30. März 2020
Das gesellschaftliche Leben ist spätestens seit der Schliessung aller nicht «notwendigen» Geschäfte infolge der Coronavirus-Pandemie fast zum Stillstand gekommen. Dies hat auch Konsequenzen für die Retailbanken. Bankfilialen dürfen zwar weiterhin geöffnet haben. Wie ich im heutigen Blog aber aufzeige, wählen die Schweizer Retailbanken bislang aber ganz unterschiedliche Strategien. Während gewisse Banken weiterhin alle Filialen zu den normalen Öffnungszeiten im Betrieb haben, haben sich andere Banken entschieden, gewisse Filialen zu schliessen oder nur noch zu reduzierten Öffnungszeiten für die Kunden da zu sein.
Am 16. März 2020 hat der Bundesrat die Massnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus weiter verschärft. Die Situation wird seither als «ausserordentliche Lage» gemäss Epidemiengesetz eingestuft. Alle Läden, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe sind bis (mindestens) am 19. April 2020 geschlossen. Ausgenommen sind unter anderem Lebensmittelläden, die Gesundheitseinrichtungen und Banken. Weil aber die meisten Schweizer derzeit zu Hause bleiben und praktisch alle Geschäfte geschlossen bleiben, haben auch Bankfilialen nur noch wenige Besucher. Viele Banken haben dadurch ihre Öffnungszeiten reduziert oder gar Filialen geschlossen.
Um einen Gesamteindruck über die derzeitige Situation zu gewinnen, haben wir auf den offiziellen Webseiten der vierzig grössten Schweizer Retailbanken in der Deutschschweiz geschaut, wie die Situation in Bezug auf die Verfügbarkeit der Filialen im Moment aussieht (Ausnahme: Raiffeisenbanken – diese haben wir nicht im Detail untersucht).
Grundsätzlich lassen sich drei «Ausprägungen» erkennen: Einige Banken haben sämtliche Filialen weiterhin zu den normalen Öffnungszeiten geöffnet. Eine zweite Gruppe von Banken lässt sämtliche Filialen geöffnet. Diese haben aber teilweise reduzierte Öffnungszeiten. Eine dritte Gruppe von Banken schliesslich hat gewisse Filialen geschlossen und teilweise die Öffnungszeiten der noch geöffneten Filialen reduziert.
Die wichtigsten Erkenntnisse der untersuchten 40 Deutschschweizer Retail Banken per 27. März 2020 sind wie folgt:
Die meisten Banken haben zudem Glasscheiben in Filialen installiert und ihre Kunden dazu ermuntert, auf Filialbesuche wenn immer möglich zu verzichten.
Fazit
Die Menschen benötigen auch in diesen herausfordernden Zeiten weiterhin Zugang zu Bankdienstleistungen. Entsprechend ist ein gewisser Betrieb von Filialen und Geldautomaten mit den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen weiterhin wichtig. Erfahrungen aus China zeigen aber auch, dass in erster Linie der Zugang zum Geldautomaten wichtig war, derweil andere Bedürfnisse rund um das Thema «Finanzdienstleitungen» in dieser Zeit stark abgenommen haben. Viele chinesische Banken haben daher die meisten ihrer Filialstandorte geschlossen, ohne den Kundenservice zu unterbrechen. Schlussendlich ist es aber immer ein Abwägen vom Risiko für die Öffentlichkeit und den Mitarbeitenden sowie der Dichte des Filialnetzes gegenüber der Notwendigkeit und dem Nutzen, am ganzen Filialnetz festzuhalten. Die Situation wie oben geschildert ist daher auch nur als eine Momentaufnahme zu verstehen. Wir haben in den letzten Wochen gelernt, dass sich jeden Tag sehr viel wieder ändern kann.
Die derzeitige Situation bietet aber auch eine Chance für die Banken, ihre Kunden zu ermutigen und unterstützen, verstärkt digitale Kanäle zu nutzen, wo immer dies möglich ist (und wo immer entsprechende Angebote bestehen). Gleichzeitig sehen nun auch einige Banken, dass sie im Bereich der digitalen Dienstleistungen noch Nachholbedarf haben.
Unabhängig von der weiteren Entwicklung der Bankfilialöffnungszeiten steht aber schlussendlich vor allem eines im Zentrum: Bliibed Sie gsund!
Kommentare
3 Kommentare
Wird nach dem Covid-Lockdown die Akzeptanz digitaler Kanäle im Banking steigen? Erste Erkenntnisse mit Daten zur veränderten Kanalnutzung | IFZ Retail Banking Blog
4. Mai 2020
[…] einen Teil der Filialen geschlossen und/oder die Schalteröffnungszeiten deutlich reduziert (vgl. Übersicht hier). Eine in den letzten Wochen häufig gehörte These lautet, dass digitale Angebote und Kanäle im […]
Tibor Fech
30. April 2020
Guten Tag, stimmt, dass Raiffeisen Plexiglasscheiben momentan montiert und Bargeld nach Hause liefert? LG, Tibor Fech
Prof. Dr. Andreas Dietrich
30. April 2020
Plexiglas-Scheiben: Weiss ich nicht, ist aber sehr gut möglich. Bargeld nach Hause liefern verschiedene Banken seit längerer Zeit (auch verschiedene Raiffeisen-Banken). Erst durch die Krise wurde dieses Angebot aber vielen Kunden erst bewusst.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.