6. September 2021

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Rückblick auf die Sourcing Konferenz 2021

Von Dr. Urs Blattmann

Auch dieses Jahr wurden an der IFZ Sourcing Konferenz wieder zahlreiche neue Entwicklungen präsentiert. Nebst der Vorstellung der Sourcing Studie bildeten die zwei Themen-Blöcke «Ökosysteme» sowie «IT und Strategie» die Schwerpunkte der Konferenz. Im heutigen Blog zeigen wir einen kurzen Rückblick auf die Referate und die vorgestellten Konzepte.

Vorstellung der IFZ Sourcing Studie

Dr. Urs Blattmann, Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ – Hochschule Luzern-Wirtschaft

Zum einen wurde auf die 5 wichtigsten Erkenntnisse aus den Umfragen bei Banken und Anbietern eingegangen, zum andern ausführlich über den Schwerpunkt der Studie – Ökosysteme Wohnen in der Schweiz – und deren Auswirkungen auf den Hypothekarmarkt sowie generell auf die schweizerische Finanzindustrie berichtet. In diesem Blog wurde schon früher auf die Frage «Verändern Ökosysteme rund ums Wohnen das Hypothekargeschäft?» eingegangen.  Die IFZ Sourcing Studie findet sich hier.

Wohneigentümerplattform Mobiliar & Raiffeisen: Ganzheitliche Lösungen zum Thema Wohnen über ein hybrides Ökosystem

Roland Altwegg, Bereichsleiter Neue Geschäftsmodelle & Ökosysteme, Raiffeisen und Thomas Trachsler, Leiter Geschäftsleitungsbereich Versicherung, Mobiliar

Die beiden Referenten präsentierten die Überlegungen ihrer Unternehmen, die zur Gründung von Liiva geführt haben und zeigten auf, welche Angebote Liiva derzeit enthält und was für die Zukunft noch angedacht ist. Über Liiva haben wir in diesem Blog bereits berichtet.

Abbildung 1: Liiva ist als umfassende digitale Plattform für private Wohneigentümer konzipiert

TEO – ein Ökosystem für Banking und mehr

Hessam Khorassani, Head of Marketing and Sales bei COMECO GmbH & Co. KG, Stuttgart

TEO, das Ökosystem der Sparda Banken in Deutschland, bietet seinen Kunden auf der Basis von PSDII Multibanking, d.h. das Handling sowie einen Gesamtüberblick über Konten unterschiedlicher Banken an, und übernimmt so die Funktion eines Finanz-Cockpits für den Kunden. Darüber hinaus werden dem Kunden eine Vielzahl von Dienstleistungen geboten, welche den Kunden einen konkreten Mehrwert bieten. Dazu gehören u.a. Einkaufsgutscheine, mit denen Kunden gewisse Produkte oder Dienstleistungen günstiger erwerben können.

Interessante Punkte der Präsentation waren u.a.:

  • Die 600’000 Nutzer von TEO verfügen insgesamt über 2.5 Mio Konten.
  • Sie loggen sich über 8 Mio. mal pro Monat ein.
  • Über 100’000 Nutzer der Plattform gaben TEO ihre Einwilligung, ihre Finanzdaten zu analysieren und individualisierte Angebote zu unterbreiten.
Abbildung 2: TEO – Leistungsangebot und Partner

Die grosse Frage aber bleibt: Wohin wird das Banking transformiert? Die digitale Transformation hat von Taxis zu Uber und vom Fernsehen zu Netflix geführt – was wird im Banking auf uns zukommen? TEO will auf jeden Fall europäisch werden und steht auch einem Start in der Schweiz positiv gegenüber. Hilfreich ist, dass die Plattform modulartig aufgebaut ist und auch ‘white labelled’ zur Verfügung steht.

OpenWealth – Standardisierung als Basis für Ökosystem und Plattform Business Modelle

Raphael Bianchi, Partner und CEO, Synpulse und Dr. Simon Alioth, Head Ecosystem and Platform Banking, Synpulse

Die Referenten haben aufgezeigt, dass sich die Finanzindustrie ohne API-Standards das Leben schwierig macht. Namentlich bei der Anbindung von externen Vermögensverwaltern kämpfen die meisten Marktteilnehmer mit denselben Problemen und müssen einen enormen Aufwand leisten, dem kein Mehrwert gegenübersteht. Open Wealth versteht sich als Organisation, welche gemeinsame Standards definiert und realisiert und so der Schweizer Finanzbranche zu mehr Effizienz verhilft. Eine ganze Reihe von Finanzdienstleistern und FinTechs hat sich deshalb bereits dieser Community angeschlossen:

Abbildung 3: Die Mitglieder des Vereins Open Wealth

Ansätze zur Lösung der Digitalisierungsherausforderung durch Kooperation

Dr. Falk Kohlmann, Bereichsleiter Marktleistungen, St. Galler Kantonalbank

Die zunehmende Individualisierung der Angebote in der Finanzindustrie führt dazu, dass Anbieter mit einer grossen Anzahl von Kunden ihre Projekte ganz anders skalieren können: Während beispielsweise die St. Galler Kantonalbank bei der Realisierung einer neuen Lösung mit rund CHF 90 pro User rechnen muss, kann Revolut bei gleichen Investitionen mit einer Kostenbasis von CHF 1.50 pro User rechnen. Da liegt es auf der Hand, dass kleine und mittlere Institute nach Wegen suchen müssen, ihre Kosten ebenfalls zu reduzieren. Wie dies mittels Kooperationen gelingen kann, wurde anhand von Beispielen aufgezeigt.

Abbildung 4: Möglichkeiten der Kosteneinsparungen durch Kooperationen

Es wurde aber auch darauf hingewiesen, dass dazu eine Reihe von Voraussetzungen wie etwa der Wille zur Standardisierung, eine ähnliche Kultur der Partner, eine ähnliche technische Grundlage, eine gute Governance sowie eine gemeinsame Roadmap für Prioritäten, Bereinigungen und Weiterentwicklungen nötig sind.

Back to the driving seat in IT – Der Weg der Bank Avera

Ralf Luchsinger, Chief IT Bank Avera Genossenschaft

“Every company is a software company.” Diesem Zitat von Satya Nadella, CEO von Microsoft folgend, hat die Bank Avera in der jüngsten Vergangenheit eine ganze Reihe von IT-Services, welche ausgelagert waren, wieder in die Bank zurückgeholt. Damit will man die Basis legen, um in Zukunft im Markt schnell und agil neue Lösungen für den Kunden entwickeln und anbieten zu können. Die Bank ist der Überzeugung, dass IT-Kompetenz zwingend im eigenen Unternehmen vorhanden sein muss. Hinzu kommt, dass die Bank auch über die absolute Hoheit über die eigenen Daten verfügen will, um für die Zukunft optimal gerüstet zu sein.

Abbildung 5: Hoheit über die eigenen Daten als Grundlage für agile Lösungsentwicklung

Die eher kleinere Bank hat es in kurzer Zeit geschafft, technologisch in eine ausgezeichnete Position zu gelangen und hat sich dabei auch kulturell vom Change Management in Richtung einer permanenten Veränderung weiterentwickelt, wobei hier der Weg noch etwas länger ist.

Evolution der Wertschöpfungsmodelle Schweizer Banken

Johannes Schlotmann, Senior Manager Capital Markets, Accenture AG

Ausgehend von verschiedenen Krisen, verdienen Banken heute im Durchschnitt rund einen Drittel weniger als vor 10 Jahren. Die Industrie befindet sich deshalb in einer Übergangsphase: Zukünftige Wertschöpfungsmodelle werden viel stärker als heute durch den Faktor Technologie bestimmt sein. Dieser muss dabei vermehrt zum «Enabler» für die zukünftigen Anforderungen digital, modular, offen und agil werden.

Abbildung 6: Zukünftige Wertschöpfungsmodelle gemäss der Studie ‘Perspektiven zu Zukunft des Schweizer Banking’ von Swiss Banking und Accenture

Den Banken wird empfohlen, einen evolutionären Transformationsansatz entlang der aufgezeigten Stossrichtungen zu verfolgen. Gleichzeitig wird festgestellt, dass die Schweizer Regulierung dabei kein entscheidendes Hemmnis ist, jedoch Innovations- und Anpassungsprozesse erschwert und verteuert, weil stets deren Zulässigkeit überprüft werden muss.

IFZ Sourcing Studie – 2021

Ausblick

Am 10. November 2021 werden im Rahmen einer Konferenz die Ergebnisse der Studie Beraterarbeitsplatz 2021 vorgestellt. Informationen und Anmeldung zur Konferenz hier.

Die Retail Banking Konferenz findet am 25. November 2021 statt (13.20-18.00 Uhr). Infos dazu finden Sie hier.

Wir planen derzeit, die Veranstaltungen vor Ort durchzuführen und würden uns sehr freuen, Sie persönlich bei uns begrüssen zu dürfen!

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