28. November 2022
Immer öfter hören wir den Begriff «Metaverse» auch im Zusammenhang mit Banken. Wir wollten nun mit einem konkreten Anlass herausfinden, ob sich das «Metaverse» bereits für Schweizer Banken und Bankkund:innen eignet. Gemeinsam mit der Luzerner Kantonalbank (LUKB) und ausgewählten Kund:innen der Bank haben wir Mitte November einen Kundenanlass im Metaverse organisiert. Wie fanden die Kund:innen diesen Anlass? Was sind unsere persönlichen Eindrücke? Und welche Learnings ziehen die LUKB und wir aus diesem neuartigen Eventformat? Im heutigen Blog erfahren Sie es.
Im neusten Gartner Hype 2022 for Emerging Tech erscheint das Metaverse erstmals. Der Hype Cycle geht davon aus, dass die Reise zu einem ausgereiften Metaverse noch mehr als 10 Jahre dauern wird (vgl. Abbildung 1).
Abbildung 1: Gartner Hype Cycle for Emerging Tech
Was ist das Metaverse?
Der Begriff Metaverse ist an sich nicht klar definiert. Es gibt auch nicht DAS Metaverse. Vielmehr ist Metaverse ein Begriff für ein Ökosystem auf einer virtuellen Plattform, auf welcher sich Menschen treffen, miteinander kollaborieren und auch digitale Waren und Dienstleistungen wirtschaftlich handeln können. Ein Metaverse ist zwar virtuell, hat aber teilweise fliessende Übergänge in die physische Welt.
Oder anders erklärt: Das Metaverse ist eine andere Art ins Internet zu gehen. Indem man sich als Figur («Avatar») durch virtuelle Welten bewegt und mit anderen Personen (oder Unternehmen) interagiert, wird das Internet «dreidimensionaler».
Luzerner Kantonalbank und Metaverse – die Vorbereitung
Wir vom IFZ wollten nun herausfinden, ob und wie Banken das Metaverse bereits heute für Kundenevents oder Beratungsaktivitäten einsetzen können. Als Partner für unseren «Versuch» konnten wir die Luzerner Kantonalbank (LUKB) gewinnen. Als Umsetzungspartner für den technologischen Teil haben wir mit PlaynVoice zusammengearbeitet – eine Firma mit Fokus auf den Bereich Conversational AI und Voice. Beide Technologien werden relevant im Metaverse sein, insbesondere die Sprachsteuerung zur Navigation in den virtuellen Welten.
Als «Use Case» für unseren ersten Metaverse-Anlass haben wir einen Kundenanlass zum Thema Säule 3a definiert. Normalerweise finden diese Anlässe via Zoom oder im klassischen Format vor Ort statt. Wir wollten nun einen entsprechenden Anlass im virtuellen 3D-Raum – dem Metaverse – organisieren (als Metaverse-Plattform haben wir Workrooms verwendet). Der Anlass fand am 14. November mit ausgewählten Privatkund:innen der Luzerner Kantonalbank statt. Das Thema des Anlasses war das neue LUKB-Produkt im Bereich der Säule 3a (fluks). Das fachliche Produktreferat wurde ergänzt mit Referaten zum Metaverse und deren möglichen Anwendungsbereiche. An dieser Stelle ist anzumerken, dass nur ein kleiner ausgewählter Kundenkreis (14 Personen) mit VR-Brillen ausgestattet und auch vor Ort bei der LUKB war. Die restlichen Kundinnen und Kunden sassen zu Hause vor dem Desktop Computer und haben das Event ähnlich wie einen gewöhnlichen Video-Call verfolgt.
Schon während den Vorbereitungsarbeiten haben wir bemerkt, dass ein «richtiger» Metaverse-Anlass, bei welchem alle Kund:innen mit Brille von Zuhause aus dem Anlass beiwohnen, derzeit wahrscheinlich noch nicht funktionieren würde. Daher haben wir uns für diese eher untypische Lösung entschieden und die Kund:innen sassen schlussendlich mit den Brillen auf dem Kopf nebeneinander in einem Raum und haben am Ende sogar den physischen Apero zusammen genossen. Der Grund für die Beschränkung der Platzzahl ist auf die technischen Voraussetzungen zurückzuführen. Derzeit brauchen Events im Metaverse noch eine sehr hohe Bandbreite, was mit mehr Brillen vor Ort nicht möglich gewesen wäre.
Technisch hat alles einwandfrei funktioniert. Gleichzeitig war es aber tatsächlich notwendig, dass die Kund:innen vor Ort Support erhalten haben, da es einige Unklarheiten in der Bedienung der VR Brillen gegeben hat.
Der Anlass – einige persönliche Erfahrungen
Auch wir persönlich haben den ganzen Anlass im Metaverse verbracht – und fanden es eine interessante und gute Erfahrung. Man ist enorm schnell in einer fremden Welt (bei uns: in einer Location am Meer), die Stimme des Referenten kommt von der «richtigen» Seite, egal wo man sitzt (man kann während des Referats den Platz «virtuell» wechseln, was viele auch tatsächlich regelmässig gemacht haben) und es war sehr still im Raum (kein Geschwätz mit dem virtuellen Nachbarn, da dieser ja nicht physisch neben einem sitzt). Der Reiz, etwas rumzuspielen mit all den Gadgets ist aber natürlich hoch, was ein gewisses Ablenkungspotenzial hat.
Des Weiteren war der knapp 60-minütige Aufenthalt im Metaverse auch etwas anstrengend (anstrengender als ein physisches Meeting) und ermüdend. Auch Kund:innen haben angegeben, dass es für sie lang war und sie aktiver eingebunden hätten werden sollen.
Video: LUKB Anlass im Metaverse
Weitere Learnings
Durch das Projekt und auch die Kundenumfrage haben wir einige Learnings mitgenommen, welche wir nachfolgend teilen möchten:
Abbildung 2: Impressionen vom Metaverse Anlass
Fazit
Es sind spannende Fragen und faszinierende Perspektiven, die das Metaverse bietet. Entscheidend ist aber schlussendlich, wann die Technologie ausgereift ist, zu welchem Zeitpunkt die Kundinnen und Kunden auch in der Breite solche Möglichkeiten nutzen werden (Brillen!) und wie Banken sich nicht nur in der regulierten realen Welt, sondern auch im Metaverse bewegen (können). Derzeit ist man wohl noch einige Jahre davon entfernt, dass das Metaverse fest im Alltag verankert ist.
Gleichwohl: Die ersten Erfahrungen gemeinsam mit Bankkund:innen stimmen optimistisch. Es gibt durchaus und bereits heute interessante Anwendungsfälle. Und es lohnt sich aus unserer Sicht, sich frühzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Wir möchten das Thema auch vom IFZ her weiter vorantreiben – wenn Sie als Bank Interesse an einem ähnlichen Event oder anderen Metaverse-Projekten haben, würden wir uns über eine Kontaktaufnahme sehr freuen (andreas.dietrich@hslu.ch).
Hier ein paar Ideen, die während dem Abend oder in Anschluss-Diskussionen zwischen IFZ Team und Teilnehmer:innen entstanden sind:
Natürlich dürfen Sie auch Ihre eigenen Ideen mit uns teilen und wir diskutieren und planen gern die konkrete Umsetzung mit Ihnen und Ihrer Bank.
Kommentare
3 Kommentare
Lukas
1. Dezember 2022
Ich finde die Ansprache aller Geschlechter in einem Blog der HSLU keine Anbiederung sondern eine Notwendigkeit, die mir beim Lesen dieses interessanten Artikels gar nicht aufgefallen ist.
Oliver
1. Dezember 2022
"Notwendig" :-) Wozu genau?
Oliver
29. November 2022
Interessanter Berich. Störend sind allerdings die hässlichen Gender-Doppelpunkte, die den Lesefluss jedesmal unnötig unterbrechen. Besonders zumal die Genderei dann auch nicht konsequent durchgezogen wird. Das zeigt, wie künstlich der Versuch der Anbiederung doch bleibt.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.