12. Februar 2024

eVV,

Studie

Die Zusammenarbeit zwischen unabhängigen Vermögensverwaltern und Depotbanken

Von Dr. Tatiana Agnesens

In unserem vorherigen Blog-Beitrag haben wir über den aktuellen Status der Digitalisierung und der internen Organisationsstruktur der unabhängigen Vermögensverwalter (EAMs) berichtet. Im heutigen Blog beleuchten wir auf die Zusammenarbeit zwischen EAMs und Depotbanken. Mit wie vielen Depotbanken arbeiten EAMs zusammen? Nach welchen Kriterien wählen EAMs die Depotbanken aus? Welche Zusatzleistungen einer Depotbank sind für EAMs wichtig? Erfahren Sie mehr dazu im heutigen Blog. 

Die nachfolgenden Resultate basieren auf der neusten Studie von EAM.Technology und dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ). Die Zusammenarbeit mit den Depotbanken wurde im Hinblick auf strategische Überlegungen beleuchtet, einschliesslich der Anzahl der Depotbanken und der Auswahlkriterien. Zudem flossen die Zusatzleistungen der Depotbanken (EAM-Desk) für EAMs in die Bewertung mit ein.

Tendenziell wird die Anzahl der Depotbanken eher gestrafft

Aktuell arbeitet die Mehrheit der befragten EAMs (35%) mit zwei bis fünf Depotbanken zusammen, 30% mit über zehn Banken und 23% mit sechs bis neun (siehe Abb. 1 links). Im Durchschnitt pflegen die befragten EAMs 8 Bankbeziehungen. Einer der grössten EAMs arbeitet mit 36 Banken zusammen.

Es ist verständlich, dass EAMs dazu neigen, ihre Beziehungen zu Depotbanken stabil zu halten (siehe Abb. 1 rechts). Dennoch wird bei den EAMs ein Trend beobachtet, die Anzahl der Depotbanken eher zu verringern (25%) als zu erhöhen (12%). Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung für Banken, die Bedürfnisse ihrer EAM-Kunden genau zu verstehen. In den folgenden Abschnitten wird näher darauf eingegangen.

Abbildung 1: (links) Mit wie vielen Depotbanken arbeitet Ihr Unternehmen zusammen?  (rechts) Welche Depotbank Strategie verfolgt Ihr Unternehmen?

Gebühren, Reputation der Depotbanken und Qualität der technischen Schnittstellen als zentrale Auswahlkriterien

Wie Abbildung 2 zeigt, sind die drei wichtigsten Kriterien bei der Auswahl einer Depotbank wettbewerbsfähige Gebühren, Reputation / Brand der Depotbank und die Qualität der angebotenen technischen Schnittstellen. Auch wenn eine attraktive Gebührenstruktur für die überwiegende Mehrheit der EAMs von grösster Bedeutung ist, ist sie für die kleinen EAMs (AuM 0 – 199 Millionen) umso wichtiger. Umgekehrt verhält es sich bei dem Kriterium der Reputation; kleine EAMs legen weniger Wert darauf, da sie aufgrund ihrer Grösse besonders kostenbewusst sein müssen.

Die Qualität der angebotenen technischen Schnittstellen (zur Übermittlung täglicher Transaktionen, Positionen und Dokumente) kommt unabhängig von der Grösse des EAM-Geschäfts auf Platz 3 der Auswahlkriterien (vgl. Abb. 2). Diese Anforderung steht in direktem Zusammenhang mit der Priorisierung der operationellen Effizienz, die in unserem letzten Blog-Beitrag betont wurde. Die Gewährleistung einer hohen Datenqualität und der automatische Austausch von Daten zwischen Depotbanken und dem Portfolio Management System (PMS) der EAMs sind von entscheidender Bedeutung, sowohl für die operationelle Effizienz und Skalierbarkeit des EAM-Geschäftsmodells als auch für das digitale Kundenerlebnis. In Verbindung mit dem in Abbildung 1 ersichtlichen Trend zur Straffung der Anzahl Depotbanken bedeutet es, dass bei der Überprüfung ihrer Depotbank-Beziehungen die EAMs ineffiziente Banken durch solche ersetzen, die effiziente Schnittstellen als Standardleistung bereitstellen.

Abbildung 2: Nach welchen Kriterien wählt Ihr Unternehmen die Depotbanken aus?

Zugang zu Research, Kundenerlebnis im eBanking und Digitales Onboarding der Endkunden als meistgewünschte Zusatzleistungen

Die am häufigsten gewünschte Zusatzleistung seitens EAMs von den Depotbanken ist der Zugang zu Research und Produktinformationen. An zweiter und dritter Stelle steht das Verlangen nach einem digitalen Kundenerlebnis im eBanking und digitalem Onboarding. Diese Ergebnisse unterstreichen erneut die Bedeutung eines digitalen Angebots seitens der Bank. Es zeigt sich klar, dass EAMs nicht nur nach traditionellen Finanzdienstleistungen suchen, sondern auch nach digitalen Lösungen, um ihren Kundinnen und Kunden einen Mehrwert zu bieten und ihre eigene Effizienz zu steigern.

Die Nachfrage nach ESG-Anlagen ist unter den befragten EAMs im Vergleich zu anderen Dienstleistungen der Depotbanken auffällig gering. Trotz der starken Präsenz dieses Themas in den Medien und Debatten scheinen sowohl EAMs als auch deren Endkundschaft diesem Aspekt der Finanzdienstleistungen derzeit weniger Bedeutung beizumessen. Es bleibt interessant zu beobachten, ob sich diese Haltung im Laufe der Zeit ändert und inwiefern die ESG-Aspekte in der Schweiz noch weiter an Relevanz gewinnen, insbesondere vor dem Hintergrund der regulatorischen Entwicklungen.

Abbildung 3: Welche Zusatzleistungen einer Depotbank sind für Ihr Unternehmen wichtig? 

Fazit

Es ist deutlich erkennbar, dass EAMs klare Erwartungen an Aspekte wie Schnittstellen, digitales Onboarding, Customer Experience und Portale als herausragende Auswahlkriterien haben. Für Depotbanken bedeutet dies, dass ein digitales Angebot (Schnittstellen, Portale usw.) nicht mehr als positiver Unterscheidungsfaktor gilt, sondern vielmehr als die Norm und als ein unverzichtbares Auswahlkriterium, aus der Perspektive der EAMs betrachtet wird. Die Implementierung oder Aktualisierung von Schnittstellen und digitalen Plattformen auf der Seite der Banken stellt umfassende Projekte dar, die verschiedene Aspekte wie Kunden, IT, Prozesse, Compliance, Risikomanagement und Change-Management einschliessen. Abgesehen von den notwendigen internen Ressourcen müssen oft auch die erforderlichen externen Partner involviert werden. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass solche Projekte zwei bis drei Jahre bis zur Markteinführung benötigen und bereits jetzt klar priorisiert werden müssen, um sicherzustellen, dass die gewünschten Zusatzleistungen den sich ständig verändernden Bedürfnissen der EAMs gerecht werden.

Weitere detaillierte Schlussfolgerungen, Kernthemen und Handlungsempfehlungen können in der Studie eingesehen werden.

Für Fragen steht Ihnen tatiana.agnesens@hslu.ch zur Verfügung.

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