse werden künftig digitalisiert? Der zweite Teil der Studie liefert diese und weitere Antworten basierend auf den Studienergebnissen.
  • Performance zählt! Der dritte Teil beinhaltet die jährliche Kennzahlen-Analyse von praktisch allen Schweizer Retail Banken. Wer ist der Gewinner dieses Jahres? Bleiben die kleinen Retail Banken nach wie vor an der Spitze?
  • ALM ist gerade in der heutigen Zeit für Retail Banken zentral. Wir zeigen, wie Banken mit der Thematik umgehen, darüber kommunizieren und wie Zinsrisken verstärkt in den Fokus rücken.
  • Der fünfte Teil der Studie befasst sich mit der Corporate Governance von rund 70 Schweizer Retail Banken. Wie hat sich die Diversität in den Schweizer Verwaltungsräten entwickelt? Und war die Entwicklung im Gleichschritt mit dem Lohnniveau der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats?
  • Bonus: Zum ersten Mal haben wir auch die Gesamtperformance der Aktien von Schweizer Retail Banken erhoben.

Die Ergebnisse werden an der diesjährigen Konferenz vorgestellt und diskutiert.

2) Warum die Tatra Bank die beste digitale Bank Europas ist
Michal Laday ist gemäss Deloitte CEO der «besten digitalen Bank Mittel- und Osteuropas». Es handelt sich dabei um die slowakische Tatra Bank. Michal Laday wird erläutern, warum Tatra digital so erfolgreich ist und auf welche Technologien die Bank setzt. Die Tatra Bank ist einer der wichtigsten Banken in der Slowakei und betreibt 106 Filialen mit 3’500 Mitarbeitenden.

3) Retail Banking in Zentral- und Osteuropa: Tradition vs Transformation
Christian Wolf, Head of Digital Roadmap & Projects der Raiffeisen Bank International wird aufzeigen, wie sie mit der Heterogenität von Retail-Kunden in den verschiedenen Märkten umgehen (sie sind in 14 Ländern präsent) und welche digitalen Innovationen in welchen Ländern wie gut funktionieren. Gibt es Länder, die in ihren Entwicklungen in Bezug auf das Digital Banking weiter sind? Warum? Werden die anderen Länder nachkommen? Auch der Einfluss des Themas „Open Banking“ auf die Geschäftsmodelle wird ausführlicher erläutert.

4) Wie die St. Galler Kantonalbank die Transformation vorantreibt
Die St. Galler Kantonalbank, mit einer Bilanzsumme von CHF 33 Milliarden und verwaltetem Vermögen von gut CHF 43 Milliarden eine der bedeutendsten Kantonalbanken, steckt mitten in einem Transformationsprozess. Der CEO der Bank, Roland Ledergeber, wird in seinem Referat aufzeigen, wie er sich diese Reise vorstellt und warum die Bank mehr als nur ein Netzwerk ist.

5) Die WIR-Bank: Von der Selbsthilfeorganisation für KMU zur digital(st)en Bank
Die WIR-Währung war einmal eine Krisenwährung. Mit der Einführung eines zusätzlichen Zahlungsmittels im Jahr 1934 wollte sie den Folgen der Wirtschaftskrise während der Grossen Depression begegnen. Zinsfreie WIR-Guthaben sollten dafür sorgen, dass Unternehmen ihre WIR schnell wieder in den Umlauf bringen. Seither hat sich die Bank stark weiterentwickelt. Germann Wiggli, der CEO der Bank, wird einerseits auf die interessante Entstehungsgeschichte und Entwicklung zurückblicken. Er wird danach aber vor allem auch auf die Transformation von einer Selbsthilfeorganisation für KMU hin zu einer verstärkt digitalen Bank eingehen. Interessant wird sicherlich auch seine Einschätzung sein zu anderen alternativen Währungen, wie zum Beispiel Kryptowährungen.

6) Neue Geschäftsmodelle
Neue Plattformen rund um die Themen „Direct Private Debt“ und „Digitalisierung des Geldmarktes“ haben das Potenzial, die bestehenden Märkte zu verändern. Zwei interessante Startups werden präsentieren, wie sie das planen: Instimatch erläutert ihr System des „digitalen Geldmarktes“. Die Bank Vontobel wird ihre Plattform cosmofunding vorstellen, mit welchen sie den wachsenden Markt für Finanzierungen revolutionieren möchte.

Zusammenfassend sieht das Programm sieht wie folgt aus:

Ich freue mich, Sie an der Konferenz zu begrüssen!
Hier finden Sie das Anmeldeformular für die Konferenz (inkl. Studie).

Die Teilnahme an der Konferenz kostet CHF 560.-. Als Teilnehmer erhalten Sie die rund 200-seitige IFZ Retail Banking-Studie 2018 (Wert CHF 290.-). Bitte melden Sie sich unter ifz@hslu.ch, wenn Sie nur die Studie bestellen möchten (Auslieferung nach der Konferenz).

Wir bedanken uns herzlich bei den Partnern der diesjährigen Studie für die Unterstützung:

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10. September 2018

Bankfiliale,

Digitalisierung,

Mobile Payment

Schweden vs. Schweiz: Wie gross sind die Unterschiede im Zahlungsverhalten wirklich?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Schweden gilt als eine Vorreiternation auf dem Weg in die bargeldlose Gesellschaft. In öffentlichen Verkehrsbetrieben und vielen Geschäften werden nur noch mobile Bezahl-Apps, Debit- oder Kreditkarten akzeptiert, während das Bargeld in der Schweiz noch immer das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel ist. Ist das Zahlungsverhalten in Schweden daher wirklich so anders wie in der Schweiz? Wo gibt es Gemeinsamkeiten und wo liegen die Unterschiede? Im heutigen Blog werden Umfragen zum Zahlungsverhalten der beiden Länder einander gegenübergestellt.

In der Schweiz ist das Bargeld noch immer das wichtigste Zahlungsmittel. Diverse Studien und Entwicklungen in verschiedenen europäischen Ländern stellen jedoch die (künftige) Relevanz des Bargelds als Zahlungsmittel zunehmend in Frage. Der technologische Fortschritt, der dadurch zumindest in einzelnen Geschäftsfeldern verstärkt auftretende Kostendruck im Bereich des Zahlungsverkehrs und ein intensivierter Wettbewerb haben in den letzten 15 Jahren zu neuen Dienstleistungen und einer erweiterten Zahlungsverkehrslandschaft geführt. Beispiele dafür sind neue Verfahren wie das Mobile Payment oder Technologien wie die Near-Field-Communication, die das kontaktlose Bezahlen ermöglicht haben.
Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit hat Admira Mustafic die von der schwedischen Zentralbank im Jahr 2018 durchgeführte Umfrage über das Bezahlverhalten auf die Schweiz übertragen. Dadurch versuchte sie, diese beiden Länder diesbezüglich zu vergleichen. Die Datenerhebung in der Schweiz erfolgte mittels einer quantitativen Umfrage, an der 620 Personen teilgenommen haben. Die Ergebnisse sind zwar nicht ganz repräsentativ, da das Sample im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt zu jung, zu «weiblich» und zu gut ausgebildet ist. Nichtsdestotrotz bieten die Ergebnisse gute Anhaltspunkte in Bezug auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich mit Schweden. Des Weiteren werden in diesem Blogartikel – wo vergleichbare Daten vorliegen – auch die Umfrage-Ergebnisse der SNB-Studie (Zahlungsmittelumfrage) verwendet.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Schweden und der Schweiz

Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass in Schweden eine beschleunigte Bargeldsubstitution stattfindet. Der Gebrauch bargeldloser Zahlungsmittel nimmt zu, während die Bargeldnutzung abnimmt. Des Weiteren kann festgestellt werden, dass das schwedische Twint-Pendant «Swish» innerhalb kurzer Zeit stark an Bedeutung gewonnen hat (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Verwendung der Zahlungsmittel in Schweden («Which means of payment have you used in the past month?») (Sveriges Riksbank, 2018)

Vergleicht man diese (und andere) Werte mit den Umfrageergebnissen in der Schweiz, kann man die folgenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen:

Gemeinsamkeiten

  • Debitkarten sind sowohl in Schweden als auch in der Schweiz ein sehr beliebtes Zahlungsmittel. Rund 80 Prozent der Schweden nutzen am Point of Sale (POS) am häufigsten die Debitkarte, während dieser Wert in der Schweiz bei 71 Prozent liegt.
  • Beträge über CHF 50 werden sowohl in Schweden als auch in der Schweiz überwiegend mit der Debitkarte bezahlt.
  • Nur 27 Prozent der befragten Schweden hat eine negative Meinung gegenüber der abnehmenden Bargeldnutzung. In der Schweiz liegt dieser Wert ähnlich hoch (25%).

Unterschiede

  • Kleinstbeträge bis zu CHF 12 werden in Schweden überwiegend mit der Debitkarte bezahlt (71%). Nur rund 20 Prozent der Befragten bezahlt diese kleinen Beträge in bar. Im Gegensatz zu Schweden bezahlen Schweizer Kleinstbeträge fast ausschliesslich in bar. Die Umfrage der SNB hat diesbezüglich ergeben, dass mit zunehmendem Betrag die Bargeldnutzung abnimmt und die Kartenzahlungen zunehmen (vgl. Abbildung 2).
Abbildung 2: Transaktionsanteile der Zahlungsmittel je Betragsbereich (SNB, 2018)
  • Die Frequenz der Bargeldbezüge am Geldautomaten sowie der durchschnittlich abgehobene Betrag sind in der Schweiz höher als in Schweden. So tätigen 58 Prozent der Befragten in der Schweiz ein bis dreimal pro Woche Bargeldbezüge am Geldautomaten (Schweden: 31%). Jeder fünfte der befragten Schweden gab gar an, niemals Bargeldbezüge zu tätigen (Schweiz: 1%).
  • Ein Schwede hat umgerechnet zwischen CHF 11 und 56 (resp. zwischen SEK 100 und 500) im Portemonnaie, während es bei einem Schweizer durchschnittlich CHF 133 sind.
  • 62 Prozent der befragten Schweden gab an, im letzten Monat die mobile Bezahl-App Swish benutzt zu haben (2014 waren es erst 10%). In der Schweiz beläuft sich dieser Wert für Twint, Apple Pay und Samsung Pay auf 36 Prozent (da das Sample in der Schweiz aber tendenziell zu jung ist, kann davon ausgegangen werden, dass dieser Wert für die gesamte Schweiz tiefer ist).
  • Der häufigste Bargeldbezug eines Schweden beträgt rund CHF 56 (30% aller Bezüge). In der Schweiz heben hingegen mehr als die Hälfte der Personen durchschnittlich zwischen CHF 100 und CHF 250 ab.
  • 7 von 10 Schweden geben an, unter den heutigen Umständen ohne Bargeld auszukommen. In der Schweiz behaupten rund 5 von 10 Personen, ohne Bargeld auskommen zu können.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass sich die grössten Unterschiede im Zahlungsverhalten bei der Nutzung von Bargeld und von Apps mit Bezahlfunktion finden lassen. Bargeld ist in der Schweiz also tatsächlich viel beliebter ist als in Schweden.

Worauf können diese Unterschiede zurückgeführt werden?

Die oben erwähnten Unterschiede im Zahlungsverhalten können auf verschiedene Gründe zurückgeführt werden. So förderte beispielsweise eine schlechtere Bargeldversorgung in eher dünn besiedelten Gebieten in Schweden die Nutzung bargeldloser Zahlungsmittel, wohingegen die Schweiz noch immer über ein dichtes Filial- und Geldautomatennetz verfügt. Zudem müssen Händler in Schweden Bargeld nicht als Zahlungsmittel akzeptieren. In der Schweiz hingegen sind die Geschäfte von Gesetzes wegen dazu verpflichtet, Bargeld zu akzeptieren. Eine weitere mögliche Erklärung könnten die Unterschiede in der Mentalität der beiden Gesellschaften sein. Die Werte, der Lebensstil und auch die individuellen Gewohnheiten und Präferenzen von Menschen sind stark ausschlaggebend für die Durchdringung und die Adaptionsgeschwindigkeit digitaler Technologien. Schweden gilt diesbezüglich generell als sehr technologie-affines Land. Schliesslich könnte das Aufkommen des E-Commerce ein weiterer Erklärungs-Faktor sein. Bei der Zahlungsabwicklung im Onlinehandel spielen unbare Zahlungsmittel eine zentrale Rolle. Auch in diesem Gebiet ist Schweden gegenüber der Schweiz im Vorsprung.

Vergleich mit Deutschland und Österreich

Vergleicht man die Ergebnisse aus Schweden und der Schweiz mit Studien aus Deutschland und Österreich wird rasch klar, dass unsere beiden Nachbarländer ähnlich unterwegs sind wie die Schweiz. Gemäss einer Studie der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten der Deutschen Bevölkerung (2017) ist Bargeld immer noch das meistgenutzte Zahlungsmittel. Jedoch verzeichnen moderne Zahlungsmittel wie kontaktlose Kartenzahlungen, Internet- und mobile Bezahlverfahren hohe Wachstumsraten.
Auch laut der Zahlungsverhaltensstudie der Österreichischen Nationalbank (2016) spielt das Bargeld weiterhin eine dominante Rolle im Zahlungsverkehr, denn 82 Prozent der Zahlungen im Jahr 2016 wurden in bar getätigt. Die Studie hebt hervor, dass der Bargeldanteil seit 2011 zwar gesunken ist, aber bei kleineren Beträgen immer noch deutlich überwiegt. Beispielsweise werden 92 Prozent der Zahlungen unter EUR 10 in bar abgewickelt, obwohl es auch in Österreich valable Alternativen wie kontaktloses Bezahlen oder mobile Zahlungslösungen gibt.

Fazit

Anhand des obigen Vergleichs wird klar, dass sich das Zahlungsverhalten der schwedischen gegenüber der Schweizer Bevölkerung ziemlich stark unterscheidet. Auffällig ist vor allem, dass die Mobile App Swish deutlich stärker genutzt wird als Twint, Apple Pay oder Samsung Pay hierzulande. Ebenso fällt auf, dass Kleinstbeträge unter CHF 10 in Schweden überwiegend mit der Debitkarte bezahlt werden, derweil Schweizer diese Kleinstbeträge fast ausschliesslich in bar begleichen.
Wird sich die Schweiz bezüglich Bezahlverhalten in eine ähnliche Richtung entwickeln wie Schweden? Einige Indikatoren, wie zum Beispiel die Verlagerung zum eCommerce und mCommerce oder die zunehmend rasante Adaption der Kontaktlos-Bezahlfunktion, sprechen dafür. Gleichzeitig gibt es auch einige Beschleunigungs-Faktoren in Schweden – insbesondere die teilweise unbefriedigende Bancomat-Abdeckung – welche in der Schweiz so nicht gegeben sind. Insofern kann erwartet werden, dass die Entwicklungen hierzulande weiterhin langsamer ablaufen als in Schweden.

Kommentare

5 Kommentare

Schweden vs Schweiz: Unterschiede im Mobile Payment; Swish vs Twint - Trezor Wallet kaufen

21. September 2018

[…] Artikel stammt vom IFZ Blog der Hochschule […]

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Gerry

19. September 2018

Ein wesentlicher Unterschied: in Schweden wird die Nutzung von Debit Karten von den Banken beworben und die Karten weisen typischerweise Kontaktlosfunktion auf. In der Schweiz setzen Kartenherausgeber und Banken alles daran, Kreditkarten und nicht Debitkarten zu nutzen (wer hat je eine Promo fuer Debitkarten oder Rewards fuer Debit erhalten?). Erst in jüngerer Zeit wird teilweise kontaktloses Zahlen (Kleinbetraege!) auch fuer Maestro-Karten angeboten. Seither steigt die Zahl der Tx beschleunigt an und der Durchschnittsbetrag sinkt massiv (siehe SNB Zahlen).

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Marcus Bergagård

18. September 2018

Als Bürger beider Länder finde ich diesen vergleich auch ganz spannend zu lesen. Der Grund für Bargeldloses bezahlen hat aber auch andere Gründe. Vor 10 Jahren gab es in Schweden verschieden spektakuläre Überfälle auf Geldtransporter (Inspiration diente hier wohl auch der Film 'Heat) was dazu führte dass Geldtransport und Geldverarbeitung teurer wurde. So habe Geschäft mehr Karten angenommen weil diese trotz Gebühren immer noch handlicher, einfacher und teilweise auch günstiger war die Händlergebühren zu bezahlen. Da ApplePay & Co erst in diesem Jahr in Schweden gestartet hat, konnte Swish und andere sich schon etablieren. Und jemand einen Betrag zu "Swishen" um Geld zu überführen ist wie "Googlen" geworden wenn man was auf dem Internet suchen will. Bald werden wir wohl auch Beträge "Twinten" zumindest sage ich das schon denen heute die es haben. Nur andere Faktoren wie ApplePay, SamsungPay und GooglePay sind in der Schweiz noch nicht so etabliert da die Grossbanken auch Kreditkartenherausgeber sich noch vehement gegen diese "Pays" wehren u.a. wohl auch da hohe Gebühren (Apples 30% wie im Apps verkauf?) pro Bezahlung anfallen laut Insider. Dennoch, das Cashless hört auch in Schweden auf, spätestens wenn man im Park in Stockholm auf die Toilette muss und man keine SKr. 5.- dabei hat...

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Arnold Witzelsberger

17. September 2018

Eine bargeldlose Welt ist für Regierungen und Banken eine wünschenswerte Entwicklung, jedoch brauchen sie selbst kein Öl ins Feuer zu gießen, das erledigen die Bürger durch ihr Konsumverhalten schon selbst...

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M. Abegg

11. September 2018

In einer wissenschaftlichen Untersuchung hätte ich erwartet, auch etwas über die (subjektiven) Gründe zu erfahren, weshalb Menschen das Bargeld, Karte, Apps oder andere Zahlungsmittel bevorzugen. Sicher punkten berührungslose Karten durch Einfachheit und Schnelligkeit, andere Möglichkeiten vielleicht mehr durch Sicherheit. Aber wie sieht es aus mit Bedenken bezüglich der staatlichen Kontrolle aller Transaktionen und der dadurch eingeschränkten gefühlten Freiheit, welche einem nur Bargeld noch gewährt? Ich werde den Verdacht nicht los, dass a) gewisse Stellen aktiv an der Abschaffung des Bargelds arbeiten und b) diese Tendenz von der Wissenschaft nicht bis in die letzten Konsequenzen neutral beurteilt wird.

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3. September 2018

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Asset Management in der Schweiz – Hohe Relevanz und gute Rahmenbedingungen.

Von Prof. Dr. Thomas Ankenbrand und Dr. Jürg Fausch

Asset Management ist ein wichtiges Standbein des Schweizer Finanzplatzes und gesamtwirtschaftlich von grosser Bedeutung. So etwa in der Altersvorsorge: Die Erträge, welche durch die Renditen aus der Vermögensanlage generiert wurden, waren in den letzten 10 Jahren für rund ein Drittel des gesamten Vermögenszuwachses der Schweizer Pensionskassen verantwortlich. Asset Management nimmt auch eine immer wichtigere Rolle bei der Finanzierung von Unternehmen ein, da die Banken immer weniger bereit sind, Kredite zu vergeben. Damit schafft das Asset Management Wohlstand und Arbeitsplätze weit über die eigene Branche hinaus. In diesem Kontext hat das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit der Asset Management Plattform Schweiz die erste umfassende Studie zum Asset Management in der Schweiz erarbeitet. Die wesentlichen Erkenntnisse der Studie werden im folgenden Beitrag dargestellt.

Mit einem Anteil von rund zehn Prozent am nationalen BIP ist der Finanzsektor ein wichtiger Teil der Schweizer Wirtschaft. Während die Schweiz als weltweit führender Standort für Private Banking und Wealth Management bekannt ist, ist die Bedeutung des Asset Managements weniger präsent.
Die Asset Management Studie 2018 des Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und der Asset Management Plattform Schweiz gibt einen ganzheitlichen Überblick über die Grösse und die Vielfalt der Asset Management Branche in der Schweiz, basierend auf einer Umfrage unter Schweizer Asset Managern, welche die Zahlen und Fakten, die aktuelle Dynamik der Branche sowie die wichtigsten Herausforderungen erfasst. Darüber hinaus beschreibt die PEST-Analyse das politische, wirtschaftliche, soziale und technologische Umfeld der Branche und zeigt auf, welche Auswirkungen die Entwicklungen in der Schweizer Finanzindustrie auf den Asset Management Standort Schweiz hatten und in Zukunft erwartet werden. Das ebenfalls in der Studie vorgenommene Hub-Ranking vergleicht die Rahmenbedingungen in der Schweiz mit anderen Asset-Management Standorten weltweit.

Hier eine Zusammenfassung der fünf wichtigen Erkenntnisse der Studie:

  1. Asset Management ist für die Schweiz relevant

Die Studie zeigt, dass rund 9’600 Personen direkt bei Asset Management Firmen in der Schweiz und zusätzlich rund 44’500 Personen indirekt in der ganzen Asset Management Branche beschäftigt sind. Das Gesamtvolumen der von Banken, Fondsleitungen, Effektenhändlern und von der FINMA beaufsichtigten Asset Managern in der Schweiz verwalteten Vermögen belief sich per Ende 2017 auf CHF 2’208 Milliarden, was ungefähr dem Dreifachen des Schweizer BIP entspricht.

Abbildung 1: In der Schweiz verwaltete Vermögen im Asset Management, in CHF Mrd.
  1. Die Schweiz bietet gute Rahmenbedingungen für die Asset Management Branche und hält eine starke Position als Asset Management Hub

Die Schweiz hat sich nach der Finanzkrise als stabiler und widerstandsfähiger Finanzplatz erwiesen, begleitet durch eine lockere Geldpolitik. Faktoren wie positive Wachstumsprognosen, die niedrige Staatsverschuldung, eine solide Haushaltslage und tiefe Inflationserwartungen verstärken die guten Bedingungen für die Asset Management Branche.
Einerseits sorgen die hohen Einkommen, die traditionell hohen Sparquoten, die niedrige Arbeitslosigkeit sowie das etablierte Vorsorgesystem für eine stabile Nachfrage nach Asset Management Produkten und Dienstleistungen. Andererseits verändern sich die Kundenbedürfnisse mit steigender Lebenserwartung und mit der «Millenials Generation» als zunehmend wichtige Kundengruppe. Entwicklungen im technologischen Umfeld wie Cloud Computing, Künstliche Intelligenz, Distributed-Ledger-Technologie, Quantum Computing und Robotik eröffnen der Schweizer Asset Management Branche interessante Chancen.
Ein quantitatives Hub-Ranking auf Basis von politisch-rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Indikatoren bewertet die weltweit führenden Asset Management Standorte. Die beiden in diese Analyse einbezogenen Schweizer Städte Zürich und Genf liegen auf Platz 4 bzw. 8. An der Spitze der Rangliste steht Singapur, gefolgt von einer Gruppe von Städten (Rang 2 bis 12), die sehr ähnlich abschneiden und sich nur geringfügig in ihrer Wettbewerbsfähigkeit unterscheiden.

Abbildung 2: Asset Management Hub Ranking: Vergleich von 35 Städten hinsichtlich Rahmenbedingungen für Asset Management Unternehmen.

Die Schweiz bietet gute Voraussetzungen, insbesondere im Hinblick auf ein stabiles und verlässliches politisch-rechtliches Umfeld sowie ein soziales Umfeld mit einem starken Bildungssystem und einer erstklassigen Infrastruktur. Im technologischen Umfeld liegen die beiden Schweizer Städte hinter den führenden Standorten zurück. Dies ist jedoch vor allem darauf zurückzuführen, dass das Angebot an Online-Dienstleistungen der Behörden und des Staates besonders schwach ist. Ein wichtiger positiver Aspekt in der technologischen Dimension ist jedoch der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die Forschungszusammenarbeit zwischen Hochschulen und der Industrie, bei der die Schweiz eine führende Position einnimmt. Aus Sicht des Asset Managements ist dies sehr ermutigend und zeigt das Potenzial der Schweiz eine führende Rolle in der Digitalisierung der Asset Management Branche einzunehmen.

  1. Die Regulierung stellt die wichtigste Herausforderung für die Asset Management Industrie dar
Abbildung 3 – Herausforderungen der Schweizer Asset Management Branche
  1. Schweizer Asset Manager setzen auf aktives Management

81 Prozent der an dieser Umfrage teilnehmenden Asset Manager bieten aktiv verwaltete Anlagelösungen an, während 16 Prozent sowohl aktives als auch passives Portfoliomanagement anbieten. Die Tatsache, dass die Mehrheit der befragten Asset Manager primär aktive Anlagestrategien verfolgen, steht im Einklang mit der Beobachtung, dass Asset Manager in der Schweiz eine starke Stellung im Bereich der alternativen Anlageklassen haben, die typischerweise auf aktiven Anlagestrategien basieren. Diese Beobachtung unterstützt die These, dass die meisten Schweizer Asset Manager versuchen, über aktives Management eine Überrendite (Alpha) für ihre Kunden zu generieren.

Abbildung 4: Anteil Asset Manager nach Investitionsstrategie 
  1. Innovation als Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche Zukunft

Der Erfolg der Schweiz als innovative Volkswirtschaft ist bestens bekannt. Als international anerkannter Anziehungspunkt für Experten aus der Forschung verfügt die Schweiz über starke Branchencluster, insbesondere in den Bereichen Life Sciences, der Informationstechnologie oder der Maschinenindustrie (MEM-Industrie). Darüber hinaus bietet die Schweiz mit einem grossen „Talent Pool“ an Experten aus den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften sowie einem bedeutenden internationalen Finanzplatz gute Voraussetzungen für ein innovationsgetriebenes Wachstum in der Asset Management Branche. Dies bedeutet, dass die Asset Manager in der Schweiz über gute Voraussetzungen verfügen, sich den zukünftigen Herausforderungen zu stellen und die Digitalisierung der Asset Management Branche voranzutreiben.

PS: Vielleicht auch interessant für Sie: IFZ FinTech Forum am 14.11: Cyber Security – Macht FinTech Banken sicherer? Der Anlass ist kostenlos. 

Kommentare

2 Kommentare

Walter GRIMM

4. September 2018

Würde es begrüssen, wenn auch Auswertungen/Studien/Analysen erstellt würden, was denn die wahren Anliegen der Leute/Institutionen sind an die Asset Manager. Da die CH hierzu noch Aufholpotential hat, wäre das allenfalls praxisbezogen noch was - Lessons learned.

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Urs Peter Fischer

3. September 2018

Vielen Dank für diese interessante Studie, welche ich als langjähriger Chairman und heutiger Berater der Pensionskasse Alcan Schweiz gern im Detail durchlesen werde. Interessant wäre auch einmal eine Umfrage bei den Kunden, was deren Bedürfnisse sind. So sind z.B. die mir bekannten Systeme der Custodians noch sehr beschränkt aus der Sicht der Kunden (kein Vergleich unterschiedlicher Strategien, keine Simulationsmöglichkeiten). Ich würde dem heutigen Kostenwettbewerb einen echten Qualitätswettbewerb der Dienstleistungen vorziehen. Vielleicht müssen die Banken da zusammenarbeiten, auf jeden Fall müssen sie sich aber von den heutigen, mit den Transaktionen verknüpften Lösungen trennen um flexibler zu werden für Kundenbedürfnisse.

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