15. Dezember 2021
Krypto-Assets haben in den letzten Jahren aufgrund ihrer Wertentwicklung viel Aufmerksamkeit erregt. Die zugrunde liegende Distributed-Ledger-Technologie (DLT) ermöglicht neue Geschäftsmodelle. Der Markt in der Schweiz und Liechtenstein ist jedoch noch wenig erforscht. Das IFZ und Swisscom haben eine Studie veröffentlicht, die spannende Einblicke bietet.
Die Entwicklungen im Bereich der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) haben in den letzten Jahren zum Entstehen einer neuen Art von Vermögenswerten geführt. Diese sogenannten «Krypto-Assets» können verschiedenen Zwecken dienen und aufgrund ihrer Eigenschaften als neue und unabhängige Anlageklasse angesehen werden (siehe z. B. Ankenbrand and Bieri (2018). Durch ihr Potenzial zur Portfoliooptimierung oder -diversifizierung sind sie in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Anleger gerückt. Infolgedessen hat sich ein Ökosystem herausgebildet, welches das Engagement in solchen Anlagen durch die Nutzung traditioneller Anlagevehikel wie Fonds, aber auch den Zugang zu Direktinvestitionen erleichtert. Zu diesem Ökosystem zählen beispielsweise Kryptobörsen, Wallet-Anbieter oder in jüngster Zeit auch immer mehr regulierte Banken. Die Marktmikrostruktur sowie das Volumen der verschiedenen Geschäftsmodelle im Markt für Krypto-Assets in der Schweiz und Liechtenstein sind jedoch noch wenig erforscht und wurden bisher nicht strukturiert untersucht und erhoben. In Zusammenarbeit zwischen dem IFZ und der Swisscom entstand eine Studie zu dieser Thematik und zeigt, unter anderem, aggregierte Marktzahlen zum Kryptomarkt in der Schweiz und Liechtenstein. Im Folgenden gehen wir auf ausgewählte Ergebnisse der Studie ein.
Das Schweizer und Liechtensteiner Ökosystem für Krypto-Assets-Investitionen bietet ein vielfältiges Produkt- und Dienstleistungsangebot
In der Schweiz und in Liechtenstein gibt es eine wachsende Zahl von Unternehmen mit einem immer vielfältigeren Angebot an Krypto-Assets-bezogenen Produkten und Dienstleistungen. Dies zeigt sich im breiten Dienstleistungsangebot von in der Studie befragten Unternehmen im Bereich Krypto-Assets-Investitionen, welches in Abbildung 1 dargestellt ist.[1] Die magentafarben hervorgehobenen Felder bedeuten „wird angeboten“ und die blauen Felder „wird nicht angeboten“. Die Auswertung zeigt, dass es stark diversifizierte Unternehmen wie die Sygnum Bank AG, Maerki Baumann & Co. AG und die Hypothekarbank Lenzburg AG gibt, die 11 der 12 befragten Geschäftsfelder abdecken. Auch die SEBA Bank AG und die Crypto Finance AG bieten eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen an. Es gibt aber auch Unternehmen wie Aktionariat AG, Base58 Capital AG, Relai AG, SwissOne Capital AG und daura AG, die sich auf ausgewählte Krypto-Assets-Aktivitäten spezialisieren. Die Grafik zeigt auch, dass das Geschäftsfeld „Tokenisation & Issuance“ von den befragten Unternehmen am häufigsten abgedeckt wird, gefolgt von Dienstleistungen in den Bereichen Handel, Verwahrung und Brokerage von Krypto-Assets.
Die zunehmende Diversität Schweizer und Liechtensteiner Ökosystem für Krypto-Assets-Investments spiegelt sich auch in der abnehmenden Dominanz von Bitcoin und Ether als Basiswerte bei den an der SIX Swiss Exchange gehandelten indirekten Anlageprodukten (siehe Abbildung 2) wider. Stattdessen werden vermehrt Produkte mit anderen Krypto-Assets (z.B. Tezos oder Solana) und auch Krypto-Indizes als Basiswerte angeboten.
Starkes Wachstum sowohl bei direkten als auch bei indirekten Anlagen
Der Schweizer Markt für Krypto-Assets ist in den letzten drei Jahren stark gewachsen. Dies zeigt sich zum Beispiel am Volumen, welches in indirekten Anlagevehikel investiert ist. Abbildung 3 zeigt, dass das Gesamtvermögen von ETPs und offenen Fonds, welche entweder in der Schweiz oder Liechtenstein zum Verkauf zugelassen, domiziliert oder gelistet sind, in Schweizer Franken seit Oktober 2020 exponentiell gestiegen ist. Dies ist zum einen auf die Wertentwicklung von Krypto-Assets zurückzuführen. Der Anstieg des in Punkten des Crypto Market Index 10, der die Wertentwicklung der grössten und liquidesten Krypto-Assets abbildet, gemessenen Gesamtvermögens der berücksichtigten Anlageprodukte deutet aber darauf hin, dass auch neues Geld in den Markt geflossen ist.
Schätzungen zu Schweizer Direktinvestitionen in Krypto-Assets, das heisst des direkten Kaufs und Haltens von Krypto-Assets, sind schwierig und aufgrund der der Blockchain-Technologie inhärenten Anonymität nicht direkt möglich. Daher verwenden die Autoren eine Methode, die teilweise auf einer On-Chain-Analyse und der Auswertung von Webseiten-Verkehr basiert. Konkret schätzen sie das jährliche Handelsvolumen von Schweizer Investoren und Investorinnen über die 15 grössten zentralen und dezentralen Kryptobörsen. Die Auswertung ergibt dabei ein jährliches Handelsvolumen von 96,6 Milliarden Schweizer Franken zwischen Oktober 2020 und September 2021, wobei das Volumen für zentralisierte Kryptobörsen (92,6 Mrd. CHF) bedeutend grösser ist als jenes für dezentrale Kryptobörsen (4,0 Mrd. CHF). Abbildung 4 zeigt den entsprechenden monatlichen Verlauf, wobei ein deutlicher Anstieg seit Mitte letzten Jahres ersichtlich ist. Dieser Anstieg ist dabei gemessen in Schweizer Franken (linke Skala) sowie in Punkten des Crypto Market Index 10 (rechte Skala) beobachtbar. Indirekte Anlageprodukte für Krypto-Assets an der SIX Swiss Exchange machen im gleichen Betrachtungszeitraum ein Handelsvolumen von 7 Milliarden Schweizer Franken aus. Ein Vergleich mit dem Gesamthandelsvolumen aller Anlageklassen an der SIX Swiss Exchange von 1,4 Billionen Schweizer Franken zeigt, dass die Handelsvolumina im Schweizer Kryptomarkt relativ klein sind.
Weitere Innovationen werden erwartet
Obwohl das Schweizer und Liechtensteiner Ökosystem für Krypto-Assets-Investments bereits eine Vielzahl innovativer Lösungen bietet, wie zum Beispiel neue Finanzprodukte auf Basis von Staking und Tokenisierung, sind in Zukunft weitere Innovationen zu erwarten. Einer der Bausteine dafür könnte das neu eingeführte Gesetz über DLT-Handelssysteme sein.
Ankenbrand, T., & Bieri, D. (2018). Assessment of cryptocurrencies as an asset class by their characteristics. Investment Management & Financial Innovations, 15(3), 169.
CoinGecko. (2021). CoinGecko Hauptseite. Abgerufen am 9. November 2021 von https://www.coingecko.com/de
Semrush. (2021). Dashboard. Abgerufen am 9. November 2021 von https://www.semrush.com/projects/
[1] Die Umfrage fand zwischen dem Juli 2021 und September 2021. Insgesamt wurden 77 Schweizer und Liechtensteiner Unternehmen befragt, die verschiedene Produkte und Dienstleistungen im Zusammenhang mit Krypto-Assets-Investitionen anbieten. 20 Unternehmen nahmen an der Umfrage teil.
Kommentare
8 Kommentare
Tokenization – Definition, Challenge and Use of the Token Economy. – MoreThanDigital – MoreThanDigital English – topcryptotokken
7. März 2022
[…] Assets Overview – Source: Crypto Asset Study Lucerne University of Applied Sciences and Arts and […]
markus
24. Januar 2022
Verstehe ich die Abbildung richtig, und die dargestellten Dimensionen stellen Dienstleistungen dar? Im Detailreport werden unter Tokenization Beispiele für eigene "tokenisierte" Produkte, insb. Stablecoins aufgeführt. Bieten diese Krypto-Akteure (z.B. Sygnum oder Bitcoin Swiss) auch entsprechende Dienstleistungen an oder haben sie einzig ein eigenes Produkt an den Markt gebracht. Je nachdem handelt es sich dann nicht um Dienstleistungen sondern um Tokenisierungs-Erfahrung. Danke für eine Antwort
Thomas Ankenbrand
24. Januar 2022
Vielen Dank für die Frage. Die Darstellungen basieren auf einer Umfrage bei den Unternehmen. Bezüglich dem detaillierten Dienstleistungsangebot der einzelnen Providern, bitten wir Sie direkt die Provider zu kontaktieren.
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Frage
15. Dezember 2021
Warum ist die Swissquote Bank nicht aufgelistet, die machen doch auch Werbung für Krypto (Assets)?
Thomas Ankenbrand
15. Dezember 2021
Vielen Dank für die Frage. Bei den Dienstleistungsportfolios und Factsheets sind Unternehmen berücksichtigt, welche an der Umfrage teilgenommen haben.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.